Camerarius an Jonas, 13.08.1535: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Camerarius leitet den Brief mit einer Geschichte ein, die das Zustandekommen der Theodoret-Übersetzung erklärt. Als er krank im Bett, habe er eine in [[Erwähnter Ort::Basel]] gedruckte griechische Schrift zur Kirchengeschichte gelesen. Gegenüber [[Gesprächspartner::Johann Mylius]] und anderen Besuchern habe er sein Interesse an der Anfertigung einer Übersetzung bekundet. Mylius habe ihn weiter zu ermuntert. Die spätantike Übersetzung des [[Erwähnte Person::Epiphanius Scholasticus]] wird von Camerarius als mangelhaft eingestuft. Zunächst habe Camerarius noch versucht einzelne unpassende Wiedergaben in der Übersetzung des Epiphanius anzumerken. Dies habe er aber bald unterlassen, da er auf diese Weise in jeder einzelnen Zeile hätte Verbesserungen anbringen müssen. Camerarius erklärt sich die Fehlleistung des Epiphanius durch die historischen Entwicklungen, die das Griechische bis zu dessen Zeit, die Camerarius nicht bestimmen kann, durchlaufen hat. Camerarius räumt möglich Orthographiefehler in seiner Übersetzung ein, die für den Gebildeten aber leicht zu erkennen seien. Seine profunden Kenntnisse der griechischen Sprache führt Camerarius auf das Wirken seines Lehrers [[Lehrer::Georg Helt]] zurück.<br />
Camerarius leitet den Brief mit einer Geschichte ein, die das Zustandekommen der Theodoret-Übersetzung erklärt. Als er krank im Bett, habe er eine in [[Erwähnter Ort::Basel]] gedruckte griechische Schrift zur Kirchengeschichte gelesen. Gegenüber [[Gesprächspartner::Johann Mylius]] und anderen Besuchern habe er sein Interesse an der Anfertigung einer Übersetzung bekundet. Mylius habe ihn weiter zu ermuntert. Die spätantike Übersetzung des [[Erwähnte Person::Epiphanius Scholasticus]] wird von Camerarius als mangelhaft eingestuft. Zunächst habe Camerarius noch versucht einzelne unpassende Wiedergaben in der Übersetzung des Epiphanius anzumerken. Dies habe er aber bald unterlassen, da er auf diese Weise in jeder einzelnen Zeile hätte Verbesserungen anbringen müssen. Camerarius erklärt sich die Fehlleistung des Epiphanius durch die historischen Entwicklungen, die das Griechische bis zu dessen Zeit, die Camerarius nicht bestimmen kann, durchlaufen hat. Camerarius räumt möglich Orthographiefehler in seiner Übersetzung ein, die für den Gebildeten aber leicht zu erkennen seien. Seine profunden Kenntnisse der griechischen Sprache führt Camerarius auf das Wirken seines Lehrers [[Lehrer::Georg Helt]] zurück.<br />
Camerarius weist es von sich ab, dass er sich mit dieser Übersetzung auf das Feld der Theologie begeben habe. Er will sie seine Leistung im Bereich der Literatur ansetzen (literarium hoc munus dedimus). Zwar könnten Gelehrte der Theologie in besonderer Weise davon Nutzen ziehen, aber auch jeder andere Benutzer soll sich daran erfreuen (delectari) können.<br />
Camerarius weist es von sich ab, dass er sich mit dieser Übersetzung auf das Feld der Theologie begeben habe. Er will sie seine Leistung im Bereich der Literatur ansetzen (literarium hoc munus dedimus). Zwar könnten Gelehrte der Theologie in besonderer Weise davon Nutzen ziehen, aber auch jeder andere Benutzer soll sich daran erfreuen (delectari) können.<br />
Als Begründung der Beschäftigung mit der Kirchengeschichte des Theodoret führt er die Vergleichbarkeit der dort beschriebenen Missstände mit denen der Gegenwart an (vitiorum est tanta germanitas). Hierbei führt er auf: Ehrsucht (ambitio), Eifersucht (aemulationes), Händel (rixae), Wettstreit (contentiones), Eigensinn (pervivacia), Zügellosigkeit (impotentia animi), Hass (odium), Härte (acerbitas), Wortverdreherei (verborum perniciosae exquisitiones), Betrügerei (imposturae), Nachstellungen (insidiae), umgarnte Könige (circumventi reges), aufgestacheltes Volk (concitatum vulgus).
Als Begründung der Beschäftigung mit der Kirchengeschichte des Theodoret führt er die Vergleichbarkeit der dort beschriebenen Missstände mit denen der Gegenwart an (vitiorum est tanta germanitas). Hierbei führt er auf: Ehrsucht (ambitio), Eifersucht (aemulationes), Händel (rixae), Wettstreit (contentiones), Eigensinn (pervicacia), Zügellosigkeit (impotentia animi), Hass (odium), Härte (acerbitas), Wortverdreherei (verborum perniciosae exquisitiones), Betrügerei (imposturae), Nachstellungen (insidiae), umgarnte Könige (circumventi reges), aufgestacheltes Volk (concitatum vulgus). Als Adressaten der Edition des Geschichtswerkes nennt Camerarius Staatlenker (qui in rebus publicis possunt plurimum) und Theologen (quique ipsi res divinas versant doctrina ac professione sua). Diesen sollte das Werk für die Heilung der gegenwärtigen Übel dienen" (ad praesentium malorum medicinam). <br />
In der Überleiferungsgeschichte des Theodorettextes nimmt Camerarius für sich in Anspruch, eine stringente Anordnung des Textes hergestellt zu haben. So folgt nun die Erzählabfolge wieder der historischen Chronologie.<br />
Am Ende des Widmungsbriefes wird der Entsehungskontext nochmals ersichtlich: Camerarius nennt die Übersetzung ein "Sommerwerk" (opella aestivalium dierum longarum). Die Tage seien auch wegen seiner Krankheit lang gewesen. Hieraus lässt sich folgern, dass die Übersetzung unmittelbar vor der Datierung des Briefes und in Nürnberg, wo er nach den Angaben am Anfang des Briefes sich in dieser Krankheitsphase aufhielt, entstanden ist

Version vom 15. Mai 2017, 10:22 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Camerarius an Jonas, 13.08.153513 August 1535 JL
 Briefdatum
Camerarius an die Wittenberger Freunde, 29.11.153829 November 1538 JL
Werksigle OCEp
Zitation Camerarius an Jonas, 13.08.1535, bearbeitet von Jochen Schultheiß (15.05.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. A2r-A4r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck S. 415-417
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Justus Jonas
Datum 1536/08/13
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Gesichert (Titelblatt); Datierung des Briefs: Idib(us) Sextilib(us). Das Jahr ist nicht angegeben. Wenngleich der Brief die Ortsangabe Nürnberg als Absendeort trägt, was auf 1535 als Entstehungsjahr deutet, ist wohl eher die von 1536 auszugehen, da Widmungsbriefe in der Regel zeitnah zu den Drucken entstanden. Zu derselben Datierung neigt auch GG 411 [1], allerdings ohne eine Begründung hierfür anzuführen.
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Cum hoc tempore Basileae
Link zur Handschrift
Regest vorhanden?
Paratext ? ja
Paratext zu Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Geschichtsschreibung; Griechische Geschichtsschreibung; Kirchengeschichtsschreibung; Übersetzungstheorie; Theologie; Editionsphilologie
Handschrift
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Datumsstempel 15.05.2017
Werksigle OCEp
Zitation Camerarius an Jonas, 13.08.1535, bearbeitet von Jochen Schultheiß (15.05.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. A2r-A4r
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck S. 415-417
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Justus Jonas
Datum 1536/08/13
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Gesichert (Titelblatt); Datierung des Briefs: Idib(us) Sextilib(us). Das Jahr ist nicht angegeben. Wenngleich der Brief die Ortsangabe Nürnberg als Absendeort trägt, was auf 1535 als Entstehungsjahr deutet, ist wohl eher die von 1536 auszugehen, da Widmungsbriefe in der Regel zeitnah zu den Drucken entstanden. Zu derselben Datierung neigt auch GG 411 [2], allerdings ohne eine Begründung hierfür anzuführen.
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Cum hoc tempore Basileae
Paratext ? ja
Paratext zu Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536
Register Geschichtsschreibung; Griechische Geschichtsschreibung; Kirchengeschichtsschreibung; Übersetzungstheorie; Theologie; Editionsphilologie
Datumsstempel 15.05.2017


Regest

Camerarius leitet den Brief mit einer Geschichte ein, die das Zustandekommen der Theodoret-Übersetzung erklärt. Als er krank im Bett, habe er eine in Basel gedruckte griechische Schrift zur Kirchengeschichte gelesen. Gegenüber Johann Mylius und anderen Besuchern habe er sein Interesse an der Anfertigung einer Übersetzung bekundet. Mylius habe ihn weiter zu ermuntert. Die spätantike Übersetzung des Epiphanius Scholasticus wird von Camerarius als mangelhaft eingestuft. Zunächst habe Camerarius noch versucht einzelne unpassende Wiedergaben in der Übersetzung des Epiphanius anzumerken. Dies habe er aber bald unterlassen, da er auf diese Weise in jeder einzelnen Zeile hätte Verbesserungen anbringen müssen. Camerarius erklärt sich die Fehlleistung des Epiphanius durch die historischen Entwicklungen, die das Griechische bis zu dessen Zeit, die Camerarius nicht bestimmen kann, durchlaufen hat. Camerarius räumt möglich Orthographiefehler in seiner Übersetzung ein, die für den Gebildeten aber leicht zu erkennen seien. Seine profunden Kenntnisse der griechischen Sprache führt Camerarius auf das Wirken seines Lehrers Georg Helt zurück.
Camerarius weist es von sich ab, dass er sich mit dieser Übersetzung auf das Feld der Theologie begeben habe. Er will sie seine Leistung im Bereich der Literatur ansetzen (literarium hoc munus dedimus). Zwar könnten Gelehrte der Theologie in besonderer Weise davon Nutzen ziehen, aber auch jeder andere Benutzer soll sich daran erfreuen (delectari) können.
Als Begründung der Beschäftigung mit der Kirchengeschichte des Theodoret führt er die Vergleichbarkeit der dort beschriebenen Missstände mit denen der Gegenwart an (vitiorum est tanta germanitas). Hierbei führt er auf: Ehrsucht (ambitio), Eifersucht (aemulationes), Händel (rixae), Wettstreit (contentiones), Eigensinn (pervicacia), Zügellosigkeit (impotentia animi), Hass (odium), Härte (acerbitas), Wortverdreherei (verborum perniciosae exquisitiones), Betrügerei (imposturae), Nachstellungen (insidiae), umgarnte Könige (circumventi reges), aufgestacheltes Volk (concitatum vulgus). Als Adressaten der Edition des Geschichtswerkes nennt Camerarius Staatlenker (qui in rebus publicis possunt plurimum) und Theologen (quique ipsi res divinas versant doctrina ac professione sua). Diesen sollte das Werk für die Heilung der gegenwärtigen Übel dienen" (ad praesentium malorum medicinam).
In der Überleiferungsgeschichte des Theodorettextes nimmt Camerarius für sich in Anspruch, eine stringente Anordnung des Textes hergestellt zu haben. So folgt nun die Erzählabfolge wieder der historischen Chronologie.
Am Ende des Widmungsbriefes wird der Entsehungskontext nochmals ersichtlich: Camerarius nennt die Übersetzung ein "Sommerwerk" (opella aestivalium dierum longarum). Die Tage seien auch wegen seiner Krankheit lang gewesen. Hieraus lässt sich folgern, dass die Übersetzung unmittelbar vor der Datierung des Briefes und in Nürnberg, wo er nach den Angaben am Anfang des Briefes sich in dieser Krankheitsphase aufhielt, entstanden ist