Camerarius an Collinus, 15XX: Unterschied zwischen den Versionen
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Jakob habe Camerarius beim letzten Markttag Collinus' Verse und das anbei enthaltene kegelförmige Geschenk (munusculum κωνοειδές) übergeben und sei dann nach [[Erwähnter Ort::Wittenberg]] weitergereist; er habe Camerarius angekündigt, es werde ein Bekannter von Collinus kommen, um Camerarius' Antwort an Collinus zu überbringen. Doch es sei keiner gekommen. Wenn einer gekommen wäre, so hätte Camerarius Collinus natürlich seinen Dank abgestattet.<br> | Jakob (s. Anm.) habe Camerarius beim letzten Markttag Collinus' Verse und das anbei enthaltene kegelförmige Geschenk (munusculum κωνοειδές) übergeben und sei dann nach [[Erwähnter Ort::Wittenberg]] weitergereist; er habe Camerarius angekündigt, es werde ein Bekannter von Collinus kommen, um Camerarius' Antwort an Collinus zu überbringen. Doch es sei keiner gekommen. Wenn einer gekommen wäre, so hätte Camerarius Collinus natürlich seinen Dank abgestattet.<br> | ||
Danach seien in Camerarius' Abwesenheit zwei weitere Briefe von Collinus angekommen. Nun, da sich zum ersten Mal eine Gelegenheit bot, selbst einen Brief zurückzuschreiben, wolle Camerarius diese sogleich nutzen. Für das Geschenk danke er, wie es sich gehöre. Die Verse mit Versen zu vergelten, sei nicht möglich gewesen, da er von vielerlei Sorgen bedrückt werde, über die er nicht schreiben sollte. Jedoch würden den Musen nicht zu Unrecht ruhige Haine und Quellen zugeschrieben. Collinus müsse also nun ertragen, | Danach seien in Camerarius' Abwesenheit zwei weitere Briefe von Collinus angekommen. Nun, da sich zum ersten Mal eine Gelegenheit bot, selbst einen Brief zurückzuschreiben, wolle Camerarius diese sogleich nutzen. Für das Geschenk danke er, wie es sich gehöre. Die Verse mit Versen zu vergelten, sei nicht möglich gewesen, da er von vielerlei Sorgen bedrückt werde, über die er nicht schreiben sollte. Jedoch würden den Musen nicht zu Unrecht ruhige Haine und Quellen zugeschrieben. Collinus müsse also nun ertragen, dass Camerarius ihm die Verse schuldig bleibe.<br> | ||
Zur grammatischen Frage: Collinus Meinung sei richtig. Denn das die (griechische) Aktivendung im Perfekt im Passiv zu -μαι werde (wie πεποίηκα zu πεποίημαι), wolle, wenn möglich, das Charakteristikum der Konjugation (ἡ χαρακτηριστική) erhalten bleiben, wie in ἔψαλκα > ἔψαλμαι. In πεποίημαι stehe ein langer statt des kurzen Vokals, weil zur Bildung des Perfekts die Stammform des Futur verwendet werde, wie [[Erwähnte Person::Theodorus Gaza]] lehre. So sei in den Verben der zweiten Konjugation das Charakteristikum eine Media, wie λέγω λέλεγμαι, oder der entsprechende Partner aus der zweiten Reihe (ἀντίστοιχον alterius), wie in βρέχω βέβρεγμαι, πλέκω πέπλεγμαι. In der ersten Konjugation müsste analog β stehen, doch da im Griechischen β nicht vor μ stehen könne, werde dieses zu μμ geminiert. Da nicht dreimal derselbe Konsonant auf einander folgen könne, müsse folglich in Wörtern, wo das passiere, ein μ ausfallen, wie auch Collinus vermutet habe.<br> | Zur grammatischen Frage: Collinus Meinung sei richtig. Denn das die (griechische) Aktivendung im Perfekt im Passiv zu -μαι werde (wie πεποίηκα zu πεποίημαι), wolle, wenn möglich, das Charakteristikum der Konjugation (ἡ χαρακτηριστική) erhalten bleiben, wie in ἔψαλκα > ἔψαλμαι. In πεποίημαι stehe ein langer statt des kurzen Vokals, weil zur Bildung des Perfekts die Stammform des Futur verwendet werde, wie [[Erwähnte Person::Theodorus Gaza]] lehre. So sei in den Verben der zweiten Konjugation das Charakteristikum eine Media, wie λέγω λέλεγμαι, oder der entsprechende Partner aus der zweiten Reihe (ἀντίστοιχον alterius), wie in βρέχω βέβρεγμαι, πλέκω πέπλεγμαι. In der ersten Konjugation müsste analog β stehen, doch da im Griechischen β nicht vor μ stehen könne, werde dieses zu μμ geminiert. Da nicht dreimal derselbe Konsonant auf einander folgen könne, müsse folglich in Wörtern, wo das passiere, ein μ ausfallen, wie auch Collinus vermutet habe.<br> | ||
Bei diesen Dinge müsse man aber nicht nur auf die Lehre schauen, sondern auch auf das Beispiel der Alten achten. Denn dort werde er keineswegs für λάμπω und πέμπω die Formen *λέλαμμαι und *πέπεμμαι finden, zumal ersteres Perfekt dem des Verbs λάπτω ähnlich sehe, zweiteres dem Futur πέψω zum Verb πέσσω. <br> | Bei diesen Dinge müsse man aber nicht nur auf die Lehre schauen, sondern auch auf das Beispiel der Alten achten. Denn dort werde er keineswegs für λάμπω und πέμπω die Formen *λέλαμμαι und *πέπεμμαι finden, zumal ersteres Perfekt dem des Verbs λάπτω ähnlich sehe, zweiteres dem Futur πέψω zum Verb πέσσω. <br> | ||
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(Alexander Hubert) | (Alexander Hubert) | ||
=== Anmerkungen zur Datierung === | |||
Collinus war 1541-1566 in Prag.<ref>Matthäus Collinus (RAG-ID: ngXN8O870WP62mtJrWwmjVjE8Wq), [https://resource.database.rag-online.org/ngXN8O870WP62mtJrWwmjVjE8Wq], 25.01.2024.</ref> Dieser Zeitraum kommt also in Frage, woraus sich auch der Entstehungsort Leipzig ergibt. Die Identifikation Jakobs (''Noster Iacobus'') ist nicht eindeutig. Vielleicht ist [[Erwähnte Person::Jakob Lechner]] gemeint, der im Herbst 1544 sein Studium in Wittenberg aufnahm. Er könnte auf dem Weg von [[Linz]] nach Leipzig durch Prag gekommen sein. Das Pronomen ''noster'' deutet aber auf eine gute Bekanntschaft hin. Das Jahr 1544 wäre damit zu früh als Datierung. |
Version vom 25. Januar 2024, 11:27 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||
kein passender Brief gefunden |
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Werksigle | OCEp 0437 |
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Zitation | Camerarius an Collinus, 15XX, bearbeitet von Manuel Huth und Alexander Hubert (25.01.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0437 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. R4v-R5v |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Matthaeus Collinus |
Datum | |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | o.D. (s. Anm.) |
Unscharfes Datum Beginn | 1541 |
Unscharfes Datum Ende | 1566 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Prag |
Gedicht? | nein |
Incipit | Noster Iacobus qui mercatu proximo reddidit mihi versus tuos |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Grammatik (Griechisch) |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:HIWI |
Gegengelesen von | Benutzer:VG |
Datumsstempel | 25.01.2024 |
Werksigle | OCEp 0437 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Collinus, 15XX, bearbeitet von Manuel Huth und Alexander Hubert (25.01.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0437 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. R4v-R5v |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Matthaeus Collinus |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | o.D. (s. Anm.) |
Unscharfes Datum Beginn | 1541 |
Unscharfes Datum Ende | 1566 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Prag |
Gedicht? | nein |
Incipit | Noster Iacobus qui mercatu proximo reddidit mihi versus tuos |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Grammatik (Griechisch) |
Datumsstempel | 25.01.2024 |
Entstehungsort mutmaßlich
Regest
Jakob (s. Anm.) habe Camerarius beim letzten Markttag Collinus' Verse und das anbei enthaltene kegelförmige Geschenk (munusculum κωνοειδές) übergeben und sei dann nach Wittenberg weitergereist; er habe Camerarius angekündigt, es werde ein Bekannter von Collinus kommen, um Camerarius' Antwort an Collinus zu überbringen. Doch es sei keiner gekommen. Wenn einer gekommen wäre, so hätte Camerarius Collinus natürlich seinen Dank abgestattet.
Danach seien in Camerarius' Abwesenheit zwei weitere Briefe von Collinus angekommen. Nun, da sich zum ersten Mal eine Gelegenheit bot, selbst einen Brief zurückzuschreiben, wolle Camerarius diese sogleich nutzen. Für das Geschenk danke er, wie es sich gehöre. Die Verse mit Versen zu vergelten, sei nicht möglich gewesen, da er von vielerlei Sorgen bedrückt werde, über die er nicht schreiben sollte. Jedoch würden den Musen nicht zu Unrecht ruhige Haine und Quellen zugeschrieben. Collinus müsse also nun ertragen, dass Camerarius ihm die Verse schuldig bleibe.
Zur grammatischen Frage: Collinus Meinung sei richtig. Denn das die (griechische) Aktivendung im Perfekt im Passiv zu -μαι werde (wie πεποίηκα zu πεποίημαι), wolle, wenn möglich, das Charakteristikum der Konjugation (ἡ χαρακτηριστική) erhalten bleiben, wie in ἔψαλκα > ἔψαλμαι. In πεποίημαι stehe ein langer statt des kurzen Vokals, weil zur Bildung des Perfekts die Stammform des Futur verwendet werde, wie Theodorus Gaza lehre. So sei in den Verben der zweiten Konjugation das Charakteristikum eine Media, wie λέγω λέλεγμαι, oder der entsprechende Partner aus der zweiten Reihe (ἀντίστοιχον alterius), wie in βρέχω βέβρεγμαι, πλέκω πέπλεγμαι. In der ersten Konjugation müsste analog β stehen, doch da im Griechischen β nicht vor μ stehen könne, werde dieses zu μμ geminiert. Da nicht dreimal derselbe Konsonant auf einander folgen könne, müsse folglich in Wörtern, wo das passiere, ein μ ausfallen, wie auch Collinus vermutet habe.
Bei diesen Dinge müsse man aber nicht nur auf die Lehre schauen, sondern auch auf das Beispiel der Alten achten. Denn dort werde er keineswegs für λάμπω und πέμπω die Formen *λέλαμμαι und *πέπεμμαι finden, zumal ersteres Perfekt dem des Verbs λάπτω ähnlich sehe, zweiteres dem Futur πέψω zum Verb πέσσω.
Über diese Dinge könne Collinus ihn gerne um Rat fragen und solle nicht zögern, sollten sich weitere Fragen ergeben.
Lebwohl.
(Alexander Hubert)
Anmerkungen zur Datierung
Collinus war 1541-1566 in Prag.[1] Dieser Zeitraum kommt also in Frage, woraus sich auch der Entstehungsort Leipzig ergibt. Die Identifikation Jakobs (Noster Iacobus) ist nicht eindeutig. Vielleicht ist Jakob Lechner gemeint, der im Herbst 1544 sein Studium in Wittenberg aufnahm. Er könnte auf dem Weg von Linz nach Leipzig durch Prag gekommen sein. Das Pronomen noster deutet aber auf eine gute Bekanntschaft hin. Das Jahr 1544 wäre damit zu früh als Datierung.