Camerarius, De dissidio in religione, 1595 (1549)
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | De dissidio in religione, et collatione veterum cum recentioribus, libellus, bearbeitet von Jochen Schultheiß (05.09.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | De dissidio in religione, et collatione veterum cum recentioribus, libellus |
Kurzbeschreibung | In dem Traktat über die Differenzen zwischen aktuellen Missständen in der (katholischen) Kirche und altkirchlichen Positionen ist der erste Schwerpunkt auf den geistlichen Stand gerichtet. Camerarius fordert eine Höherbewertung der Bildung derer, die die Bibel auslegen, denn nur wer über die notwendigen Sprachkenntnisse verfüge, könne auch die Heilige Schrift interpretieren. Zahlreiche andere Themen werden erörtert: Heiligenverehrung, keusche Lebensformen, Zölibat, Gottesdienste, Festtage, Fasten und andere religiöse Gebräuche. Eine vertiefte Betrachtung erhalten auch die Sakramente. Es folgen Bestattungsbräuche, asketische Lebensform, Tugenden und Laster. Sehr häufig zitierter Gewährsmann für die Praktiken und Vorstellungen in der Alten Kirche ist Epiphanios von Salamis. |
Erstnachweis | 1595 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Die Angabe des Erstnachweises gibt den Zeitpunkt des Erstdruckes an. |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | |
Schlagworte / Register | Theologie; Schmalkaldischer Krieg (1546-1547); Glaubensbekenntnis; Sakramentenlehre; Polemik (konfessionell); Heiligenverehrung; Idololatrie; Fasten; Diätetik; Ethik |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, De dissidio in religione, 1595 |
Erstdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Bearbeitungsdatum | 5.09.2019 |
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | De dissidio in religione, et collatione veterum cum recentioribus, libellus, bearbeitet von Jochen Schultheiß (05.09.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I.
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Sprache | Latein |
Werktitel | De dissidio in religione, et collatione veterum cum recentioribus, libellus |
Kurzbeschreibung | In dem Traktat über die Differenzen zwischen aktuellen Missständen in der (katholischen) Kirche und altkirchlichen Positionen ist der erste Schwerpunkt auf den geistlichen Stand gerichtet. Camerarius fordert eine Höherbewertung der Bildung derer, die die Bibel auslegen, denn nur wer über die notwendigen Sprachkenntnisse verfüge, könne auch die Heilige Schrift interpretieren. Zahlreiche andere Themen werden erörtert: Heiligenverehrung, keusche Lebensformen, Zölibat, Gottesdienste, Festtage, Fasten und andere religiöse Gebräuche. Eine vertiefte Betrachtung erhalten auch die Sakramente. Es folgen Bestattungsbräuche, asketische Lebensform, Tugenden und Laster. Sehr häufig zitierter Gewährsmann für die Praktiken und Vorstellungen in der Alten Kirche ist Epiphanios von Salamis. |
Erstnachweis | 1595 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Die Angabe des Erstnachweises gibt den Zeitpunkt des Erstdruckes an.
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Schlagworte / Register | Theologie; Schmalkaldischer Krieg (1546-1547); Glaubensbekenntnis; Sakramentenlehre; Polemik (konfessionell); Heiligenverehrung; Idololatrie; Fasten; Diätetik; Ethik |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, De dissidio in religione, 1595 |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Bearbeitungsdatum | 5.09.2019 |
Widmung und Entstehungskontext
Nach Angabe im Titel ist das Werk 46 Jahre vor dem Druck (1595) geschrieben worden. Das Entstehungsjahr ist folglich mit 1549 anzusetzen. Der Autor ist nicht namentlich genannt, jedoch spricht der Darstellungsstil durchaus dem des Camerarius, wodurch die gängige Zuordnung an ihn unterstützt wird.
Aufbau und Inhalt
Camerarius erinnert zunächst daran, dass er eine Schrift anlässlich anstehender Religionsgespräche verfasst habe und seinem Freund Valens (?) geschickt habe, der jedoch zu sehr in seine Geschäft verstrickt war (4). Danach sei diese angesetzte Unterredung jedoch unterdrückt worden, und es sei zum Krieg gekommen (Anm. 1). Trotz der schwierigen Umstände habe er das vor vielen Jahren begonnenen Werk nun aber fertigstellen und, was noch fehlte, hinzufügen wollen (6/7). Die wolle er nun mit dem Adressaten Galatinus (?) teilen. Camerarius betont die Notwendigkeit der Wahrheitssuche und der Richtigkeit der Lehre bei religiösen Belangen (ante omnia veritas exquirenda & doctrinae sinceritas retinenda). Diese Bemühung um die Wahrheit könne ihren Ausgang ausschließlich vom Wort Gottes nehmen, da nur darin die Natur und der Wille Gottes für die Menschen erkennbar werden, sofern diese mit frommer Zuneigung hören und verstehen wollen (8). Die Gewohnheit (consuetudo) hingegen sei kein hinreichender Maßstab für die Wahrheit (Anm. 2). Zentrales Thema des Werkes sind die Interpreten der Bibel, die eine Bildung in den schönen Künsten erfahren haben müssen (9). Nur wer über die entsprechenden Sprachkenntnisse verfüge, könne auch die Heilige Schrift auslegen. Aus diesem Grund fordert Camerarius eine Höherachtung der Bildung (11).
Große Hoffnungen setzt Camerarius auf Kaiser Karl, auf dem von göttlicher Seite außergewöhnliche Begünstigungen übertragen wurden. Diese möge er nicht nach dem Belieben derer verwenden, die kirchliche Macht missbrauchten, sondern im Sinne der Gläubigen und zum Aufbau der Kirche. Camerarius wünscht eine Besserung in allen Ständen, aber von besonderer Bedeutung ist der geistliche Stand (11-12). Dieser muss wieder zu einer unverdorbenen Verfassung zurückgeführt werden. Im Blickpunkt steht hierbei auch das Glaubensbekenntnis, das zum Gegenstand, das zum Gegenstand der Uneinigkeit geworden ist (13-15). Wichtiger Referenztext für Camerarius bildet in dem gesamten Traktat die Schrift "Gegen die Häretiker" des Epiphanios von Salamis. Ein weiterer Punkt des Dissenses sind die Sakramente (15-21). Es folgen keusche Lebensformen (21-26). Als Beleg für deren Verfall verweist Camerarius auch auf die Erzählungen des Boccaccio (23). Der Blick bleibt stets auf den Priestern und kirchlichen Würdenträgern (26-32). Ein weitere Problematik stellt die Heiligenverehrung / Idololatrie dar (32-33). Ebenso setzt sich Camerarius mit dem Zölibat auseinander, den er mit ausführlicher Argumentation ablehnt: Nicht äußerer Zwang, sondern innere Keuschheit sei entscheidend (35-41). Die von Epiphanius dargestellte Praxis hinsichtlich des Zölibats und der Keuschheit heißt Camerarius gut (41-45). Als nächstes wird die kirchliche Hierarchie und kirchliche Ämter behandelt (45-55). Auch die Gottesdienste, Feststage, Fasten und andere religiöse Gebräuche wie Vigilien werden thematisiert (55-73). Von besonderem Interesse ist hierbei die apostolische Tradition. Vertiefte Betrachtung erfahren auch die Sakramente (73-81). Hier werden auch weitere christliche Autoren aus der Spätantike herangezogen (z.B. Dionysius Areopagita, Isidor von Sevilla). Neben Epiphanius bildet Basilius der Große durchgehend einen wichtigen Bezugspunkt für Camerarius. Weitere behandelte Themen sind die Einfachheit der in der Kirche zu verwendenden Sprache (81-82), Bestattungsbräuche (83-88), Diätetik, Askese und monastische Lebensform (89-93), Tugenden und Laster
Anmerkungen
- Anm. 1: Die Zusammenhänge, die Camerarius beschreibt sind nicht eindeutig zu identifizieren. Weder wird ersichtlich, wer der genannte "Valens" sein könnte, noch welches Religionsgespräch bzw. Konzil gemeint ist. Mit dem beschriebenen Krieg ist vermutlich der Schmalkaldische Krieg (1546/47) gemeint.
- Anm. 2: Hiermit ist der reformatorische Grundsatz sola scriptura benannt.