Camerarius an Hieronymus Baumgartner und Georg Römer, 15.06.1536

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Werksigle OCEp
Zitation Camerarius an Hieronymus Baumgartner und Georg Römer, 15.06.1536, bearbeitet von Jochen Schultheiß (07.07.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Ἐπιγράμματα, 1538
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 3-5
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Hieronymus Baumgartner d.Ä.;Georg Römer
Datum 1536/06/15
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Der Brief ist datiert auf den 15. Juni 1536: τῇ ίε τοῦ Ρωμαϊκοῦ μηνὸς ἰουνίου, ἔτει ἀπὸ χριστογονίας α, φ. λ ς'.
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Griechisch
Entstehungsort Tübingen
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Ξυγγραφέα τινὰ τῶν πάλαι διερχόμενόν φασι
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Camerarius, Ἐπιγράμματα, 1538
Kurzbeschreibung In seinem Widmungsbrief an Hieronymus Baumgartner und Georg Römer geht Camerarius auf die Entstehungsgeschichte der antiken griechischen Epigrammsammlung ein. Hierbei äußert er sich auch grundsätzlich über die Notwendigkeit der imitatio antiker Vorbilder für die Dichter der Gegenwart.
Anlass
Register Widmungsbrief; Epigrammsammlung; Anthologia Graeca; Imitatio
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Datumsstempel 7.07.2019
Werksigle OCEp
Zitation Camerarius an Hieronymus Baumgartner und Georg Römer, 15.06.1536, bearbeitet von Jochen Schultheiß (07.07.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Ἐπιγράμματα, 1538
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 3-5
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Hieronymus Baumgartner d.Ä.;Georg Römer
Datum 1536/06/15
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Der Brief ist datiert auf den 15. Juni 1536: τῇ ίε τοῦ Ρωμαϊκοῦ μηνὸς ἰουνίου, ἔτει ἀπὸ χριστογονίας α, φ. λ ς'.
Sprache Griechisch
Entstehungsort Tübingen
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Ξυγγραφέα τινὰ τῶν πάλαι διερχόμενόν φασι
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Camerarius, Ἐπιγράμματα, 1538
Kurzbeschreibung In seinem Widmungsbrief an Hieronymus Baumgartner und Georg Römer geht Camerarius auf die Entstehungsgeschichte der antiken griechischen Epigrammsammlung ein. Hierbei äußert er sich auch grundsätzlich über die Notwendigkeit der imitatio antiker Vorbilder für die Dichter der Gegenwart.
Register Widmungsbrief; Epigrammsammlung; Anthologia Graeca; Imitatio
Datumsstempel 7.07.2019


Regest

Bereits die Grußformel macht deutlich, dass Camerarius die beiden Nürnberger Juristen aufgrund ihrer herausragenden geistigen Qualitäten adressiert (φρονήσει καὶ σοφίᾳ ἐπιφανεστάτοις). Camerarius äußert sich zunächst über die Entstehungsgeschichte der von ihm herausgegebenen Epigrammsammlung (A2r). Diese sei angeblich von einem antiken Geschichtsschreiber zusammengestellt worden, der durch die griechischen Städte gezogen sei und Epigramme gesammelt habe. Seine Funde habe er dann in einem einzigen Buch zusammengefasst und den Lernbegierigen "vorab erklärt" (προὐκτεθεικέναι; möglicherweise in Form eines Vorworts), damit sie gelesen werden könnten. Diesem Vorbild sei auch Camerarius gefolgt, indem er die zwar nicht über griechische Städte, sondern über griechische Bücher verstreuten metrischen (ἔμμετρα) Epigramme zusammengetragen habe. Camerarius lege die Edition zum Nutzen aller derer vor, die um die Bildung (παιδεία) und Geschichte (ἱστορία) der Griechen bemüht seien. Hierzu zählten an erster Stelle die beiden Widmungsempfänger, die bestens in der Wissenschaft kundig (ἱστορικότατοι) seien und durch ihre Wissbegierde (φιλομαθεία) äußerst weit fortgeschritten seien. Dies wisse Camerarius nicht nur vom Hörensagen, sondern auch aus eigener gründlicher Kenntnis, die er aus dem vertrauten Umgang mit den beiden gewinnen konnte. Hierfür verspricht Camerarius den beiden einen bleibenden guten Ruf. Er lobt die Widmungsempfänger, dass sie an Besitz und Macht nicht nur herausragten, sondern diese auch im Sinne des Gemeinwohls einsetzten. Ebenso führt Camerarius die Menschenfreundlichkeit (φιλανθρωπία) und die Milde (πραότης) der beiden als Gründe für die Zusendung des Werkes an. Die beiden sollen deshalb das "üble Elaborat" (φαῦλον ἐκπόνημα), wie Camerarius das Werk gemäß der Bescheidenheitstopik beschreibt, als eine Zusendung aus einem fernen Land (Homerzitat) wohlwollend annehmen. Teilhaber des Geschenkes soll auch ein Mitbürger der beiden werden, dessen Namen Camerarius kryptisch umschreibt als "Hieronymus, der seinen Beinamen von Lederschuhen hat" (ἀπὸ καρβατίνων παρονομασθέντι Ἱερονύμῳ) und dessen Namen nicht in griechischen Buchstaben wiedergegeben werden könne.
Aus dem Widmungsbrief geht hervor, dass sich Camerarius bei seiner Edition auf eine ältere aus den Händen des Aldus Manutius stützt (A3r). Er meint hier wohl die Aldina zur "Anthologia Graeca" von 1503 (Manutius, Florilegium diversorum epigrammatum, 1503) oder eine ihrer beiden späteren Auflagen. Hierbei habe er sich eine "Zusammentragung angeeignet" (τὴν συγκομιδὴν ἐξιδιοποιοῦμεν). Bei einem Vergleich werde man aber feststellen, dass es sich nicht um eine plumpe Übernahme und Abschrift handele, sondern aufgrund von Verbesserungen (ἧττον ἀδιόρθωτα) und Ergänzungen (ἕτερόν τι ὑποβάλλοντα) um eine Neubearbeitung (οὐκ εἶναι ταυτογραφίαν τήνδε, ἀλλὰ καθάπερ ἄν τις φαίη καινὴν ἀφ‘ ἡμῶν). In der vorliegenden Sammlung des Camerarius fänden sich auch die "Leistungen jüngerer Autoren" (τῆς τῶν νεωτέρων σπουδῆς), die hier "gleichsam in den Spuren der Wege der Früheren" (ὥσπερ κατ' ἴχνη τῶν προτέρων ὁδοιπορίας) schritten. Nur durch die Nachahmung antiker Vorbilder könne etwas Fruchtbares entstehen. Den Oneirokritika, den Gedichten zur Traumdeutung, sei es den antiken, sei es den zeitgenössischen, habe Camerarius ebenso große Bemühung zuteil werden lassen wollen wie anderen Epigrammgattungen.

(Jochen Schultheiß)

Anmerkung

Die Identität des Mitbürgers der beiden Nürnberger Adressaten, der sich ebenso als Teilhaber des Geschenkes fühlen soll, dessen Namen Camerarius kryptisch umschreibt als "Hieronymus, der seinen Beinamen von Lederschuhen hat" (ἀπὸ καρβατίνων παρονομασθέντι ἱερονύμῳ) und dessen Namen nicht in griechischen Buchstaben wiedergegeben werden könne, konnte noch nicht geklärt werden. Möglicherweise handelt es sich um einen Sohn des Hieronymus Holzschuher.

Forschungsliteratur