Camerarius an Stigel, 18.05.1558: Unterschied zwischen den Versionen
MH (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
MH (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 15: | Zeile 15: | ||
|Gedicht_jn=nein | |Gedicht_jn=nein | ||
|Incipit=Non solum occupationes multiplices et molestae in causa fuerunt | |Incipit=Non solum occupationes multiplices et molestae in causa fuerunt | ||
|Register=Gnesiolutheranismus | |||
|Paratext_jn=nein | |Paratext_jn=nein | ||
|Regest_jn=nein | |Regest_jn=nein | ||
Zeile 22: | Zeile 23: | ||
|Bearbeiter=MH | |Bearbeiter=MH | ||
}} | }} | ||
=== Hinweise zur Datierung === | |||
[[Johann Hommel]] heiratete 1558 die Tochter des Camerarius. Da im Brief erwähnt wird, dass er den Fürsten um Erlaubnis für die Hochzeit bitten wolle, stammt das Schreiben vermutlich aus demselben Jahr. | |||
=== Regest === | |||
Wortreiche Entschuldigung für die späte Antwort. | |||
Was könne Camerarius schon über die Dinge schreiben, die Stigel, ihn selbst und andere redliche und fromme Männer so sehr beunruhigten (s. Anm.)? Der Hass und die Eifersucht seien so gewaltig, dass sie jedwede vernünftige Maßnahme aller Menschen unmöglich machten. Schon seien neue Lügen(schriften) veröffentlicht worden (s. Anm.), die wie die Spitzmaus durch ihre eigene Aussage überführt würden und untergingen (nach Terenz, Eunuchus 1024). Doch welche Drucke publizierten nicht in der Zwischenzeit ihre gemeinsamen Feinde? In was für einer Notlage befänden sie sich, dass man vorbringe, die Situation sei so hoffnungslos, dass man seine Feinde um Hilfe bitten müsse (Athenaios, Deipnosophistae, 13, 571a) . Einige Schriften der (Gnesiolutheraner) würden veröffentlicht, in denen sie um Hilfe gegen die (Philippisten) bäten. (Die Gnesiolutheraner) beschwerten sich darüber, dass sie nicht heftig genug angegangen würden. | |||
Stigel und Camerarius möchten dies doch alles einfach beiseitelassen und, wie er bereits geschrieben habe, fromm sein und ihren Pflichten nachgehen, während sich die Anderen streiten mochten. Gleichwohl sei es ein großes Problem, dass diese gleichsam in der Nacht kämpften, so dass sie weder ihre Freunde noch ihre Feinde erkennen konnten. | |||
Stigel solle die Gerüchte nicht glauben, über die er geschrieben habe. Camerarius müsse dabei an die folgenden Verse des [[Erwähnte Person::Plautus]] denken: "Wenn es nach mir ginge, würden alle Menschen hängen, die solche Beschuldigungen weitertragen und anhören - die sie aussprechen an den Zungen, die sie anhören, an den Ohren." (Plautus, Pseudoli, 427-429) Dieses Urteil sollten Camerarius und Stigel aber nicht übernehmen. | |||
Camerarius' Schwiegersohn [[Johann Hommel]] sei gestern aufgebrochen, um vom Fürsten (August (Sachsen)|August von Sachsen) zu erfahren, an welchem Tag er ([[Erwähnte Person::Magdalena Camerarius]]) heiraten dürfe. Dieser Sklavendienst (''servitus'') würde vielleicht anderen gefallen, Camerarius hingegen bereite er keine Freude. Er und sein Schwiegersohn beabsichtigten, die Hochzeit bescheiden zu feiern und nicht einmal [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|(Philipp) Mel(anchthon)]] einzuladen. | |||
Versicherung der Freundschaft. Lebewohl. | |||
(Manuel Huth) | |||
=== Anmerkungen === | |||
* "die Dinge (...) die Stigel, ihn und andere redliche und fromme Männer so sehr beunruhigten": Vermutlich bezieht sich | |||
* „Schon seien neue Lügen(schriften) veröffentlicht worden“: Vielleicht ist folgendes Werk gemeint: [[Erwähntes Werk::Flacius, Refutatio Samaritani Interim, 1558]] |
Version vom 15. Oktober 2018, 12:10 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
|
|
|
Werksigle | OCEp 0455 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Stigel, 18.05.1558, bearbeitet von Manuel Huth (15.10.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0455 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. T8v-V1r |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johann Stigel |
Datum | 1558-05-18 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Jahr mutmaßlich (im Druck: XV. cal. Iunii (o.J.)) |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Non solum occupationes multiplices et molestae in causa fuerunt |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | nein |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Gnesiolutheranismus |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 15.10.2018 |
Werksigle | OCEp 0455 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Stigel, 18.05.1558, bearbeitet von Manuel Huth (15.10.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0455 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. T8v-V1r |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johann Stigel |
Datum | 1558-05-18 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Jahr mutmaßlich (im Druck: XV. cal. Iunii (o.J.)) |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Non solum occupationes multiplices et molestae in causa fuerunt |
Regest vorhanden? | nein |
Paratext ? | nein |
Register | Gnesiolutheranismus |
Datumsstempel | 15.10.2018 |
Hinweise zur Datierung
Johann Hommel heiratete 1558 die Tochter des Camerarius. Da im Brief erwähnt wird, dass er den Fürsten um Erlaubnis für die Hochzeit bitten wolle, stammt das Schreiben vermutlich aus demselben Jahr.
Regest
Wortreiche Entschuldigung für die späte Antwort.
Was könne Camerarius schon über die Dinge schreiben, die Stigel, ihn selbst und andere redliche und fromme Männer so sehr beunruhigten (s. Anm.)? Der Hass und die Eifersucht seien so gewaltig, dass sie jedwede vernünftige Maßnahme aller Menschen unmöglich machten. Schon seien neue Lügen(schriften) veröffentlicht worden (s. Anm.), die wie die Spitzmaus durch ihre eigene Aussage überführt würden und untergingen (nach Terenz, Eunuchus 1024). Doch welche Drucke publizierten nicht in der Zwischenzeit ihre gemeinsamen Feinde? In was für einer Notlage befänden sie sich, dass man vorbringe, die Situation sei so hoffnungslos, dass man seine Feinde um Hilfe bitten müsse (Athenaios, Deipnosophistae, 13, 571a) . Einige Schriften der (Gnesiolutheraner) würden veröffentlicht, in denen sie um Hilfe gegen die (Philippisten) bäten. (Die Gnesiolutheraner) beschwerten sich darüber, dass sie nicht heftig genug angegangen würden.
Stigel und Camerarius möchten dies doch alles einfach beiseitelassen und, wie er bereits geschrieben habe, fromm sein und ihren Pflichten nachgehen, während sich die Anderen streiten mochten. Gleichwohl sei es ein großes Problem, dass diese gleichsam in der Nacht kämpften, so dass sie weder ihre Freunde noch ihre Feinde erkennen konnten.
Stigel solle die Gerüchte nicht glauben, über die er geschrieben habe. Camerarius müsse dabei an die folgenden Verse des Plautus denken: "Wenn es nach mir ginge, würden alle Menschen hängen, die solche Beschuldigungen weitertragen und anhören - die sie aussprechen an den Zungen, die sie anhören, an den Ohren." (Plautus, Pseudoli, 427-429) Dieses Urteil sollten Camerarius und Stigel aber nicht übernehmen.
Camerarius' Schwiegersohn Johann Hommel sei gestern aufgebrochen, um vom Fürsten (August (Sachsen)|August von Sachsen) zu erfahren, an welchem Tag er (Magdalena Camerarius) heiraten dürfe. Dieser Sklavendienst (servitus) würde vielleicht anderen gefallen, Camerarius hingegen bereite er keine Freude. Er und sein Schwiegersohn beabsichtigten, die Hochzeit bescheiden zu feiern und nicht einmal (Philipp) Mel(anchthon) einzuladen.
Versicherung der Freundschaft. Lebewohl.
(Manuel Huth)
Anmerkungen
- "die Dinge (...) die Stigel, ihn und andere redliche und fromme Männer so sehr beunruhigten": Vermutlich bezieht sich
- „Schon seien neue Lügen(schriften) veröffentlicht worden“: Vielleicht ist folgendes Werk gemeint: Flacius, Refutatio Samaritani Interim, 1558