Camerarius an Stojus, 17.02.1553: Unterschied zwischen den Versionen

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|Absender=Joachim Camerarius I.
|Absender=Joachim Camerarius I.
|Empfänger=Matthias Stojus
|Empfänger=Matthias Stojus
|Datum=1551/02/17
|Datum=1553/02/17
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|Bemerkungen zum Datum=13. Cal. Martii. 51
|Bemerkungen zum Datum=Jahr ermittelt (im Druck fälschlich: 13. Cal. Martii. 51); s. Hinweise zur Datierung
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|Sprache=Latein
|Entstehungsort=Nürnberg
|Entstehungsort=Nürnberg
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|Zielort=Padua
|Gedicht_jn=nein
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|Incipit=Cum literas scriptas ad te obsignassem
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|Register=Büchersendung;Horoskop/Thema coeli;Astrologie
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|Regest_jn=ja
|Notizen==== Interne Bemerkung ===
* Abgleich mit Aerztebrief-DS nachholen
|Handschrift=unbekannt
|Handschrift=unbekannt
|Bearbeitungsstand=korrigiert
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|Wiedervorlage=ja
|Bearbeiter=MH; AK
|Bearbeiter=MH; AK; HIWI
|Gegengelesen=MH; US
}}
}}
Zielort ermittelt
=== Hinweise zur Datierung ===
Im Brief werden die 1552 erschienenen [[Robortello, Aeschyli Tragoediae septem, 1552|Aeschyli Tragoediae septem]] erwähnt, die Stoius Camerarius mit seinem [https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:29-bv043952439-8 Brief vom 31.1.1553] ([[Erlangen, UB]], Trew Stoius Nr. 7; vgl. auch http://www.aerztebriefe.de/id/00047408) zusandte. Stoius war seinem Brief zufolge seit Ende Oktober 1552 in Padua. - Vgl. auch unten, Anm. 1.
=== Regest ===
=== Regest ===
Nachdem Camerarius bereits einen Brief an Stojus versiegelt und Stojus' Freund [[Erwähnte Person::Johannes Poso|(Johannes) Poso]] übergeben hatte, habe er Stojus' Brief mit dem [[Erwähntes Werk::Robortello, Aeschyli Tragoediae septem, 1552|Buch des Aischylos]] erhalten. Camerarius wisse nicht, wie er diesen Gefallen erwidern solle. Er habe gehört, dass das Werk des Aischylos in Italien gedruckt worden sei, und habe es erwerben wollen, jedoch sei Stojus seinem Wunsch zuvorgekommen, sodass er ihm durch seine Schnelligkeit einen doppelten Freundschaftsdienst erwiesen habe. Camerarius werde sich erkenntlich zeigen. Der Ruf der Aischylos-Ausgabe sei jedoch leider besser gewesen als das Werk selbst, obwohl es unter den gegebenen Umständen herausragend sei.
Über die Genethlialogie (s. Anm. 2) aber lache er und ärgere sich gleichzeitig. Denn wie viel Freundlichkeit habe dieser sonderbare [[Erwähnte Person::Luca Gaurico|''vates'']] (denn wie Stojus wisse, freue er (der ''vates'') sich über diese Bezeichnung) von denen erfahren, die er nun so eifrig mit schamlosen Lügen zu verleumden versuche (s. Anm. 3)? Wie viel Dankbarkeit habe er nicht von sich aus versprochen? Aber weder begradige sich ein krummes Stück Holz noch schlage eine alte Pflanze Wurzeln, wie [[Erwähnte Person::Galen]] irgendwo einen Komödiendichter zitiere (Gal. De differentia pulsuum, vol. 8, p. 656, 16f. Kühn = CAF III,2 fr. 182). Oder wirke Camerarius' Schicksal auf Stojus nicht einzigartig, wo jener Wahnsinnige so positiv über ihn schreibe (s. Anm. 4)? Zum Glück habe "Jupiters Blitz" die Verleumdungen dieses Mannes unterbunden (s. Anm. 5). Camerarius glaube, der ''vates'' habe sich an die Aufmerksamkeit und Fürsorge erinnert, die Camerarius ihm als seinem Gast einmal in dieser Stadt ([[Erwähnter Ort::Nürnberg]]) habe zukommen lassen, und dass er deshalb mit mehr Nachsicht verunglimpft wurde (s. Anm. 6). Aber nun schreibe er nicht weiter über einen verrückten alten Mann. Camerarius habe freilich durch Stojus' Hinweis auch den Vorteil, dass er jenes Büchlein (zur Anschaffung) suchen werde.
Er freue sich, dass Stojus mit [[Erwähnte Person::Bassiano Landi]] seinem Schreiben nach freundschaftlich verkehre. Jenen verehre und schätze er schon seit langem nicht nur wegen einiger seiner Schriften, die ihm ihr gemeinsamer Bekannter [[Erwähnte Person::Wolfgang Meurer|(Wolfgang) Meurer]] gezeigt habe, sondern auch wegen seines ausschweifenden Lobes, mit dem Meurer nicht nur Landis Gelehrsamkeit und Weisheit, sondern auch seine Freundlichkeit und Tugend oft herausgestellt habe, als Camerarius selbst und andere zuhörten. Camerarius wolle ihm durch Stojus unbekannterweise alles Gute ausrichten lassen. Aber wie könnte er ihm unbekannt sein, da er durch seine Gelehrsamkeit und durch sein vielgelobtes Talent schon auf der ganzen Welt bekannt sei? Er überlasse die Angelegenheit Stojus' Urteil. Er solle ihm oft schreiben. Lebewohl.


Nachdem Camerarius seinen Brief an Stojus versiegelt und Stojus` Freund [[Erwähnte Person::Johannes Poso|(Johannes) Poso]] übergeben hätte, habe er Stojus` Brief mit dem Buch des Aischylos erhalten. Camerarius wisse nicht, wie er diesen Gefallen erwidern solle. Er habe gehört, dass das Werk des Aischylos in Italien gedruckt worden sei, und habe es erwerben wollen, jedoch sei Stojus seinem Wunsch zuvorgekommen, sodass er ihm durch seine Schnelligkeit einen doppelten Freundschaftsdienst erwiesen habe. Camerarius werde sich erkenntlich zeigen. Der Ruf der Aischylos-Ausgabe sei besser gewesen als das Werk selbst, obwohl es unter Umständen herausragend sei.
(Anne Kram / Alexander Hubert)
Über die Genethlialogie aber lache er und ärgere sich gleichzeitig. Denn wie viel Freundlichkeit habe dieser sonderbare ''vates'' (denn wie Stojus wisse, freue er [der ''vates''] sich über diese Bezeichnung) von denen erfahren, die er nun so eifrig mit schamlosen Lügen zu verleumden versuche? Wie viel Dankbarkeit habe er nicht von sich aus versprochen? Aber weder begradige sich ein krummes Stück Holz noch schlage eine alte Pflanze Wurzeln, wie Galen irgendwo einen Komödiendichter zitiere (Gal. De differentia pulsuum, vol. 8, p. 656, 16f. = CAF III,2 fr. 182). Oder wirke Camerarius` Schicksal, über das (de qua verdruckt zu de quo?) jener Wahnsinnige so treffend spreche, auf Stojus nicht einzigartig? Zum Glück habe Jupiters Blitz die Verleumdungen dieses Agyrtes unterbunden. Camerarius glaube, der ''vates'' habe sich an die Aufmerksamkeit und Fürsorge erinnert, die Camerarius ihm als seinem Gast einmal in dieser Stadt ([[Erwähnter Ort::Nürnberg]]) habe zukommen lassen, und dass er deshalb mit mehr Nachsicht verunglimpft wurde. Aber nun schreibe er nicht weiter über einen verrückten alten Mann.
Camerarius habe freilich durch Stojus` Hinweis auch den Vorteil, dass er sich jenes Büchlein nicht mehr besorgen müsse. Er freue sich mit ihm über den Erfolg des [[Erwähnte Person::Bassianus Landus]], da Stojus mit diesem seinem Schreiben nach freundschaftlich verkehre. Jenen verehre und schätze er schon seit langem nicht nur wegen einiger seiner Schriften, die ihm ihr gemeinsamer Bekannter [[Erwähnte Person::Wolfgang Meurer|(Wolfgang) Meurer]] gezeigt habe, sondern auch wegen seines ausschweifenden Lobes, mit dem er nicht nur Landus` Gelehrsamkeit und Weisheit, sondern auch seine Freundlichkeit und Tugend oft herausgestellt habe, als Camerarius selbst und andere zuhörten. Camerarius möchte ihm durch Stojus unbekannterweise alles Gute ausrichten lassen, wenn Stojus nichts dagegen habe. Aber wie könnte er ihm unbekannt sein, da er durch seine Gelehrsamkeit und durch sein vielgelobtes Talent schon auf der ganzen Welt bekannt sei? Er überlasse die Angelegenheit Stojus` Urteil. Er solle ihm oft schreiben. Lebwohl.


(Anne Kram)
=== Anmerkungen ===
* (1) Stoius' Freund Poso: Johannes Poso zog gemeinsam mit Anton Geuder und Philipp Geuder nach Italien, wo alle drei am 19.2.1553 in Padua immatrikuliert wurden. Wenn das gedruckte Datum des Camerariusbriefs - 17.2. - stimmt, muß er daher den erwähnten, dem Poso mitgegebenen Brief schon vor längerer Zeit verfaßt und übergeben haben.
* (2) "Über die Genethlialogie": [[Erwähnte Person::Luca Gaurico]] hatte in seinem [[Erwähntes Werk::Gaurico, Tractatus astrologicus, 1552]] Horoskope von [[Erwähnte Person::Martin Luther]], [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon]], [[Erwähnte Person::Georg Sabinus]] und Camerarius veröffentlicht (vgl. [[Gaurico, Tractatus astrologicus, 1552]], Bl. 69v, 77r (Blattzahl fälschlicherweise 75), 77v (dito), 79 (Blattzahl fälschlicherwise 83). Stojus hatte die entsprechenden Abschnitte in seinem vorherigen [https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:29-bv043952439-8 Brief vom 31.1.1553] ([[Erlangen, UB]], Trew Stoius Nr. 7; vgl. auch http://www.aerztebriefe.de/id/00047408) zitiert, in denen Gaurico aus den Horoskopen Luthers und Melanchthons herleitet, dass diese nur Häretiker werden konnten.
* (3) "Denn wie viel Freundlichkeit habe dieser sonderbare ''vates'' ... von denen erfahren, die er nun so eifrig mit schamlosen Lügen zu verleumden versuche": Luca Gaurico hatte 1532 auf seiner Reise durch Deutschland Luther und Melanchthon in Wittenberg besucht (vgl. hierzu den CamLex-Eintrag zur [[Astrologie (CamLex)#Komet 1531 (1P/Halley) und die "Norica"|Astrologie]]).
* (4) "Oder wirke Camerarius' Schicksal auf Stojus nicht einzigartig, wo jener Wahnsinnige so positiv über ihn schreibe": Während Luther und Melanchthon von Gaurico als Häretiker dargestellt werden, lobt er Camerarius für dessen [[OC 0157|Teilübersetzung der Tetrabiblos]] (vgl. auch [[Astrologie (CamLex)#Zeitgenössische Würdigungen als Astrologe|Astrologie (CamLex)]] und schreibt, allen Berichten zufolge sei Camerarius kein lutheranischer Häretiker. Auch [[Georg Sabinus]] kommt in Gauricos Schrift gut weg: Er habe Gaurico einmal eine Elegie über Jesu Geburt gewidmet, aus der offensichtlich hervorgehe, dass Sabinus kein Lutheraner sei.
* (5) "Jupiters Blitz": Wie Stojus [https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:29-bv043952439-8 Brief vom 31.1.1553] ([[Erlangen, UB]], Trew Stoius Nr. 7; vgl. auch http://www.aerztebriefe.de/id/00047408) berichtet, wurde der "Tractatus Astrologicus" zensiert. Tatsächlich erscheint er im [https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00001444-3 "Index librorum prohibitorum" von 1559] (S. 45 des Scans).
* (6) "Camerarius glaube, der ''vates'' habe sich an die Aufmerksamkeit und Fürsorge erinnert ... und dass er deshalb mit mehr Nachsicht verunglimpft wurde": Auf seiner Deutschlandreise war Gaurico 1532 auch nach Nürnberg gekommen, wo er von Camerarius empfangen wurde. Außerdem hatte Melanchthon Camerarius' Werk [[OC 0112|"Norica"]] Gaurico gewidmet (freilich ohne Wissen des Camerarius) (vgl. hierzu den CamLex-Eintrag zur [[Astrologie (CamLex)#Komet 1531 (1P/Halley) und die "Norica"|Astrologie]]).


=== Literatur und weiterführende Links ===  
=== Literatur und weiterführende Links ===  
*www.aerztebriefe.de/id/00005206
* http://www.aerztebriefe.de/id/00005206

Aktuelle Version vom 23. Januar 2024, 16:51 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
kein passender Brief gefunden
 Briefdatum
Camerarius an Stojus, 17.02.155317 Februar 1553 JL
 Briefdatum
Camerarius an Stojus, 23.08.155323 August 1553 JL
Camerarius an Stojus, spätestens 15571557 JL
Camerarius an Stojus, 17.10.155917 Oktober 1559 JL
Werksigle OCEp 1213
Zitation Camerarius an Stojus, 17.02.1553, bearbeitet von Manuel Huth, Anne Kram und Alexander Hubert (23.01.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1213
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 417-418
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Matthias Stojus
Datum 1553/02/17
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Jahr ermittelt (im Druck fälschlich: 13. Cal. Martii. 51); s. Hinweise zur Datierung
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort Padua
Gedicht? nein
Incipit Cum literas scriptas ad te obsignassem
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Büchersendung; Horoskop/Thema coeli; Astrologie
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand validiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:AK; Benutzer:HIWI
Gegengelesen von Benutzer:MH; Benutzer:US
Datumsstempel 23.01.2024
Werksigle OCEp 1213
Zitation Camerarius an Stojus, 17.02.1553, bearbeitet von Manuel Huth, Anne Kram und Alexander Hubert (23.01.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1213
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 417-418
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Matthias Stojus
Datum 1553/02/17
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Jahr ermittelt (im Druck fälschlich: 13. Cal. Martii. 51); s. Hinweise zur Datierung
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort Padua
Gedicht? nein
Incipit Cum literas scriptas ad te obsignassem
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Büchersendung; Horoskop/Thema coeli; Astrologie
Datumsstempel 23.01.2024


Zielort ermittelt

Hinweise zur Datierung

Im Brief werden die 1552 erschienenen Aeschyli Tragoediae septem erwähnt, die Stoius Camerarius mit seinem Brief vom 31.1.1553 (Erlangen, UB, Trew Stoius Nr. 7; vgl. auch http://www.aerztebriefe.de/id/00047408) zusandte. Stoius war seinem Brief zufolge seit Ende Oktober 1552 in Padua. - Vgl. auch unten, Anm. 1.

Regest

Nachdem Camerarius bereits einen Brief an Stojus versiegelt und Stojus' Freund (Johannes) Poso übergeben hatte, habe er Stojus' Brief mit dem Buch des Aischylos erhalten. Camerarius wisse nicht, wie er diesen Gefallen erwidern solle. Er habe gehört, dass das Werk des Aischylos in Italien gedruckt worden sei, und habe es erwerben wollen, jedoch sei Stojus seinem Wunsch zuvorgekommen, sodass er ihm durch seine Schnelligkeit einen doppelten Freundschaftsdienst erwiesen habe. Camerarius werde sich erkenntlich zeigen. Der Ruf der Aischylos-Ausgabe sei jedoch leider besser gewesen als das Werk selbst, obwohl es unter den gegebenen Umständen herausragend sei.

Über die Genethlialogie (s. Anm. 2) aber lache er und ärgere sich gleichzeitig. Denn wie viel Freundlichkeit habe dieser sonderbare vates (denn wie Stojus wisse, freue er (der vates) sich über diese Bezeichnung) von denen erfahren, die er nun so eifrig mit schamlosen Lügen zu verleumden versuche (s. Anm. 3)? Wie viel Dankbarkeit habe er nicht von sich aus versprochen? Aber weder begradige sich ein krummes Stück Holz noch schlage eine alte Pflanze Wurzeln, wie Galen irgendwo einen Komödiendichter zitiere (Gal. De differentia pulsuum, vol. 8, p. 656, 16f. Kühn = CAF III,2 fr. 182). Oder wirke Camerarius' Schicksal auf Stojus nicht einzigartig, wo jener Wahnsinnige so positiv über ihn schreibe (s. Anm. 4)? Zum Glück habe "Jupiters Blitz" die Verleumdungen dieses Mannes unterbunden (s. Anm. 5). Camerarius glaube, der vates habe sich an die Aufmerksamkeit und Fürsorge erinnert, die Camerarius ihm als seinem Gast einmal in dieser Stadt (Nürnberg) habe zukommen lassen, und dass er deshalb mit mehr Nachsicht verunglimpft wurde (s. Anm. 6). Aber nun schreibe er nicht weiter über einen verrückten alten Mann. Camerarius habe freilich durch Stojus' Hinweis auch den Vorteil, dass er jenes Büchlein (zur Anschaffung) suchen werde.

Er freue sich, dass Stojus mit Bassiano Landi seinem Schreiben nach freundschaftlich verkehre. Jenen verehre und schätze er schon seit langem nicht nur wegen einiger seiner Schriften, die ihm ihr gemeinsamer Bekannter (Wolfgang) Meurer gezeigt habe, sondern auch wegen seines ausschweifenden Lobes, mit dem Meurer nicht nur Landis Gelehrsamkeit und Weisheit, sondern auch seine Freundlichkeit und Tugend oft herausgestellt habe, als Camerarius selbst und andere zuhörten. Camerarius wolle ihm durch Stojus unbekannterweise alles Gute ausrichten lassen. Aber wie könnte er ihm unbekannt sein, da er durch seine Gelehrsamkeit und durch sein vielgelobtes Talent schon auf der ganzen Welt bekannt sei? Er überlasse die Angelegenheit Stojus' Urteil. Er solle ihm oft schreiben. Lebewohl.

(Anne Kram / Alexander Hubert)

Anmerkungen

  • (1) Stoius' Freund Poso: Johannes Poso zog gemeinsam mit Anton Geuder und Philipp Geuder nach Italien, wo alle drei am 19.2.1553 in Padua immatrikuliert wurden. Wenn das gedruckte Datum des Camerariusbriefs - 17.2. - stimmt, muß er daher den erwähnten, dem Poso mitgegebenen Brief schon vor längerer Zeit verfaßt und übergeben haben.
  • (2) "Über die Genethlialogie": Luca Gaurico hatte in seinem Gaurico, Tractatus astrologicus, 1552 Horoskope von Martin Luther, Philipp Melanchthon, Georg Sabinus und Camerarius veröffentlicht (vgl. Gaurico, Tractatus astrologicus, 1552, Bl. 69v, 77r (Blattzahl fälschlicherweise 75), 77v (dito), 79 (Blattzahl fälschlicherwise 83). Stojus hatte die entsprechenden Abschnitte in seinem vorherigen Brief vom 31.1.1553 (Erlangen, UB, Trew Stoius Nr. 7; vgl. auch http://www.aerztebriefe.de/id/00047408) zitiert, in denen Gaurico aus den Horoskopen Luthers und Melanchthons herleitet, dass diese nur Häretiker werden konnten.
  • (3) "Denn wie viel Freundlichkeit habe dieser sonderbare vates ... von denen erfahren, die er nun so eifrig mit schamlosen Lügen zu verleumden versuche": Luca Gaurico hatte 1532 auf seiner Reise durch Deutschland Luther und Melanchthon in Wittenberg besucht (vgl. hierzu den CamLex-Eintrag zur Astrologie).
  • (4) "Oder wirke Camerarius' Schicksal auf Stojus nicht einzigartig, wo jener Wahnsinnige so positiv über ihn schreibe": Während Luther und Melanchthon von Gaurico als Häretiker dargestellt werden, lobt er Camerarius für dessen Teilübersetzung der Tetrabiblos (vgl. auch Astrologie (CamLex) und schreibt, allen Berichten zufolge sei Camerarius kein lutheranischer Häretiker. Auch Georg Sabinus kommt in Gauricos Schrift gut weg: Er habe Gaurico einmal eine Elegie über Jesu Geburt gewidmet, aus der offensichtlich hervorgehe, dass Sabinus kein Lutheraner sei.
  • (5) "Jupiters Blitz": Wie Stojus Brief vom 31.1.1553 (Erlangen, UB, Trew Stoius Nr. 7; vgl. auch http://www.aerztebriefe.de/id/00047408) berichtet, wurde der "Tractatus Astrologicus" zensiert. Tatsächlich erscheint er im "Index librorum prohibitorum" von 1559 (S. 45 des Scans).
  • (6) "Camerarius glaube, der vates habe sich an die Aufmerksamkeit und Fürsorge erinnert ... und dass er deshalb mit mehr Nachsicht verunglimpft wurde": Auf seiner Deutschlandreise war Gaurico 1532 auch nach Nürnberg gekommen, wo er von Camerarius empfangen wurde. Außerdem hatte Melanchthon Camerarius' Werk "Norica" Gaurico gewidmet (freilich ohne Wissen des Camerarius) (vgl. hierzu den CamLex-Eintrag zur Astrologie).

Literatur und weiterführende Links