Camerarius an Sambucus, 19.02.1574: Unterschied zwischen den Versionen
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* 1577: "Literas tuas plenas humanitatis et benevolentiae"; 1595: "Literas tuas plenas humanitatis et gratiae". | * 1577: "Literas tuas plenas humanitatis et benevolentiae"; 1595: "Literas tuas plenas humanitatis et gratiae". | ||
* 1577: "epigrammata quae (...) colligere potuerit"; 1595: "epigrammata quae (...) colligere poterit". | * 1577: "epigrammata quae (...) colligere potuerit"; 1595: "epigrammata quae (...) colligere poterit". | ||
* 1577 über Languet: "viri eximia pietate"; 1595 über Languet: " | * 1577 über Languet: "viri eximia pietate"; 1595 über Languet: "viri pietate". | ||
Der Hauptunterschied ist, dass in der Ausgabe von 1595 der Trauerfall spezifiziert ist: Dem Ausdruck "in acerbissimo luctu meo" sind die erläuternden Worte "propter defunctam coniugem" hinzugefügt worden. Prinzipiell wäre zwar denkbar, dass in der älteren Ausgabe der konkrete Anlass zur Trauer verschwiegen wurde, um die Privatspähre des Camerarius zu schützen, aber ein Blick auf den in dieser Ausgabe unmittelbar vorher abgedruckten Brief macht diese Annahme unwahrscheinlich. Dabei handelt sich nämlich um ein Kondolenzschreiben des Sambucus vom [[Sambucus an Camerarius, 01.02.1574|01.02.1574]], in welchem der Tod der Gattin des Camerarius explizit angesprochen wird. Vielmehr muss es so sein, dass die Söhne des Camerarius absichtlich erläuternde Bemerkungen in die Ausgabe von 1595 einbauten, um dem Leser die Kontexte klar zu machen. Diese Notwendigkeit ergab sich auch aus dem Umstand, dass sie nur die eine Hälfte des Briefwechsel druckten (sc. nur die von Camerarius verfassten Schreiben). Außerdem wirkt der Ausdruck in der jüngeren Ausgabe durch das weite Hyperbaton etwas schwerfälliger und weniger natürlich. | Der Hauptunterschied ist, dass in der Ausgabe von 1595 der Trauerfall spezifiziert ist: Dem Ausdruck "in acerbissimo luctu meo" sind die erläuternden Worte "propter defunctam coniugem" hinzugefügt worden. Prinzipiell wäre zwar denkbar, dass in der älteren Ausgabe der konkrete Anlass zur Trauer verschwiegen wurde, um die Privatspähre des Camerarius zu schützen, aber ein Blick auf den in dieser Ausgabe unmittelbar vorher abgedruckten Brief macht diese Annahme unwahrscheinlich. Dabei handelt sich nämlich um ein Kondolenzschreiben des Sambucus vom [[Sambucus an Camerarius, 01.02.1574|01.02.1574]], in welchem der Tod der Gattin des Camerarius explizit angesprochen wird. Vielmehr muss es so sein, dass die Söhne des Camerarius absichtlich erläuternde Bemerkungen in die Ausgabe von 1595 einbauten, um dem Leser die Kontexte klar zu machen. Diese Notwendigkeit ergab sich auch aus dem Umstand, dass sie nur die eine Hälfte des Briefwechsel druckten (sc. nur die von Camerarius verfassten Schreiben). Außerdem wirkt der Ausdruck in der jüngeren Ausgabe durch das weite Hyperbaton etwas schwerfälliger und weniger natürlich. | ||
=== Literatur und weiterführende Links === | === Literatur und weiterführende Links === | ||
* www.aerztebriefe.de/id/00005205 (Datensatz) | * www.aerztebriefe.de/id/00005205 (Datensatz) |
Version vom 19. Juli 2017, 16:26 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||
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kein passender Brief gefunden |
Werksigle | OCEp 1212 |
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Zitation | Camerarius an Sambucus, 19.02.1574, bearbeitet von Manuel Huth und Ulrich Schlegelmilch (19.07.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1212 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Philosophicae consolationes et meditationes, 1577 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 125-126 |
Zweitdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 416-417 |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johannes Sambucus |
Datum | 1574/02/19 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Wien |
Gedicht? | nein |
Incipit | Literas tuas plenas humanitatis et |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Parallelüberlieferung (Briefe); Redaktionelle Überarbeitung; Biographisches (Familie); Werkgenese; Drucklegung |
Handschrift | |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | Welche Edition gemeint? |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:US |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 19.07.2017 |
Werksigle | OCEp 1212 |
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Zitation | Camerarius an Sambucus, 19.02.1574, bearbeitet von Manuel Huth und Ulrich Schlegelmilch (19.07.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1212 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Philosophicae consolationes et meditationes, 1577 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 125-126 |
Zweitdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 416-417 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johannes Sambucus |
Datum | 1574/02/19 |
Datum gesichert? | ja |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Wien |
Gedicht? | nein |
Incipit | Literas tuas plenas humanitatis et |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Parallelüberlieferung (Briefe); Redaktionelle Überarbeitung; Biographisches (Familie); Werkgenese; Drucklegung |
Datumsstempel | 19.07.2017 |
Zielort mutmaßlich. Antwort auf Brief vom 01.02.1574.
Regest
Camerarius habe den Brief des Sambucus vom 01.02.1574 in diesen Tagen erhalten – zusammen mit der Consolatio des Jacopo Sandoleto (s. Anm.). Es sei lieb, dass Sambucus ihn über den Verlust seiner Frau hinwegtrösten wolle. Aber niemand könne diesen Schmerz heilen, der wie seine Krankheit (sc. ein chronisches Nierenleiden) erst mit seinem Tode enden werde. Es sei gütig von Sambucus, dass er Camerarius in dieser höchst betrüblichen Situation das Trauern zugestehe. Freilich versuche Camerarius den Schmerz nach Kräften zu bändigen. Die beiden Epigramme des Sambucus hätten ihn in seiner Trauer durch ihre Eleganz erfreut. Er schicke ein Epigramm zurück, das er nachts verfasste, als er nicht schlafen konnte.
Um die Veröffentlichung der (Chrysoloras-)briefe und anderer (vermutlich nützlicher) Schriften bemühe er sich schon seit einigen Jahren, aber ihm fehle es an der Unterstützung durch eine Offizin. Man müsse erst noch sehen, wie man diese Bücher drucken könne. Camerarius hoffe aber, er werde einen Drucker finden, der die Consolatio des Sandoleto annehme, welcher die „epitaphia epigrammata“ des Camerarius hinzugefügt werden sollen. Camerarius Sohn Ludwig könne die einzelnen Stücke sammeln, die Camerarius verstreut und unachtsam auf verschiedene Blätter geworfen habe.
Camerarius freue es, dass sich Sambucus mit Hubert Languet verstehe. Camerarius wisse, dass auch Languet den Umgang mit Sambucus angenehm finde. Sambucus gewinne damit einen frommen, tugendhaften Mann und einen Kundigen der schönen Künste zum Freund. Grüße an denselben.
Lebewohl.
(Manuel Huth)
Anmerkungen
- „zusammen mit der Consolatio des Jacopo Sandoleto“: Camerarius plante offenbar eine Edition des Sandoleto zusammen mit eigenen Epigrammen. Sie wurde posthum gedruckt (=Camerarius, Philosophicae consolationes et meditationes, 1577).
Abweichungen in der Überlieferung
Die Ausgaben von 1577 und 1595 unterscheiden sich in einigen Punkten:
- 1577: "in acerbissimo luctu meo"; 1995: "in acerbissimo luctu propter defunctam coniugem meo".
- 1577: "Literas tuas plenas humanitatis et benevolentiae"; 1595: "Literas tuas plenas humanitatis et gratiae".
- 1577: "epigrammata quae (...) colligere potuerit"; 1595: "epigrammata quae (...) colligere poterit".
- 1577 über Languet: "viri eximia pietate"; 1595 über Languet: "viri pietate".
Der Hauptunterschied ist, dass in der Ausgabe von 1595 der Trauerfall spezifiziert ist: Dem Ausdruck "in acerbissimo luctu meo" sind die erläuternden Worte "propter defunctam coniugem" hinzugefügt worden. Prinzipiell wäre zwar denkbar, dass in der älteren Ausgabe der konkrete Anlass zur Trauer verschwiegen wurde, um die Privatspähre des Camerarius zu schützen, aber ein Blick auf den in dieser Ausgabe unmittelbar vorher abgedruckten Brief macht diese Annahme unwahrscheinlich. Dabei handelt sich nämlich um ein Kondolenzschreiben des Sambucus vom 01.02.1574, in welchem der Tod der Gattin des Camerarius explizit angesprochen wird. Vielmehr muss es so sein, dass die Söhne des Camerarius absichtlich erläuternde Bemerkungen in die Ausgabe von 1595 einbauten, um dem Leser die Kontexte klar zu machen. Diese Notwendigkeit ergab sich auch aus dem Umstand, dass sie nur die eine Hälfte des Briefwechsel druckten (sc. nur die von Camerarius verfassten Schreiben). Außerdem wirkt der Ausdruck in der jüngeren Ausgabe durch das weite Hyperbaton etwas schwerfälliger und weniger natürlich.
Literatur und weiterführende Links
- www.aerztebriefe.de/id/00005205 (Datensatz)