Camerarius an Hessus, 24.12.1528/29: Unterschied zwischen den Versionen

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Bei den Freiheiten, die Camerarius sich genommen habe, habe er sich an den Rahmen der antiken Praxis gehalten ''(idque hoc audacius, quod animadverterem idem a veteribus esse factum'').
Bei den Freiheiten, die Camerarius sich genommen habe, habe er sich an den Rahmen der antiken Praxis gehalten ''(idque hoc audacius, quod animadverterem idem a veteribus esse factum'').


zu superstitio: Ich denke deine Erklärung, superstitio sei hier Gegenbegriff zu religio, ist sehr einleuchtend. An der konkreten Stelle hat ''superstitiosus'' doch auch noch die Bedeutung von "unreflektiert", "unbedacht", "unmethodisch". Camerarius will doch mit dem folgenden Satz sagen: Wenn er sich von dem Ausgangstext entfernt, so hat es überall seine Begründung.
zu superstitio: Ich denke deine Erklärung, superstitio sei hier Gegenbegriff zu religio, ist sehr einleuchtend. Ich denke sogar, dass man das Wort superstitiosus an dieser Stelle überhaupt nicht versteht, wenn man nicht den Kontrast zu religio herstellt.
 
An der konkreten Stelle hat ''superstitiosus'' doch auch noch die Bedeutung von "unreflektiert", "unbedacht", "unmethodisch". Camerarius will doch mit dem folgenden Satz sagen: Wenn er sich von dem Ausgangstext entfernt, so hat es überall seine Begründung.


Ich habe noch das Schlagwort "Übersetzungstheorie" hinzugefügt.
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Entstehungsort ermittelt (''domi nostrae''). Zielort mutmaßlich.
Entstehungsort ermittelt (''domi nostrae''). Zielort mutmaßlich.

Version vom 19. August 2019, 11:52 Uhr



Werksigle OCEp 0168
Zitation Camerarius an Hessus, 24.12.1528/29, bearbeitet von Manuel Huth (19.08.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0168
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae Eobani, 1557
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. D2r-D4v
Zweitdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck S. 380-384
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Helius Eobanus Hessus
Datum
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum 24.12.1528/29 (IX. Cal. Ian. 1529)
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort Nürnberg
Gedicht? nein
Incipit Libet huius Epistolae principio Homericis te versibus
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese; Werkanfrage; Übersetzungstheorie
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen JS (folgende Punkte würde ich noch erwähnen):

Camerarius wendet sich in Form einer fünf griechische Hexameterverse umfassenden Homer-Parodia (κατὰ παρῳδίαν) mit seinem Anliegen an Hessus.

religio: Ehrfurcht vor dem Text (was natürlich, wie du schreibst, Treue gegenüber der Aussage des Ausgangstextes bedeutet)

Bei den Freiheiten, die Camerarius sich genommen habe, habe er sich an den Rahmen der antiken Praxis gehalten (idque hoc audacius, quod animadverterem idem a veteribus esse factum).

zu superstitio: Ich denke deine Erklärung, superstitio sei hier Gegenbegriff zu religio, ist sehr einleuchtend. Ich denke sogar, dass man das Wort superstitiosus an dieser Stelle überhaupt nicht versteht, wenn man nicht den Kontrast zu religio herstellt.

An der konkreten Stelle hat superstitiosus doch auch noch die Bedeutung von "unreflektiert", "unbedacht", "unmethodisch". Camerarius will doch mit dem folgenden Satz sagen: Wenn er sich von dem Ausgangstext entfernt, so hat es überall seine Begründung.

Ich habe noch das Schlagwort "Übersetzungstheorie" hinzugefügt.

Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH
Gegengelesen von Benutzer:JS
Datumsstempel 19.08.2019
Werksigle OCEp 0168
Zitation Camerarius an Hessus, 24.12.1528/29, bearbeitet von Manuel Huth (19.08.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0168
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae Eobani, 1557
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. D2r-D4v
Zweitdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck S. 380-384
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Helius Eobanus Hessus
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum 24.12.1528/29 (IX. Cal. Ian. 1529)
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort Nürnberg
Gedicht? nein
Incipit Libet huius Epistolae principio Homericis te versibus
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese; Werkanfrage; Übersetzungstheorie
Datumsstempel 19.08.2019

ACHTUNG KEIN DATUM GEFUNDEN


Entstehungsort ermittelt (domi nostrae). Zielort mutmaßlich.

Regest

An Hessus gerichtete Bitte, die metrische Übersetzung des ersten Buchs der Ilias Korrektur zu lesen (s. Anm.)

Er habe sie aus folgenden Gründen angefertigt: Er wollte den schönen Künsten zu Hilfe zu kommen, außerdem beschere ihm die Arbeit ein Gefühl der Erleichterung und habe vielleicht einen konkreten Nutzen für die Gegenwart, wären die Zeiten nur nicht so ungünstig. Zudem habe Hessus ihn wiederholt dazu ermutigt.

Bei der Übersetzung sei er einerseits sehr frei (licentia) und abwechslungsreich (varietas) vorgegangen, andererseits sei mit größter "Rückbindung" an den Text (religio). Epitheta habe er manchmal hinzugefügt, manchmal weggelassen, weil er gesehen habe, dass dies bereits die Alten getan hatten. Die Reihenfolge habe er manchmal verändert, den Sinn allerdings bewahrt. Wenn Worte doppeldeutig waren, habe er Kommentare mit alten Erklärungen zu Homer zurate gezogen und Verse doppelt übersetzt. Und so habe er jede superstitio vermieden (wohl als Gegensatz zu religio zu verstehen).

Erneute Bitte, dass Hessus, sein "Aristarch", das Werk Korrektur lese. Camerarius werde dies dazu anspornen, weitere Bücher Homers, nicht der Reihe nach, sondern auszugsweise zu übersetzen. Die ganze Übersetzung anzugehen, wäre eher etwas für Hessus. Camerarius sei einem solchen Unterfangen nicht gewachsen und werde es irgendwann auf Hessus abwälzen. Camerarius' Werk werde eher denjenigen Nutzen bringen, die erst damit anfingen, sich mit den schönen Künsten zu befassen.

Lebewohl.

(Manuel Huth)

Anmerkungen