Camerarius, Oratio de studio bonarum literarum (Werk), 1542

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
Wechseln zu: Navigation, Suche


Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Oratio de studio bonarum literarum atque artium, bearbeitet von Marion Gindhart (02.08.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel Oratio de studio bonarum literarum atque artium
Kurzbeschreibung Antrittsrede des Camerarius (gehalten am 13.11.1541), der von Herzog Moritz von Sachsen nach Leipzig berufen wurde und dort die Professur für beide klassischen Sprachen übernahm.
Erstnachweis 1542
Bemerkungen zum Erstnachweis Die am 13. November 1541 gehaltene Antrittsrede wurde 1542 gedruckt (Kolophon). Das Widmungsgedicht von Andreas Francke spricht von der Rede als noch nicht lange zurückliegend und von dem Druck als Neujahrsgabe.
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1542/01/01
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1542/01/31
Schlagworte / Register Universitätsrede
Paratext zu
Paratext? nein
Paratext zu
Überliefert in
Druck Camerarius, Oratio de studio bonarum literarum (Druck), 1542
Erstdruck in
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck
Volltext http://texte.camerarius.de/
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand korrigiert
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MG
Gegengelesen von
Bearbeitungsdatum 2.08.2017
Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Oratio de studio bonarum literarum atque artium, bearbeitet von Marion Gindhart (02.08.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel Oratio de studio bonarum literarum atque artium
Kurzbeschreibung Antrittsrede des Camerarius (gehalten am 13.11.1541), der von Herzog Moritz von Sachsen nach Leipzig berufen wurde und dort die Professur für beide klassischen Sprachen übernahm.
Erstnachweis 1542
Bemerkungen zum Erstnachweis Die am 13. November 1541 gehaltene Antrittsrede wurde 1542 gedruckt (Kolophon). Das Widmungsgedicht von Andreas Francke spricht von der Rede als noch nicht lange zurückliegend und von dem Druck als Neujahrsgabe.
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1542/01/01
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1542/01/31
Schlagworte / Register Universitätsrede
Paratext zu
Paratext? nein
Überliefert in
Druck Camerarius, Oratio de studio bonarum literarum (Druck), 1542
Volltext http://texte.camerarius.de/
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Bearbeitungsdatum 2.08.2017



Inhalt

Camerarius erklärt in seiner Leipziger Antrittsrede zunächst, dass er die neue Aufgabe mit größtem Verantwortungsbewusstsein übernehmen werde, und hofft, dass er die in ihn gesetzten hohen Erwartungen, die sich in der mit Nachdruck vollzogenen Anwerbung an die Universität Leipzig zeigten, nicht enttäuscht. Er lege alles Gelingen in Gottes Hand. Er erinnert an seine eigene Studienzeit in Leipzig, welche die Grundlage für seine fachliche Entwicklung bildete. Er kenne zwar seine Grenzen, denke aber, dass sich die lange Zeit und Mühe, die er für seine Studien und die Wissenschaft aufgewendet habe, gelohnt habe und in der Lehre auszahle. Er bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen der Honoratioren und die ihm dadurch erwiesene Ehre.
Im folgenden äußert er sich über seine Profession, die alten Sprachen. Um diese habe er sich seit Kindheit bemüht und er lerne immer noch dazu. Darin sei er einzig ausgewiesen ("Haec omnis nostra est sapientia, neque ulla alia in re cuiquam a nobis quicquam promittere habemus." A6r). Er referiert ausführlich den vielfältigen Nutzen, den die Lektüre antiker Texte und eine Beherrschung der alten Sprachen in Wort und Schrift mit sich bringt und über spezifische Qualitäten derselben. Er reflektiert dabei auch über den bleibenden (ästhetischen) Wert eines schön geschriebenen Textes oder eines gut gebauten Gedichtes und über die Schönheit der Beschäftigung mit den alten Sprachen. Unabdingbar sei die Kenntnis der alten Sprachen und Texte für die Lenkung von Gemeinden und Staaten. Latein und Griechisch seien die einzigen Sprachen, die umfassenden Zugang zur sapientia bieten: "Est igitur in confesso, omnis sapientiae, id, est bonarum & honestarum rerum, disciplinarum, artium, autores solos perhibendos esse Graecos & Latinos.", B3v mit der Folge: "Itaque hae duae linguae quibus temporib(us) quasi sepultae iacuerunt, iis nihil fere inter homines humanitatis unquam vixit ac viguit." (B4r). Herausragende Menschen mit rein natürlicher virtus und ohne durch Studien geschulte habe es zu allen Zeiten gegeben, diese seien aber die Ausnahmen. Alles Wissen kann aus den Schriften der griechischen und römischen Autoren gezogen werden, die es gesammelt haben. Die daraus erworbene Bildung führt zur virtus und merzt Fehler aus.
Camerarius möchte nicht vollständig mit alten Traditionen brechen ("Neque ego ausim dicere id quod Rodolphus Agricola pronunciat, reiicienda esse omnia prioris saeculi studia", B6r), aber: "Ego vero ut penitus defugiendam prioris saeculi autoritatem non censuerim, ita hoc nequaquam verear affirmare, pleraque tum usurpata vel corrigenda vel prorsus etiam mutanda esse. Errarunt enim multis in rebus superiora tempora.", (ebd.). Er möchte jedoch nicht rückwärts blicken, sondern auf den status quo und nach vorne und ruft die adolescentes auf, mit Fleiß beim Studium der bonae litterae atque artium zu bleiben, was sich auch für sie und ihre Karriere auszahle: "Volo enim hoc esse vobis in animo, atque ita unumquemque cogitare in his studiis praeparari se ad ea consulenda atque agenda, quibus & sibi dignitatem, ac nomen acquirat,& rei(publicae) civem egregium reponat, qui occupetur cum negotiis privatorum tum procuratione civitatis, tum etiam onera subeat magistratuum,& in vitae splendore sibique concessa reip(ublicae) parte explicet ea cum gnavitate & laude, q(uae) in scolis bonarum litterarum atque artium tradi atque disputari meminerit, de pietate atque omni genere virtutis." (B6v); "(…) per haec studia quasi gradus quosdam pergetis ad illa fastigia artium maximarum vitae, in rebus ac corporibus conservandis, in salute & societate hominum tuenda (…)" (B7r). Die Studenten sollen sich dabei auch an Vorbildern orientieren, vor allem an ihren guten Lehrern (mit Verweis auf das Plenum) und sie sollen sich vom Erfolg und Ruhm, der aus ihren mühsamen studia resultiert, sowie durch die Hoffnungen, die Eltern und Verwandte in sie setzen, motivieren lassen. Abschließend verspricht Camerarius, als akademischer Lehre bestmöglich wirken zu wollen und fordert von den Studenten im Gegenzug obsecundatio et disciplina (C1r).

Kontext: Camerarius' Berufung nach Leipzig

Die Ausführungen folgen den material- und detailreichen Ausführungen in Woitkowitz 1997, 35-37 und Woitkowitz 2003, 91-97:
Nach dem Tod des altgläubigen Herzog Georg von Sachsen wurde 1539 unter seinem evangelischen Bruder Heinrich (1473-1541) mit der Einführung der Reformation begonnen, womit auch die Möglichkeit zur Erneuerung der Leipziger Universität gegeben war. Für diese Reform scheint Melanchthon dem Herzog wie der Universität bereits Camerarius empfohlen zu haben. Im Mai bzw. August 1539 kann Melanchthon Camerarius jedenfalls von den Berufungsabsichten des Herzogs bzw. der Universität berichten. Die engagierten Erneuerungsversuche des neu gewählten Rektors Caspar Borner und des Juristen Ludwig Fachs geraten zunächst ins Stocken; erst im Herbst 1540 kommen die Berufungsangelegenheiten auf Betreiben von Borner, Fachs und Camicianus sowie Melanchthon wieder in Gang. Am 5.11.1540 schickte Melanchthon an Fachs ein Gutachten, das für Camerarius eine herausragende Rolle bei der Erneuerung der Artistenfakultät vorsah. Ende des Monats besprach sich Camerarius, unzufrieden mit der Situation in Tübingen, mit Melanchthon in Worms. Nach weiteren positiven Signalen von Universität und Herzog bekundete Camerarius in einem Brief an Melanchthon (25.07.1541) sein Interesse an der Stelle, aber nur an der Betreuung der humanistischen Fächer. Kurz darauf (14.08.1541) erhielt C. die Einladung des Herzogs zu Berufungsverhandlungen, die M. für ihn übernimmt. Am 04.09.1541 erhält Camerarius einen Brief von Camicianus mit den Details sowie dem Berufungsschreiben des neuen Herzogs Moritz von Sachsen. Mitte Oktober trifft er mit seiner Familie in Leipzig ein und übernimmt die Professur für beide klassische Sprachen, die mit 300 Gulden dotiert und damals die bestbezahlte Professur in Leipzig war. Am 11.9.1541 (also 2 Tage vor der Antrittsrede) erhält Camerarius die herzogliche Anordnung, sich der Erneuerung der maroden Universität zu widmen. Diese mehrere Jahre dauernde Aufgabe meistert er zusammen mit dem Rektor Borner und zahlreichen Unterstützern, darunter auch Melanchthon.