Turnèbe an Camerarius, 23.05.1560
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
|
|
|
Werksigle | OCEp 0383 |
---|---|
Zitation | Turnèbe an Camerarius, 23.05.1560, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Alexander Hubert (04.04.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0383 |
Besitzende Institution | Paris, BNF |
Signatur, Blatt/Seite | Ms. Suppl. grec. 1361 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. M2r-M3r |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | Freytag 1831, S. 66-68; Astruc 1945 |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Adrien Turnèbe |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1560/05/23 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 23.05.(o.J.) (τῇ πρὸ δέκα καλ. Ἰουλίου) |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Griechisch |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ὑπερήμερος ὁμολογῷ γέγονά σοι |
Link zur Handschrift | http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10532611s/f16.item |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Briefe/Parallelüberlieferung; Biographisches (Trauerfall) |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | "die gemeinsamen Briefe" - was ist mit den "synodikai epistolai" gemeint? US |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:US; Benutzer:HIWI |
Gegengelesen von | Benutzer:JS; Benutzer:US |
Datumsstempel | 4.04.2024 |
Werksigle | OCEp 0383 |
---|---|
Zitation | Turnèbe an Camerarius, 23.05.1560, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Alexander Hubert (04.04.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0383 |
Besitzende Institution | Paris, BNF |
Signatur, Blatt/Seite | Ms. Suppl. grec. 1361 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. M2r-M3r |
Sonstige Editionen | Freytag 1831, S. 66-68; Astruc 1945 |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Adrien Turnèbe |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1560/05/23 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 23.05.(o.J.) (τῇ πρὸ δέκα καλ. Ἰουλίου) |
Sprache | Griechisch |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ὑπερήμερος ὁμολογῷ γέγονά σοι |
Link zur Handschrift | http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10532611s/f16.item |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Briefe/Parallelüberlieferung; Biographisches (Trauerfall) |
Datumsstempel | 4.04.2024 |
Anmerkungen zur Datierung
Jahr ermittelt aus dem erwähnten Tod Philipp Melanchthons.
Regest
Turnèbe sei bereits säumig geworden, denn Camerarius' zweiter Brief sei seiner Antwort zuvorgekommen (s. Anm.). Doch eine kurze Krankheit habe ihn an das Bett gefesselt und ihn daran gehindert, seinen Antwortbrief zu beginnen (s. Anm.). Wie Camerarius wisse, sei ein Verschiebungseid ja auch für diejenigen, die nicht ins Rathaus vor die Versammlung kamen, eine gültige Entschuldigung gewesen (s. Anm.).
In Bezug auf das, was Camerarius im ersten Brief geschrieben habe: Er habe dort den Schrecken nicht übertrieben und gut daran getan, im zweiten Brief dazu aufzufordern, davon zu schweigen (s. Anm.). Denn auch ihm, der es ja beurteilen könne, erschienen diese Dinge wert, vergessen zu werden, und er würde deshalb nur allzu bereitwillig zum Kelch des Vergessens greifen. Denn die Erinnerung an das unerwünschte Grauen erlaube dem Geiste nicht mehr, sich auf die angenehmen Dinge zu konzentrieren, sondern zwinge ihn immer wieder, sich mit allem zu beschäftigen.
Was die Veröffentlichung von Büchern angehe (s. Anm.), so habe er bereits vor zwei Jahren der Druckerei entsagt, weil sie seinem Geld, seiner Zeit und seiner Gesundheit zu viel abverlange. Nun übernehme Morellius die königliche Druckerei (s. Anm.), der die synodischen Briefe auf Nachfrage als nicht publizierbar (ἀνεκδότους) bezeichne.
Wenn Camerarius aber die Götter anrufend und anflehend klage, dass bei ihm die freien Künste untergingen, so könne er ihm sagen, dass dasselbe Unglück sich auch in Frankreich ereigne, wo eine Dürrezeit anbreche, was die Gelehrsamkeit angehe. Und wie ein Lakonier wohl sagen würde: Das Gute sei verloren (Xen. Hell. 1, 1, 15) (s. Anm.). Denn die, die bei ihnen der Gelehrsamkeit nachstellten, zeigten mit dem Finger auf sie und rieben sich dabei selbst auf.
Während er dies schreibe, habe er das Gerücht vernommen, wonach Philippus verstorben sei, und Lagneos habe ihm versichert, dass es sich tatsächlich so verhalte, und ihm einen Brief mit ebendiesem Inhalt gezeigt, den er erhalten hatte (s. Anm.). Die Nachricht habe ihn schwer getroffen, und er habe laut über diesen Verlust für die Gelehrsamkeit geklagt, der ihm zu Recht auf dem Grabmal Melanchthons beklagt zu werden scheine, "da sie ihren wichtigsten Mann verloren habe", und nun stehe und falle sie sozusagen mit Camerarius (s. Anm.). Er wünsche ihm Lebewohl und viele Jahre Gesundheit.
(Alexander Hubert)
Anmerkungen
- "Camerarius' zweiter Brief sei seiner Antwort zuvorgekommen": Camerarius' erster Brief ist Camerarius' Schreiben aus der zweiten Jahreshälfte 1559. Der genannte zweite Brief ist der vom 12.03.1560, der Turnèbes Antwort auf den ersteren zuvor kam (vgl. auch Freytag 1831, S. 66, Anm. 2).
- "Doch eine kurze Krankheit habe ihn an das Bett gefesselt und ihn daran gehindert, seinen Antwortbrief zu beginnen": Dies bestätigt Hubert Languets Brief vom 25.05.1560.
- "für diejenigen, die nicht ins Rathaus vor die Versammlung kamen": Nach Freytag ist mit der "Versammlung" (ἡ σύνκλητος) der Senat von Paris gemeint. Die Aussage beziehe sich auf diejenigen, die unter der Anklage, Hugenotten zu sein oder diese zu unterstützen, vor dieses Gremium gerufen wurden (vgl. Freytag 1831, S. 66f., Anm. 3).
- "In Bezug auf das, was Camerarius im ersten Brief geschrieben habe: Er habe dort den Schrecken nicht übertrieben und gut daran getan, im zweiten Brief dazu aufzufordern, davon zu schweigen": In seinem Brief vom herbst 1559 hatte Camerarius den Schrecken der Hugenottenverfolgung nach dem Edikt von Écouen kommentiert, den Turnèbe ihm geschildert hatte. Im zweiten Brief vom 12.03.1560hatte Camerarius dazu aufgefordert, über das Thema zu schweigen (vgl. Freytag 1831, S. 67, Anm. 4).
- "Was die Veröffentlichung von Büchern angehe": Nach dieser hatte Camerarius ihn in den beiden vorhergehenden Briefen gefragt.
- "Nun übernehme Morellius die königliche Druckerei": Turnèbe stand von 1552 bis 1556 der königlichen Druckerei für Griechisches vor. Sein Nachfolger war Guillaume Morel.
- "die synodischen Briefe": Freytag 1831 weist darauf hin, dass mit epistulis synodicis Bischöfe vom Patriarchen zur Synode eingeladen wurden. Welche Briefe aber genau gemeint sind, ist unklar (vgl. Freytag 1831 S. 67, Anm. 6).
- "Das Gute sei verloren": Im Druck steht wie im Autograph καλά. In modernen Ausgaben wird bei Xenophon oft κᾶλα (von τὸ κᾶλον, "Holz") konjiziert, in der Bedeutung "Die Schiffe sind verloren."
- "habe er das Gerücht vernommen, wonach Philippus verstorben sei und Lagneos habe ihm versichert, dass es sich tatsächlich so verhalte": Philipp Melanchthon starb am 19.4.1560 (daher kommt das ermittelte Jahr des vorliegenden Briefes). Lagneos (Λάγνεος) ist Hubert Languet, wie aus dessen Brief an Camerarius klar wird, in dem er Camerarius von seiner Trauer und Turnèbes schockierter Reaktion auf die Todesnachricht berichtet (vgl. auch Freytag 1831, S. 68, Anm. 9).
- "'da sie ihren wichtigsten Mann verloren habe', und nun stehe und falle sie sozusagen mit Camerarius": Vgl. hierzu Schlegelmilch 2017: An dieser Stelle hat Camerarius vor der Veröffentlichung in den Text eingegriffen, was durch den Vergleich der Handschrift mit dem Druck offensichtlich wird. Freytag 1831 ediert die ursprüngliche Fassung, die lauten würde: "... 'da sie ihren wichtigsten Mann und sozusagen ihren Bacchanten verloren habe und bei Zeus nicht nur irgendeinen Thyrsosträger', und nun stehe..." Zitiert wird hier eine wohl erfundene Grabinschrift des Melanchthon, die auf einem Zitat aus Platons "Phaidon" basiert: εἰσὶν γὰρ δή (...) ναρθηκοφόροι μὲν πολλοί, βάκχοι δέ τε παῦροι. Dies wird zusammen mit Mt 22, 14 (Multi autem sunt vocati pauci vero electi) zu einer "antikisierende[n] Verbrämung der christlichen Theologen" (Schlegelmilch 2017, S. 282). Camerarius strich die Stelle wohl deshalb, damit "andere, noch lebende protestantische Theologen sich [nicht] zu bloßen Statisten (ναρθηκοφόροι τινες) degradiert fühlten" (ebd.).
- Außerdem steht im Originalbrief "nun stehe und falle sie alleine mit Camerarius". Auch hier hat also Camerarius den Sinn wohl abgeschwächt, zugunsten anderer Humanisten.