Camerarius an Collinus, 15XX: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Entstehungsort mutmaßlich
===Regest===
===Regest===
Jakob habe Camerarius beim letzten Markttag Collinus' Verse und das anbei enthaltene kegelförmige Geschenk (munusculum κωνοειδές) übergeben und sei dann nach [[Erwähnter Ort::Wittenberg]] weitergereist; er habe Camerarius angekündigt, es werde ein Bekannter von Collinus kommen, um Camerarius' Antwort an Collinus zu überbringen. Doch es sei keiner gekommen. Wenn einer gekommen wäre, so hätte Camerarius Collinus natürlich seinen Dank abgestattet.<br>
Jakob (s. Anm.) habe Camerarius beim letzten Markttag Collinus' Verse und das anbei enthaltene kegelförmige Geschenk (munusculum κωνοειδές) übergeben und sei dann nach [[Erwähnter Ort::Wittenberg]] weitergereist; er habe Camerarius angekündigt, es werde ein Bekannter von Collinus kommen, um Camerarius' Antwort an Collinus zu überbringen. Doch es sei keiner gekommen. Wenn einer gekommen wäre, so hätte Camerarius Collinus natürlich seinen Dank abgestattet.<br>
Danach seien in Camerarius' Abwesenheit zwei weitere Briefe von Collinus angekommen. Nun, da sich zum ersten Mal eine Gelegenheit bot, selbst einen Brief zurückzuschreiben, wolle Camerarius diese sogleich nutzen. Für das Geschenk danke er, wie es sich gehöre. Die Verse mit Versen zu vergelten, sei nicht möglich gewesen, da er von vielerlei Sorgen bedrückt werde, über die er nicht schreiben sollte. Jedoch würden den Musen nicht zu Unrecht ruhige Haine und Quellen zugeschrieben. Collinus müsse also nun ertragen, das Camerarius ihm die Verse schuldig bleibe.<br>
Danach seien in Camerarius' Abwesenheit zwei weitere Briefe von Collinus angekommen. Nun, da sich zum ersten Mal eine Gelegenheit bot, selbst einen Brief zurückzuschreiben, wolle Camerarius diese sogleich nutzen. Für das Geschenk danke er, wie es sich gehöre. Die Verse mit Versen zu vergelten, sei nicht möglich gewesen, da er von vielerlei Sorgen bedrückt werde, über die er nicht schreiben sollte. Jedoch würden den Musen nicht zu Unrecht ruhige Haine und Quellen zugeschrieben. Collinus müsse also nun ertragen, dass Camerarius ihm die Verse schuldig bleibe.<br>
Zur grammatischen Frage: Collinus Meinung sei richtig. Denn das die (griechische) Aktivendung im Perfekt im Passiv zu -μαι werde (wie πεποίηκα zu πεποίημαι), wolle, wenn möglich, das Charakteristikum der Konjugation (ἡ χαρακτηριστική) erhalten bleiben, wie in ἔψαλκα > ἔψαλμαι. In πεποίημαι stehe ein langer statt des kurzen Vokals, weil zur Bildung des Perfekts die Stammform des Futur verwendet werde, wie [[Erwähnte Person::Theodorus Gaza]] lehre. So sei in den Verben der zweiten Konjugation das Charakteristikum eine Media, wie λέγω λέλεγμαι, oder der entsprechende Partner aus der zweiten Reihe (ἀντίστοιχον alterius), wie in βρέχω βέβρεγμαι, πλέκω πέπλεγμαι. In der ersten Konjugation müsste analog β stehen, doch da im Griechischen β nicht vor μ stehen könne, werde dieses zu μμ geminiert. Da nicht dreimal derselbe Konsonant auf einander folgen könne, müsse folglich in Wörtern, wo das passiere, ein μ ausfallen, wie auch Collinus vermutet habe.<br>
Zur grammatischen Frage: Collinus Meinung sei richtig. Denn das die (griechische) Aktivendung im Perfekt im Passiv zu -μαι werde (wie πεποίηκα zu πεποίημαι), wolle, wenn möglich, das Charakteristikum der Konjugation (ἡ χαρακτηριστική) erhalten bleiben, wie in ἔψαλκα > ἔψαλμαι. In πεποίημαι stehe ein langer statt des kurzen Vokals, weil zur Bildung des Perfekts die Stammform des Futur verwendet werde, wie [[Erwähnte Person::Theodorus Gaza]] lehre. So sei in den Verben der zweiten Konjugation das Charakteristikum eine Media, wie λέγω λέλεγμαι, oder der entsprechende Partner aus der zweiten Reihe (ἀντίστοιχον alterius), wie in βρέχω βέβρεγμαι, πλέκω πέπλεγμαι. In der ersten Konjugation müsste analog β stehen, doch da im Griechischen β nicht vor μ stehen könne, werde dieses zu μμ geminiert. Da nicht dreimal derselbe Konsonant auf einander folgen könne, müsse folglich in Wörtern, wo das passiere, ein μ ausfallen, wie auch Collinus vermutet habe.<br>
Bei diesen Dinge müsse man aber nicht nur auf die Lehre schauen, sondern auch auf das Beispiel der Alten achten. Denn dort werde er keineswegs für λάμπω und πέμπω die Formen *λέλαμμαι und *πέπεμμαι finden, zumal ersteres Perfekt dem des Verbs λάπτω ähnlich sehe, zweiteres dem Futur πέψω zum Verb πέσσω. <br>
Bei diesen Dinge müsse man aber nicht nur auf die Lehre schauen, sondern auch auf das Beispiel der Alten achten. Denn dort werde er keineswegs für λάμπω und πέμπω die Formen *λέλαμμαι und *πέπεμμαι finden, zumal ersteres Perfekt dem des Verbs λάπτω ähnlich sehe, zweiteres dem Futur πέψω zum Verb πέσσω. <br>
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(Alexander Hubert)
(Alexander Hubert)
=== Anmerkungen zur Datierung ===
Collinus war 1541-1566 in Prag.<ref>Matthäus Collinus (RAG-ID: ngXN8O870WP62mtJrWwmjVjE8Wq), [https://resource.database.rag-online.org/ngXN8O870WP62mtJrWwmjVjE8Wq], 25.01.2024.</ref> Dieser Zeitraum kommt also in Frage, woraus sich auch der Entstehungsort Leipzig ergibt. Die Identifikation Jakobs (''Noster Iacobus'') ist nicht eindeutig. Vielleicht ist [[Erwähnte Person::Jakob Lechner]] gemeint, der im Herbst 1544 sein Studium in Wittenberg aufnahm. Er könnte auf dem Weg von [[Linz]] nach Leipzig durch Prag gekommen sein. Das Pronomen ''noster'' deutet aber auf eine gute Bekanntschaft hin. Das Jahr 1544 wäre damit zu früh als Datierung.

Version vom 25. Januar 2024, 11:27 Uhr



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Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
kein passender Brief gefunden
 Briefdatum
Camerarius an Collinus, 15XX1541 JL
 Briefdatum
Collinus an Camerarius, 26.12.155326 Dezember 1553 JL
Werksigle OCEp 0437
Zitation Camerarius an Collinus, 15XX, bearbeitet von Manuel Huth und Alexander Hubert (25.01.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0437
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. R4v-R5v
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Matthaeus Collinus
Datum
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum o.D. (s. Anm.)
Unscharfes Datum Beginn 1541
Unscharfes Datum Ende 1566
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort Prag
Gedicht? nein
Incipit Noster Iacobus qui mercatu proximo reddidit mihi versus tuos
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Grammatik (Griechisch)
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand unkorrigiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:HIWI
Gegengelesen von Benutzer:VG
Datumsstempel 25.01.2024
Werksigle OCEp 0437
Zitation Camerarius an Collinus, 15XX, bearbeitet von Manuel Huth und Alexander Hubert (25.01.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0437
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. R4v-R5v
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Matthaeus Collinus
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum o.D. (s. Anm.)
Unscharfes Datum Beginn 1541
Unscharfes Datum Ende 1566
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort Prag
Gedicht? nein
Incipit Noster Iacobus qui mercatu proximo reddidit mihi versus tuos
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Grammatik (Griechisch)
Datumsstempel 25.01.2024


Entstehungsort mutmaßlich

Regest

Jakob (s. Anm.) habe Camerarius beim letzten Markttag Collinus' Verse und das anbei enthaltene kegelförmige Geschenk (munusculum κωνοειδές) übergeben und sei dann nach Wittenberg weitergereist; er habe Camerarius angekündigt, es werde ein Bekannter von Collinus kommen, um Camerarius' Antwort an Collinus zu überbringen. Doch es sei keiner gekommen. Wenn einer gekommen wäre, so hätte Camerarius Collinus natürlich seinen Dank abgestattet.
Danach seien in Camerarius' Abwesenheit zwei weitere Briefe von Collinus angekommen. Nun, da sich zum ersten Mal eine Gelegenheit bot, selbst einen Brief zurückzuschreiben, wolle Camerarius diese sogleich nutzen. Für das Geschenk danke er, wie es sich gehöre. Die Verse mit Versen zu vergelten, sei nicht möglich gewesen, da er von vielerlei Sorgen bedrückt werde, über die er nicht schreiben sollte. Jedoch würden den Musen nicht zu Unrecht ruhige Haine und Quellen zugeschrieben. Collinus müsse also nun ertragen, dass Camerarius ihm die Verse schuldig bleibe.
Zur grammatischen Frage: Collinus Meinung sei richtig. Denn das die (griechische) Aktivendung im Perfekt im Passiv zu -μαι werde (wie πεποίηκα zu πεποίημαι), wolle, wenn möglich, das Charakteristikum der Konjugation (ἡ χαρακτηριστική) erhalten bleiben, wie in ἔψαλκα > ἔψαλμαι. In πεποίημαι stehe ein langer statt des kurzen Vokals, weil zur Bildung des Perfekts die Stammform des Futur verwendet werde, wie Theodorus Gaza lehre. So sei in den Verben der zweiten Konjugation das Charakteristikum eine Media, wie λέγω λέλεγμαι, oder der entsprechende Partner aus der zweiten Reihe (ἀντίστοιχον alterius), wie in βρέχω βέβρεγμαι, πλέκω πέπλεγμαι. In der ersten Konjugation müsste analog β stehen, doch da im Griechischen β nicht vor μ stehen könne, werde dieses zu μμ geminiert. Da nicht dreimal derselbe Konsonant auf einander folgen könne, müsse folglich in Wörtern, wo das passiere, ein μ ausfallen, wie auch Collinus vermutet habe.
Bei diesen Dinge müsse man aber nicht nur auf die Lehre schauen, sondern auch auf das Beispiel der Alten achten. Denn dort werde er keineswegs für λάμπω und πέμπω die Formen *λέλαμμαι und *πέπεμμαι finden, zumal ersteres Perfekt dem des Verbs λάπτω ähnlich sehe, zweiteres dem Futur πέψω zum Verb πέσσω.
Über diese Dinge könne Collinus ihn gerne um Rat fragen und solle nicht zögern, sollten sich weitere Fragen ergeben.
Lebwohl.

(Alexander Hubert)

Anmerkungen zur Datierung

Collinus war 1541-1566 in Prag.[1] Dieser Zeitraum kommt also in Frage, woraus sich auch der Entstehungsort Leipzig ergibt. Die Identifikation Jakobs (Noster Iacobus) ist nicht eindeutig. Vielleicht ist Jakob Lechner gemeint, der im Herbst 1544 sein Studium in Wittenberg aufnahm. Er könnte auf dem Weg von Linz nach Leipzig durch Prag gekommen sein. Das Pronomen noster deutet aber auf eine gute Bekanntschaft hin. Das Jahr 1544 wäre damit zu früh als Datierung.

  1. Matthäus Collinus (RAG-ID: ngXN8O870WP62mtJrWwmjVjE8Wq), [1], 25.01.2024.