Camerarius, Carolus sive Tunete, 1536: Unterschied zwischen den Versionen
JS (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
JS (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 29: | Zeile 29: | ||
=== Aufbau und Inhalt === | === Aufbau und Inhalt === | ||
Das 201 Hexameterverse umfassende Encomium auf Kaiser [[Erwähnte Person::Karl V.]] behandelt den bei [[Erwähnter Ort::Tunis]] in einer Seeschlacht errungenen Sieg gegen den osmanischen General [[Erwähnte Person::Hayreddin Barbarossa]]. Das Gedicht beginnt mit einem Anruf des Sonnengottes Apollo, für den auf seiner Bahn der Anblick [[Erwähnte Person::Karl V.|Kaiser Karls]] der schönste auf Erden sein muss. Anders als im vorausgehenden Gedicht über Karls Zurückdrängung der Türken bei Wien ([[Camerarius, Carolus sive Vienna Austriaca, 1536|"Carolus sive Vienna Austriaca"]]) steht hier die Panegyrik auf Karl deutlich im Vordergrund. Er wird als Garant einer moralischen Weltordnung präsentiert. Eine ausgedehnte lobende Apostrophe an den Kaiser leitet das Gedicht ein. Dabei wird sein gewaltiger Herrschaftsbereich thematisiert, der auch Amerika (''India'') jenseits des Atlantischen Ozeans umfasst. Dann leitet er über zu Karls Einsatz für die christliche Religion, die vom Osten her in Gefahr ist. Diese verteidigt er auch in Afrika in der Seeschlacht um Tunis. Es folgt eine Schilderung der Schlachtereignisse. Karls Verdienst ist die Wiederherstellung des Friedens und die Befreiung von Überfällen durch Piraten. Der Dichter verbindet die Beschreibung mit der Hoffnung auf zukünftige kriegerische Erfolge gegen die Türken. Das Gedicht endet in einem triumphalen Lobpreis auf den Sieg Karls über Chaireddin Barbarossa (''Russa barba''). | Das 201 Hexameterverse umfassende Encomium auf Kaiser [[Erwähnte Person::Karl V.]] behandelt den bei [[Erwähnter Ort::Tunis]] in einer Seeschlacht errungenen Sieg gegen den osmanischen General [[Erwähnte Person::Hayreddin Barbarossa]]. Das Gedicht beginnt mit einem Anruf des Sonnengottes Apollo, für den auf seiner Bahn der Anblick [[Erwähnte Person::Karl V.|Kaiser Karls]] der schönste auf Erden sein muss (vv. 1-8). Anders als im vorausgehenden Gedicht über Karls Zurückdrängung der Türken bei Wien ([[Camerarius, Carolus sive Vienna Austriaca, 1536|"Carolus sive Vienna Austriaca"]]) steht hier die Panegyrik auf Karl deutlich im Vordergrund. Er wird als Garant einer moralischen Weltordnung präsentiert (8-18). Eine ausgedehnte lobende Apostrophe an den Kaiser leitet das Gedicht ein (19-). Dabei wird sein gewaltiger Herrschaftsbereich thematisiert, der auch Amerika (''India'') jenseits des Atlantischen Ozeans umfasst. Dann leitet er über zu Karls Einsatz für die christliche Religion, die vom Osten her in Gefahr ist. Diese verteidigt er auch in Afrika in der Seeschlacht um Tunis. Es folgt eine Schilderung der Schlachtereignisse. Karls Verdienst ist die Wiederherstellung des Friedens und die Befreiung von Überfällen durch Piraten. Der Dichter verbindet die Beschreibung mit der Hoffnung auf zukünftige kriegerische Erfolge gegen die Türken. Das Gedicht endet in einem triumphalen Lobpreis auf den Sieg Karls über Chaireddin Barbarossa (''Russa barba''). | ||
=== Überlieferung === | === Überlieferung === | ||
Das Gedicht ist eines von drei nicht-bukolischen hexametrischen Gedichten, die Camerarius in seine [[Camerarius, Eclogae, 1568|Eklogen-Ausgabe von 1568]] aufnimmt. Vermutlich hat seine hohe literarische Qualität Camerarius dazu bewogen, es in dieser Sammlung mitabzudrucken (vgl. [[Mundt 2004]], XXII). Ludwig versieht die beiden Gedichte auf Karl V., die beiden letzten Gedichten der Eklogen-Sammlung, mit der Angabe ihres jeweiligen Entstehungsjahres. Wie der Sohn Ludwig als Herausgeber in seinem Nachwort schreibt (S. 141), solle dies dem Leser ermöglichen, die Gedichte vor dem Hintergrund ihres historischen Entstehungskontexts zu beurteilen. | Das Gedicht ist eines von drei nicht-bukolischen hexametrischen Gedichten, die Camerarius in seine [[Camerarius, Eclogae, 1568|Eklogen-Ausgabe von 1568]] aufnimmt. Vermutlich hat seine hohe literarische Qualität Camerarius dazu bewogen, es in dieser Sammlung mitabzudrucken (vgl. [[Mundt 2004]], XXII). Ludwig versieht die beiden Gedichte auf Karl V., die beiden letzten Gedichten der Eklogen-Sammlung, mit der Angabe ihres jeweiligen Entstehungsjahres. Wie der Sohn Ludwig als Herausgeber in seinem Nachwort schreibt (S. 141), solle dies dem Leser ermöglichen, die Gedichte vor dem Hintergrund ihres historischen Entstehungskontexts zu beurteilen. | ||
=== Forschungsliteratur === | === Forschungsliteratur === | ||
*[[Mundt 2004]], XXII (Mundt nimmt das Gedicht jedoch nicht in seine Ausgabe auf, wohl aus dem Grund, dass es sich hierbei nicht um eine Elegie handelt). | *[[Mundt 2004]], XXII (Mundt nimmt das Gedicht jedoch nicht in seine Ausgabe auf, wohl aus dem Grund, dass es sich hierbei nicht um eine Elegie handelt). |
Version vom 1. Juli 2019, 08:27 Uhr
Opus Camerarii | |
---|---|
Werksigle | |
Zitation | Carolus sive Tunete, bearbeitet von Jochen Schultheiß (01.07.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | Carolus sive Tunete |
Kurzbeschreibung | Encomium auf den Sieg Kaiser Karls V. über den osmanischen Admiral Chairiddim Barbarossa in der Seeschlacht bei Tunis. Das Gedicht ist in Hexametern abgefasst und umfasst 201 Verse. |
Erstnachweis | 1536 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Gesichert (Titelblatt); Der Widmungsbrief des Camerarius an Stiebar datiert auf XV. Cal. Iunii |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | 1536/05/18 |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | 1536/12/31 |
Schlagworte / Register | Geschichtsschreibung; Türkenkriege/Türkengefahr; Panegyrik; Zeitgeschichtsschreibung; Amerika |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | (Althamer), Commentarius captae urbis, 1536; Camerarius, Eclogae, 1568 |
Erstdruck in | (Althamer), Commentarius captae urbis, 1536 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 32-38 |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | ja |
geehrte Person | Karl V. (HRR) |
Incipit | Quid qui indefessis decurris in athere bigis |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Bearbeitungsdatum | 1.07.2019 |
Opus Camerarii | |
---|---|
Werksigle | |
Zitation | Carolus sive Tunete, bearbeitet von Jochen Schultheiß (01.07.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I.
|
Sprache | Latein |
Werktitel | Carolus sive Tunete |
Kurzbeschreibung | Encomium auf den Sieg Kaiser Karls V. über den osmanischen Admiral Chairiddim Barbarossa in der Seeschlacht bei Tunis. Das Gedicht ist in Hexametern abgefasst und umfasst 201 Verse. |
Erstnachweis | 1536 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Gesichert (Titelblatt); Der Widmungsbrief des Camerarius an Stiebar datiert auf XV. Cal. Iunii |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | 1536/05/18 |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | 1536/12/31 |
Schlagworte / Register | Geschichtsschreibung; Türkenkriege/Türkengefahr; Panegyrik; Zeitgeschichtsschreibung; Amerika |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | (Althamer), Commentarius captae urbis, 1536; Camerarius, Eclogae, 1568 |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | ja |
geehrte Person | Karl V. (HRR) |
Incipit | Quid qui indefessis decurris in athere bigis |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Bearbeitungsdatum | 1.07.2019 |
Widmung und Entstehungskontext
Das Gedicht ist nach dem einleitenden Widmungsbrief Daniel Stiebar von Rabeneck gewidmet.
Historischer Hintergrund: Karl V. und sein Bruder Ferdinand I. hatten sich in den Türkenkriegen die Kriegsführung aufgeteilt: Ferdinand übernahm die Oberbefehl zu Lande, Karl zur See. Bei dem Sieg Karls über den Kapitän-Pascha (Oberbefehlshaber über die osmanische Kriegsflotte) Hayreddin Barbarossa in der Auseinandersetzung um das kurz zuvor von den Türken eroberte Tunis (Juli-August 1535) wurde die Flotte der Barbaresken erbeutet, die Festung La Goleta im Hafen eingenommen, und nach zeitgenössischen Berichten wurden 20.000 Christen, die als Sklaven gehalten worden waren, in die Freiheit geführt. Damit war auch die Dominanz der kaiserlichen Flotte über das Mittelmeer wiederhergestellt. Zugleich bewirkte der Sieg jedoch, dass das Sultanat und Frankreich in einem Bündnis näher aufeinanderzurückten (vgl. Schorn-Schütte 2000, 37f.).
Aufbau und Inhalt
Das 201 Hexameterverse umfassende Encomium auf Kaiser Karl V. behandelt den bei Tunis in einer Seeschlacht errungenen Sieg gegen den osmanischen General Hayreddin Barbarossa. Das Gedicht beginnt mit einem Anruf des Sonnengottes Apollo, für den auf seiner Bahn der Anblick Kaiser Karls der schönste auf Erden sein muss (vv. 1-8). Anders als im vorausgehenden Gedicht über Karls Zurückdrängung der Türken bei Wien ("Carolus sive Vienna Austriaca") steht hier die Panegyrik auf Karl deutlich im Vordergrund. Er wird als Garant einer moralischen Weltordnung präsentiert (8-18). Eine ausgedehnte lobende Apostrophe an den Kaiser leitet das Gedicht ein (19-). Dabei wird sein gewaltiger Herrschaftsbereich thematisiert, der auch Amerika (India) jenseits des Atlantischen Ozeans umfasst. Dann leitet er über zu Karls Einsatz für die christliche Religion, die vom Osten her in Gefahr ist. Diese verteidigt er auch in Afrika in der Seeschlacht um Tunis. Es folgt eine Schilderung der Schlachtereignisse. Karls Verdienst ist die Wiederherstellung des Friedens und die Befreiung von Überfällen durch Piraten. Der Dichter verbindet die Beschreibung mit der Hoffnung auf zukünftige kriegerische Erfolge gegen die Türken. Das Gedicht endet in einem triumphalen Lobpreis auf den Sieg Karls über Chaireddin Barbarossa (Russa barba).
Überlieferung
Das Gedicht ist eines von drei nicht-bukolischen hexametrischen Gedichten, die Camerarius in seine Eklogen-Ausgabe von 1568 aufnimmt. Vermutlich hat seine hohe literarische Qualität Camerarius dazu bewogen, es in dieser Sammlung mitabzudrucken (vgl. Mundt 2004, XXII). Ludwig versieht die beiden Gedichte auf Karl V., die beiden letzten Gedichten der Eklogen-Sammlung, mit der Angabe ihres jeweiligen Entstehungsjahres. Wie der Sohn Ludwig als Herausgeber in seinem Nachwort schreibt (S. 141), solle dies dem Leser ermöglichen, die Gedichte vor dem Hintergrund ihres historischen Entstehungskontexts zu beurteilen.
Forschungsliteratur
- Mundt 2004, XXII (Mundt nimmt das Gedicht jedoch nicht in seine Ausgabe auf, wohl aus dem Grund, dass es sich hierbei nicht um eine Elegie handelt).