Camerarius an Hommel, 26.06.1559: Unterschied zwischen den Versionen
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Am Tag nach den Iden sei zu Camerarius' Augenleiden noch ein heftiger Anfall seiner Krankheit dazugekommen, von dem er noch immer geschwächt sei. An jenem Tag habe er eigentlich frohen Mutes [[Erwähnte Person::Euripides|Euripides']] Hiketiden übersetzen wollen, als ihn eine rosenartige Ausscheidung (ἔκκρισις ἐρυσιπελατώδης) plötzlich unsanft niedergestreckt habe. Ekel und Übelkeit plagten ihn und er schreite unsicher daher. Wenn er schlaflos daliege, kommen Camerarius, wie Hommel ja wisse, viele Gedanken. | Am Tag nach den Iden sei zu Camerarius' Augenleiden noch ein heftiger Anfall seiner Krankheit dazugekommen, von dem er noch immer geschwächt sei. An jenem Tag habe er eigentlich frohen Mutes [[Erwähnte Person::Euripides|Euripides']] Hiketiden übersetzen wollen, als ihn eine rosenartige Ausscheidung (ἔκκρισις ἐρυσιπελατώδης) plötzlich unsanft niedergestreckt habe. Ekel und Übelkeit plagten ihn und er schreite unsicher daher. Wenn er schlaflos daliege, kommen Camerarius, wie Hommel ja wisse, viele Gedanken. | ||
Und so fing Camerarius an, auch im Schlaf Geometrie zu betreiben. Dabei hatte er den Hinweis vieler im Kopf, die ägyptischen Pyramiden verschluckten ihren eigenen Schatten, was wohl dadurch geschehe, dass sie bei Sonnenhöchststand keinen Schatten werfen könnten, wie [[Erwähnte Person::Lukian]] berichte. (Schattenlos könnten sie ja nicht sein.) Er habe also das geometrische Problem untersucht und, da er Hommel nicht hier konsultieren könne, an ihn geschrieben. | Und so fing Camerarius an, auch im Schlaf Geometrie zu betreiben. Dabei hatte er den Hinweis vieler im Kopf, die ägyptischen Pyramiden verschluckten ihren eigenen Schatten, was wohl dadurch geschehe, dass sie bei Sonnenhöchststand keinen Schatten werfen könnten, wie [[Erwähnte Person::Lukian]] berichte. (Schattenlos könnten sie ja nicht sein.) Er habe also das geometrische Problem untersucht und, da er Hommel nicht hier konsultieren könne, an ihn geschrieben. | ||
Was solle Camerarius auch tun? Er habe keine Grundstücke oder Ähnliches, die er vermessen könne, in ihrem Garten | Was solle Camerarius auch tun? Er habe keine Grundstücke oder Ähnliches, die er vermessen könne, in ihrem Garten verhindere ein Zaun die vollständige Ausmessung der Fläche, und so streife sein Geist eben an jenen Ort. | ||
Auch als er neulich [[Erwähnte Person::Cicero|Ciceros]] ''Somnium Scipionis'' erklärt habe, habe er nicht nur die Erde, sondern gar die Sterne vermessen. Doch zurück zur Fragestellung. | Auch als er neulich [[Erwähnte Person::Cicero|Ciceros]] ''Somnium Scipionis'' erklärt habe, habe er nicht nur die Erde, sondern gar die Sterne vermessen. Doch zurück zur Fragestellung. | ||
Im Folgenden gibt Camerarius die Aufgabenstellung an: Zu berechnen ist mit den Maßen der Pyramide | Im Folgenden gibt Camerarius die Aufgabenstellung an: Zu berechnen ist mit den Maßen der Pyramide die Höhe der Pyramide, die bei der Sonnenwende keinen Schatten wirft. | ||
Doch was anfangen mit [[Erwähnte Person::Herodot|Herodots]] Hinweis, die höchste Pyramide sei überall 800 Fuß breit gewesen und ebenso hoch? Könne der Schatten darin verschwinden? | Doch was anfangen mit [[Erwähnte Person::Herodot|Herodots]] Hinweis, die höchste Pyramide sei überall 800 Fuß breit gewesen und ebenso hoch? Könne der Schatten darin verschwinden? | ||
Doch Hommel solle das Problem lösen und wohlleben. Über den Rest würden ihn zweifelsohne andere unterrichten. | Doch Hommel solle das Problem lösen und wohlleben. Über den Rest würden ihn zweifelsohne andere unterrichten. | ||
(Alexander Hubert) | (Alexander Hubert) |
Version vom 10. März 2020, 17:05 Uhr
Werksigle | OCEp 0772 |
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Zitation | Camerarius an Hommel, 26.06.1559, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Alexander Hubert (10.03.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0772 |
Besitzende Institution | Krakau, BJ |
Signatur, Blatt/Seite | Berl. Autografy (K. 72), Camerarius I |
Ausreifungsgrad | Konzept |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 370-372 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johann Hommel |
Datum | |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 26.06.(o.J.) (6. Cal. Quint.) |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Accessit postridie Iduum ad oculi affectionem |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Biographisches (Krankheit) |
Handschrift | nicht gesehen |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Notizen | Konzept in Krakau unvollständig und mit leichten Abweichungen zum Druck; s. Woitkowitz 2008, 96 Anm. 184
--- Lustiger Brief über Schatenwurf von Pyramiden --- Lt. Kat. Radowitz I 1864, S. 5, Nr. 43 (dort auch Beschreibung zur Textgestalt) im Original anders datiert: 26.10.1561! |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:US; Benutzer:HIWI |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 10.03.2020 |
Werksigle | OCEp 0772 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Hommel, 26.06.1559, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Alexander Hubert (10.03.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0772 |
Besitzende Institution | Krakau, BJ |
Signatur, Blatt/Seite | Berl. Autografy (K. 72), Camerarius I |
Ausreifungsgrad | Konzept |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 370-372 |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johann Hommel |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 26.06.(o.J.) (6. Cal. Quint.) |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Accessit postridie Iduum ad oculi affectionem |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Biographisches (Krankheit) |
Datumsstempel | 10.03.2020 |
ACHTUNG KEIN DATUM GEFUNDEN
Regest
Am Tag nach den Iden sei zu Camerarius' Augenleiden noch ein heftiger Anfall seiner Krankheit dazugekommen, von dem er noch immer geschwächt sei. An jenem Tag habe er eigentlich frohen Mutes Euripides' Hiketiden übersetzen wollen, als ihn eine rosenartige Ausscheidung (ἔκκρισις ἐρυσιπελατώδης) plötzlich unsanft niedergestreckt habe. Ekel und Übelkeit plagten ihn und er schreite unsicher daher. Wenn er schlaflos daliege, kommen Camerarius, wie Hommel ja wisse, viele Gedanken. Und so fing Camerarius an, auch im Schlaf Geometrie zu betreiben. Dabei hatte er den Hinweis vieler im Kopf, die ägyptischen Pyramiden verschluckten ihren eigenen Schatten, was wohl dadurch geschehe, dass sie bei Sonnenhöchststand keinen Schatten werfen könnten, wie Lukian berichte. (Schattenlos könnten sie ja nicht sein.) Er habe also das geometrische Problem untersucht und, da er Hommel nicht hier konsultieren könne, an ihn geschrieben. Was solle Camerarius auch tun? Er habe keine Grundstücke oder Ähnliches, die er vermessen könne, in ihrem Garten verhindere ein Zaun die vollständige Ausmessung der Fläche, und so streife sein Geist eben an jenen Ort. Auch als er neulich Ciceros Somnium Scipionis erklärt habe, habe er nicht nur die Erde, sondern gar die Sterne vermessen. Doch zurück zur Fragestellung. Im Folgenden gibt Camerarius die Aufgabenstellung an: Zu berechnen ist mit den Maßen der Pyramide die Höhe der Pyramide, die bei der Sonnenwende keinen Schatten wirft. Doch was anfangen mit Herodots Hinweis, die höchste Pyramide sei überall 800 Fuß breit gewesen und ebenso hoch? Könne der Schatten darin verschwinden? Doch Hommel solle das Problem lösen und wohlleben. Über den Rest würden ihn zweifelsohne andere unterrichten.
(Alexander Hubert)