Camerarius an Milich, 1532

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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 Briefdatum
Camerarius an Milich, 15321532 JL
 Briefdatum
Camerarius an die Wittenberger Freunde, 29.11.153829 November 1538 JL
Werksigle
Zitation Camerarius an Milich, 1532, bearbeitet von Jochen Schultheiß (10.12.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad
Erstdruck in Camerarius, Astrologica, 1532
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. A2r-A3r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Jakob Milich
Datum 1532
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum siehe Druckjahr
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Griechisch
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Τὴν μὲν ἀστρονομίαν οὐδὲ ἐν τῷ νῦν εὐλογεῖν καιρός
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Camerarius, Astrologica (griech.), 1532
Kurzbeschreibung Camerarius leistet in dem Brief eine Apologie der Astrologie. Mit einem Blick auf die Philosophiegeschichte versucht er, sie als eine Wissenschaft (ἐπιστήμη) zu etablieren sowie als Weisheit (σοφία) und Tugend zu propagieren. Camerarius reflektiert auch seinen intellektuellen Anteil am Druck der "Astrologica": Der Inhalt sei zwar nicht sein eigenes Geistesprodukt (οὐχ ἡμέτερον ἐνθύμημα), die Herausgabe (ἔκδοσις) und die Bekanntmachung und Form des Ausdrucks (ἐκφορά) hingegen seien seine Leistung. Dabei betont er die Verbindung der Astronomie/Astrologie mit der Iatromathematik, womit er insbesondere auf das Interesse des Adressaten Jakob Millich, Arzt und Mathematiker in Heidelberg, abzielt.
Anlass
Register Astrologie; Widmungsbrief; Medizin; Iatromathematik
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Datumsstempel 10.12.2018
Werksigle
Zitation Camerarius an Milich, 1532, bearbeitet von Jochen Schultheiß (10.12.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Erstdruck in Camerarius, Astrologica, 1532
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. A2r-A3r
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Jakob Milich
Datum 1532
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum siehe Druckjahr
Sprache Griechisch
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Τὴν μὲν ἀστρονομίαν οὐδὲ ἐν τῷ νῦν εὐλογεῖν καιρός
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Camerarius, Astrologica (griech.), 1532
Kurzbeschreibung Camerarius leistet in dem Brief eine Apologie der Astrologie. Mit einem Blick auf die Philosophiegeschichte versucht er, sie als eine Wissenschaft (ἐπιστήμη) zu etablieren sowie als Weisheit (σοφία) und Tugend zu propagieren. Camerarius reflektiert auch seinen intellektuellen Anteil am Druck der "Astrologica": Der Inhalt sei zwar nicht sein eigenes Geistesprodukt (οὐχ ἡμέτερον ἐνθύμημα), die Herausgabe (ἔκδοσις) und die Bekanntmachung und Form des Ausdrucks (ἐκφορά) hingegen seien seine Leistung. Dabei betont er die Verbindung der Astronomie/Astrologie mit der Iatromathematik, womit er insbesondere auf das Interesse des Adressaten Jakob Millich, Arzt und Mathematiker in Heidelberg, abzielt.
Register Astrologie; Widmungsbrief; Medizin; Iatromathematik
Datumsstempel 10.12.2018


Regest

Dies sei nun nicht der rechte Zeitpunkt für ein Lob auf die Astronomie. Auch die Wissenschaft (ἐπιστήμη) selbst, die in Antike und Gegenwart von so vielen eifrig gepriesen worden sei, scheine nicht auch noch nach dem Beifall des Camerarius zu verlangen. Das, was vorliege, sei es nämlich, was darum bitte, ausführlich dargelegt zu werden, denn Camerarius veröffentliche (mit dem vorliegenden Text) ja offensichtlich einen Brief, kein Buch. Die meisten und mit dem größten Ehrgeiz ausgearbeiteten Huldigungen der Wissenschaft und Verteidigungen gegenüber ihren Tadlern und Schmähern und – ohne dass Camerarius weitere (Huldigungen und Verteidigungen) nennen würde - ganz besonders die bei Ptolemaios, dem größten Astronomen, der sich auch nicht weniger um die Literatur (λόγοι) und die Philosophie bemüht habe, (diese Huldigungen und Verteidigungen) seien von der Art, dass sie sehr leicht den Mund derer stopfen könnten, die die Wissenschaft verunglimpften. Falls dies (d.h. die erfolgreiche Überwindung der Lästerer) jedoch nicht eintrete, dann sei diese Sorte Mensch gewöhnlich zu geschwätzig, als dass sie schweigen würde, auch wenn sie ganz und gar durch die Wahrheit überführt sei. Dennoch sei es möglich, die Lehre der wunderschönen Wissenschaft (oder: der schönsten Wissenschaft = Astronomie) mit den Philologen in Einklang zu bringen (συνιστάναι). Dies gelte nicht nur, insofern einer ihrer (der Wissenschaft oder Astronomie?) Teile den Himmel und seine Sterne behandele und man in diesem Teil die entstehenden Konstellationen der Sonne, des Mondes und der 5 (ε) Sterne (Planeten?) zueinander und zur Erde erfasse – ein Bereich der wissenschaftlicher Betrachtung (θεωρία), der schon um ihrer selbst willen gewählt werden sollte -, sondern (dies gelte) auch gemäß ihrem gewissermaßen zweiten Teil, in dem man durch die Eigenheiten eben dieser (soeben erwähnten Erscheinungen) die vollkommenen Entstehungs- und Niedergangs(prozesse) der Dinge innerhalb des Ringsumfassenden betrachte. Dieser, wie Camerarius ihn genannt habe, zweite Teil der Wissenschaft, sei, so sage man, nicht erst gestern oder vorgestern als Treibgut in die Lehre aufgenommen worden, vielmehr handle es sich dabei um einen Erkenntnisgewinn der allerältesten (Forscher), der den weisesten Menschen bekannt gewesen sei und Ehre erlangt habe. Nun hätten vor kurzem (?) einige Leute, worunter sich auch Pico della Mirandola befindet (?), unbedacht angefangen (?) wegen der Fehlerhaftigkeit dieses Teils sich an ihn zu erinnern und Platon und Aristoteles in einer so großen Anzahl an Büchern abzulehnen (?). Was Platon anbelange, bedürfe die Sache laut Camerarius keiner Erläuterung, da er sich an die Astronomie der Ägypter gehalten habe und er an die gründliche Erkundung der Lehre der kugelförmigen/ sphärischen (?) Himmelerscheinungen erinnere sowohl im „Timaios“ als auch in den „Gesetzen“. Aber es dürfte doch wohl sehr unpassend erscheinen, wenn Platon dieser Wissenschaft nicht erwähnen würde, da sie schlecht sei, wenn er doch im „Charmides“ Sokrates sich ausdrücklich über einen Zauberspruch auslassen lässt. Es dürfte doch wohl auch für einen Blinden einsichtig sein, dass dieser Teil, was Aristoteles über Thales schreibt, auch der Philosophie schlechtere Lehren hinzugefügt hat. Man habe ihn wegen Mangelhaftigkeit getadelt, als ob die Philosophie unnütz sei. Man sagte, er habe erkannt, dass der Ertrag von Olivenbäumen aus der Astrologie entstehen, auch wenn es noch Winter sei.. Das Übrige ging im 1. Buch der „Politik“ durch. Camerarius wisse, dass Milich in beiden Bereichen in jeder Weise geübt sei und dass er nicht nur selbst die darinnen befindlichen schönen Erkenntnisgewinne, sondern dass er auch das, was er herausgefunden habe, mit denen teile, die daran Anteil haben möchten, und dass er die schönste last des Entstehens auch anderen, wie man sagt, gottgleichen Männern, zur Verfügung stelle, dass er niemandem neidisch vorenthalte seine mühevolle und höchst nützliche Lehre vorenthalte. Diese seine Neigung könne Camerarius nur bewundern, wie es würdig sei. Es stehe gut an, das Geschwätz dazu erklingen zu lassen (?). Milich solle fortfahren, solche Treffer zu erzielen, auf dass er ein Licht werde (vgl. Hom. Il. 8, 282) für die Wissenschaft, die nun schon seit so langer Zeit verwildert sei. Vor noch nicht langer Zeit, wenn jemand die Zauberei, die weder eine Natur noch Vernunft besitze, ausgewählt hätte, dann wäre ein nicht geringer Teil übriggeblieben. Wenn man sich dies nochmals überlegt (?), dass die die Griechen häufig nicht nur die göttliche Kraft der Wörter (Wissenschaften?) gerühmt haben, sondern auch die Übereinstimmung und Vernunft des Denkens. Wenn Camerarius urteile, dann habe es auf der Erde nie weisere und redemächtigere Menschen gegeben als die Griechen und die, die (ihrer) Bildung (παιδεία) teilhaftig wurden. Und hierfür dürfte wohl kein schwacher Beweis, dass die gesamten Wissenschaften und, um es allgemein auszudrücken, all das Schöne der Weisheit und der Tugend wie es zugleich mit der griechischen Erziehung untergegangen sei, und zur Zeit der Vorfahren irgendwie wieder aufgeblüht sei. Camerarius seien nun gewisse Schriften zur Astrologie überreicht worden, hierunter zu allererst eine Zusammenstellung über den Einfluss der Gestirne und ihrer Stellung auf das menschliche Schicksal (ἀποτέλεσμα) aus der „Tetrabiblos“ des Ptolemaeus. Hieraus habe Camerarius die Astronomie mehr, als er sagen kann, geliebt. Damit er sie aber nicht allein durchpflücke, habe er für ihren Druck gesorgt. Camerarius unterstreicht seine Auffassung, dass man gewonnene Erkenntnisse mit der Allgemeinheit teilen sollte, unterstreicht er mit einem Zitat aus Athenaios’ “Deipnosophisten”, Buch 5 222a-b. Camerarius reflektiert auch seinen intellektuellen Anteil am Druck der "Astrologica": Der Inhalt sei zwar nicht sein eigenes Geistesprodukt (οὐχ ἡμέτερον ἐνθύμημα), die Herausgabe (ἔκδοσις) und die Bekanntmachung und Form des Ausdrucks (ἐκφορά) hingegen seien seine Leistung. Als Zusatz habe Camerarius noch eine kleine Schrift der Iatromathematiker hinzugefügt. Dies habe er nicht nur getan, weil es ihm nützlich und willkommen erschien, sondern weil auch Ptolemaios an diese Technik in Ägypten erinnerte. Die Ägypter hätten die Verbindung von Prognostik und Medizin in besonderem Maße vorangetrieben.

(Jochen Schultheiß)