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Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Benutzer:HIWI/Notes

Medizin (CamLex)

Zur Medizin in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts

Medizinisches in Werken und Briefen des Camerarius

In Orpheus' Fußstapfen - Camerarius' Lob der Gesundheit (AH)

fertig und online

Diätetik (MG)

Iatromathematik (MG)

Badewesen (MG)

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Baden in Württemberg

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Theriak (MG)

Beteiligung an der Galen-Edition (MG)

Terminologie (AH)

Immer wieder ist es die Terminologie, die den Philologen Camerarius besonders fasziniert (→ Philologie). Programmatisch äußert sich Camerarius dazu in seinem Glossar zum Thema "Pferd": Nichts sei so nützlich zur Erkenntnis der Welt (rerum ullarum cognitio) wie das Wissen um die genaue Bedeutung der Wörter und eine gewisse Sprachgewandtheit (nominum primum explorata significatio, deinde proprii sermonis peritia).[1] An anderer Stelle schreibt er, es gebe keinen "Henkel", also kein anderes Mittel, mit dem sich eine Aussage oder eine Vorstellung so genau fassen lasse wie mit der Sprache; wer diese nicht beherrsche, dem müsse auch alles andere entgleiten.[2]
Diese Einstellung findet in der Entstehung mehrerer Glossare zu naturkundlichen (→ Naturkunde) und theologischen Themen (→ Theologie) Ausdruck; auch in seinen mathematischen Werken legt Camerarius stets großen Wert auf terminologische Genauigkeit (→ Mathematische Wissenschaften). Es verwundert daher kaum, dass Camerarius sich auch und gerade in der Medizin für die korrekte Terminologie interessierte.

Das früheste medizinterminologische Werk des Camerarius ist ein kurzes Glossar mit dem Titel "Partium humani corporis nomina", das er seiner 1532 gedruckten lateinischen Übersetzung von Albrecht Dürers "Vier Büchern von menschlicher Proportion" beigibt. Es zeugt von Camerarius' gewissenhafter Übersetzungsarbeit, dass er, wo der Autor des Werkes sich bewusst um exakte Bezeichnungen bemüht und teilweise neue Ausdrücke geprägt habe und wo kein antikes Vorbild vorhanden war,[3] besonders auf die Transparenz seiner Entscheidungen als Übersetzer achtet. So listet Camerarius also auf knapp über einer Seite die lateinischen Begriffe für Körperteile auf, die er verwendet hat, sowie ihre Entsprechungen in Dürers deutschem Original.[4] Dabei geht es ebenso um eher triviale Begriffe wie "Frons. Die stiern" und "Nasus. Die nase" wie auch um ausgefallenere Bezeichnungen wie "Occiput et occipitium. Hinden der kopff ob dem genigk" oder "Mons pedis sive convexus pes. Des fues ritz". Die Aufzählung folgt dabei dem Aufbau des menschlichen Körpers von oben nach unten.

Bei aller Bedeutung für Camerarius' Leistung als Übersetzer handelt es sich bei dem Glossar, das Dürers Werk beigegeben ist, doch um ein sehr kleines Werk. In seinen späteren Lebensjahren brachte Camerarius allerdings ein weiteres Glossar zum Druck, dieses von gewaltigem Umfang: Das knapp 500 Spalten (auf ca. 250 Seiten) umfassende Werk, das, wieder in der Richtung von oben nach unten geordnet, lateinische und griechische Bezeichnungen für die menschlichen Körperteile enthält, wurde 1551 unter dem Titel "Διασκευή ὀνομαστική partium corporis humani" gedruckt; Thomas Baier bezeichnete es in seiner Analyse von Camerarius' Bildungsprogramm als ein "besonderes Herzensanliegen" des Camerarius, ja "[w]omöglich ... seine Leipziger 'Lebensaufgabe'".[5]
Zumindest arbeitete Camerarius schon mindestens seit Beginn seiner Zeit in Leipzig 1541 an dem Werk: Die letzte bedruckte Seite des Bandes enthält einen Abdruck des Privilegs, das König Ferdinand Camerarius ausstellte; es ist auf den 26.11.1538 datiert und führt zahlreiche Werke des Camerarius namentlich auf, deren Nachdruck verboten ist, darunter auch explizit die "Διασκευή ὀνομαστική".[6] Somit scheint Camerarius den Druck dieses Werks bereits mindestens seit 1538 geplant zu haben. Auch ein Brief des Simon Grynäus, der dem Druck beigegeben ist, in dem Grynäus Camerarius zur Abfassung des Glossars ermutigt,[7] und Camerarius' Widmungsbrief an Wolfgang von Werthern, in dem er erwähnt, dass Grynäus ihn in seinem Vorhaben immer bestärkt habe,[8] deuten auf den frühen Beginn der Arbeit hin, da Grynäus bereits 1541 an der Pest starb.
Tatsächlich scheint es sich bei der "Διασκευή ὀνομαστική" um ein Ergebnis von Camerarius' persönlicher Exzerpierarbeit zu handeln: Wie Camerarius im Widmungsbrief schreibt, habe er sich, immer auf der Suche nach dem korrekten Gebrauch lateinischer und griechischer Termini, bei der Lektüre antiker Autoren die Gebrauchsweise einzelner Wörter notiert; als seine Freunde dies erfahren hätten, hätten sie ihm zur Veröffentlichung geraten.[9] Obwohl seine Notizen Camerarius' Meinung nach einer gründlichen Überarbeitung bedurften, habe er nach stetiger Aufforderung durch seine Freunde das folgende Material über den menschlichen Körper ausgewählt (coepi decerpere), das er einst auf eine Bitte des Georg Sturtz hin zusammenzustellen begonnen habe, als sie einen besseren Ersatz für Martius Galeottus' Werk "De homine" gesucht hätten.[10] Da Camerarius aber trotz allem aufgrund seiner Gesundheit sowie zahlreicher Pflichten die Zeit für eine eigenständige Gliederung des Gegenstands nach οὐσία / natura, δύναμις / potestas, ἐνέργεια / effectio und χρεῖα / actio (den aristotelischen Kategorien Wesen, Vermögen, Verwirklichung (Aktualität) und Nutzen[11]) fehlte, sei er in der Anordnung dem Iulius Pollux gefolgt,[12] wie er es später auch bei seinem Glossar zum Thema "Pferd" tat (→ Naturkunde). Er strebe dabei keine Vollständigkeit an,[13] hoffe aber, dass sein kleines und bescheidenes Werk den um beide Sprachen bemühten dennoch großen Nutzen bringen werde. Andere könnten hierauf aufbauen und ein umfangreicheres Werk schaffen.[14]

Die 1551 erschienene "Διασκευή ὀνομαστική partium corporis humani" trägt als Untertitel "Τὰ ἔξω, id est, partes exteriores" und behandelt entsprechend nur die äußeren Körperteile. Offenbar plante Camerarius ein dazu komplementäres Glossar der inneren Körperteile, wie Georg Summer notiert. Diese führt unter Camerarius' unvollendeten Werken als erstes "Commentarii de partium internarum humani corporis nominibus tam Graecis quam Latinis" auf.[15] Bei dem zweiten Werk in der Liste handelt es sich ebenfalls um ein Glossar medizinischen Inhalts, nämlich eines, das die Namen von Krankheiten aufführen sollte ("De nominibus morborum").[16] Beide Werke konnte Camerarius offenbar zu Lebzeiten nicht mehr vollenden und auch seine Söhne ließen sie nicht mehr drucken, obwohl sie ebenso wie zwei weitere bei Summer aufgeführte unveröffentlichte Glossare in dem königlichen Privileg von 1538 für Camerarius bereits enthalten waren.[17]

Camerarius' bestehendes Interesse für Medizin und medizinische Terminologie zeigt auch ein Brief, den er 1554 als Begleitgedicht für Nikolaus Selneckers Lehrgedicht "De partibus corporis humani" verfasste. Darin lobt er Selneckers Werk, das er trotz zahlreicher Pflichten sofort gelesen habe, sowohl auf fachlicher als auch auf dichterischer Ebene und vergleicht Selnecker selbst mit seinem alten Freund Helius Eobanus Hessus.[18]

(Alexander Hubert)

Epigramme für medizinische Abhandlungen und Disputationen Dritter (AH)

Nicht nur für Nikolaus Selneckers Lehrgedicht "De partibus corporis humani" verfasste Camerarius ein Werbegedicht (s.o.). Ähnliche Werbegedichte des Camerarius existieren zu zwei Werken des Leonhart Fuchs: Fuchs' drei Apologien gegen Gulielmus Puteanus, Sebastianus Montuus und Jeremias Thriverus Brachelius, die 1540 einmal unter demselben Titel und einmal mit leicht veränderter Anordnung neu aufgelegt wurden, gibt Camerarius ein Werbegedicht bei, in dem er sich ganz deutlich auf Fuchs' Seite stellt: Die drei hätten lieber schweigen sollen, denn nun werde Fuchs' Verteidigung sie erdolchen wie die Spitzmaus, die sich dem alten Sprichwort nach durch ihr eigenes Pfeigen verrate. Dennoch hätten die drei insofern alles richtig gemacht, als nun Fuchs die Gelegenheit gehabt habe, seine Schrift zu veröffentlichen, mit der er nicht nur für sich selbst, sondern auch um die Ehre der antiken Ärzte kämpfe.[19]
Ein zweites Werbegedicht stellte Camerarius Fuchs' 1539 gedrucktem Kompendium über die Behandlung verschiedener Krankheiten zur Seite. In der ganzen antiken Literatur, so Camerarius, finde man kein Werk, das diesem ebenbürtig sei. Fuchs lehre hier die "wahre Heilkunst" (vera ratio medendi), sodass der Benutzer hier nicht nur theoretisches, sondern auch praktisches Wissen mitnehmen könne.[20]

  • Fuchs
    • Hippokrates, Epidemiōn liber sextus, 1537
  • Meurer
    • Meurer, De catarrhis disputatio, 1549
    • Meurer, De vera corroborandi ratione capita, 1555
    • Meurer, De recta medendi ratione, 1562
  • Hoffmann
    • Hoffmann, De vino eiusque partibus, 1558
  • Ellinger
    • Ellinger, De erysipelate seu igne sacro, 1560
  • Scheibe
    • Scheibe, Disputatio ordinaria, 1569 (ohne Scan)


(Alexander Hubert)

Medizinisches in den "Decuriae" und der "Appendix problematum" (AH)

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Camerarius und die praktische Medizin

Medizinkenntnisse und Medizinische Ratschläge an Dritte

Varii morbi - Camerarius als Patient (AH)

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Badbesuche (MG)

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"Pest" und Epidemiegeschehen (MG)

Anmerkungen

  1. Vgl. Xenophon, Hippocomicus, 1556, Bl. G5r.
  2. Nulla autem certe est ansa, qua apprehendi possit vera et certa sententia, et animi conceptio, et cogitationis inventum, nisi orationis: quam qui non comprehendit, huic cetera etiam elabantur necesse est (Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. α4r).
  3. [C]um autor curiosa pene diligentia exquisiverit partium in corpore humano nomina, quo mensurationes certiores essent, quibusdam etiam nova imposuerit, confido fore ut studiosi versionis vel hac in parte difficultatem intelligant. Nam reliqua praetereo quae et ipsa non possint facilia videri fuisse, cum in hoc genere quod imitaremur, antiquorum extaret nihil (Dürer, De symmetria partium in rectis formis humanorum corporum, 1532, Bl. A4v).
  4. Vgl. Dürer, De symmetria partium in rectis formis humanorum corporum, 1532, Bl. A5r/v.
  5. Baier 2017, 78. Vgl. dort auch zur programmatischen Bedeutung des Werks. Vgl. außerdem Kößling 2000 für eine detaillierte Untersuchung des Werks.
  6. Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. M6r.
  7. Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. α4r.
  8. Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β1v.
  9. [D]um versor in scriptis veterum autorum, horumque libros lego, annotavi praecipuorum verborum in his usum: quo comperto, olim ex amicis quidam nostris censuerunt ea quae collegissem, a me edi et publicari oportere (Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β1v).
  10. Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β1v-2r.
  11. Vgl. Kößling 2000, 65f.
  12. Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β2r.
  13. Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β2r/v.
  14. Et parva tamen ista atque humilia, magna commoda et fructum singularem allatura esse studiosis utriusque linguae, mihi persuasum est. Et potuerunt haec tanquam fundamenta esse, super quibus aliorum observatio et attentio et sagacitas, maiora alia et magis spectabilia extruat ac collocet (Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β2v).
  15. Vgl. Summerus 1646, Bl. D5r.
  16. Vgl. Summerus 1646, Bl. D5r. Weiterhin erwähnt Summer, dass zu diesem Werk bereits ein ausführlich ausgearbeitetes Vorwort vorliege.
  17. Quod privilegium in praesentia tibi IOACHIMO Camerario Pabergensi ... autoritate ... Imperatoris Romanorum Caroli Quinti, confirmamus: atque edicimus, Ne quis impressor contra sententiam nostram intra tempus praescriptum annorum, nisi te concedente, ullum abs te emendatum compositumve librum quo in genere supra dictum est, nominatim vero ... Nomina Graeca et Latina partium humani corporis, morborum, coniunctionum, agriculturae, per te congesta ... typis describere ausit (Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. M6r; ebenso Linacre, De emendata structura, 1545, Bl. Aa7v-a2r).
  18. Vgl. Selnecker, De partibus corporis humani, 1554, Bl. A1r.
  19. Vgl. Fuchs, Apologiae tres, 1538, Bl. A1r.
  20. Nunc poteris ex his (in quo sunt omnia) plane / Non modo quid sapias discere, sed quid agas (Fuchs, De medendis passionibus ac febribus, 1539, Bl. 1r).

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