Camerarius, Moeris, 1568 (1521): Unterschied zwischen den Versionen
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Hinter dem Ziegenbock ist vermutlich der katholische Kontroverstheologe [[Erwähnte Person::Hieronymus Emser]] zu vermuten, der in seinem Wappen einen Bock trug und diesen in den Titelblättern seiner Schriften zur Geltung kommen ließ. Hierauf bezog sich Martin Luther in verschiedenen Streitschriften aus dem Jahr 1521. Hieraus folgt dann, in der Figur des Besitzers des Bocks, der dessen Wüten keinen Einhalt zu bieten vermag, den Herzog des albertinischen Sachsens, [[Erwähnte Person::Georg der Bärtige|Georg den Bärtigen]], zu sehen, in dem von dem Bock heimgesuchten Amyntas, der sich für die Wiederherstellung des Friedens einsetzt, Kurfürst [[Erwähnte Person::Friedrich der Weise|Friedrich den Weisen]]. Daphnis und der Widder, dem der Bock unterliegt, könnten auf [[Erwähnte Person::Martin Luther]] verweisen (vgl. [[Mundt 2004]], 264-265). Geht man von einer späteren Entstehung in den 50er Jahren aus, könnte der Hahn, insbesondere bei Großschreibung von Gallus, auf [[Erwähnte Person::Nicolaus Gallus]] verweisen, der jedoch ein Gegner Camerarius' war, weshalb man seine Empathie des Erzählers implizierende Rolle eines Opfers des Hircus nicht nachvollziehen könnte.<br /> | Hinter dem Ziegenbock ist vermutlich der katholische Kontroverstheologe [[Erwähnte Person::Hieronymus Emser]] zu vermuten, der in seinem Wappen einen Bock trug und diesen in den Titelblättern seiner Schriften zur Geltung kommen ließ. Hierauf bezog sich Martin Luther in verschiedenen Streitschriften aus dem Jahr 1521. Hieraus folgt dann, in der Figur des Besitzers des Bocks, der dessen Wüten keinen Einhalt zu bieten vermag, den Herzog des albertinischen Sachsens, [[Erwähnte Person::Georg der Bärtige|Georg den Bärtigen]], zu sehen, in dem von dem Bock heimgesuchten Amyntas, der sich für die Wiederherstellung des Friedens einsetzt, Kurfürst [[Erwähnte Person::Friedrich der Weise|Friedrich den Weisen]]. Daphnis und der Widder, dem der Bock unterliegt, könnten auf [[Erwähnte Person::Martin Luther]] verweisen (vgl. [[Mundt 2004]], 264-265). Geht man von einer späteren Entstehung in den 50er Jahren aus, könnte der Hahn, insbesondere bei Großschreibung von Gallus, auf [[Erwähnte Person::Nicolaus Gallus]] verweisen, der jedoch ein Gegner Camerarius' war, weshalb man seine Empathie des Erzählers implizierende Rolle eines Opfers des Hircus nicht nachvollziehen könnte.<br /> | ||
Anleihen hat Camerarius bei [[Beeinflusser::Vergil]], Eclogen, [[Beeinflusser::Calpurnius Siculus]] | Anleihen hat Camerarius bei [[Beeinflusser::Vergil]], Eclogen, [[Beeinflusser::Calpurnius Siculus]], [[Beeinflusser::Nemesianus]] und dem bei Stobaios überlieferten Linus genommen. Wie Mundt 2004, 266 aufgezeigt hat, irrt Ludwig Camerarius in der Zuordnung eines Zitats, das nicht von Epicharm, sondern von [[Beeinflusser::Archilochos]] stammt. | ||
== Überlieferung == | == Überlieferung == | ||
Das Gedicht ist als Ecloga XV in die Eklogensammlung von 1568 aufgenommen. | Das Gedicht ist als Ecloga XV in die Eklogensammlung von 1568 aufgenommen. | ||
== Forschungsliteratur== | == Forschungsliteratur== |
Version vom 17. Oktober 2017, 13:01 Uhr
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | Moeris, bearbeitet von Jochen Schultheiß (17.10.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | Moeris |
Kurzbeschreibung | |
Erstnachweis | 1521 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Das frühe Entstehungsdatum folgt aus den kontroverstheologischen Inhalten. |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | |
Schlagworte / Register | Bukolik; Polemik (konfessionell) |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
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Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Eclogae, 1568 |
Erstdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | ja |
Incipit | Ille hircus vites scelerato dente Menalcae |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | noch nicht am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Bearbeitungsdatum | 17.10.2017 |
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | Moeris, bearbeitet von Jochen Schultheiß (17.10.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I.
|
Sprache | Latein |
Werktitel | Moeris |
Kurzbeschreibung | |
Erstnachweis | 1521 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Das frühe Entstehungsdatum folgt aus den kontroverstheologischen Inhalten.
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Schlagworte / Register | Bukolik; Polemik (konfessionell) |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Eclogae, 1568 |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | ja |
Incipit | Ille hircus vites scelerato dente Menalcae |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Bearbeitungsdatum | 17.10.2017 |
Widmung und Entstehungskontext
Der kontroverstheologische Inhalt lässt auf einen frühen Entstehungszeitrum schließen.
Aufbau und Inhalt
Es handelt sich um eine dialogische Ekloge. Die beiden Sprecher sind die Hirten Moeris und Corydon. Sie klagen über das zerstörerische Wirken eines marodierenden Ziegenbocks.
Hinter dem Ziegenbock ist vermutlich der katholische Kontroverstheologe Hieronymus Emser zu vermuten, der in seinem Wappen einen Bock trug und diesen in den Titelblättern seiner Schriften zur Geltung kommen ließ. Hierauf bezog sich Martin Luther in verschiedenen Streitschriften aus dem Jahr 1521. Hieraus folgt dann, in der Figur des Besitzers des Bocks, der dessen Wüten keinen Einhalt zu bieten vermag, den Herzog des albertinischen Sachsens, Georg den Bärtigen, zu sehen, in dem von dem Bock heimgesuchten Amyntas, der sich für die Wiederherstellung des Friedens einsetzt, Kurfürst Friedrich den Weisen. Daphnis und der Widder, dem der Bock unterliegt, könnten auf Martin Luther verweisen (vgl. Mundt 2004, 264-265). Geht man von einer späteren Entstehung in den 50er Jahren aus, könnte der Hahn, insbesondere bei Großschreibung von Gallus, auf Nicolaus Gallus verweisen, der jedoch ein Gegner Camerarius' war, weshalb man seine Empathie des Erzählers implizierende Rolle eines Opfers des Hircus nicht nachvollziehen könnte.
Anleihen hat Camerarius bei Vergil, Eclogen, Calpurnius Siculus, Nemesianus und dem bei Stobaios überlieferten Linus genommen. Wie Mundt 2004, 266 aufgezeigt hat, irrt Ludwig Camerarius in der Zuordnung eines Zitats, das nicht von Epicharm, sondern von Archilochos stammt.
Überlieferung
Das Gedicht ist als Ecloga XV in die Eklogensammlung von 1568 aufgenommen.