Camerarius an Turnèbe, 13.03.1555: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Regest ===
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Als er neulich zufällig auf die von [[Briefpartner::Adrien Turnèbe]] gesammelten Schriften des [[Erwähnte Person::Synesios von Kyrene]] stieß (s. Anm.), freute sich Camerarius sehr darüber, noch mehr aber über den Brief Turnèbes, der dem Werk vorangestellt war. Camerarius bewundere seinen Stil, den Turnèbe gut an den des Autors Synesios angepasst habe.
Als er neulich zufällig auf die von [[Briefpartner::Adrien Turnèbe]] gesammelten Schriften des [[Erwähnte Person::Synesios von Kyrene]] stieß (s. Anm.), freute sich Camerarius sehr darüber, noch mehr aber über den Widmungsbrief Turnèbes, der dem Werk vorangestellt war. Camerarius bewundere die Art und Weise, wie Turnèbe Sprache und Stil des Briefes an die des Autors Synesios angepasst habe.


Als er sich mit diesem anhand seiner Briefe beschäftigt habe, sei er dann auf die ägyptischen Schriften ohne Autorangabe gestoßen, die obendrein noch vor Rechtschreibfehlern strotzten, habe jedoch auf Synesios als Autor geschlossen. Nun, nachdem er durch Turnèbes Ausgabe erfahren habe, dass er Recht gehabt habe, rühme er sich unter seinen Freunden damit, sodass er auch nicht umhin komme, Turnèbe dies zu erzählen.
Einst hatte er sich mit Synesios' Art zu schreiben anhand seiner Briefe beschäftigt. Als er dann auf eine Ausgabe der "Ägyptischen Erzählungen" ohne Autorangabe stieß (s. Anm.) - die obendrein noch vor Rechtschreibfehlern strotzte -, habe er daher dennoch sofort vermutet, dass Synesios der Autor sei. Nun, nachdem er durch Turnèbes Ausgabe erfahren habe, dass er Recht hatte, rühme sich Camerarius unter seinen Freunden damit und könne auch nicht anders, als Turnèbe dies zu erzählen.


Da Camerarius seit seiner Jugend ein Liebhaber der griechischen Sprache gewesen sei, schätze er jeden, der sich den gleichen Dingen widme, denen er einen großen Teil seines Lebens und seiner Bemühungen gewidmet habe. Er sei deswegen in seinem jetzigen Alter nicht weniger aufgeregt als als junger Mann, denn er schätze jeden, der die gleiche Leidenschaft habe. So gehe es ihm auch mit dem Brief Turnèbes, sodass er nicht umhin könne, als diesem zu schreiben und sich vorzustellen (s. Anm.). Turnèbe aber sei ja ein umgänglicher Mensch, und Camerarius wisse, dass er seinen Brief nicht zurückweisen werde, denn die "unter den Musen weilen, die ja bekanntermaßen mit den Chariten zusammen wohnen", seien nicht hochmütig und arrogant.
Da Camerarius seit seiner Jugend ein Liebhaber der griechischen Sprache gewesen sei, schätze er jeden, der sich den gleichen Dingen widme, denen er einen großen Teil seines Lebens und seiner Bemühungen gewidmet habe. Er sei deswegen in seinem jetzigen Alter nicht weniger aufgeregt als ein junger Mann, der Gleichaltrigen nachgaffe (Hes. Op. 447), denn er schätze jeden, der die gleiche Leidenschaft habe. So sei es ihm auch mit dem erwähnten Widmungsbrief Turnèbes ergangen. Daher könne er nicht umhin, diesem zu schreiben und sich vorzustellen (s. Anm.). Turnèbe aber sei ja ein umgänglicher Mensch, und Camerarius wisse, dass er seinen Brief nicht zurückweisen werde, denn die "unter den Musen weilen, die ja bekanntermaßen mit den Chariten zusammen wohnen" (s. Anm.), seien nicht hochmütig und arrogant.


In einem lateinischen Postscriptum bittet Camerarius Turnèbe außerdem darum, ihm Bescheid zu geben, welche Werke er ediert habe oder zu edieren plane, damit er deren Kauf veranlassen könne. Außerdem sende ihm Camerarius einige selbst geschriebene Verse, die Turnèbe doch bitte gnädigen Auges lesen möge.<br />
In einem lateinischen Postscriptum bittet Camerarius Turnèbe außerdem darum, ihm Bescheid zu geben, welche Werke er gedruckt habe oder zu drucken plane (s. Anm.), damit er deren Kauf veranlassen könne. Außerdem sende ihm Camerarius einige selbst geschriebene Verse (s. Anm.), die Turnèbe doch bitte gnädigen Auges lesen möge.<br />


(Alexander Hubert)
(Alexander Hubert)


=== Anmerkungen ===
=== Anmerkungen ===
* "Als er neulich zufällig auf die von Adrien Turnèbe gesammelten Schriften des Synesios von Kyrene stieß": Turnèbe hat 1553 eine [[Erwähntes Werk::Turnèbe, Synesii De regno ad Arcadium imperatorem, 1553|unvollständige Ausgabe der Schriften des Synesios]] herausgebracht , auf die Camerarius hier Bezug nimmt.
* "Als er neulich zufällig auf die von Adrien Turnèbe gesammelten Schriften des Synesios von Kyrene stieß": Turnèbe hat 1553 eine [[Erwähntes Werk::Turnèbe, Synesii De regno ad Arcadium imperatorem, 1553|unvollständige Ausgabe der Schriften des Synesios]] herausgegeben, auf die Camerarius hier Bezug nimmt.
*"als diesem zu schreiben und sich vorzustellen": Dies sowie der Rest des Absatzes und die Zusendung einiger Verse, die im Postscriptum erwähnt ist, sprechen dafür, dass es sich hier um den ersten Brief des Camerarius an Turnèbe handelt, in dem Camerarius sich vorstellt und um die Gunst des Pariser Humanisten bittet.
* "Als er dann auf eine Ausgabe der "Ägyptischen Erzählungen" ohne Autorangabe stieß": Es ist nicht bekannt, mit welcher Edition von Synsesios' "Agyptischen Erzählungen" Camerarius zu tun hatte.
*"als diesem zu schreiben und sich vorzustellen": Dieser Satz ist wohl der deutlichste Hinweis darauf, dass es sich hier um den ersten Brief des Camerarius an Turnèbe handelt, in dem Camerarius sich vorstellt und um die Gunst des Pariser Humanisten bittet.
* "die 'unter den Musen weilen, die ja bekanntermaßen mit den Chariten zusammen wohnen'": Vgl. Hes. theog. 64: πὰρ δ' αὐτῇς [sc. Μούσαις] Χάριτές τε καὶ Ἵμερος οἰκί' ἔχουσιν.
* "welche Werke er gedruckt habe oder zu drucken plane": Turnèbe hatte von 1551 bis 1556 den Posten des Imprimeur Royal pour le Grec inne.
* "Außerdem sende ihm Camerarius einige selbst geschriebene Verse": Laut [[OCEp 0380|Turnèbes Antwort]] handelte es sich um ein (vermutlich griechisches) Gedicht auf den Geburtstag Jesu Christi.

Aktuelle Version vom 1. Juli 2024, 15:23 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
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 Briefdatum
Camerarius an Turnèbe, 13.03.155513 März 1555 JL
 Briefdatum
Turnèbe an Camerarius, 15.05.155515 Mai 1555 JL
Camerarius an Turnèbe, 15561556 JL
Turnèbe an Camerarius, 15XX15 März 1556 JL
Werksigle OCEp 0374
Zitation Camerarius an Turnèbe, 13.03.1555, bearbeitet von Manuel Huth und Alexander Hubert (01.07.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0374
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. K6r-K7r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Adrien Turnèbe
Datum 1555/03/13
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Datum (τῇ μετὰ τὴν ἐαρίνην ἰσημερίαν τρίτῇ Jahr: α.Φ.νε). Die Frühjars-Tag-und-Nacht-Gleiche fiel im Jahr 1555 auf den 10. März (vgl. http://www.imcce.fr/en/grandpublic/temps/saisons.html Aufgerufen am 03.04.2015).
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Griechisch
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Χαίρειν ἐντυχὼν
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Briefe/Korrespondenzbeginn; Werkanfrage
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:HIWI
Gegengelesen von Benutzer:JS; Benutzer:US
Datumsstempel 1.07.2024
Werksigle OCEp 0374
Zitation Camerarius an Turnèbe, 13.03.1555, bearbeitet von Manuel Huth und Alexander Hubert (01.07.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0374
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. K6r-K7r
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Adrien Turnèbe
Datum 1555/03/13
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Datum (τῇ μετὰ τὴν ἐαρίνην ἰσημερίαν τρίτῇ Jahr: α.Φ.νε). Die Frühjars-Tag-und-Nacht-Gleiche fiel im Jahr 1555 auf den 10. März (vgl. http://www.imcce.fr/en/grandpublic/temps/saisons.html Aufgerufen am 03.04.2015).
Sprache Griechisch
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Χαίρειν ἐντυχὼν
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Briefe/Korrespondenzbeginn; Werkanfrage
Datumsstempel 1.07.2024


Regest

Als er neulich zufällig auf die von Adrien Turnèbe gesammelten Schriften des Synesios von Kyrene stieß (s. Anm.), freute sich Camerarius sehr darüber, noch mehr aber über den Widmungsbrief Turnèbes, der dem Werk vorangestellt war. Camerarius bewundere die Art und Weise, wie Turnèbe Sprache und Stil des Briefes an die des Autors Synesios angepasst habe.

Einst hatte er sich mit Synesios' Art zu schreiben anhand seiner Briefe beschäftigt. Als er dann auf eine Ausgabe der "Ägyptischen Erzählungen" ohne Autorangabe stieß (s. Anm.) - die obendrein noch vor Rechtschreibfehlern strotzte -, habe er daher dennoch sofort vermutet, dass Synesios der Autor sei. Nun, nachdem er durch Turnèbes Ausgabe erfahren habe, dass er Recht hatte, rühme sich Camerarius unter seinen Freunden damit und könne auch nicht anders, als Turnèbe dies zu erzählen.

Da Camerarius seit seiner Jugend ein Liebhaber der griechischen Sprache gewesen sei, schätze er jeden, der sich den gleichen Dingen widme, denen er einen großen Teil seines Lebens und seiner Bemühungen gewidmet habe. Er sei deswegen in seinem jetzigen Alter nicht weniger aufgeregt als ein junger Mann, der Gleichaltrigen nachgaffe (Hes. Op. 447), denn er schätze jeden, der die gleiche Leidenschaft habe. So sei es ihm auch mit dem erwähnten Widmungsbrief Turnèbes ergangen. Daher könne er nicht umhin, diesem zu schreiben und sich vorzustellen (s. Anm.). Turnèbe aber sei ja ein umgänglicher Mensch, und Camerarius wisse, dass er seinen Brief nicht zurückweisen werde, denn die "unter den Musen weilen, die ja bekanntermaßen mit den Chariten zusammen wohnen" (s. Anm.), seien nicht hochmütig und arrogant.

In einem lateinischen Postscriptum bittet Camerarius Turnèbe außerdem darum, ihm Bescheid zu geben, welche Werke er gedruckt habe oder zu drucken plane (s. Anm.), damit er deren Kauf veranlassen könne. Außerdem sende ihm Camerarius einige selbst geschriebene Verse (s. Anm.), die Turnèbe doch bitte gnädigen Auges lesen möge.

(Alexander Hubert)

Anmerkungen

  • "Als er neulich zufällig auf die von Adrien Turnèbe gesammelten Schriften des Synesios von Kyrene stieß": Turnèbe hat 1553 eine unvollständige Ausgabe der Schriften des Synesios herausgegeben, auf die Camerarius hier Bezug nimmt.
  • "Als er dann auf eine Ausgabe der "Ägyptischen Erzählungen" ohne Autorangabe stieß": Es ist nicht bekannt, mit welcher Edition von Synsesios' "Agyptischen Erzählungen" Camerarius zu tun hatte.
  • "als diesem zu schreiben und sich vorzustellen": Dieser Satz ist wohl der deutlichste Hinweis darauf, dass es sich hier um den ersten Brief des Camerarius an Turnèbe handelt, in dem Camerarius sich vorstellt und um die Gunst des Pariser Humanisten bittet.
  • "die 'unter den Musen weilen, die ja bekanntermaßen mit den Chariten zusammen wohnen'": Vgl. Hes. theog. 64: πὰρ δ' αὐτῇς [sc. Μούσαις] Χάριτές τε καὶ Ἵμερος οἰκί' ἔχουσιν.
  • "welche Werke er gedruckt habe oder zu drucken plane": Turnèbe hatte von 1551 bis 1556 den Posten des Imprimeur Royal pour le Grec inne.
  • "Außerdem sende ihm Camerarius einige selbst geschriebene Verse": Laut Turnèbes Antwort handelte es sich um ein (vermutlich griechisches) Gedicht auf den Geburtstag Jesu Christi.