Camerarius, Carpolimaeus, 1568 (1547)

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Opus Camerarii
Werksigle OC 0801
Zitation Carpolimaeus, bearbeitet von Jochen Schultheiß (03.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0801
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel Carpolimaeus
Kurzbeschreibung Dialogische Ekloge, bei der das Thema Krieg im Mittelpunkt steht. Unter Rekurs auf stoische Philosopheme wird zu einer Annahme der Schicksalsbestimmung geraten.
Erstnachweis 1568
Bemerkungen zum Erstnachweis Erstnachweis nach dem Erstdruck. Mutmaßliches Entstehungsdatum aus dem Inhalt erschlossen (siehe unten)
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn)
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende)
Schlagworte / Register Bukolik; Poetik; Stoizismus; Schmalkaldischer Krieg (1546-1547)
Paratext zu
Paratext? nein
Paratext zu
Überliefert in
Druck Camerarius, Eclogae, 1568
Erstdruck in Camerarius, Eclogae, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 25-30
Carmen
Gedicht? ja
Incipit Haec quoque, Sicelides, peregrinas visere sedes
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand korrigiert
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Bearbeitungsdatum 3.02.2020
Opus Camerarii
Werksigle OC 0801
Zitation Carpolimaeus, bearbeitet von Jochen Schultheiß (03.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0801
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel Carpolimaeus
Kurzbeschreibung Dialogische Ekloge, bei der das Thema Krieg im Mittelpunkt steht. Unter Rekurs auf stoische Philosopheme wird zu einer Annahme der Schicksalsbestimmung geraten.
Erstnachweis 1568
Bemerkungen zum Erstnachweis Erstnachweis nach dem Erstdruck. Mutmaßliches Entstehungsdatum aus dem Inhalt erschlossen (siehe unten)


Schlagworte / Register Bukolik; Poetik; Stoizismus; Schmalkaldischer Krieg (1546-1547)
Paratext zu
Paratext? nein
Überliefert in
Druck Camerarius, Eclogae, 1568
Carmen
Gedicht? ja
Incipit Haec quoque, Sicelides, peregrinas visere sedes
Bearbeitungsdatum 3.02.2020


Widmung und Entstehungskontext

Mundt 2004, 241, hat überzeugende Argumente für die These zusammengetragen, dass die Ekloge wohl zur Zeit des Schmalkaldischen Krieges entstanden ist und auf diesen auch verweist. Hierfür sprechen die Thematisierung eines Krieges in der Ekloge, die Örtlichkeit in Franken und die Präsenz Daniel Stiebars, auf dessen Gut in Würzburg sich Camerarius während seiner Abwesenheit von Leipzig zur Zeit des Schmalkaldischen Krieges aufhält.

Aufbau und Inhalt

Die Ekloge stellt ein dialogisches Gedicht der Hirten Palicus und Carpolimaeus dar. Vorab erfolgt eine einleitende Partie, die von einem Sprecher vorgetragen wird, der mit Joachim Camerarius zu identifizieren ist. Er spricht die sizilischen Musen an, die er in Franken am Zusammenfluss von Main und Regnitz (also in Bamberg) verortet. Die Musen sollen die Lieder wiedergeben, die Palicus und Carpolimaeus im Wechselgesang (alterna voce) vorgetragen haben. Der Sprecher, der nun deutlich als Joachim Camerarius erkennbar wird, ruft auch seinen Freund Daniel Stiebar von Rabeneck zu der Aufführung herbei. Hierbei weist der Sprecher auch auf die Neuheit dieser Dichtungsweise in der Region hin (Non prius auditos numeros in vallibus istis, / auribus atque aevi verba inconsueta prioris). Hiermit könnte auf das für die Bukolik ungewohnte Versmaß des Elegischen Distichons angespielt sein (vgl. Mundt 2004, 243). Es folgt eine Beschreibung des Settings. Auf Vorschlag des Hirten Carpolimaeus stimmen er und Palicus einen Wechselgesang an. Im Gegensatz zu der einleitenden und der nachfolgenden Erzählung, die im Hexameter verfasst ist, erfolgt der Wechselgesang im Elegischen Distichon (imparibus numeris), wobei jede Gesangspartie je zwei Distichen umfasst. In ihren Gesängen stimmen die beiden Hirten Topoi der bukolischen Dichtung an, wie etwa die Schmähung des Stadtlebens aufgrund des ihm nachgesagten Materialismus. Ebenso werden die Themen erfüllter und unerwiderter Liebe sowie des Servitium amoris hervorgehoben (servire puellae). Auch der Otium-negotium-Kontrast und der Hinweis auf die menschliche Vergänglichkeit kommen zum Tragen.
Nach einer kurzen Intervention des Sprechers wiederum im Hexameter führen die beiden Hirten den Schluss ihres jeweiligen Gesanges in längeren Partien ebenfalls im Hexameter aus. Palicus bietet für einen unvermutet ausbrechenden Kampf zwischen dem Bock und der Herde zwei Deutungen an: Entweder kündigt sich ein Wetterumschwung an, oder es handelt sich um Vorzeichen (praesagia) für einen bevorstehenden Krieg. Für den Fall eines Krieges sieht Palicus verheerende Folgen auf die Hirten zukommen (Ertragseinbruch, Sklaverei, Vermögensverlust, Tod, Brände). Diese Zustände kontrastiert der Hirte mit dem Saturnischen Zeitalter, in dem noch bescheidenere Mittel als Geschosse dienten. Mit der Erfindung der Waffen wurde dann der Frieden beseitigt.
Hierauf folgt die Rede des Carpolimaeus. Er mahnt unter Rekurs aus stoische Philosopheme (praemeditatio malorum; Unverfügbarkeit von Zukünftigem) zu einer Annahme der Schicksalsbestimmung. Seine Stiere führt er als Beispiele einer solchen Haltung an. Ebenso verweist er auf ein Kalb, das nur in seiner Gegenwart lebt (nec crastina curat). Um einen Stier in die Herde zurückzuholen, braucht er nur Hirtenstab und Keule.
Hier bricht der Sprecher die Wiedergabe der Äußerungen der beiden Hirten ab. Dem Gesang attestiert er Erfolg in Franken und Deutschland sowie beim Vater Main.
Nach Angabe von Ludwig Camerarius stand hier Theokrit, Idyll 8, Modell, insofern dieses das einzige Idyll im Elegischen Distichon darstellt. Die Aufnahme eines von dem vorausgehenden Sprecher vorgegebenen Themas durch den darauffolgenden orientiert sich wohl an Vergil, Ekloge 3. Weitere Referenzen finden sich zu Lukrez, Nemesianus, Ovid, Metamorphosen, Homer, Odyssee, Calpurnius Siculus, Horaz, Carmina, Aischylos, Basilius dem Großen (vgl. Mundt 2004, 237-245).

Überlieferung

Obwohl vermutlich bereits 1547 entstanden erfolgt der Erstdruck wohl erst mit der Eklogenedition von 1568. In dieser Edition bildet sie die 6. Ekloge.

Forschungsliteratur

Mundt 2004, 40-51 (Textedition und Übersetzung), 240-245 (Kommentar).