Camerarius an Stiebar, 30.08.1550: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Stimmung sei durch Gerüchte so aufgeheizt worden, dass jeder, der eine gemäßigte Meinung vertrete, nicht nur als furchtsam, sondern sogar als Defätist gelte. Und alles, was man sage, werde auf das Schlimmste verdreht und verspottet, während die Menschen fröhlich und heiter seien, so als wären die Probleme bereits gelöst. | Die Stimmung sei durch Gerüchte so aufgeheizt worden, dass jeder, der eine gemäßigte Meinung vertrete, nicht nur als furchtsam, sondern sogar als Defätist gelte. Und alles, was man sage, werde auf das Schlimmste verdreht und verspottet, während die Menschen fröhlich und heiter seien, so als wären die Probleme bereits gelöst. | ||
Neulich seien die | Neulich seien die ''sermones'' (unklar) des Camerarius über höchst fromme Ermahnungen in einer Nachbarstadt gedruckt worden (''nostri vicini ediderunt''). Er nehme das nicht allzu übel, sei aber doch ungehalten. Außerdem kämen einige private (finanzielle) Verluste dazu, in die er immer noch verwickelt sei. Und vor allem bestürze ihn der Schmerz über die Übel für das Gemeinwohl und die Furcht vor den bevorstehenden Gefahren. | ||
Heute sei [[Erwähnte Person::Johann Stramburger|(Johann) Stramburger]] von hier (Leipzig) aufgebrochen, um einen Streit zwischen dem Herzog ([[Erwähnte Person::Heinrich II. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich II.]]) und der Stadt [[Erwähnter Ort::Braunschweig]] zu schlichten | Heute sei [[Erwähnte Person::Johann Stramburger|(Johann) Stramburger]] von hier (Leipzig) aufgebrochen, um im Auftrag des Fürsten ([[Erwähnte Person::Moritz (Sachsen)]]) als Friedensstifter einen Streit zwischen dem Herzog ([[Erwähnte Person::Heinrich II. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich II.]]) und der Stadt [[Erwähnter Ort::Braunschweig]] zu schlichten. Das Geplänkel zwischen ihnen soll vor wenigen Tagen recht heftig gewesen sein. | ||
Camerarius wolle wissen, ob Stiebar dort (in [[Erwähnter Ort::Augsburg]]) lange bleiben werde. | Camerarius wolle wissen, ob Stiebar dort (in [[Erwähnter Ort::Augsburg]]) lange bleiben werde. | ||
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Auch die [[Erwähnter Ort::Bamberg|Bamberger]] Sache (mglw. der Erbschaftsstreit; s. Schlagwort [[Biographisches (Finanzielles)]]) mache ihm einige Sorgen, aber dazu mehr, sobald er wisse, wo Stiebar in diesem Herbst sei. | Auch die [[Erwähnter Ort::Bamberg|Bamberger]] Sache (mglw. der Erbschaftsstreit; s. Schlagwort [[Biographisches (Finanzielles)]]) mache ihm einige Sorgen, aber dazu mehr, sobald er wisse, wo Stiebar in diesem Herbst sei. | ||
Lebewohl. Stiebar möge | Lebewohl. Stiebar möge den Fürst (s. Anm.) an die Frömmigkeit gemahnen und ihm Camerarius empfehlen. | ||
(Manuel Huth) | (Manuel Huth) | ||
=== Anmerkungen === | === Anmerkungen === | ||
* "dass man jenes Buch anerkannt habe": | * "dass man jenes Buch anerkannt habe": Möglicherweise das veröffentlichte Augsburger Interim; vgl. [[PKMS 4]], Nr. 591. | ||
* "Stiebar möge den Fürst": Es ist unklar, welcher Fürst mit ''princeps noster'' gemeint ist. Denkbar sind: | |||
** [[Erwähnte Person::Moritz (Sachsen)|Moritz von Sachsen]]. Stiebar wird immerhin in [[PKMS 5]], S. 949 f. als Mitglied von Gesandtschaften des Würzburger Bischofs an Kurfürst Moritz von Sachsen aufgeführt. Allerdings befand sich Moritz von Sachsen zur Abfassungszeit weder auf dem Reichstag in Augsburg noch in Franken, sondern in Dresden, vgl. [[PKMS 6]], Itinerar S. 1148. | |||
** der Bischof von Bamberg ([[Erwähnte Person::Weigand von Redwitz]]). Zu diesem hatte C. aber ein zerrüttetes Verhältnis, so dass er kaum gemeint sein wird. | |||
** der Bischof von Würzburg ([[Erwähnte Person::Melchior Zobel von Giebelstadt]]). | |||
** der Bischof von Eichstädt ([[Erwähnte Person::Moritz von Hutten]]); in diesem Fall wäre das "noster" nicht politisch-territorial zu verstehen, sondern auf die gegenseitige Freundschaft zu beziehen. | |||
** Das Wort ''princeps'' nutzt C. aber normalerweise nicht für Bischöfe, und bei der ersten Erwähnung in diesem Brief ist zweifelsfrei Moritz gemeint. | |||
=== Literatur und weiterführende Links === | === Literatur und weiterführende Links === | ||
* [[Mayer 1952]], S. 496 | * [[Mayer 1952]], S. 496. |
Aktuelle Version vom 20. März 2024, 10:59 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 1056 |
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Zitation | Camerarius an Stiebar, 30.08.1550, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (20.03.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1056 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 201-202 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Daniel Stiebar von Rabeneck |
Datum | 1550/08/30 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 3. Cal. Sept. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Augsburg |
Gedicht? | nein |
Incipit | Hic narrabatur, explicata istic |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Politische Neuigkeiten; Reichstag 1550/51 (Augsburg); Biographisches (Finanzielles) |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | Unklar: welche sermones (Abschnitt 3 des Regests)
VG, 28.7.22: Die offenen Fragen konnte ich auch noch nicht klären. |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:VG |
Gegengelesen von | Benutzer:HIWI4; Benutzer:VG |
Datumsstempel | 20.03.2024 |
Werksigle | OCEp 1056 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Stiebar, 30.08.1550, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (20.03.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1056 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 201-202 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Daniel Stiebar von Rabeneck |
Datum | 1550/08/30 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 3. Cal. Sept. |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Augsburg |
Gedicht? | nein |
Incipit | Hic narrabatur, explicata istic |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Politische Neuigkeiten; Reichstag 1550/51 (Augsburg); Biographisches (Finanzielles) |
Datumsstempel | 20.03.2024 |
Absende- und Zielort mutmaßlich.
Hinweise zur Datierung
Datum gesichert (Bezug auf Johann Stramburger, vgl. PKMS 4, Nr. 627 Anm.).
Regest
Hier (in Leipzig) habe man erzählt, dass bereits die meisten oder zumindest die wichtigsten Hauptpunkte geklärt seien, die man vor die Versammlung (sc. den Reichstag) gebracht habe, und dass man jenes Buch anerkannt habe (s. Anm.), das in das zerstrittene Deutschland (wörtlich: das gleichsam in Deutschlands Meer der Eris) geworfen worden sei. Die anderen müssten erfahren, welche Leute dafür verantwortlich seien. Als er von der Veröffentlichung des Buches gehört hatte, habe es ihm sofort Leid getan, dass der Kaiser (Karl) derart getäuscht werde, dass er, der die Differenzen eigentlich schlichten wolle, sie nun vergrößere. Denn indem zwei gegensätzliche Positionen gebilligt würden, sei bereits der Weg für unendlichen Streit aufgetan. Aber Camerarius quäle sich vergeblich mit solchen Sorgen und bitte Christus um Schutz für die Kirche.
Die Stimmung sei durch Gerüchte so aufgeheizt worden, dass jeder, der eine gemäßigte Meinung vertrete, nicht nur als furchtsam, sondern sogar als Defätist gelte. Und alles, was man sage, werde auf das Schlimmste verdreht und verspottet, während die Menschen fröhlich und heiter seien, so als wären die Probleme bereits gelöst.
Neulich seien die sermones (unklar) des Camerarius über höchst fromme Ermahnungen in einer Nachbarstadt gedruckt worden (nostri vicini ediderunt). Er nehme das nicht allzu übel, sei aber doch ungehalten. Außerdem kämen einige private (finanzielle) Verluste dazu, in die er immer noch verwickelt sei. Und vor allem bestürze ihn der Schmerz über die Übel für das Gemeinwohl und die Furcht vor den bevorstehenden Gefahren.
Heute sei (Johann) Stramburger von hier (Leipzig) aufgebrochen, um im Auftrag des Fürsten (Moritz (Sachsen)) als Friedensstifter einen Streit zwischen dem Herzog (Heinrich II.) und der Stadt Braunschweig zu schlichten. Das Geplänkel zwischen ihnen soll vor wenigen Tagen recht heftig gewesen sein.
Camerarius wolle wissen, ob Stiebar dort (in Augsburg) lange bleiben werde.
Auch die Bamberger Sache (mglw. der Erbschaftsstreit; s. Schlagwort Biographisches (Finanzielles)) mache ihm einige Sorgen, aber dazu mehr, sobald er wisse, wo Stiebar in diesem Herbst sei.
Lebewohl. Stiebar möge den Fürst (s. Anm.) an die Frömmigkeit gemahnen und ihm Camerarius empfehlen.
(Manuel Huth)
Anmerkungen
- "dass man jenes Buch anerkannt habe": Möglicherweise das veröffentlichte Augsburger Interim; vgl. PKMS 4, Nr. 591.
- "Stiebar möge den Fürst": Es ist unklar, welcher Fürst mit princeps noster gemeint ist. Denkbar sind:
- Moritz von Sachsen. Stiebar wird immerhin in PKMS 5, S. 949 f. als Mitglied von Gesandtschaften des Würzburger Bischofs an Kurfürst Moritz von Sachsen aufgeführt. Allerdings befand sich Moritz von Sachsen zur Abfassungszeit weder auf dem Reichstag in Augsburg noch in Franken, sondern in Dresden, vgl. PKMS 6, Itinerar S. 1148.
- der Bischof von Bamberg (Weigand von Redwitz). Zu diesem hatte C. aber ein zerrüttetes Verhältnis, so dass er kaum gemeint sein wird.
- der Bischof von Würzburg (Melchior Zobel von Giebelstadt).
- der Bischof von Eichstädt (Moritz von Hutten); in diesem Fall wäre das "noster" nicht politisch-territorial zu verstehen, sondern auf die gegenseitige Freundschaft zu beziehen.
- Das Wort princeps nutzt C. aber normalerweise nicht für Bischöfe, und bei der ersten Erwähnung in diesem Brief ist zweifelsfrei Moritz gemeint.
Literatur und weiterführende Links
- Mayer 1952, S. 496.