Camerarius an Fabricius, 25.09.1546: Unterschied zwischen den Versionen
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Camerarius berichtet, dass er in der mit viel Sachverstand, Mühe und finanziellem Aufwand erworbenen Bibliothek des Fabricius die drei zweifelsfrei von [[Erwähnte Person::Vergil]] stammenden Werke als Handschrift gefunden habe. Da in [[Erwähnter Ort::Leipzig]] (von Bapst) gerade eine Druckausgabe vorbereitet wurde, habe er Fabricius um sein Handschriftenexemplar gebeten (''petiimus a te & facile impetravimus copiam libri istius'', Aa4r). Mit dem Text (''cum quo'', ebd.) sei er dann sofort nach Leipzig zurückgekehrt und habe sich dort um weitere Textexemplare gekümmert. Er habe festgestellt, dass im Codex Lesarten begegneten, die Anmerkungen verdienten, und habe diese zum Nutzen der Schüler/Studenten, die sich mit Vergil beschäftigen, am Ende der gedruckten Ausgabe beigeben lassen. Desgleichen habe er sich dazu entschlossen, aus denjenigen Dichtungen, die Vergil größtenteils (!) zu Unrecht zugeschrieben wurden, eine Auswahl beizufügen, die der Ausbildung der Schüler/Studenten nützten (und ihnen zumutbar seien). Zu diesem Komplex habe er auch einen Text von [[Erwähnte Person::Mariangelo Accursio]] (aus dessen in den "Diatribae" enthaltenen "Castigationes Ausonianae") abdrucken lassen sowie die von ihm kürzlich in einem Codex mit Eusebius' Kirchengeschichte aufgefundene griechische Fassung der 4. Ekloge Vergils. Beigegeben sind zudem Kommentierungen (''annotatiunculae'') zu Vergils Werken, die von dem Artes-Studenten [[Erwähnte Person::Philipp Bech]] stammen. Diese seien freilich eine Anfängerarbeit und sollten durch Kommentierungen des Fabricius verbessert bzw. ersetzt werden (Aa4r). Camerarius schickt die Ausgabe an Fabricius und die [[Erwähnte Körperschaft::Fürstenschule (Meißen)|Meißener Fürstenschule]] und hofft, von ihm eine ''editio retexta'' zurückzuerhalten (Aa4v).<br /> | Camerarius berichtet, dass er in der mit viel Sachverstand, Mühe und finanziellem Aufwand erworbenen Bibliothek des Fabricius die drei zweifelsfrei von [[Erwähnte Person::Vergil]] stammenden Werke als Handschrift gefunden habe. Da in [[Erwähnter Ort::Leipzig]] (von Bapst) gerade eine Druckausgabe vorbereitet wurde, habe er Fabricius um sein Handschriftenexemplar gebeten (''petiimus a te & facile impetravimus copiam libri istius'', Aa4r). Mit dem Text (''cum quo'', ebd.) sei er dann sofort nach Leipzig zurückgekehrt und habe sich dort um weitere Textexemplare gekümmert. Er habe festgestellt, dass im Codex Lesarten begegneten, die Anmerkungen verdienten, und habe diese zum Nutzen der Schüler/Studenten, die sich mit Vergil beschäftigen, am Ende der gedruckten Ausgabe beigeben lassen. Desgleichen habe er sich dazu entschlossen, aus denjenigen Dichtungen, die Vergil größtenteils (!) zu Unrecht zugeschrieben wurden, eine Auswahl beizufügen, die der Ausbildung der Schüler/Studenten nützten (und ihnen zumutbar seien). Zu diesem Komplex habe er auch einen Text von [[Erwähnte Person::Mariangelo Accursio]] (aus dessen in den "Diatribae" enthaltenen "Castigationes Ausonianae") abdrucken lassen sowie die von ihm kürzlich in einem Codex mit Eusebius' Kirchengeschichte aufgefundene griechische Fassung der 4. Ekloge Vergils. Beigegeben sind zudem Kommentierungen (''annotatiunculae'') zu Vergils Werken, die von dem Artes-Studenten [[Erwähnte Person::Philipp Bech]] stammen. Diese seien freilich eine Anfängerarbeit und sollten durch Kommentierungen des Fabricius verbessert bzw. ersetzt werden (Aa4r). Camerarius schickt die Ausgabe an Fabricius und die [[Erwähnte Körperschaft::Fürstenschule (Meißen)|Meißener Fürstenschule]] und hofft, von ihm eine ''editio retexta'' zurückzuerhalten (Aa4v).<br /> | ||
Camerarius betont die Unübertroffenheit der Vergilischen Werke und ihre Hochschätzung in der Antike und damit verbunden die Bedeutung einer ''aemulatio Vergilii''. Dessen Werke seien durch göttliche Fügung ''ad spem eruditionis & cultum litterarum'' (Aa5r) erhalten geblieben. Ein seines Erachtens dazu gut passendes Gedicht des Fabricius habe er ebenfalls der Edition beigegeben. Schon [[Erwähnte Person::Quintilian]] habe darauf verwiesen, dass Vergil bereits im Elementarunterricht gelesen werden solle und auch Camerarius spricht sich für eine frühe Lektüre der besten Autoren aus.<br /> | Camerarius betont die Unübertroffenheit der Vergilischen Werke und ihre Hochschätzung in der Antike und damit verbunden die Bedeutung einer ''aemulatio Vergilii''. Dessen Werke seien durch göttliche Fügung ''ad spem eruditionis & cultum litterarum'' (Aa5r) erhalten geblieben. Ein seines Erachtens dazu gut passendes Gedicht des Fabricius habe er ebenfalls der Edition beigegeben. Schon [[Erwähnte Person::Quintilian]] habe darauf verwiesen, dass Vergil bereits im Elementarunterricht gelesen werden solle und auch Camerarius spricht sich für eine frühe Lektüre der besten Autoren aus.<br /> | ||
Er wünscht Fabricius weiterhin viel Erfolg bei der Ausbildung der Schüler (''institutio puerilis'', Aa5r), empfiehlt seine Arbeit Christus an und entrichtet Grüße an Dritte: an den Verwalter der Fürstenschule in Meißen[[Erwähnte Person::Johann Roßbach]] sowie an seine Kollegen [[Erwähnte Person::Matthias Marcus Dabercusius|Matthias (Marcus Dabercusius)]], [[Erwähnte Person::Hiob Magdeburg|Hiob (Magedeburg)]] und | Er wünscht Fabricius weiterhin viel Erfolg bei der Ausbildung der Schüler (''institutio puerilis'', Aa5r), empfiehlt seine Arbeit Christus an und entrichtet Grüße an Dritte: an den Verwalter der Fürstenschule in Meißen[[Erwähnte Person::Johann Roßbach]] sowie an seine Kollegen [[Erwähnte Person::Matthias Marcus Dabercusius|Matthias (Marcus Dabercusius)]], [[Erwähnte Person::Hiob Magdeburg|Hiob (Magedeburg)]] und Laurentius (?)(''Oeconomum vestrum & tuos collegas viros opt(imos) & doctiss(imos) Matthiam Hiobum & Laurentium a me officiose salutes velim'', Aa5v). | ||
(Marion Gindhart) | (Marion Gindhart) | ||
=== Anmerkungen === | |||
Der erwähnte "Laurentius", Kollege von Fabricius an der Fürstenschule in Meißen, kann schwerlich der Cantor Laurentius Hofmann sein, da dieser bereits am 24.10.1547 starb. Jedoch lässt sich über das einschlägige Verzeichnis von Johann August Müller, Versuch einer vollständigen Geschichte der chursächsischen Fürsten- und Landschule zu Meissen, Bd. 2, Leipzig 1789 kein anderer "Laurentius" identifizieren. |
Version vom 29. Januar 2018, 16:06 Uhr
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Werksigle | OCEp |
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Zitation | Camerarius an Fabricius, 25.09.1546, bearbeitet von Marion Gindhart (29.01.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Vergil, Opera, 1548 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. Aa2r-Aa5v |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Georg Fabricius |
Datum | 1548/09/25 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Der Widmungsbrief datiert auf den 25. September s.a. (VII. Cal. Octobr.), die Vergilausgabe auf das Jahr 1548. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Meißen |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ecquid tibi fortes videmur Fabrici |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | Vergil, Opera, 1548 |
Kurzbeschreibung | Camerarius reflektiert über die eigene literarisch-philologische Tätigkeit in der aktuellen Krisenzeit und die des Georg Fabricius, von dessen Produktivität er sich bei einem Besuch in Meißen überzeugen konnte. In dessen Bibliothek habe er eine Handschrift mit den Werken Vergils gefunden und diese für eine Ausgabe beigezogen, die Bapst in Leipzig vorbereitete. Er nennt die einzelnen Bestandteil der Ausgabe, für die er verantwortlich zeichnet, und betont die Unübertroffenheit Vergils und den Stellenwert einer aemulatio Vergilii. |
Anlass | |
Register | Widmungsbrief; Werkgenese; Bibliothek (Fabricius); Edition; Editionsphilologie; Textkritik; Elementarunterricht |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MG |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 29.01.2018 |
Werksigle | OCEp |
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Zitation | Camerarius an Fabricius, 25.09.1546, bearbeitet von Marion Gindhart (29.01.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Vergil, Opera, 1548 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. Aa2r-Aa5v |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Georg Fabricius |
Datum | 1548/09/25 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Der Widmungsbrief datiert auf den 25. September s.a. (VII. Cal. Octobr.), die Vergilausgabe auf das Jahr 1548. |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Meißen |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ecquid tibi fortes videmur Fabrici |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | Vergil, Opera, 1548 |
Kurzbeschreibung | Camerarius reflektiert über die eigene literarisch-philologische Tätigkeit in der aktuellen Krisenzeit und die des Georg Fabricius, von dessen Produktivität er sich bei einem Besuch in Meißen überzeugen konnte. In dessen Bibliothek habe er eine Handschrift mit den Werken Vergils gefunden und diese für eine Ausgabe beigezogen, die Bapst in Leipzig vorbereitete. Er nennt die einzelnen Bestandteil der Ausgabe, für die er verantwortlich zeichnet, und betont die Unübertroffenheit Vergils und den Stellenwert einer aemulatio Vergilii. |
Register | Widmungsbrief; Werkgenese; Bibliothek (Fabricius); Edition; Editionsphilologie; Textkritik; Elementarunterricht |
Datumsstempel | 29.01.2018 |
Regest
Camerarius setzt seine aktuelle literarisch-philologische Aktivität (die vorliegende Vergil-Ausgabe) in Krisen- und Kriegszeiten in Konnex mit der schriftstellerischen Tätigkeit Vergils. Dies könne man unter fortitudo fassen. Zudem, dass er dies tue, obwohl er davon in Anspruch genommen sei, die Pflege der Wissenschaften (opt(imarum) artium atque disciplinarum cultura, Aa2r) zu festigen und voranzutreiben. Er fahre trotz aller Unbilden und allen Pessimismus' mit seiner ihm zugedachten Aufgabe fort: Hoc est enim opificium nostrum, εἶναι ἐν μούσαις ἀεί (Aa2v).
Fabricius übertreffe sowohl in der Lehre als auch im Schreiben Camerarius, da er jede freie Minute zum "Musenwerk" (opus Musicum, Aa2v) nutze. Von dessen Produktivität konnte sich Camerarius kürzlich bei einem Besuch in Meißen überzeugen.
Camerarius sei desillusioniert und sehe nicht, warum es noch richtig und löblich sein solle, dass er in dieser Zeit seine studia pflege (vgl. auch: At mihi maxime nunc caussa videtur esse, ut quidvis potius agamus, quam incumbamus litteris, his quidem quibus neque nunc quicquam despectius, neque in posterum ulla bona spes proposita sit, Aa3r). Es folgt eine Zeitklage mit Bitte um Gottes Schutz für die Zukunft und eine Reflexion über die Passage: Camerarius habe sie aus seiner aktuellen Befindlichkeit niedergeschrieben und belassen, auch wenn er wisse, dass andere seine Klage anders lesen werden als Fabricius.
Camerarius berichtet, dass er in der mit viel Sachverstand, Mühe und finanziellem Aufwand erworbenen Bibliothek des Fabricius die drei zweifelsfrei von Vergil stammenden Werke als Handschrift gefunden habe. Da in Leipzig (von Bapst) gerade eine Druckausgabe vorbereitet wurde, habe er Fabricius um sein Handschriftenexemplar gebeten (petiimus a te & facile impetravimus copiam libri istius, Aa4r). Mit dem Text (cum quo, ebd.) sei er dann sofort nach Leipzig zurückgekehrt und habe sich dort um weitere Textexemplare gekümmert. Er habe festgestellt, dass im Codex Lesarten begegneten, die Anmerkungen verdienten, und habe diese zum Nutzen der Schüler/Studenten, die sich mit Vergil beschäftigen, am Ende der gedruckten Ausgabe beigeben lassen. Desgleichen habe er sich dazu entschlossen, aus denjenigen Dichtungen, die Vergil größtenteils (!) zu Unrecht zugeschrieben wurden, eine Auswahl beizufügen, die der Ausbildung der Schüler/Studenten nützten (und ihnen zumutbar seien). Zu diesem Komplex habe er auch einen Text von Mariangelo Accursio (aus dessen in den "Diatribae" enthaltenen "Castigationes Ausonianae") abdrucken lassen sowie die von ihm kürzlich in einem Codex mit Eusebius' Kirchengeschichte aufgefundene griechische Fassung der 4. Ekloge Vergils. Beigegeben sind zudem Kommentierungen (annotatiunculae) zu Vergils Werken, die von dem Artes-Studenten Philipp Bech stammen. Diese seien freilich eine Anfängerarbeit und sollten durch Kommentierungen des Fabricius verbessert bzw. ersetzt werden (Aa4r). Camerarius schickt die Ausgabe an Fabricius und die Meißener Fürstenschule und hofft, von ihm eine editio retexta zurückzuerhalten (Aa4v).
Camerarius betont die Unübertroffenheit der Vergilischen Werke und ihre Hochschätzung in der Antike und damit verbunden die Bedeutung einer aemulatio Vergilii. Dessen Werke seien durch göttliche Fügung ad spem eruditionis & cultum litterarum (Aa5r) erhalten geblieben. Ein seines Erachtens dazu gut passendes Gedicht des Fabricius habe er ebenfalls der Edition beigegeben. Schon Quintilian habe darauf verwiesen, dass Vergil bereits im Elementarunterricht gelesen werden solle und auch Camerarius spricht sich für eine frühe Lektüre der besten Autoren aus.
Er wünscht Fabricius weiterhin viel Erfolg bei der Ausbildung der Schüler (institutio puerilis, Aa5r), empfiehlt seine Arbeit Christus an und entrichtet Grüße an Dritte: an den Verwalter der Fürstenschule in MeißenJohann Roßbach sowie an seine Kollegen Matthias (Marcus Dabercusius), Hiob (Magedeburg) und Laurentius (?)(Oeconomum vestrum & tuos collegas viros opt(imos) & doctiss(imos) Matthiam Hiobum & Laurentium a me officiose salutes velim, Aa5v).
(Marion Gindhart)
Anmerkungen
Der erwähnte "Laurentius", Kollege von Fabricius an der Fürstenschule in Meißen, kann schwerlich der Cantor Laurentius Hofmann sein, da dieser bereits am 24.10.1547 starb. Jedoch lässt sich über das einschlägige Verzeichnis von Johann August Müller, Versuch einer vollständigen Geschichte der chursächsischen Fürsten- und Landschule zu Meissen, Bd. 2, Leipzig 1789 kein anderer "Laurentius" identifizieren.