Camerarius, De orthographia, 1552: Unterschied zwischen den Versionen
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Camerarius setzt dem Traktat eine Rechtfertigung der Orthographie voran (Anm. 1). Es müsse ein Regelwerk des | Camerarius setzt dem Traktat eine Rechtfertigung der Orthographie voran (Anm. 1). Es müsse ein Regelwerk des fehlerfreien Schreibens geben (''esse aliquam emendate scribendi rationem'', 428). Dies werde daraus offensichtlich, dass hier jeder Unterschiedliches für richtig halte. Allerdings könne immer nur eines wahr sein. Das Wahre und Richtige sei stets einfach, vielgestaltig hingegen das Falsche. Die Vernunft suche nach dem Wahren, indem sie die Eigenheit und die Natur der Sprache betrachtet (''proprietatem sermonis & naturam linguae considerando'') als auch den Sprachgebraucht des unverdorbenen Altertums bbetrachte (''usum incorruptae antiquitatis observando''). Mag es auch sein, dass auch der aktuellen Gewohnheit (''praesens consuetudo'') eine gewisse Bedeutung zukomme (''aliquid obitnet'') und sogar auch gegen die Wahrheit die Oberhand gewinnen könne ('' | ||
Camerarius stellt dem Lehrtext eine Definition der Orthographie voraus (''Est igitur orthographia in scribendo earum litterarum exaratio, quarum potestatem sinceritas pronuntiationis secundum uniuscumque linguae naturam requirit'', 485). Bei dieser Definition wie auch in den ihr folgenden Ausführungen fällt auf, dass Camerarius von einem Primat des Gesprochenen ausgeht. Er fasst Sprache als eine gesprochene Äußerung auf, der die Schreibung folgen muss (485-486). Bei der Rechtschreibung seien die Problemstellungen durch Fragen nach ''Quid'', ''Quale'' und ''Quantum'' zu unterscheiden (486-487).<br /> | Camerarius stellt dem Lehrtext eine Definition der Orthographie voraus (''Est igitur orthographia in scribendo earum litterarum exaratio, quarum potestatem sinceritas pronuntiationis secundum uniuscumque linguae naturam requirit'', 485). Bei dieser Definition wie auch in den ihr folgenden Ausführungen fällt auf, dass Camerarius von einem Primat des Gesprochenen ausgeht. Er fasst Sprache als eine gesprochene Äußerung auf, der die Schreibung folgen muss (485-486). Bei der Rechtschreibung seien die Problemstellungen durch Fragen nach ''Quid'', ''Quale'' und ''Quantum'' zu unterscheiden (486-487).<br /> |
Version vom 5. Mai 2019, 08:52 Uhr
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | De orthographia, bearbeitet von Jochen Schultheiß (05.05.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | De orthographia |
Kurzbeschreibung | Lehrtext über die Rechtschreibung. |
Erstnachweis | 1552/03/15 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Anmerkung am Werkende: Ioachimus Camerarius Papeberg(ensis) perscrip(sit) Id(ibus) Martii anno Christi M.D.LII |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | |
Schlagworte / Register | Grammatik; Grammatik (Latein); Orthographie; Sprache; Sprachphilosophie |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | Melanchthon, Grammatica Latina, 1555; Melanchthon, Grammatica Latina, 1558; Erythraeus, De grammaticorum figuris, 1561; Melanchthon, Grammatica Latina, 1563; Melanchthon, Grammatica Latina, 1563a. |
Erstdruck in | Melanchthon, Grammatica Latina, 1555 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 485-501 |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | Noch beachten: Burkard 2003a |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Bearbeitungsdatum | 5.05.2019 |
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | De orthographia, bearbeitet von Jochen Schultheiß (05.05.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I.
|
Sprache | Latein |
Werktitel | De orthographia |
Kurzbeschreibung | Lehrtext über die Rechtschreibung. |
Erstnachweis | 1552/03/15 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Anmerkung am Werkende: Ioachimus Camerarius Papeberg(ensis) perscrip(sit) Id(ibus) Martii anno Christi M.D.LII
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Schlagworte / Register | Grammatik; Grammatik (Latein); Orthographie; Sprache; Sprachphilosophie |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | Melanchthon, Grammatica Latina, 1555; Melanchthon, Grammatica Latina, 1558; Erythraeus, De grammaticorum figuris, 1561; Melanchthon, Grammatica Latina, 1563; Melanchthon, Grammatica Latina, 1563a. |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Bearbeitungsdatum | 5.05.2019 |
Aufbau und Inhalt
Camerarius setzt dem Traktat eine Rechtfertigung der Orthographie voran (Anm. 1). Es müsse ein Regelwerk des fehlerfreien Schreibens geben (esse aliquam emendate scribendi rationem, 428). Dies werde daraus offensichtlich, dass hier jeder Unterschiedliches für richtig halte. Allerdings könne immer nur eines wahr sein. Das Wahre und Richtige sei stets einfach, vielgestaltig hingegen das Falsche. Die Vernunft suche nach dem Wahren, indem sie die Eigenheit und die Natur der Sprache betrachtet (proprietatem sermonis & naturam linguae considerando) als auch den Sprachgebraucht des unverdorbenen Altertums bbetrachte (usum incorruptae antiquitatis observando). Mag es auch sein, dass auch der aktuellen Gewohnheit (praesens consuetudo) eine gewisse Bedeutung zukomme (aliquid obitnet) und sogar auch gegen die Wahrheit die Oberhand gewinnen könne (
Camerarius stellt dem Lehrtext eine Definition der Orthographie voraus (Est igitur orthographia in scribendo earum litterarum exaratio, quarum potestatem sinceritas pronuntiationis secundum uniuscumque linguae naturam requirit, 485). Bei dieser Definition wie auch in den ihr folgenden Ausführungen fällt auf, dass Camerarius von einem Primat des Gesprochenen ausgeht. Er fasst Sprache als eine gesprochene Äußerung auf, der die Schreibung folgen muss (485-486). Bei der Rechtschreibung seien die Problemstellungen durch Fragen nach Quid, Quale und Quantum zu unterscheiden (486-487).
Die einzelnen Kapitel behandeln Akzentsetzung (De accentibus, 488-489), Diphthonge (De diphthongis, 489-490), Konsonanten (De consonantibus, 491-492), Aspiration (De aspiratione, 491-494), die Buchstaben K und Q (De litteris K et Q, 494), Buchstabendoppelung (De duplicatione litterarum, 495), die griechischen Buchstaben Z und Y (De Graecis litteris Z et Y 495), den Buchstaben X (De littera X, 496), Derivative (De derivativis, 496-497), Archaismen (De antiquis, 498), Kurzschrift (De scripturae brevitate, 498-499), Interpunktion (De signis distinctionum, 499-501).
Wichtige Bezugsgrößen für Camerarius sind Donat und Priscian.
Anmerkungen
- Anm. 1: Man kann dabei sagen, dass Camerarius zu den Vertretern der Natürlichkeit, nicht der Konventionalität von Orthographie gehört.
Überlieferung
Camerarius' Orthographietraktat wird nicht nur als Ergänzung zu Melanchthons "Lateinischer Grammatik" überliefert, sondern auch von Valentin Erythraeus 1561 seinen Werken zur Figurenlehre und zu den sprachlichen Fehlern hinzugefügt.