Camerarius, Prooemium interpretationis et explicationis commemoratorum libellorum, 1572

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Prooemium interpretationis et explicationis commemoratorum libellorum, bearbeitet von Jochen Schultheiß (15.07.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel Prooemium interpretationis et explicationis commemoratorum libellorum
Kurzbeschreibung
Erstnachweis 1572
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung ungesichert (siehe Erstdruck).
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn)
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende)
Schlagworte / Register Prooemium; Philosophie; Ethik; Staatsverfassung; Bildungsdiskurs
Paratext zu
Paratext? ja
Paratext zu Plutarch, Libellus de virtute morali, 1572
Überliefert in
Druck Plutarch, Libellus de virtute morali, 1572
Erstdruck in
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck
Volltext http://texte.camerarius.de/
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand korrigiert
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Bearbeitungsdatum 15.07.2019
Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Prooemium interpretationis et explicationis commemoratorum libellorum, bearbeitet von Jochen Schultheiß (15.07.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel Prooemium interpretationis et explicationis commemoratorum libellorum
Kurzbeschreibung
Erstnachweis 1572
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung ungesichert (siehe Erstdruck).


Schlagworte / Register Prooemium; Philosophie; Ethik; Staatsverfassung; Bildungsdiskurs
Paratext zu
Paratext? ja
Paratext zu Plutarch, Libellus de virtute morali, 1572
Überliefert in
Druck Plutarch, Libellus de virtute morali, 1572
Volltext http://texte.camerarius.de/
Carmen
Gedicht? nein
Bearbeitungsdatum 15.07.2019


Widmung und Entstehungskontext

Das Proömium zu der Übersetzung und Kommentierung von moralischen Schriften des Plutarch ist an Hans Jakob Truchseß zu Waldburg adressiert.

Aufbau und Inhalt

Da sich im irdischen Leben überall die Schlechtigkeit des Menschen und Fähigkeit zum Bösen zeigt, an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten jedoch auch die Tugendhaftigkeit herausragt, hat die Weisen beinahe zu allen Zeiten die Frage beschäftigt, woher diese gute Eigenschaft komme und ob zu ihrer Erwirkung irgendein bedeutsamer Beitrag von der Bildung geleistet werden könne (A2r). Hierzu hat jeder eine andere Meinung vertreten. In der menschlichen Gesellschaft ist es immer am sichersten, sich in den Dingen, die zu ihrem Schutz und ihre Mehrung eingerichtet werden soll, an das zu halten, worüber allgemeiner Konsens herrscht (A2r/v). Diese Sicherheiten ins Schwanken zu bringen, bedeutet, bedeutet vielfachen Irrtümern Zutritt zu gewähren, durch die der Staat heftig erschüttert, wenn nicht sogar zum Fall gebracht werden kann (A2v). Eine solcher Konsens (consensio) muss ganz und gar für eine Naturgesetz (lex naturae) gehalten werden. Hierzu gehört es, durch Unterweisung und Ermahnung die Menschen klüger, besser und umgänglicher zu machen. Denn in Hinblick auf die persönlichen Fähigkeiten in der Weisheit und in den Künsten zweifelt niemand, dass es zu ihrer Aktivierung Lehrer brauche. Lächerlich ist es, Epikur oder Heraklit anzupreisen. Beide haben behauptet, dass sie ohne äußeres Zutun zu Weisen geworden seien. Man weiß jedoch, dass die an Tugend und Weisheit herausragenden Menschen sowohl von irgendwelchen Personen erzogen und auf ehrenvolle Taten vorbereitet wurden als auch besonders Umgang mit den bedeutendsten Männern ihrer Zeit vertrauten Umgang pflegten (A2v-A3r). Camerarius führt Beispiele aus der Literatur an und geht dabei u.a. auf die Darstellung des Herkules bei Theokrit ein (A3r). Hieraus zieht Camerarius den sicheren Schluss, dass es eine Tugend und Weisheit gelehrt werden kann (esse doctrinam virtutis atque sapientiae). An den Orten und in den Zeiten, in denen eine solche Schule errichtet wird, kann man, wenn auch noch die förderliche Wirkung Gottes hinzukomme, eine solche Unterweisung für vielversprechend halten (A3r/v).
Wenn aber alles, was für schön, richtig und lobenswert gehalten werden soll, sich auf die Wahrheit der Wissenschaft stützen und sich von der Nichtigkeit der Meinungen fernhalten muss, dann ist es klar, dass die Erziehung in den freien Künsten nicht ohne Unterweisung in den besten Künsten - diese heißt auf Griechisch φιλοσοφία - bestehen kann (A3v). Die Ausbildung des Geistes muss auf eine Vervollkommnung aller intellektuellen Fähigkeiten abzielen. Hierin besteht der Ursprung der wahren Erkenntnis in den menschlichen Angelegenheiten. Da die Menschen sich von Natur aus zu einer Gesellschaft zusammenschließen, muss der Bereich der Philosophie als höchst bedeutsam eingestuft werden, die sich mit der Bewahrung und der Vollendung dieser Gemeinschaft beschäftigt. Dies ist zum einen wichtig, da sich die Unterweisung auf ein zufriedenstellendes (felix) Leben bezieht und weil es offensichtlich ist, wie sehr sich auch dieses zufriedenstellende von dem wahrhaft glücklichen (beata) Leben unterscheidet (A3v-A4r; Anm. 1). Dies ist die Staatskunde (haec est politice: ratio seu scientia civilis, A4r). Diese zeigt die Ursprünge des Rechts und der Gesetze, erklärt aber auch den Ursprung, die Entwicklung und den Zerfall der Moral und zeigt auch deren Gegenteil auf (Gesetzlosigkeit, Unordnung, Verbrechen). Sie beschäftigt sich mit der Festigung und dem Schutz von Staaten, dem Erhalt der häuslichen Gewohnheiten und deren Ausrichtung auf das Allgemeinwohl, mit der Lenkung der Sitten der einzelnen Bürger sowie mit den Verpflichtungen für die Öffentlichkeit.

Anmerkungen

  • Anm. 1: Der Sinn ist hier nicht ganz eindeutig. Camerarius will wohl sagen, dass politische Philosophie ein zufriedenstellendes Leben erst ermöglicht, zugleich aber auch aufzeigt, dass sich dieses zufriedenstellende Leben noch nicht mit dem wahrhaft glücklichen gleichzusetzen ist.