Sittard an Camerarius, 26.09.1550: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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|Incipit=Cum nuntio nostro nihil potui ad vos scribere propter valetudinem adversam
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|Register=Reichstag 1550/51 (Augsburg);Belagerung Magdeburgs (1550-1551);Pest;Polemik (konfessionell);Medizin
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=== Hinweise zur Datierung ===
Für die Richtigkeit der Datierung im Druck spricht die Erwähnung des Reichstags in Augsburg und die Anspielung auf die Belagerung Magdeburgs.
=== Regest ===
=== Regest ===
Sittard habe wegen einer Krankheit ihrem Boten keinen Brief mitgeben können, fühle sich nun aber etwas kräftiger und wolle Camerarius auf seinen Brief über [[Erwähnte Person::Johannes Crato|(Johannes) Crato]] antworten.  
Sittard habe wegen einer Krankheit ihrem Boten keinen Brief mitgeben können, fühle sich nun aber etwas kräftiger und wolle Camerarius auf seinen Brief über [[Erwähnte Person::Johannes Crato|(Johannes) Crato]] antworten.  


Er habe Crato erst vor einigen Monaten aus seinen Briefen an [[Erwähnte Person::Johannes Moibanus|(Johannes) Moibanus]] kennen und schätzen gelernt und Moibanus daraufhin gebeten, in seinem Antwortschreiben Grüße auszurichten. Crato habe sich darüber sehr gefreut, wie er aus dessen folgendem Brief an Moibanus ersehen konnte. Daraufhin sei Crato völlig unerwartet hierher (nach Nürnberg) gekommen und er habe ihn als Freund empfangen, zwar nicht so wie es einem gelehrten Mann wie Crato angemessen gewesen wäre, aber so gut er es eben in seiner Schlichtheit vermochte. Wahrscheinlich habe ihm die Anwesenheit eines bisher unbekannten Menschen niemals so viel Freude bereitet wie bei Crato. Er habe mit ihm darüber gesprochen, sich hier (in [[Erwähnter Ort::Nürnberg]]) niederzulassen, vor allem wegen des großen Mangels an guten Ärzten. Wie gut die meisten von ihnen (den Nürnberger Ärzten) seien, könne er nicht so gut an den anderen wie an sich selbst erkennen (s. Anm.). Er wünschte daher, dass sich ein gebildeter und guter Arzt hier (in Nürnberg) niederlasse, und halte Crato für einen solchen. Er habe sich auch schon mit Hieronymus (Baumgartner) unterhalten und ihm Crato aufs Herzlichste empfohlen, bevor er mit Crato dieses Gespräch über eine Niederlassung in Nürnberg geführt habe. (Baumgartner) habe geantwortet, dass man Cratos Absichten kennenlernen müsse, er aber solche Talente natürlich unterstützen werde und die Angelegenheit bei Gelegenheit im Stadtrat vorbringen werde, vorausgesetzt Crato wolle sich hier niederlassen. Danach habe Crato aus Leipzig an Sittard geschrieben und ihm den Entschluss eröffnet, den Camerarius‘ und er gemeinsam gefasst hatten. Er habe es nicht abgelehnt, als Arzt in Nürnberg zu praktizieren, wenn es der Stadtrat gestatte und er dieselben Konditionen bekäme wie Sittard. Aus irgendeinem Grund werde darüber (erst noch) beraten. Inzwischen sei er so heftig erkrankt, dass er in dieser Angelegenheit bisher nichts vorantreiben konnte. Er habe aber trotz seiner Krankheit an Crato geschrieben, dass er nichts unversucht lassen werde, um sein Ansehen zu fördern und seinem Nutzen zu dienen.  
Er habe Crato erst vor einigen Monaten aus seinen Briefen an [[Erwähnte Person::Johannes Moibanus|(Johannes) Moibanus]] (nicht erhalten) kennen und schätzen gelernt und Moibanus daraufhin gebeten, in seinem Antwortschreiben Grüße auszurichten. Crato habe sich darüber sehr gefreut, wie er aus dessen folgendem Brief an Moibanus ersehen konnte. Daraufhin sei Crato völlig unerwartet hierher (nach Nürnberg) gekommen, und er habe ihn als Freund empfangen - zwar nicht so, wie es einem gelehrten Mann wie Crato angemessen gewesen wäre, aber so gut er es eben in seiner Schlichtheit vermochte. Wahrscheinlich habe ihm die Anwesenheit eines bisher unbekannten Menschen niemals so viel Freude bereitet wie bei Crato. Er habe mit ihm darüber gesprochen, sich hier (in [[Erwähnter Ort::Nürnberg]]) niederzulassen, vor allem wegen des großen Mangels an guten Ärzten. Wie gut die meisten von (den Nürnberger Ärzten) seien, könne er weniger an den anderen als an sich selbst erkennen (s. Anm.). Er wünschte daher, dass sich ein gebildeter und guter Arzt hier (in Nürnberg) niederlasse, und halte Crato für einen solchen. Er habe sich auch schon mit [[Hieronymus Baumgartner d.Ä.|Hieronymus (Baumgartner)]] unterhalten und ihm Crato aufs Herzlichste empfohlen, bevor er mit Crato dieses Gespräch über eine Niederlassung in Nürnberg geführt habe. (Baumgartner) habe geantwortet, dass man Cratos Absichten kennenlernen müsse, er aber solche Talente natürlich unterstützen und die Angelegenheit bei Gelegenheit im Rat vorbringen werde, vorausgesetzt, Crato wolle sich hier niederlassen. Danach habe Crato aus Leipzig an Sittard geschrieben und ihm den Entschluss eröffnet, den Camerarius und er gemeinsam gefasst hatten. Er habe es nicht abgelehnt, als Arzt in Nürnberg zu praktizieren, wenn es der Rat gestatte und er dieselben Konditionen bekäme wie Sittard. Aus irgendeinem Grund werde darüber (erst noch) beraten. Inzwischen sei er so heftig erkrankt, dass er in dieser Angelegenheit bisher nichts vorantreiben konnte. Er habe aber trotz seiner Krankheit an Crato geschrieben, dass er nichts unversucht lassen werde, um sein Ansehen zu fördern und seinem Nutzen zu dienen.  


Er sei sich bisher noch nicht sicher, ob er von hier (aus Nürnberg) weggehen solle, denn wenn die sogenannte <i>inquisitio</i> wie bisher fortgesetzt werde, werde er keinesfalls einen Platz in [[Erwähnter Ort::Köln]] finden. Er werde sehen, was der Reichstag in Augsburg bringe. Wenn er aber bleibe, verhindere dies in keiner Weise Cratos Zuzug. Vielmehr wünsche er sich nichts sehnlicher, als dass sie zusammen in einer Stadt leben könnten. Wie gesagt, werde er sich also zuverlässig um diese Angelegenheit kümmern. Er glaube, dass es nützlich sein könnte, wenn auch Camerarius bezüglich Crato an einen der Nürnberger Senatoren schreiben würde.
Er sei sich bisher noch nicht sicher, ob er (aus Nürnberg) weggehen solle, denn wenn die sogenannte <i>inquisitio</i> wie bisher fortgesetzt werde, werde er keinesfalls einen Platz in [[Erwähnter Ort::Köln]] finden. Er werde sehen, was der Reichstag in Augsburg bringe. Wenn er aber bleibe, verhindere dies in keiner Weise Cratos Zuzug. Vielmehr wünsche er sich nichts sehnlicher, als dass sie zusammen in einer Stadt leben könnten. Wie gesagt, werde er sich also zuverlässig um diese Angelegenheit kümmern. Er glaube, dass es nützlich sein könnte, wenn auch Camerarius bezüglich Cratos an einen der Nürnberger Ratsherren schreiben würde.


Er wisse selbst nicht, wo sich ihr Freund [[Erwähnte Person::Matthäus Irenäus|(Matthäus) Irenäus]] aufhalte. Manche sagten, dass er mit einem adligen Mann nach Belgien gereist sei, da dieser dort einen Rechtsstreit habe,. Sobald er etwas über ihn herausfinde, werde er es Camerarius mitteilen. Er werde [[Erwähnte Person::Peter Medmann|(Peter) Medmann]] daran erinnern zu schreiben.
Er wisse selbst nicht, wo sich ihr Freund [[Erwähnte Person::Matthäus Irenäus|(Matthäus) Irenäus]] aufhalte. Manche sagten, dass er mit einem adligen Mann nach Belgien gereist sei, da dieser dort einen Rechtsstreit habe. Sobald er etwas über ihn herausfinde, werde er es Camerarius mitteilen. Er werde [[Erwähnte Person::Peter Medmann|(Peter) Medmann]] daran erinnern zu schreiben.


Es habe hier (in Nürnberg) nur wenige weit verbreitete und bösartige Krankheiten gegeben bzw. gebe es bis jetzt immer noch. Aber er fürchte die im Nürnberger Umland grassierenden Dysenterien, aber in der Stadt selbst hätten sich nur wenige angesteckt.
Es habe hier (in Nürnberg) nur wenige weit verbreitete und bösartige Erkrankungen gegeben bzw. gebe es bis jetzt immer noch. Er fürchte die im Nürnberger Umland grassierenden Dysenterien; in der Stadt hingegen selbst hätten sich nur wenige angesteckt.


Er wundere sich, dass diese Gruppierung in Camerarius‘ Umgebung (s. Anm.) nicht müde werde, zu zanken, und er fürchte, wenn sie so weitermachten, ende ihre Freimütigkeit noch im Gefängnis. Auch hier (in Nürnberg) gebe es einige, die dieses Geschrei beförderten und mit denen er irgendwann reden müsse. (Unklar:) Er habe bemerkt, dass, wenn eine Sache beifallswert erscheine, sich oft sogar gebildete Männer dazu bewegen ließen, dass sie, obwohl sie das Bessere erkannten und befürworten mochten, trotzdem dem Schlechteren folgten. Er hoffe aber, dass diese wahnhaften und fanatischen <i>spiritus</i> das Ende nähmen, das sie verdienten.
Er wundere sich, dass diese Gruppierung in Camerarius' Umgebung (s. Anm.) nicht müde werde, zu zanken, und er fürchte, wenn sie so weitermachten, ende ihre Freimütigkeit noch im Gefängnis. Auch hier (in Nürnberg) gebe es einige, die dieses Geschrei beförderten und mit denen er irgendwann reden müsse. (Unklar:) Er habe bemerkt, dass, wenn eine Sache beifallswert erscheine, sich oft sogar gebildete Männer dazu bewegen ließen, dass sie, obwohl sie das Bessere erkannten und befürworten mochten, trotzdem dem Schlechteren folgten. Er hoffe aber, dass diese wahnhaften und fanatischen <i>spiritus</i> das Ende nähmen, das sie verdienten.


Lebewohl.
Lebewohl.


Er glaube, dass (Johannes) Moibanus an ihn geschrieben habe, wie er seinen Herrn (Georg von Geuder?) nach den vereinbarten zwei Jahren um die Entlassung gebeten und diese auch erhalten habe, wenn auch nur mit Mühe und unter der Bedingung, dass er (in [[Erwähnter Ort::Leipzig]]) nach einem gebildeten, anständigen und rechtsgelehrten jungen Mann suche (s. Anm.). Obwohl er wisse, dass Camerarius einen guten Mann wie Moibanus nicht im Stich lassen werde, sei er dessen Bitte, an Camerarius zu schreiben, gern nachgekommen.
Er glaube, dass (Johannes) Moibanus an Camerarius geschrieben habe, wie er seinen Herrn ([[Erwähnte Person::Georg von Geuder]]?) nach den vereinbarten zwei Jahren um die Entlassung gebeten und diese auch erhalten habe, wenn auch nur mit Mühe und unter der Bedingung, dass er (in [[Erwähnter Ort::Leipzig]]) nach einem gebildeten, anständigen und rechtsgelehrten jungen Mann suche (s. Anm.). Obwohl er wisse, dass Camerarius einen guten Mann wie Moibanus nicht im Stich lassen werde, sei er dessen Bitte, (auch selbst) an Camerarius zu schreiben, gern nachgekommen.


(Anne Kram / Manuel Huth)
(Anne Kram / Manuel Huth)


=== Anmerkungen ===
=== Anmerkungen ===
* „könne er nicht so gut bei den anderen wie bei sich selbst erkennen“: Er bezieht sich wohl auf seinen eigenen Gesundheitszustand (am Anfang des Briefes spricht er ja auch davon) und die nur mäßigen Behandlungserfolge durch sich selbst und seine Kollegen vor Ort.
* „könne er weniger an den anderen als an sich selbst erkennen“: Er bezieht sich wohl auf seinen eigenen Gesundheitszustand (am Anfang des Briefes spricht er ja auch davon) und die nur mäßigen Behandlungserfolge durch sich selbst und seine Kollegen vor Ort.
* „ diese Gruppierung in Camerarius‘ Umgebung“: Vermutlich bezieht er sich auf die Belagerung der Stadt [[Erwähnter Ort::Magdeburg]].
* „ diese Gruppierung in Camerarius' Umgebung“: Vermutlich bezieht er sich die Polemiken der belagerten Stadt [[Erwähnter Ort::Magdeburg]]: Besonders die Gnesiolutheraner [[Erwähnte Person::Matthias Flacius]] Illyricus und [[Erwähnte Person::Nikolaus Gallus]] führten einen Propagandakrieg gegen die Belagerer um Kurfürst [[Moritz (Sachsen)]].
* „ nach einem gebildeten, anständigen und rechtsgelehrten Jurastudenten suche“: Johannes Moibanus war 1549/1550 Hauslehrer der Söhne Geuders. Der Rechtsgelehrte sollte ihn dann vermutlich ersetzen.
* „ nach einem gebildeten, anständigen und rechtsgelehrten jungen Mann suche“: Johannes Moibanus war 1549/1550 Hauslehrer der Söhne Geuders. Der Rechtsgelehrte sollte ihn dann vermutlich ersetzen.


=== Literatur und weiterführende Links ===
=== Literatur und weiterführende Links ===
* http://www.aerztebriefe.de/id/00039688
* http://www.aerztebriefe.de/id/00039688

Aktuelle Version vom 11. Juli 2024, 13:22 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Sittard an Camerarius, 01.1548Januar 1548 JL
 Briefdatum
Sittard an Camerarius, 26.09.155026 September 1550 JL
 Briefdatum
Camerarius an Sittard, 05.10.15505 Oktober 1550 JL
Werksigle OCEp 0322
Zitation Sittard an Camerarius, 26.09.1550, bearbeitet von Manuel Huth und Anne Kram (11.07.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0322
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae Eobani, 1561
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. P1v-P3r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Cornelius Sittard
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1550/09/26
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Cum nuntio nostro nihil potui ad vos scribere propter valetudinem adversam
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Reichstag 1550/51 (Augsburg); Belagerung Magdeburgs (1550-1551); Pest; Polemik (konfessionell); Medizin
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand validiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:AK
Gegengelesen von Benutzer:US; Benutzer:VG
Datumsstempel 11.07.2024
Werksigle OCEp 0322
Zitation Sittard an Camerarius, 26.09.1550, bearbeitet von Manuel Huth und Anne Kram (11.07.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0322
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae Eobani, 1561
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. P1v-P3r
Fremdbrief? nein
Absender Cornelius Sittard
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1550/09/26
Datum gesichert? ja
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Cum nuntio nostro nihil potui ad vos scribere propter valetudinem adversam
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Reichstag 1550/51 (Augsburg); Belagerung Magdeburgs (1550-1551); Pest; Polemik (konfessionell); Medizin
Datumsstempel 11.07.2024


Hinweise zur Datierung

Für die Richtigkeit der Datierung im Druck spricht die Erwähnung des Reichstags in Augsburg und die Anspielung auf die Belagerung Magdeburgs.

Regest

Sittard habe wegen einer Krankheit ihrem Boten keinen Brief mitgeben können, fühle sich nun aber etwas kräftiger und wolle Camerarius auf seinen Brief über (Johannes) Crato antworten.

Er habe Crato erst vor einigen Monaten aus seinen Briefen an (Johannes) Moibanus (nicht erhalten) kennen und schätzen gelernt und Moibanus daraufhin gebeten, in seinem Antwortschreiben Grüße auszurichten. Crato habe sich darüber sehr gefreut, wie er aus dessen folgendem Brief an Moibanus ersehen konnte. Daraufhin sei Crato völlig unerwartet hierher (nach Nürnberg) gekommen, und er habe ihn als Freund empfangen - zwar nicht so, wie es einem gelehrten Mann wie Crato angemessen gewesen wäre, aber so gut er es eben in seiner Schlichtheit vermochte. Wahrscheinlich habe ihm die Anwesenheit eines bisher unbekannten Menschen niemals so viel Freude bereitet wie bei Crato. Er habe mit ihm darüber gesprochen, sich hier (in Nürnberg) niederzulassen, vor allem wegen des großen Mangels an guten Ärzten. Wie gut die meisten von (den Nürnberger Ärzten) seien, könne er weniger an den anderen als an sich selbst erkennen (s. Anm.). Er wünschte daher, dass sich ein gebildeter und guter Arzt hier (in Nürnberg) niederlasse, und halte Crato für einen solchen. Er habe sich auch schon mit Hieronymus (Baumgartner) unterhalten und ihm Crato aufs Herzlichste empfohlen, bevor er mit Crato dieses Gespräch über eine Niederlassung in Nürnberg geführt habe. (Baumgartner) habe geantwortet, dass man Cratos Absichten kennenlernen müsse, er aber solche Talente natürlich unterstützen und die Angelegenheit bei Gelegenheit im Rat vorbringen werde, vorausgesetzt, Crato wolle sich hier niederlassen. Danach habe Crato aus Leipzig an Sittard geschrieben und ihm den Entschluss eröffnet, den Camerarius und er gemeinsam gefasst hatten. Er habe es nicht abgelehnt, als Arzt in Nürnberg zu praktizieren, wenn es der Rat gestatte und er dieselben Konditionen bekäme wie Sittard. Aus irgendeinem Grund werde darüber (erst noch) beraten. Inzwischen sei er so heftig erkrankt, dass er in dieser Angelegenheit bisher nichts vorantreiben konnte. Er habe aber trotz seiner Krankheit an Crato geschrieben, dass er nichts unversucht lassen werde, um sein Ansehen zu fördern und seinem Nutzen zu dienen.

Er sei sich bisher noch nicht sicher, ob er (aus Nürnberg) weggehen solle, denn wenn die sogenannte inquisitio wie bisher fortgesetzt werde, werde er keinesfalls einen Platz in Köln finden. Er werde sehen, was der Reichstag in Augsburg bringe. Wenn er aber bleibe, verhindere dies in keiner Weise Cratos Zuzug. Vielmehr wünsche er sich nichts sehnlicher, als dass sie zusammen in einer Stadt leben könnten. Wie gesagt, werde er sich also zuverlässig um diese Angelegenheit kümmern. Er glaube, dass es nützlich sein könnte, wenn auch Camerarius bezüglich Cratos an einen der Nürnberger Ratsherren schreiben würde.

Er wisse selbst nicht, wo sich ihr Freund (Matthäus) Irenäus aufhalte. Manche sagten, dass er mit einem adligen Mann nach Belgien gereist sei, da dieser dort einen Rechtsstreit habe. Sobald er etwas über ihn herausfinde, werde er es Camerarius mitteilen. Er werde (Peter) Medmann daran erinnern zu schreiben.

Es habe hier (in Nürnberg) nur wenige weit verbreitete und bösartige Erkrankungen gegeben bzw. gebe es bis jetzt immer noch. Er fürchte die im Nürnberger Umland grassierenden Dysenterien; in der Stadt hingegen selbst hätten sich nur wenige angesteckt.

Er wundere sich, dass diese Gruppierung in Camerarius' Umgebung (s. Anm.) nicht müde werde, zu zanken, und er fürchte, wenn sie so weitermachten, ende ihre Freimütigkeit noch im Gefängnis. Auch hier (in Nürnberg) gebe es einige, die dieses Geschrei beförderten und mit denen er irgendwann reden müsse. (Unklar:) Er habe bemerkt, dass, wenn eine Sache beifallswert erscheine, sich oft sogar gebildete Männer dazu bewegen ließen, dass sie, obwohl sie das Bessere erkannten und befürworten mochten, trotzdem dem Schlechteren folgten. Er hoffe aber, dass diese wahnhaften und fanatischen spiritus das Ende nähmen, das sie verdienten.

Lebewohl.

Er glaube, dass (Johannes) Moibanus an Camerarius geschrieben habe, wie er seinen Herrn (Georg von Geuder?) nach den vereinbarten zwei Jahren um die Entlassung gebeten und diese auch erhalten habe, wenn auch nur mit Mühe und unter der Bedingung, dass er (in Leipzig) nach einem gebildeten, anständigen und rechtsgelehrten jungen Mann suche (s. Anm.). Obwohl er wisse, dass Camerarius einen guten Mann wie Moibanus nicht im Stich lassen werde, sei er dessen Bitte, (auch selbst) an Camerarius zu schreiben, gern nachgekommen.

(Anne Kram / Manuel Huth)

Anmerkungen

  • „könne er weniger an den anderen als an sich selbst erkennen“: Er bezieht sich wohl auf seinen eigenen Gesundheitszustand (am Anfang des Briefes spricht er ja auch davon) und die nur mäßigen Behandlungserfolge durch sich selbst und seine Kollegen vor Ort.
  • „ diese Gruppierung in Camerarius' Umgebung“: Vermutlich bezieht er sich die Polemiken der belagerten Stadt Magdeburg: Besonders die Gnesiolutheraner Matthias Flacius Illyricus und Nikolaus Gallus führten einen Propagandakrieg gegen die Belagerer um Kurfürst Moritz (Sachsen).
  • „ nach einem gebildeten, anständigen und rechtsgelehrten jungen Mann suche“: Johannes Moibanus war 1549/1550 Hauslehrer der Söhne Geuders. Der Rechtsgelehrte sollte ihn dann vermutlich ersetzen.

Literatur und weiterführende Links