Camerarius an Johann Wilhelm von Laubenberg, 01.08.1535: Unterschied zwischen den Versionen
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Camerarius verweist darauf, dass er seiner [[Erwähnte Person::Ptolemaios]]-Edition eigentlich nicht seine Übersetzung hatte beigeben wollen. Er sei dann jedoch zahlreichen Aufforderungen gefolgt und habe Übersetzung und Anmerkungen publiziert. Allerdings habe er nicht alle Bücher der "Tetrabiblos" übersetzen können und sich zunächst gescheut, diesen 'Rumpf' der Öffentlichkeit im Druck zu präsentieren. Andere sollten sich dadurch nun aufgefordert sehen, sich an die Übersetzung des ganzen Werkes zu machen. Er selbst habe insbesondere mit den genethlialogischen Ausführungen des Ptolemaios große Schwierigkeiten und habe auch keine große Hoffnung, sie verstehen zu können, außer der Zufall spiele ihm noch ähnliche Texte in die Hand. Auch [[Erwähnte Person::Giovanni Gioviano Pontano|Pontanus]] habe sich mit vielen Stellen des Ptolemaios abgemüht, obwohl ihn die Kenntnis neuplatonischer Texte sowie Erläuterungen eines unbenannten Autors dazu mit Spezialwissen versehen hätten. Camerarius' Schwierigkeiten mit dem Text seien nicht ausgangssprachlicher Art, sondern resultierten vor allem daraus, dass sich die Lehren des Ptolemaios von den jetzt kursierenden, allein auf der arabischen Tradition basierenden unterschieden und die arabischen Übersetzungen griechischer astrologischer Werke (und so auch der "Tetrabiblos") sprachlich wie inhaltlich problematisch seien (''ut vix paucissima de iis recte cognosci potuerit'', A2v). Auch [[Erwähnte Person::Firmicus Maternus|Firmicus]] sei hier wenig hilfreich; [[Erwähnte Person::Manilius]] habe er punktuell beiziehen können. Er hoffe deswegen auf Nachsicht sowohl für die vollständige Übersetzung der Bücher 1 und 2, als auch für die nur partiellen Übertragungen aus den Büchern 3 und 4. Ziel sei es gewesen, Ptolemaios sinngemäß zu übersetzen (''Hoc tamen spero me consecutum, ut Ptolemaei sententiam expresserim'', A3r). Herausgegeben habe er zudem zwei astrologische Werke, die er von [[Erwähnte Person::Johannes Schöner]] erhalten habe ([[Erwähntes Werk::Camerarius, Matthaei Guarimberti De radiis, 1535|"De radiis et aspectibus planetarum"]] von Matthaeus Guarimbertus (frühes 15. Jh.) und die [[Erwähntes Werk::Camerarius, Aphorismi astrologici Ludovici de Rigiis, 1535|"Aphorismi astrologici"]] von Ludovicus de Rigiis (spätes 15. Jh.)). Johann Wilhelm, der sich der Astrologie intensiv widme, sei der ideale Adressat der Schrift und habe bereits Schriften von [[Erwähnte Person::Peter Apian]] und Johannes Schöner gewidmet bekommen. | Camerarius verweist darauf, dass er seiner [[Erwähnte Person::Ptolemaios]]-Edition eigentlich nicht seine Übersetzung hatte beigeben wollen. Er sei dann jedoch zahlreichen Aufforderungen gefolgt und habe Übersetzung und Anmerkungen publiziert. Allerdings habe er nicht alle Bücher der "Tetrabiblos" übersetzen können und sich zunächst gescheut, diesen 'Rumpf' der Öffentlichkeit im Druck zu präsentieren. Andere sollten sich dadurch nun aufgefordert sehen, sich an die Übersetzung des ganzen Werkes zu machen. Er selbst habe insbesondere mit den genethlialogischen Ausführungen des Ptolemaios (in den Büchern 3 und 4 der "Tetrabiblos") große Schwierigkeiten und habe auch keine große Hoffnung, sie verstehen zu können, außer der Zufall spiele ihm noch ähnliche Texte in die Hand. Auch [[Erwähnte Person::Giovanni Gioviano Pontano|Pontanus]] habe sich mit vielen Stellen des Ptolemaios abgemüht, obwohl ihn die Kenntnis neuplatonischer Texte sowie Erläuterungen eines unbenannten Autors dazu mit Spezialwissen versehen hätten. Camerarius' Schwierigkeiten mit dem Text seien nicht ausgangssprachlicher Art, sondern resultierten vor allem daraus, dass sich die Lehren des Ptolemaios von den jetzt kursierenden, allein auf der arabischen Tradition basierenden unterschieden und die arabischen Übersetzungen griechischer astrologischer Werke (und so auch der "Tetrabiblos") sprachlich wie inhaltlich problematisch seien (''ut vix paucissima de iis recte cognosci potuerit'', A2v). Auch [[Erwähnte Person::Firmicus Maternus|Firmicus]] sei hier wenig hilfreich; [[Erwähnte Person::Manilius]] habe er punktuell beiziehen können. Er hoffe deswegen auf Nachsicht sowohl für die vollständige Übersetzung der Bücher 1 und 2, als auch für die nur partiellen Übertragungen aus den Büchern 3 und 4. Ziel sei es gewesen, Ptolemaios sinngemäß zu übersetzen (''Hoc tamen spero me consecutum, ut Ptolemaei sententiam expresserim'', A3r). Herausgegeben habe er zudem zwei astrologische Werke, die er von [[Erwähnte Person::Johannes Schöner]] erhalten habe ([[Erwähntes Werk::Camerarius, Matthaei Guarimberti De radiis, 1535|"De radiis et aspectibus planetarum"]] von Matthaeus Guarimbertus (frühes 15. Jh.) und die [[Erwähntes Werk::Camerarius, Aphorismi astrologici Ludovici de Rigiis, 1535|"Aphorismi astrologici"]] von Ludovicus de Rigiis (spätes 15. Jh.)). Johann Wilhelm, der sich der Astrologie intensiv widme, sei der ideale Adressat der Schrift und habe bereits Schriften von [[Erwähnte Person::Peter Apian]] und Johannes Schöner gewidmet bekommen. | ||
(Marion Gindhart) | (Marion Gindhart) |
Version vom 19. Februar 2020, 20:29 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||
kein passender Brief gefunden |
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Werksigle | OCEp 1465 |
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Zitation | Camerarius an Johann Wilhelm von Laubenberg, 01.08.1535, bearbeitet von Marion Gindhart (19.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1465 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Ptolemaios, Tetrabiblos, 1535 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Teil B, A2r-A3v |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johann Wilhelm von Laubenberg zu Wagegg |
Datum | 1535/08/01 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Der Widmungsbrief datiert "Cal. August. Anni (...) M.D.XXXV." |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Nürnberg |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Etsi animus non erat, cum dedissem excudendum typis aeneis Graecum codicem Ptolemaei |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Camerarius, Ptolemaei Quadripartitum (lat.), 1535 |
Kurzbeschreibung | Camerarius habe seine (Teil-)Übersetzung der "Tetrabiblos" und seine Anmerkungen zum griechischen Text lediglich auf vielfältiges Drängen herausgegeben. Er verweist auf seine Schwierigkeiten mit den genethlialogischen Ausführungen des Ptolemaios. Aus den Büchern 3 und 4 gebe er nur einige wenige Übersetzungsproben. Beigefügt habe er zudem zwei astrologische Werke, die er von Schöner zur Herausgabe erhalten habe (von Guarimberti und Ludovicus de Rigiis). |
Anlass | |
Register | Astrologie; Widmungsbrief; Biographisches; Werkgenese; Übersetzung; Araberkritik; Übersetzungstheorie; Nachlass (Regiomontan); Bibliotheken (zeitgenössisch) |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | validiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MG |
Gegengelesen von | Benutzer:US |
Datumsstempel | 19.02.2020 |
Werksigle | OCEp 1465 |
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Zitation | Camerarius an Johann Wilhelm von Laubenberg, 01.08.1535, bearbeitet von Marion Gindhart (19.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1465 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Ptolemaios, Tetrabiblos, 1535 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Teil B, A2r-A3v |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johann Wilhelm von Laubenberg zu Wagegg |
Datum | 1535/08/01 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Der Widmungsbrief datiert "Cal. August. Anni (...) M.D.XXXV." |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Nürnberg |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Etsi animus non erat, cum dedissem excudendum typis aeneis Graecum codicem Ptolemaei |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Camerarius, Ptolemaei Quadripartitum (lat.), 1535 |
Kurzbeschreibung | Camerarius habe seine (Teil-)Übersetzung der "Tetrabiblos" und seine Anmerkungen zum griechischen Text lediglich auf vielfältiges Drängen herausgegeben. Er verweist auf seine Schwierigkeiten mit den genethlialogischen Ausführungen des Ptolemaios. Aus den Büchern 3 und 4 gebe er nur einige wenige Übersetzungsproben. Beigefügt habe er zudem zwei astrologische Werke, die er von Schöner zur Herausgabe erhalten habe (von Guarimberti und Ludovicus de Rigiis). |
Register | Astrologie; Widmungsbrief; Biographisches; Werkgenese; Übersetzung; Araberkritik; Übersetzungstheorie; Nachlass (Regiomontan); Bibliotheken (zeitgenössisch) |
Datumsstempel | 19.02.2020 |
Regest
Camerarius verweist darauf, dass er seiner Ptolemaios-Edition eigentlich nicht seine Übersetzung hatte beigeben wollen. Er sei dann jedoch zahlreichen Aufforderungen gefolgt und habe Übersetzung und Anmerkungen publiziert. Allerdings habe er nicht alle Bücher der "Tetrabiblos" übersetzen können und sich zunächst gescheut, diesen 'Rumpf' der Öffentlichkeit im Druck zu präsentieren. Andere sollten sich dadurch nun aufgefordert sehen, sich an die Übersetzung des ganzen Werkes zu machen. Er selbst habe insbesondere mit den genethlialogischen Ausführungen des Ptolemaios (in den Büchern 3 und 4 der "Tetrabiblos") große Schwierigkeiten und habe auch keine große Hoffnung, sie verstehen zu können, außer der Zufall spiele ihm noch ähnliche Texte in die Hand. Auch Pontanus habe sich mit vielen Stellen des Ptolemaios abgemüht, obwohl ihn die Kenntnis neuplatonischer Texte sowie Erläuterungen eines unbenannten Autors dazu mit Spezialwissen versehen hätten. Camerarius' Schwierigkeiten mit dem Text seien nicht ausgangssprachlicher Art, sondern resultierten vor allem daraus, dass sich die Lehren des Ptolemaios von den jetzt kursierenden, allein auf der arabischen Tradition basierenden unterschieden und die arabischen Übersetzungen griechischer astrologischer Werke (und so auch der "Tetrabiblos") sprachlich wie inhaltlich problematisch seien (ut vix paucissima de iis recte cognosci potuerit, A2v). Auch Firmicus sei hier wenig hilfreich; Manilius habe er punktuell beiziehen können. Er hoffe deswegen auf Nachsicht sowohl für die vollständige Übersetzung der Bücher 1 und 2, als auch für die nur partiellen Übertragungen aus den Büchern 3 und 4. Ziel sei es gewesen, Ptolemaios sinngemäß zu übersetzen (Hoc tamen spero me consecutum, ut Ptolemaei sententiam expresserim, A3r). Herausgegeben habe er zudem zwei astrologische Werke, die er von Johannes Schöner erhalten habe ("De radiis et aspectibus planetarum" von Matthaeus Guarimbertus (frühes 15. Jh.) und die "Aphorismi astrologici" von Ludovicus de Rigiis (spätes 15. Jh.)). Johann Wilhelm, der sich der Astrologie intensiv widme, sei der ideale Adressat der Schrift und habe bereits Schriften von Peter Apian und Johannes Schöner gewidmet bekommen.
(Marion Gindhart)
Anmerkungen
Eine Nebenbemerkung am Ende des Briefes indiziert, dass sich Camerarius Anfang August in den Umzugsvorbereitungen nach Tübingen befand (inter apparatus discessionis nostrae e Norico, A3v).
Forschungsliteratur
Zu Johann Wilhelm von Laubenberg vgl. Diemer, Dorothea: Zur Verwahrgeschichte des Codex Argenteus Upsaliensis im 16. Jahrhundert: Johann Wilhelm von Laubenberg zu Wagegg. In: ZfdA 139.1 (2010), S. 1-25.