Camerarius an Hier. Wolf, 11.05.1563: Unterschied zwischen den Versionen
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Zweifellos sei dieses Zitat der Ursprung des Sprichwortes über die (Unverständlichkeit der) platonischen | Zweifellos sei dieses Zitat der Ursprung des Sprichwortes über die (Unverständlichkeit der) platonischen Zahlen. Wolf werde sich vielleicht wundern, dass Camerarius genug Zeit habe, sich um solche Dinge zu kümmern. Aber warum müsse sich Camerarius verteidigen? Camerarius wolle gern wissen, welche Betrachtungen Theon angestellt habe. Wolf werde (aufgrund seiner Beziehungen zur Familie Fugger) für sich selbst oder für Camerarius ohne Schwierigkeiten diesen Wunsch durchsetzen können. Camerarius hoffe ja, dass er in [[Augsburg]] etwas gelte. Außerdem bürde Camerarius ihm ja keine lästige Aufgabe auf. Camerarius wolle lieber unwissend bleiben, als einem Freund zur Last zu fallen. | ||
Grüße an [[Erwähnte Person::Johann Baptist Haintzel|(Johann Baptist) Haintzel]]. Der Krieg zwischen dem [[Erwähnte Person::Friedrich II. (Dänemark und Norwegen)|König Dänemarks]] und dem [[Erwähnte Person::Erik XIV. (Schweden)|König Schwedens]] gehe weiter, wie man glaube, und werde ein großer und heftiger Krieg werden. Inzwischen ließen die Wortgefechte nicht ab und entwickelten sich vielleicht schließlich zum Krieg. | Grüße an [[Erwähnte Person::Johann Baptist Haintzel|(Johann Baptist) Haintzel]]. Der Krieg zwischen dem [[Erwähnte Person::Friedrich II. (Dänemark und Norwegen)|König Dänemarks]] und dem [[Erwähnte Person::Erik XIV. (Schweden)|König Schwedens]] gehe weiter, wie man glaube, und werde ein großer und heftiger Krieg werden. Inzwischen ließen die Wortgefechte nicht ab und entwickelten sich vielleicht schließlich zum Krieg. | ||
Lebewohl. Bitte | Lebewohl. Bitte, das Wohlwollen gegenüber Camerarius zu bewahren. | ||
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Version vom 24. Oktober 2017, 12:48 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 832 |
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Zitation | Camerarius an Hier. Wolf, 11.05.1563, bearbeitet von Manuel Huth (24.10.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_832 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 477-479 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | Zäh 2013, Nr. 237 |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Hieronymus Wolf |
Datum | 1563/05/11 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 5. Id. Maii |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Augsburg |
Gedicht? | nein |
Incipit | Binas litteras abs te hoc mercatu |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Stellenbewerbung (Laurentius Tuppius); Biographisches (Buchbesitz); Dreikronenkrieg (1563-1570) |
Handschrift | |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | "Offen gesprochen seien sämtliche finanziellen Mittel der Universität ausgeschöpft, so dass sie keine zusätzlichen Belastungen tragen könne.": unsicher, zudem folgt ein griechischer Satz, den ich nicht verstehe
"Kreislauf der menschlichen Geburten": Wusste den Begriff nicht angemessen zu übersetzen |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 24.10.2017 |
Werksigle | OCEp 832 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Hier. Wolf, 11.05.1563, bearbeitet von Manuel Huth (24.10.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_832 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 477-479 |
Sonstige Editionen | Zäh 2013, Nr. 237 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Hieronymus Wolf |
Datum | 1563/05/11 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 5. Id. Maii |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Augsburg |
Gedicht? | nein |
Incipit | Binas litteras abs te hoc mercatu |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Stellenbewerbung (Laurentius Tuppius); Biographisches (Buchbesitz); Dreikronenkrieg (1563-1570) |
Datumsstempel | 24.10.2017 |
Entstehungsort ermittelt lt. Zäh, Zielort mutmaßlich.
Regest
Camerarius habe heute auf der Leipziger Messe zwei lang ersehnte Briefe Wolfs erhalten (s. Anm.). Das andere Thema, über das Camerarius geschrieben habe (gemeint ist die Situation von Ulrich Fugger; s. Anm.), wolle er übergehen, denn darüber schreibe man nicht in einem Brief und es gehe sie nicht an. Aber, wie es in einem Sprichwort über alte Männer heiße, man könne immer noch beten und dies tue Camerarius unablässig für den Leidenden, dem er anders nicht helfen könne.
Ansonsten verweise er Wolf auf seine früheren Erörterungen. Wie sich Wolf erinnern könne, sei deren Hauptpunkt, sich vom Schicksal tragen zu lassen, wenn es einen wegtragen wolle, und sich nicht zu ärgern (Anthologia Palatina 10, 73) – ein Ratschlag, den Camerarius wie ein junger Mann selbst manchmal im Übermaß, manchmal zu wenig bedenke.
Camerarius mache sich Sorgen um den Staat und habe auch recht heftige private Sorgen. Zwei seiner Söhne Joachim Camerarius II. und Philipp Camerarius hielten sich in der Heimat (Bamberg) auf. Am meisten schmerze ihn daran, dass Philipp sein Studium unterbrechen musste. Aber man müsse ertragen, was man nicht ändern könne.
Georg (?) sei gerade hier gewesen. Camerarius habe zum Brief des Laurentius Tuppius seine Beistimmung bekundet und auf die Wertschätzung hingewiesen, die der Brief Wolfs (unbekannter Brief) ausgedrückt habe. Georg habe Camerarius den beiliegenden Brief mitgegeben. Camerarius könne in dieser Sache gar nichts ausrichten und erfülle lediglich seine Aufgabe wie ein Diener. Offen gesprochen seien sämtliche finanziellen Mittel der Universität ausgeschöpft, so dass sie keine zusätzlichen Belastungen tragen könne. Camerarius habe auch beim Ordinarius für Tuppius vorgesprochen, aber man habe nur Worte gewechselt. Aber vielleicht berichtete ja der Brief Georgs Besseres. Auf ihn verweise Camerarius Wolf und Tuppius. Grüße an Tuppius.
Camerarius trete nun mit einer Bitte an Wolf heran: Wie er wisse, befinde sich unter den Büchern des Johann Jakob (Fugger) ein Werk Theons, der Stellen bei Platon über die Mathematik erläutere. Wolf möge daraus die Passage über den Kreislauf der menschlichen Geburten im achten Buch der Politeia abschreiben lassen. Darin finde sich folgendes Zitat: ἐπίτριτος πυθμὴν πεμπάδι συζυγεὶς ... (Platon, Politeia, 546 c 1)
Zweifellos sei dieses Zitat der Ursprung des Sprichwortes über die (Unverständlichkeit der) platonischen Zahlen. Wolf werde sich vielleicht wundern, dass Camerarius genug Zeit habe, sich um solche Dinge zu kümmern. Aber warum müsse sich Camerarius verteidigen? Camerarius wolle gern wissen, welche Betrachtungen Theon angestellt habe. Wolf werde (aufgrund seiner Beziehungen zur Familie Fugger) für sich selbst oder für Camerarius ohne Schwierigkeiten diesen Wunsch durchsetzen können. Camerarius hoffe ja, dass er in Augsburg etwas gelte. Außerdem bürde Camerarius ihm ja keine lästige Aufgabe auf. Camerarius wolle lieber unwissend bleiben, als einem Freund zur Last zu fallen.
Grüße an (Johann Baptist) Haintzel. Der Krieg zwischen dem König Dänemarks und dem König Schwedens gehe weiter, wie man glaube, und werde ein großer und heftiger Krieg werden. Inzwischen ließen die Wortgefechte nicht ab und entwickelten sich vielleicht schließlich zum Krieg.
Lebewohl. Bitte, das Wohlwollen gegenüber Camerarius zu bewahren.
(Manuel Huth)
Anmerkungen
- "Camerarius habe heute auf der Leipziger Messe (…)": Eine von drei Leipziger Messen fand an Jubilate, dem 3. Sonntag nach Ostern, also am 02.05.1562 statt ( https://de.wikipedia.org/wiki/Leipziger_Messe 17.06.2017). Bei einem der beiden erwähnten Briefe Wolfs dürfte es sich um das am 13.04.1563 handeln. Der zweite Brief ist vermutlich dürfte danach verfasst worden (in dem Brief vom 13. April schreibt Wolf, er habe dieses Jahr noch keinen Brief verfasst) und ist offenbar verloren gegangen.
- "Das andere Thema, über das Camerarius geschrieben habe (…)": Ulrich Fugger hatte finanzielle Probleme und musste einige Monate in Schuldhaft verbringen.
Literatur und weiterführende Links
- Hartig 1917, S. 11.