Camerarius an Stojus, 17.10.1559: Unterschied zwischen den Versionen

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|Absender=Joachim Camerarius I.
|Absender=Joachim Camerarius I.
|Empfänger=Matthias Stojus
|Empfänger=Matthias Stojus
|Datum=1560/10/17
|Datum=1559/10/17
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|Bemerkungen zum Datum=Im Druck fälschlich: "16. Cal. IXbr. anno 60."; s. Hinweise zur Datierung
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|Sprache=Latein
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|Entstehungsort=Leipzig
|Zielort=o.O.
|Zielort=Königsberg (Preußen)
|Gedicht_jn=nein
|Gedicht_jn=nein
|Incipit=Nactus occasionem peropportunam literas ad te dandas putavi
|Incipit=Nactus occasionem peropportunam literas ad te dandas putavi
|Register=Universität (Jena); Universität (Königsberg); Briefe/Empfehlungsschreiben
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|Paratext_jn=nein
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|Handschrift=unbekannt
|Handschrift=unbekannt
|Bearbeitungsstand=korrigiert
|Bearbeitungsstand=validiert
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|Wiedervorlage=ja
|Bearbeiter=MH; AK
|Bearbeiter=MH; AK; HIWI
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}}
Entstehungs- und Zielort mutmaßlich.
=== Hinweise zur Datierung ===
Das im Druck genannte Jahr kann nicht richtig sein, da Melanchthon im Oktober 1560 bereits seit mehreren Monaten verstorben war. Stattedessen muss der Brief aufgrund des Amtsantrittes von David Voit (in Königsberg) ins Jahr 1559 datiert werden (vgl. hierzu die im Regest und den Anmerkungen angeführten Referenzen).
=== Regest ===
=== Regest ===
Camerarius wolle die günstige Gelegenheit nutzen, Stojus einen Brief zu schreiben, vor allem da er ihm noch eine Antwort auf seinen letzten Brief (https://www.aerztebriefe.de/id/00047418) schulde.


Camerarius wolle die günstige Gelegenheit nutzen, Stojus einen Brief zu schreiben, vor allem da er ihm noch eine Antwort auf seinen letzten Brief schulde.
Jener Frau, die ihn um Rat bat, sei seine Meinung mitgeteilt worden. Sie sei ihm nicht nur sehr anständig, sondern auch überaus klug vorgekommen. Wer sie freilich sei, habe Stojus nicht verraten und Camerarius habe es nicht erfragen wollen. Er sei der Meinung gewesen, man müsse dafür sorgen, dass ihr Sohn an einer der Fürstenschulen untergebracht werde. Denn in einem solchen Alter könne der Junge noch nicht in Universitäten vorgestellt werden.  


Jener Frau, die ihn um ein Briefkonsil bat, habe er seine Meinung mitgeteilt. Sie sei ihm nicht nur sehr anständig, sondern auch überaus klug vorgekommen. Denn wer sie sei, habe Stojus nicht verraten und Camerarius habe es nicht erfragen wollen. Er sei der Meinung gewesen, man müsse dafür sorgen, dass ihr Sohn an einer guten Schule untergebracht werde. Denn in einem solchen Alter könne der Junge noch nicht in Universitäten vorgestellt werden.  
Camerarius habe diesen Brief dem sehr gelehrten jungen Mann [[Erwähnte Person::David Voit|David (Voit)]] (s. Anm.) mitgegeben, der Stojus' Fürsten ([[Erwähnte Person::Albrecht (Preußen)|Albrecht von Preußen]]) einen Brief / mehrere Briefe (<i>literae</i>) von [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Melanchthon]] ([https://melanchthon.hadw-bw.de/regesten.html MBW], Nr. 9107) bringe. [[Erwähnte Person::David Voit|Voit]] habe in [[Erwähnter Ort::Jena]] (s. Anm.) Griechisch gelehrt: daher habe auch ihn der Schrecken des Streites getroffen, der diese Hochschule entzweit habe. Wie lange habe er deshalb geglaubt, von dort weggehen zu müssen! (Ironisch:) Vielleicht wundere Stojus sich, dass [[Erwähnte Person::David Voit|Voit]] nach [[Erwähnter Ort::Königsberg]] (''istuc''; s. Anm.) ging, und er denke an jenes Zitat von [[Erwähnte Person::Sophokles]]: „Vernünftige Menschen kommen nicht hierher“ (Soph. Philoct. 304). Camerarius aber glaube, dass viele in diesem Punkt übermäßig skrupulös seien und dass - um weiter aus dem Philoktet zu zitieren - jenes Land nicht mehr dasjenige sei, das man meiden müsse "wie ein hafenloses und unbewohntes" (Soph. Philoct. 221).  


Camerarius habe diesen Brief dem sehr gelehrten jungen Mann [[Erwähnte Person::David Voit|David (Voit)]] (s. Anm) mitgegeben, der Stojus‘ Fürsten ([[Erwähnte Person::Albrecht (Preußen)]]) von [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Melanchthon]] Briefe bringe. [[Erwähnte Person::David Voit|Voit]] habe in [[Erwähnter Ort::Jena]] (s. Anm.) Griechisch gelehrt: seit dem Streit, der jene Schule entzweit habe, habe der Schrecken auch ihn erschüttert. Wie lange habe er deshalb geglaubt, von dort weggehen zu müssen. (ironisch:) Vielleicht wundere Stojus sich, dass [[Erwähnte Person::David Voit|Voit]] nach [[Erwähnter Ort::Königsberg]] (''istuc'') ging (s. Anm.), und er denke an jenes Zitat von [[Erwähnte Person::Sophokles]]: „Vernünftige Menschen kommen nicht hierher“ (Soph. Philoct. 304). Camerarius aber glaube, dass viele in diesem Punkt ziemlich wählerisch seien und dass, um weiter aus dem Philoktet zu zitieren, jenes Land nicht mehr eher dasjenige sei, das man meiden müsse "wie ein hafenloses und unbewohntes" (Soph. Philoct. 221).  
Aber was auch geschehe, Camerarius übergebe [[Erwähnte Person::David Voit|David (Voit)]] in Stojus' freundliche Hände und hoffe, dass er bei ihm Wohlwollen finde, durch seine Klugheit unterrichtet werde und bei seiner Rückkehr einen Brief für Camerarius mitbringe - oder besser noch, dass Stojus selbst zu ihm komme, wie er es schon oft angekündigt habe. Lebewohl.


Aber was auch geschehe, Camerarius übergebe [[Erwähnte Person::David Voit|David (Voit)]] in Stojus‘ freundliche Hände und hoffe, dass er bei ihm Wohlwollen finde und durch seine Klugheit unterrichtet werde und Camerarius bei seiner Rückkehr einen Brief mitbringe oder besser noch Stojus selbst zu ihm komme, wie er es schon oft angekündigt habe.
(Anne Kram)
Lebewohl


=== Anmerkungen ===
=== Anmerkungen ===
* David (Voit): Dass es sich hier um David Voit handeln muss, ergibt sich aus den Briefen Melanchthons an Albrecht von Preußen vom 24.10.1559 und 15.04.1560, in denen David Voit als Überbringer benannt wird (s. Regestnummern 9107 und 9297 unter http://www.haw.uni-heidelberg.de/forschung/forschungsstellen/melanchthon/mbw-online.de.html)
* "David (Voit)": Dass es sich hier um David Voit handeln muss, ergibt sich aus den Briefen Melanchthons an Albrecht von Preußen vom 24.10.1559 und 15.04.1560, in denen Voit als Überbringer benannt wird (s. [https://melanchthon.hadw-bw.de/regesten.html MBW], Nr.9107 und 9297).
* "in Jena": Das ''N.'' steht wohl für Jena, da Voit hier die Griechisch-Professur innehatte, die er 1558/59 als Anhänger Melanchthons aufgrund von Auseinandersetzungen mit den Gnesiolutheranern aufgab.  
* "in Jena": Das ''N.'' steht wohl für Jena, da Voit hier die Griechisch-Professur innehatte, die er 1558/59 als Anhänger Melanchthons aufgrund von Auseinandersetzungen mit den Gnesiolutheranern aufgab.  
* "nach Königsberg ging": Nachdem Voit Jena 1558/59 verlassen hatte, ging er zunächst zurück nach Wittenberg, bevor er 1559 einen Ruf an die Universität in Königsberg erhielt.
* "nach Königsberg": Nachdem Voit Jena 1558/59 verlassen hatte, ging er zunächst zurück nach Wittenberg, bevor er 1559 einen Ruf an die Universität in Königsberg erhielt.


=== Literatur und weiterführende Links ===  
=== Literatur und weiterführende Links ===  
* http://www.aerztebriefe.de/id/00005209
* http://www.aerztebriefe.de/id/00005209

Aktuelle Version vom 31. März 2025, 17:25 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Camerarius an Stojus, spätestens 15571557 JL
Camerarius an Stojus, 23.08.155323 August 1553 JL
Camerarius an Stojus, 17.02.155317 Februar 1553 JL
 Briefdatum
Camerarius an Stojus, 17.10.155917 Oktober 1559 JL
 Briefdatum
Camerarius an Stojus, 23.09.156123 September 1561 JL
Camerarius an Stojus, 05.07.15625 Juli 1562 JL
Camerarius an Stojus, 11.01.156311 Januar 1563 JL
Werksigle OCEp 1215
Zitation Camerarius an Stojus, 17.10.1559, bearbeitet von Manuel Huth, Anne Kram und Alexander Hubert (31.03.2025), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1215
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 419-420
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Matthias Stojus
Datum 1559/10/17
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Im Druck fälschlich: "16. Cal. IXbr. anno 60."; s. Hinweise zur Datierung
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort Königsberg (Preußen)
Gedicht? nein
Incipit Nactus occasionem peropportunam literas ad te dandas putavi
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Universität (Jena); Universität (Königsberg); Briefe/Empfehlungsschreiben
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand validiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:AK; Benutzer:HIWI
Gegengelesen von Benutzer:US
Datumsstempel 31.03.2025
Werksigle OCEp 1215
Zitation Camerarius an Stojus, 17.10.1559, bearbeitet von Manuel Huth, Anne Kram und Alexander Hubert (31.03.2025), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1215
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 419-420
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Matthias Stojus
Datum 1559/10/17
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Im Druck fälschlich: "16. Cal. IXbr. anno 60."; s. Hinweise zur Datierung
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort Königsberg (Preußen)
Gedicht? nein
Incipit Nactus occasionem peropportunam literas ad te dandas putavi
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Universität (Jena); Universität (Königsberg); Briefe/Empfehlungsschreiben
Datumsstempel 31.03.2025


Entstehungs- und Zielort mutmaßlich.

Hinweise zur Datierung

Das im Druck genannte Jahr kann nicht richtig sein, da Melanchthon im Oktober 1560 bereits seit mehreren Monaten verstorben war. Stattedessen muss der Brief aufgrund des Amtsantrittes von David Voit (in Königsberg) ins Jahr 1559 datiert werden (vgl. hierzu die im Regest und den Anmerkungen angeführten Referenzen).

Regest

Camerarius wolle die günstige Gelegenheit nutzen, Stojus einen Brief zu schreiben, vor allem da er ihm noch eine Antwort auf seinen letzten Brief (https://www.aerztebriefe.de/id/00047418) schulde.

Jener Frau, die ihn um Rat bat, sei seine Meinung mitgeteilt worden. Sie sei ihm nicht nur sehr anständig, sondern auch überaus klug vorgekommen. Wer sie freilich sei, habe Stojus nicht verraten und Camerarius habe es nicht erfragen wollen. Er sei der Meinung gewesen, man müsse dafür sorgen, dass ihr Sohn an einer der Fürstenschulen untergebracht werde. Denn in einem solchen Alter könne der Junge noch nicht in Universitäten vorgestellt werden.

Camerarius habe diesen Brief dem sehr gelehrten jungen Mann David (Voit) (s. Anm.) mitgegeben, der Stojus' Fürsten (Albrecht von Preußen) einen Brief / mehrere Briefe (literae) von Melanchthon (MBW, Nr. 9107) bringe. Voit habe in Jena (s. Anm.) Griechisch gelehrt: daher habe auch ihn der Schrecken des Streites getroffen, der diese Hochschule entzweit habe. Wie lange habe er deshalb geglaubt, von dort weggehen zu müssen! (Ironisch:) Vielleicht wundere Stojus sich, dass Voit nach Königsberg (istuc; s. Anm.) ging, und er denke an jenes Zitat von Sophokles: „Vernünftige Menschen kommen nicht hierher“ (Soph. Philoct. 304). Camerarius aber glaube, dass viele in diesem Punkt übermäßig skrupulös seien und dass - um weiter aus dem Philoktet zu zitieren - jenes Land nicht mehr dasjenige sei, das man meiden müsse "wie ein hafenloses und unbewohntes" (Soph. Philoct. 221).

Aber was auch geschehe, Camerarius übergebe David (Voit) in Stojus' freundliche Hände und hoffe, dass er bei ihm Wohlwollen finde, durch seine Klugheit unterrichtet werde und bei seiner Rückkehr einen Brief für Camerarius mitbringe - oder besser noch, dass Stojus selbst zu ihm komme, wie er es schon oft angekündigt habe. Lebewohl.

(Anne Kram)

Anmerkungen

  • "David (Voit)": Dass es sich hier um David Voit handeln muss, ergibt sich aus den Briefen Melanchthons an Albrecht von Preußen vom 24.10.1559 und 15.04.1560, in denen Voit als Überbringer benannt wird (s. MBW, Nr.9107 und 9297).
  • "in Jena": Das N. steht wohl für Jena, da Voit hier die Griechisch-Professur innehatte, die er 1558/59 als Anhänger Melanchthons aufgrund von Auseinandersetzungen mit den Gnesiolutheranern aufgab.
  • "nach Königsberg": Nachdem Voit Jena 1558/59 verlassen hatte, ging er zunächst zurück nach Wittenberg, bevor er 1559 einen Ruf an die Universität in Königsberg erhielt.

Literatur und weiterführende Links