Camerarius an Moritz von Hutten, 12.06.15XX: Unterschied zwischen den Versionen
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Camerarius danke Hutten für das großzüzige Geschenk (möglicherweise ist die Sendung von Frankenwein gemeint, s. u.). Auch wenn der Dank spät komme, sei dies immerhin besser als gar nicht zu danken. Aber Hutten solle kein wortreiches oder feierliches Dankesschreiben erwarten, sondern tatsächlich erkennen, dass ihn Camerarius achte und schätze, nicht wegen des erhaltenen Geschenkes, sondern wegen seiner Tugend. | Camerarius danke Hutten für das großzüzige Geschenk (möglicherweise ist die Sendung von Frankenwein gemeint, s. u.). Auch wenn der Dank spät komme, sei dies immerhin besser als gar nicht zu danken. Aber Hutten solle kein wortreiches oder feierliches Dankesschreiben erwarten, sondern tatsächlich erkennen, dass ihn Camerarius achte und schätze, nicht wegen des erhaltenen Geschenkes, sondern wegen seiner Tugend. | ||
Aber wisse Hutten auch, was die Übersendung des Geschenkes für seine Zukunft bedeute? Oder glaube Hutten etwa, Camerarius sei mit dem Erzeugnis nur einer Weinlese zufrieden? Er habe ja schon geschrieben, dass Hutten ihm gleichsam tributpflichtig sei, und dies tue Camerarius (nun erneut) umso lieber, als man in diesem Jahr auf | Aber wisse Hutten auch, was die Übersendung des Geschenkes für seine Zukunft bedeute? Oder glaube Hutten etwa, Camerarius sei mit dem Erzeugnis nur einer Weinlese zufrieden? Er habe ja schon geschrieben, dass Hutten ihm gleichsam tributpflichtig sei, und dies tue Camerarius (nun erneut) umso lieber, als man in diesem Jahr auf einen guten Wein hoffen dürfe. Und wer wisse schon, was danach passieren werde? Camerarius höre schon Horaz, wie er ihnen mahnend dasselbe sagen wolle wie der Frau, zu der er in einem Gedicht sprach: "Pflücke den Tag und vertraue so wenig wie möglich auf den folgenden!" (Horaz, Oden, 1, 11, 8) Aber Scherz beiseite (Camerarius wisse, dass Hutten nichts gegen seine Scherze habe): Wie stark seien doch die Grundlagen des Staates und des Friedens erschüttert worden! (unklare Anspielung) | ||
Könnte Camerarius nur mit Hutten über diese Dinge reden! Camerarius habe nämlich nicht nur einmal die einzigartige Urteilsfähigkeit Huttens erkennen können. Wer hätte nämlich erwartet, dass jener [[Erwähnte Person::Unbekannt|junge Mann (Identität unklar)]] mit solcher Umsicht, Energie und Vernunft seinen Aufgaben nachkommen werde? Camerarius glaube, dass dieser junge Mann vom Schicksal dazu getrieben worden sei, Dinge in Bewegung zu setzen, an die feige Menschen nicht | Könnte Camerarius nur mit Hutten über diese Dinge reden! Camerarius habe nämlich nicht nur einmal die einzigartige Urteilsfähigkeit Huttens erkennen können. Wer hätte nämlich erwartet, dass jener [[Erwähnte Person::Unbekannt|junge Mann (Identität unklar)]] mit solcher Umsicht, Energie und Vernunft seinen Aufgaben nachkommen werde? Camerarius glaube, dass dieser junge Mann vom Schicksal dazu getrieben worden sei, Dinge in Bewegung zu setzen, an die feige Menschen nicht einmal zu denken wagten. Aber wo würden seine Bestrebungen enden? Camerarius frage sich auch jetzt noch, was überhaupt die Anfänge seien, das Ende jedenfalls sei noch lange nicht absehbar. Aber dies wollten sie Gott überlassen. | ||
An den Verhältnissen des Camerarius habe sich nichts geändert. Wenn zur Zeit etwas Schlimmes geschehe, empfinde es Camerarius als nicht so bedrückend, weil er sich mehr um das Allgemeinwohl sorge. Wie Hutten wisse, ließen sich kleinere Sorgen durch größere vertreiben. | An den Verhältnissen des Camerarius habe sich nichts geändert. Wenn zur Zeit etwas Schlimmes geschehe, empfinde es Camerarius als nicht so bedrückend, weil er sich mehr um das Allgemeinwohl sorge. Wie Hutten wisse, ließen sich kleinere Sorgen durch größere vertreiben. | ||
[[Erwähnte Person::Daniel Stiebar von Rabeneck|Daniel (Stiebar von Rabeneck)]] habe ihm heute den (diesem Schreiben | [[Erwähnte Person::Daniel Stiebar von Rabeneck|Daniel (Stiebar von Rabeneck)]] habe ihm heute den (diesem Schreiben beiliegenden) Brief aus [[Erwähnter Ort::Würzburg]] zur Weiterleitung an Hutten geschickt. Camerarius habe ihn dem Verwalter ihrer Kasse (''quaestorculus'') übergeben. Camerarius glaube, er heiße [[Erwähnte Person::Unbekannt (Brunner)|Brunner]]. | ||
Grüße an [[Erwähnte Person::Unbekannt (Seckendorff)|Seckendorff]], falls dieser bei Hutten sei. Es würde Camerarius große Freude bereiten, wenn er erfahren würde, dass es ihm gut gehe, denn als Kinder hätten sie beide zusammengelebt; und wie Camerarius später erfahren habe, schätze ihn Seckendorff noch immer und sei ein redlicher Mann. | Grüße an [[Erwähnte Person::Unbekannt (Seckendorff)|Seckendorff]], falls dieser bei Hutten sei. Es würde Camerarius große Freude bereiten, wenn er erfahren würde, dass es ihm gut gehe, denn als Kinder hätten sie beide zusammengelebt; und wie Camerarius später erfahren habe, schätze ihn Seckendorff noch immer und sei ein redlicher Mann. |
Version vom 6. Dezember 2017, 00:24 Uhr
Werksigle | OCEp 0550 |
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Zitation | Camerarius an Moritz von Hutten, 12.06.15XX, bearbeitet von Manuel Huth (06.12.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0550 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 110-111 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Moritz von Hutten |
Datum | |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 12.06. (o.J.) (Prid. Id. Iunii) |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Debeo tibi gratiam pro munere liberali, quam, ut sentio, persolvo tardius |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Geschenksendung |
Handschrift | |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | Personen nicht eindeutig identifziert: Brunner, Seckendorff |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 6.12.2017 |
Werksigle | OCEp 0550 |
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Zitation | Camerarius an Moritz von Hutten, 12.06.15XX, bearbeitet von Manuel Huth (06.12.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0550 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 110-111 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Moritz von Hutten |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 12.06. (o.J.) (Prid. Id. Iunii) |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Debeo tibi gratiam pro munere liberali, quam, ut sentio, persolvo tardius |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Geschenksendung |
Datumsstempel | 6.12.2017 |
ACHTUNG KEIN DATUM GEFUNDEN
Regest
Camerarius danke Hutten für das großzüzige Geschenk (möglicherweise ist die Sendung von Frankenwein gemeint, s. u.). Auch wenn der Dank spät komme, sei dies immerhin besser als gar nicht zu danken. Aber Hutten solle kein wortreiches oder feierliches Dankesschreiben erwarten, sondern tatsächlich erkennen, dass ihn Camerarius achte und schätze, nicht wegen des erhaltenen Geschenkes, sondern wegen seiner Tugend.
Aber wisse Hutten auch, was die Übersendung des Geschenkes für seine Zukunft bedeute? Oder glaube Hutten etwa, Camerarius sei mit dem Erzeugnis nur einer Weinlese zufrieden? Er habe ja schon geschrieben, dass Hutten ihm gleichsam tributpflichtig sei, und dies tue Camerarius (nun erneut) umso lieber, als man in diesem Jahr auf einen guten Wein hoffen dürfe. Und wer wisse schon, was danach passieren werde? Camerarius höre schon Horaz, wie er ihnen mahnend dasselbe sagen wolle wie der Frau, zu der er in einem Gedicht sprach: "Pflücke den Tag und vertraue so wenig wie möglich auf den folgenden!" (Horaz, Oden, 1, 11, 8) Aber Scherz beiseite (Camerarius wisse, dass Hutten nichts gegen seine Scherze habe): Wie stark seien doch die Grundlagen des Staates und des Friedens erschüttert worden! (unklare Anspielung)
Könnte Camerarius nur mit Hutten über diese Dinge reden! Camerarius habe nämlich nicht nur einmal die einzigartige Urteilsfähigkeit Huttens erkennen können. Wer hätte nämlich erwartet, dass jener junge Mann (Identität unklar) mit solcher Umsicht, Energie und Vernunft seinen Aufgaben nachkommen werde? Camerarius glaube, dass dieser junge Mann vom Schicksal dazu getrieben worden sei, Dinge in Bewegung zu setzen, an die feige Menschen nicht einmal zu denken wagten. Aber wo würden seine Bestrebungen enden? Camerarius frage sich auch jetzt noch, was überhaupt die Anfänge seien, das Ende jedenfalls sei noch lange nicht absehbar. Aber dies wollten sie Gott überlassen.
An den Verhältnissen des Camerarius habe sich nichts geändert. Wenn zur Zeit etwas Schlimmes geschehe, empfinde es Camerarius als nicht so bedrückend, weil er sich mehr um das Allgemeinwohl sorge. Wie Hutten wisse, ließen sich kleinere Sorgen durch größere vertreiben.
Daniel (Stiebar von Rabeneck) habe ihm heute den (diesem Schreiben beiliegenden) Brief aus Würzburg zur Weiterleitung an Hutten geschickt. Camerarius habe ihn dem Verwalter ihrer Kasse (quaestorculus) übergeben. Camerarius glaube, er heiße Brunner.
Grüße an Seckendorff, falls dieser bei Hutten sei. Es würde Camerarius große Freude bereiten, wenn er erfahren würde, dass es ihm gut gehe, denn als Kinder hätten sie beide zusammengelebt; und wie Camerarius später erfahren habe, schätze ihn Seckendorff noch immer und sei ein redlicher Mann.
Falls Hutten die Hilfe des Camerarius in irgendeiner Sache benötige, solle er nicht so lange warten, bis Camerarius sie (von sich aus) anbiete, sondern rundheraus fragen.
Bitte um Nachricht bezüglich des Bruders Philipp von Hutten.
(Manuel Huth)