Camerarius an Stigel, 18.05.1558: Unterschied zwischen den Versionen

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Wortreiche Entschuldigung für die späte Antwort.  
Wortreiche Entschuldigung für die späte Antwort.  


Was könne Camerarius schon über die Dinge schreiben, die Stigel, ihn selbst und andere redliche und fromme Männer so sehr beunruhigten (s. Anm.)? Der Hass und die Eifersucht seien so gewaltig, dass sie jedwede vernünftige Maßnahme aller Menschen unmöglich machten. Schon seien neue Lügen(schriften) veröffentlicht worden (s. Anm.), die wie die Spitzmaus durch ihre eigene Aussage überführt würden und untergingen (nach Terenz, Eunuchus 1024). Doch welche Drucke publizierten nicht in der Zwischenzeit ihre gemeinsamen Feinde? In was für einer Notlage befänden sie sich, dass man vorbringe, die Situation sei so hoffnungslos, dass man seine Feinde um Hilfe bitten müsse (Athenaios, Deipnosophistae, 13, 571a) . Einige Schriften der ([[Erwähnte Körperschaft::Gnesiolutheraner]]) würden veröffentlicht, in denen sie um Hilfe gegen die ([[Erwähnte Körperschaft::Philippisten]]) bäten. (Die Gnesiolutheraner) beschwerten sich darüber, dass sie nicht heftig genug angegangen würden.
Was könne Camerarius schon über die Dinge schreiben, die Stigel, ihn selbst und andere redliche und fromme Männer so sehr beunruhigten (s. Anm.)? Der Hass und die Eifersucht seien so gewaltig, dass sie jedwede vernünftige Maßnahme aller Menschen unmöglich machten. Schon seien neue Lügen(schriften) veröffentlicht worden, die wie die Spitzmaus durch ihre eigene Aussage überführt würden und untergingen (nach Terenz, Eunuchus 1024). Doch welche Drucke publizierten nicht in der Zwischenzeit ihre gemeinsamen Feinde? In was für einer Notlage befänden sie sich, dass man vorbringe, die Situation sei so hoffnungslos, dass man seine Feinde um Hilfe bitten müsse (Athenaios, Deipnosophistae, 13, 571a) . Einige Schriften der ([[Erwähnte Körperschaft::Gnesiolutheraner]]) würden veröffentlicht, in denen sie um Hilfe gegen die ([[Erwähnte Körperschaft::Philippisten]]) bäten. (Die Gnesiolutheraner) beschwerten sich darüber, dass sie nicht heftig genug angegangen würden.


Stigel und Camerarius möchten dies doch alles einfach beiseitelassen und, wie er bereits geschrieben habe, fromm sein und ihren Pflichten nachgehen, während sich die Anderen streiten mochten. Gleichwohl sei es ein großes Problem, dass diese gleichsam in der Nacht kämpften, so dass sie weder ihre Freunde noch ihre Feinde erkennen konnten.
Stigel und Camerarius möchten dies doch alles einfach beiseitelassen und, wie er bereits geschrieben habe, fromm sein und ihren Pflichten nachgehen, während sich die Anderen streiten mochten. Gleichwohl sei es ein großes Problem, dass diese gleichsam in der Nacht kämpften, so dass sie weder ihre Freunde noch ihre Feinde erkennen konnten.
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=== Anmerkungen ===
=== Anmerkungen ===
* "die Dinge (...) die Stigel, ihn und andere redliche und fromme Männer so sehr beunruhigten": Vermutlich bezieht sich
* "die Dinge (...) die Stigel, ihn und andere redliche und fromme Männer so sehr beunruhigten": Vermutlich bezieht sich
* „Schon seien neue Lügen(schriften) veröffentlicht worden“: Vielleicht ist folgendes Werk gemeint: [[Erwähntes Werk::Flacius, Refutatio Samaritani Interim, 1558]]

Version vom 15. Oktober 2018, 12:16 Uhr



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Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Stigel an Camerarius, 08.1560Mai 1558 JL
Camerarius an Stigel, 30.12.155730 Dezember 1557 JL
Stigel an Camerarius, 14.01.155514 Januar 1555 JL
 Briefdatum
Camerarius an Stigel, 18.05.155818 Mai 1558 JL
 Briefdatum
Stigel an Camerarius, 19.05.155819 Mai 1558 JL
Camerarius an Stigel, 24.08.155824 August 1558 JL
Camerarius an Stigel, 06.1559?Juni 1559 JL
Werksigle OCEp 0455
Zitation Camerarius an Stigel, 18.05.1558, bearbeitet von Manuel Huth (15.10.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0455
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. T8v-V1r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Johann Stigel
Datum 1558-05-18
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Jahr mutmaßlich (im Druck: XV. cal. Iunii (o.J.))
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Non solum occupationes multiplices et molestae in causa fuerunt
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? nein
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Gnesiolutheranismus
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand unkorrigiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH
Gegengelesen von
Datumsstempel 15.10.2018
Werksigle OCEp 0455
Zitation Camerarius an Stigel, 18.05.1558, bearbeitet von Manuel Huth (15.10.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0455
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. T8v-V1r
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Johann Stigel
Datum 1558-05-18
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Jahr mutmaßlich (im Druck: XV. cal. Iunii (o.J.))
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Non solum occupationes multiplices et molestae in causa fuerunt
Regest vorhanden? nein
Paratext ? nein
Register Gnesiolutheranismus
Datumsstempel 15.10.2018


Hinweise zur Datierung

Johann Hommel heiratete 1558 die Tochter des Camerarius. Da im Brief erwähnt wird, dass er den Fürsten um Erlaubnis für die Hochzeit bitten wolle, stammt das Schreiben vermutlich aus demselben Jahr.

Regest

Wortreiche Entschuldigung für die späte Antwort.

Was könne Camerarius schon über die Dinge schreiben, die Stigel, ihn selbst und andere redliche und fromme Männer so sehr beunruhigten (s. Anm.)? Der Hass und die Eifersucht seien so gewaltig, dass sie jedwede vernünftige Maßnahme aller Menschen unmöglich machten. Schon seien neue Lügen(schriften) veröffentlicht worden, die wie die Spitzmaus durch ihre eigene Aussage überführt würden und untergingen (nach Terenz, Eunuchus 1024). Doch welche Drucke publizierten nicht in der Zwischenzeit ihre gemeinsamen Feinde? In was für einer Notlage befänden sie sich, dass man vorbringe, die Situation sei so hoffnungslos, dass man seine Feinde um Hilfe bitten müsse (Athenaios, Deipnosophistae, 13, 571a) . Einige Schriften der (Gnesiolutheraner) würden veröffentlicht, in denen sie um Hilfe gegen die (Philippisten) bäten. (Die Gnesiolutheraner) beschwerten sich darüber, dass sie nicht heftig genug angegangen würden.

Stigel und Camerarius möchten dies doch alles einfach beiseitelassen und, wie er bereits geschrieben habe, fromm sein und ihren Pflichten nachgehen, während sich die Anderen streiten mochten. Gleichwohl sei es ein großes Problem, dass diese gleichsam in der Nacht kämpften, so dass sie weder ihre Freunde noch ihre Feinde erkennen konnten.

Stigel solle die Gerüchte nicht glauben, über die er geschrieben habe. Camerarius müsse dabei an die folgenden Verse des Plautus denken: "Wenn es nach mir ginge, würden alle Menschen hängen, die solche Beschuldigungen weitertragen und anhören - die sie aussprechen an den Zungen, die sie anhören, an den Ohren." (Plautus, Pseudoli, 427-429) Dieses Urteil sollten Camerarius und Stigel aber nicht übernehmen.

Camerarius' Schwiegersohn Johann Hommel sei gestern aufgebrochen, um vom Fürsten (August von Sachsen) zu erfahren, an welchem Tag er (Magdalena Camerarius) heiraten dürfe. Dieser Sklavendienst (servitus) würde vielleicht anderen gefallen, Camerarius hingegen bereite er keine Freude. Er und sein Schwiegersohn beabsichtigten, die Hochzeit bescheiden zu feiern und nicht einmal (Philipp) Mel(anchthon) einzuladen.

Versicherung der Freundschaft. Lebewohl.

(Manuel Huth)

Anmerkungen

  • "die Dinge (...) die Stigel, ihn und andere redliche und fromme Männer so sehr beunruhigten": Vermutlich bezieht sich