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Medizin (CamLex)
Zur Medizin in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts
Medizinisches in Werken und Briefen des Camerarius
In Orpheus' Fußstapfen - Camerarius' Lob der Gesundheit (AH)
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Diätetik (MG)
Iatromathematik (MG)
Badewesen (MG)
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Baden in Württemberg
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Theriak (MG)
Beteiligung an der Galen-Edition (MG)
Terminologie (AH)
Immer wieder ist es die Terminologie, die den Philologen Camerarius besonders fasziniert (→ Philologie). Programmatisch äußert sich Camerarius dazu in seinem Glossar zum Thema "Pferd": Nichts sei so nützlich zur Erkenntnis der Welt (rerum ullarum cognitio) wie das Wissen um die genaue Bedeutung der Wörter und eine gewisse Sprachgewandtheit (nominum primum explorata significatio, deinde proprii sermonis peritia).[1] An anderer Stelle schreibt er, es gebe keinen "Henkel", also kein anderes Mittel, mit dem sich eine Aussage oder eine Vorstellung so genau fassen lasse wie mit der Sprache; wer diese nicht beherrsche, dem müsse auch alles andere entgleiten.[2] Dies führte zur Entstehung mehrerer Glossare zu naturkundlichen (→ Naturkunde) und theologischen Themen (→ Theologie); auch in seinen mathematischen Werken legt Camerarius stets großen Wert auf terminologische Genauigkeit (→ Mathematische Wissenschaften). Es verwundert daher kaum, dass Camerarius sich auch und gerade in der Medizin für die korrekte Terminologie interessierte.
Das früheste medizinterminologische Werk des Camerarius ist ein kurzes Glossar mit dem Titel "Partium humani corporis nomina", das er seiner lateinischen Übersetzung von Albrecht Dürers "Vier Büchern von menschlicher Proportion" beigibt. Es zeugt von Camerarius' gewissenhafter Übersetzungsarbeit, dass er, wo der Autor des Werkes sich bewusst um exakte Bezeichnungen bemüht und teilweise neue Ausdrücke geprägt habe und wo kein antikes Vorbild vorhanden war,[3] besonders auf die Transparenz seiner Entscheidungen als Übersetzer achtet. So listet Camerarius also auf knapp über einer Seite die lateinischen Begriffe für Körperteile auf, die er verwendet hat, sowie ihre Entsprechungen in Dürers deutschem Original.[4] Dabei geht es ebenso um eher triviale Begriffe wie "Frons. Die stiern" und "Nasus. Die nase" wie auch um ausgefallenere Bezeichnungen wie "Occiput et occipitium. Hinden der kopff ob dem genigk" oder "Mons pedis sive convexus pes. Des fues ritz". Die Aufzählung folgt dabei dem Aufbau des menschlichen Körpers von oben nach unten.
Bei aller Bedeutung für Camerarius' Leistung als Übersetzer handelt es sich bei dem Glossar, das Dürers Werk beigegeben ist, doch um ein sehr kleines Werk. In seinen späteren Lebensjahren brachte Camerarius allerdings ein weiteres Glossar zum Druck, dieses jedoch von gewaltigem Umfang: Das knapp 500 Spalten (ca. 250 Seiten) umfassende Werk, das, wieder in der Richtung von oben nach unten geordnet, lateinische und griechische Bezeichnungen für die menschlichen Körperteile enthält, wurde 1551 unter dem Titel "Διασκευή ὀνομαστική partium corporis humani" gedruckt; Thomas Baier bezeichnete es in seiner Analyse von Camerarius' Bildungsprogramm als ein "besonderes Herzensanliegen" des Camerarius, ja "[w]omöglich ... seine Leipziger 'Lebensaufgabe'".[5]
Zumindest arbeitete Camerarius schon seit einigen Jahren an dem Werk: Dem Druck ist ein Brief des Simon Grynäus beigegeben, in dem er Camerarius zur Abfassung des Glossars ermutigt, und auch in seinem Widmungsbrief an Wolfgang von Werthern erwähnt Camerarius, dass Grynäus ihn in seinem Vorhaben immer bestärkt habe.[6]
Da Grynäus aber bereits 1541 gestorben war, wird deutlich, dass Camerarius zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seit mindestens zehn Jahren, seit dem Beginn seiner Arbeit in Leipzig 1541 an dem Glossar gearbeitet hatte. Die Vorarbeit für das Glossar begann vermutlich sogar noch wesentlich früher:
Tatsächlich scheint es sich bei der "Διασκευή ὀνομαστική" um ein Ergebnis von Camerarius' persönlicher Exzerpierarbeit zu handeln: Wie Camerarius im Widmungsbrief schreibt, habe er sich, immer auf der Suche nach dem korrekten Gebrauch lateinischer und griechischer Termini, bei der Lektüre antiker Autoren die Gebrauchsweise einzelner Wörter notiert; als seine Freunde dies erfahren hätten, hätten sie ihm zur Veröffentlichung geraten.[7]
Obwohl seine Notizen Camerarius' Meinung nach einer gründlichen Überarbeitung bedurften, habe er nach stetiger Aufforderung durch seine Freunde das folgende Material über den menschlichen Körper ausgewählt (coepi decerpere), das er einst auf eine Bitte des Georg Sturtz hin begonnen habe, als sie einen besseren Ersatz für Galeottus' Werk über den Körper gesucht hätten.[8]
Da Camerarius aber trotz allem aufgrund seiner Gesundheit sowie zahlreicher Pflichten die Zeit für eine eigenständige Gliederung des Gegenstands nach οὐσία / natura, δύναμις / potestas, ἐνέργεια / effectio und χρεῖα / actio (den aristotelischen Kategorien Wesen, Vermögen, Verwirklichung (Aktualität) und Nutzen[9])
fehlte, sei er in der Anordnung dem Iulius Pollux gefolgt,[10]
wie er es später auch bei seinem Glossar zum Thema "Pferd" tat (→ Naturkunde).
Die 1551 erschienene "Διασκευή ὀνομαστική partium corporis humani" trägt als Untertitel "Τὰ ἔξω, id est, partes exteriores". Sie behandelt also nur die äußeren Körperteile. Offenbar plante Camerarius ein dazu komplementäres Glossar der inneren Körperteile, wie Georg Summer notiert. Diese führt unter Camerarius' unvollendeten Werken als erstes "Commentarii de partium internarum humani corporis nominibus tam Graecis quam Latinis" auf.[11] Bei dem zweiten Werk in der Liste handelt es sich ebenfalls um ein Glossar medizinischen Inhalts, nämlich eines, das die Namen von Krankheiten aufführen sollte ("De nominibus morborum").[12] Beide Werke konnte Camerarius offenbar zu Lebzeiten nicht mehr vollenden und auch seine Söhne ließen sie nicht mehr drucken.
Camerarius' bestehendes Interesse für Medizin und medizinische Terminologie zeigt auch ein Briefgedicht, das er 1554 als Begleitgedicht für Nikolaus Selneckers Lehrgedicht "De partibus corporis humani" verfasste. Darin lobt er Selneckers Gedicht, das er trotz zahlreicher Pflichten sofort gelesen habe, sowohl auf fachlicher, als auch auf dichterischer Ebene und vergleicht Selnecker selbst mit seinem alten Freund Helius Eobanus Hessus.[13]
(Alexander Hubert)
- Baier 2017
- Griechischer Geist aus Basler Pressen: https://ub.unibas.ch/cmsdata/spezialkataloge/gg/higg0087.html
- Kößling 2000
Epigramme für medizinische Abhandlungen und Disputationen Dritter (AH)
Leite von Selnecker über!
(Alexander Hubert)
Medizinisches in den "Decuriae" und der "Appendix problematum" (AH)
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Camerarius und die praktische Medizin
Medizinkenntnisse und Medizinische Ratschläge an Dritte
Varii morbi - Camerarius als Patient (AH)
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Badbesuche (MG)
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"Pest" und Epidemiegeschehen (MG)
Anmerkungen
- ↑ Vgl. Xenophon, Hippocomicus, 1556, Bl. G5r.
- ↑ Nulla autem certe est ansa, qua apprehendi possit vera et certa sententia, et animi conceptio, et cogitationis inventum, nisi orationis: quam qui non comprehendit, huic cetera etiam elabantur necesse est (Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. α4r).
- ↑ [C]um autor curiosa pene diligentia exquisiverit partium in corpore humano nomina, quo mensurationes certiores essent, quibusdam etiam nova imposuerit, confido fore ut studiosi versionis vel hac in parte difficultatem intelligant. Nam reliqua praetereo quae et ipsa non possint facilia videri fuisse, cum in hoc genere quod imitaremur, antiquorum extaret nihil (Dürer, De symmetria partium in rectis formis humanorum corporum, 1532, Bl. A4v).
- ↑ Vgl. Dürer, De symmetria partium in rectis formis humanorum corporum, 1532, Bl. A5r/v.
- ↑ Baier 2017, 78. Vgl. dort auch zur programmatischen Bedeutung des Werks.
- ↑ Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β1v.
- ↑ [D]um versor in scriptis veterum autorum, horumque libros lego, annotavi praecipuorum verborum in his usum: quo comperto, olim ex amicis quidam nostris censuerunt ea quae collegissem, a me edi et publicari oportere (Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β1v).
- ↑ Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β1v-2r.
- ↑ Vgl. Kößling 2000, 65f.
- ↑ Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β2r.
- ↑ Vgl. Summerus 1646, Bl. D5r.
- ↑ Vgl. Summerus 1646, Bl. D5r. Weiterhin erwähnt Summer, dass zu diesem Werk bereits ein ausführlich ausgearbeitetes Vorwort vorliege.
- ↑ Vgl. Selnecker, De partibus corporis humani, 1554, Bl. A1r.
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