Camerarius, Norica (Werk), 1532
Opus Camerarii | |
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Werksigle | OC 0112 |
Zitation | Norica sive de ostentis, bearbeitet von Marion Gindhart (13.09.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0112 |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | Norica sive de ostentis |
Kurzbeschreibung | In den zwei Büchern "Norica" wird in Form eines ciceronischen Dialoges von den Hauptunterrednern Michael Roting und Joachim Camerarius ein breites Spektrum an existentem, pluralem Kometenwissen entfaltet. Kometen werden dabei aus komplementären Perspektiven, auf der breiten Basis von antiken Zeugnissen, der Evidenz historischer exempla, eigener Beobachtung und zeitgenössischen Deutungsangeboten betrachtet. Grundsätzlich wird von einer in der göttlichen Allmacht und Providenz begründeten Signifikanz ausgegangen. |
Erstnachweis | 1532 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | 1532/02/01 |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | 1532/03/11 |
Schlagworte / Register | Dialog; Kometen; Divination; Straftheologie; Astrologie; Willensfreiheit; Komet 1531 (1P/Halley) |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Norica (Druck), 1532; Obsequens, Prodigiorum liber, 1552; Obsequens, Prodigiorum liber, 1553; Obsequens, Prodigiorum liber (ital.), 1554; Obsequens, Prodigiorum liber, 1589 |
Erstdruck in | Camerarius, Norica (Druck), 1532 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A3r-H7r |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MG |
Gegengelesen von | Benutzer:MH; Benutzer:JS |
Bearbeitungsdatum | 13.09.2023 |
Opus Camerarii | |
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Werksigle | OC 0112 |
Zitation | Norica sive de ostentis, bearbeitet von Marion Gindhart (13.09.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0112 |
Name | Joachim Camerarius I.
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Sprache | Latein |
Werktitel | Norica sive de ostentis |
Kurzbeschreibung | In den zwei Büchern "Norica" wird in Form eines ciceronischen Dialoges von den Hauptunterrednern Michael Roting und Joachim Camerarius ein breites Spektrum an existentem, pluralem Kometenwissen entfaltet. Kometen werden dabei aus komplementären Perspektiven, auf der breiten Basis von antiken Zeugnissen, der Evidenz historischer exempla, eigener Beobachtung und zeitgenössischen Deutungsangeboten betrachtet. Grundsätzlich wird von einer in der göttlichen Allmacht und Providenz begründeten Signifikanz ausgegangen. |
Erstnachweis | 1532 |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | 1532/02/01 |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | 1532/03/11 |
Schlagworte / Register | Dialog; Kometen; Divination; Straftheologie; Astrologie; Willensfreiheit; Komet 1531 (1P/Halley) |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Norica (Druck), 1532; Obsequens, Prodigiorum liber, 1552; Obsequens, Prodigiorum liber, 1553; Obsequens, Prodigiorum liber (ital.), 1554; Obsequens, Prodigiorum liber, 1589 |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Bearbeitungsdatum | 13.09.2023 |
Publikationskontext
Melanchthon besorgte den Druck der "Norica" in Wittenberg bei Georg Rhau. Er empfiehlt Werk und Verfasser durch eine Widmung an den Astrologen Luca Gaurico, zu der ihn der Drucker gedrängt habe (Brief vom 12. März 1532; MBW T 5, Nr. 1224, 1).
Melanchthon hatte mit Camerarius vor der Drucklegung Passagen der Schrift diskutiert (z.B. Brief vom 31. Dezember 1531; MBW T 5, Nr. 1207, 2). Bei einer Ptolemaiosstelle griff er eigenmächtig in das Manuskript ein, wie er Camerarius in dem Brief vom 12. März 1532 mitteilt, der die frisch gedruckten "Norica" begleitet (MBW T 5, Nr. 1224, 2).
Form und Anlass
Formal handelt es sich bei den 2 Büchern "Norica" um einen Dialog ciceronischen Typs. Die Protagonisten sind Mitglieder der Nürnberger sodalitas, die sich auf Initiative des Juristen Johann Mylius gebildet hatte. Die Schrift wird als Wiedergabe eines Gesprächs inszeniert, das von und vor einigen Sodalen (darunter auch Hessus) im Nürnberger Garten des Mylius geführt wurde. Ausgangspunkt ist dabei der Komet, der sich im Spätsommer 1531 gezeigt hatte (1P/Halley). Über diesen hatte Melanchthon u.a. mit Camerarius korrespondiert; er war Gegenstand mehrerer Druckschriften (dazu Gindhart 2017).
Zueignung, Aufbau und Inhalt
Camerarius adressiert die "Norica" an Andreas Fuchs, Domherrn zu Bamberg. Er beginnt die Schrift mit einer ausführlichen Zeitklage, die in straftheologischen Reflexionen mündet. Der Komet von 1531 wird schon hier als coronis und 'letzter Mahner' (A7r) einer auffallenden Häufung von Prodigien interpretiert, die auf eine bevorstehende, gravierende göttliche Strafe weise. Es folgen Eckdaten seiner eigenen Kometenbeobachtung (A7r/v), bevor die Schrift dann auf die Gesprächssituation übergeht.
Hauptunterredner sind Michael Roting, Schüler Melanchthons und Lehrer für Rhetorik und Dialektik am Nürnberger Egidiengymnasium, (Buch 1) und Joachim Camerarius (Buch 2). Anders als in Ciceros Schrift "De divinatione" sind die beiden Bücher als Komplemente aufeinander zugeordnet, Gegenpositionen werden innerhalb der Bucheinheiten verhandelt.
Buch 1
Roting schreibt einem himmlischen ostentum folgende Eigenschaften zu: Es besitzt eine nicht- bzw. übernatürliche Qualität, es kann sich in der Sphäre der Luft oder aber im superlunaren, kosmischen Bereich befinden und es fällt aufgrund seiner Seltenheit und Besonderheit auf (Bl. B1r). Danach referiert er naturkundliche Theorien zur natura cometarum und ergänzt diese durch eine weitere These, nämlich dass Kometen von Gott neu erschaffen seien, um große Unglücke anzukündigen (Bl. C2v). Es folgen historisch verbürgte Unglücke nach Kometenerscheinungen und Ausführungen zur astrologischen Auslegung der Kometenparameter.
Buch 2
Camerarius betont ebenfalls die unheilskündende Signifikanz der Kometen und erläutert die Zeichenfunktion der Prodigien, die in der Allmacht Gottes und seinem planvollen Wirken in der Welt begründet sei. Die alles vorausdenkende providentia Gottes, seine Kommunikation mit Hilfe außergewöhnlicher, von ihm verantworteter Naturerscheinungen sowie die Eliminierung des Zufalls sind Dreh- und Angelpunkte seiner Rede. Reflexionen über das ubiquitäre Bedürfnis der Menschen, die Zukunft vorauszuwissen, über Freiheit und Determination menschlichen Wollens und Handelns (mit klarer Aussprache für letztere) sowie über den Nutzen, Einblicke in die Zukunft und kommende Katastrophen zu haben, ergänzen seine Ausführungen. Durch eine lange Liste von exempla stützt er die These, dass alles Außergewöhnliche durch Gott mit außergewöhnlichen Zeichen angezeigt werde. Die Ausführungen enden mit Allgemeinplätzen zu den Folgen des aktuellen Kometen und einem Aufruf zu Gebeten, um diese abzuwenden. Damit werden Treffen und Gespräch beendet.
Überlieferung
Konrad Lykosthenes verbindet 1552 in einer Sammelausgabe den "Liber prodigiorum" des spätantiken Autors Iulius Obsequens, den er supplementiert und mit zahlreichen Holzschnitten versehen lässt, mit einer Neuausgabe der drei Bücher "Dialogi de prodigiis" des Polidoro Virgili und der "Norica". Die Sammelausgabe wurde 1553 von Jean de Tournes in Lyon nachgedruckt, erschien 1554 in italienischer Übersetzung und wurde 1589 erneut aufgelegt.
Forschungsliteratur
- Ludwig 2002a unter anderem mit einem Fokus auf der Rezeption Pontanos;
- Gindhart 2017.
Zur Nürnberger sodalitas
- Kunkler 1998, S. 128-136 (jedoch mit einigen Missverständnissen bei der Übersetzung der Passagen aus den "Norica");