Camerarius an Griespek von Griespach, 15.07.1556: Unterschied zwischen den Versionen
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Danach habe sich Camerarius nicht mehr darum gekümmert, was andere über diese Schrift dachten. Auch das Gelächter einiger, die sich über die Behandlung eines solchen Themas lustig machten, habe ihn nicht berührt (AA2r). Camerarius beruft sich auf ein altes Sprichwort, wonach auch unter einem schmutzigen Mantel Weisheit verborgen liegen könne.<br> | Danach habe sich Camerarius nicht mehr darum gekümmert, was andere über diese Schrift dachten. Auch das Gelächter einiger, die sich über die Behandlung eines solchen Themas lustig machten, habe ihn nicht berührt (AA2r). Camerarius beruft sich auf ein altes Sprichwort, wonach auch unter einem schmutzigen Mantel Weisheit verborgen liegen könne.<br> | ||
Die Verteidigung der von ihm gewählten Thematik verknüpft Camerarius mit grundsätzlichen Reflexion über die Intentionen seines Schreibens: Auf die eben beschriebene Weise werde gewöhnlich von den Möglichkeiten und den Kenntnissen der besten Künste und von der Bemühungen der kunstfertiger und begabter Personen bisweilen ein Beitrag zur "Nutzung von Erfahrung" (''ad experientiae usum''), was in allem das Beste sei, geleistet. So habe [[Erwähnte Person::Xenophon]] (als Autor) [[Erwähnte Person::Sokrates]] auch in Werkstätten geführt und ihn mit den Herstellern von Erzeugnissen, die er selbst zu verfertigen nie gelernt hatte, disputieren lassen. Auch wenn wir behaupteten, selbst einige Übung zu haben, könnten wir vielleicht durch die Gewohnheiten der gegenwärtigen Zeit oder durch unsere Lebensform widerlegt werden. Wen aber gäbe es, der nicht anderen sehr vieles beibringe, was ihm selbst jedoch abgehe. So viel zur Verteidigung (''defensio'') der eigenen Person, nun zur Sache.<br> | Die Verteidigung der von ihm gewählten Thematik verknüpft Camerarius mit grundsätzlichen Reflexion über die Intentionen seines Schreibens: Auf die eben beschriebene Weise werde gewöhnlich von den Möglichkeiten und den Kenntnissen der besten Künste und von der Bemühungen der kunstfertiger und begabter Personen bisweilen ein Beitrag zur "Nutzung von Erfahrung" (''ad experientiae usum''), was in allem das Beste sei, geleistet. So habe [[Erwähnte Person::Xenophon]] (als Autor) [[Erwähnte Person::Sokrates]] auch in Werkstätten geführt und ihn mit den Herstellern von Erzeugnissen, die er selbst zu verfertigen nie gelernt hatte, disputieren lassen. Auch wenn wir behaupteten, selbst einige Übung zu haben, könnten wir vielleicht durch die Gewohnheiten der gegenwärtigen Zeit oder durch unsere Lebensform widerlegt werden. Wen aber gäbe es, der nicht anderen sehr vieles beibringe, was ihm selbst jedoch abgehe. So viel zur Verteidigung (''defensio'') der eigenen Person, nun zur Sache.<br> | ||
Zur selben Zeit (als er den Hippocomcus abfasste) habe er auch regen Kontakt mit [[Gesprächspartner::Adam Karl]] gepflegt. | Zur selben Zeit (als er den Hippocomcus abfasste) habe er auch regen Kontakt mit [[Gesprächspartner::Adam Karl]] gepflegt. Florian Griespeck mit diesem ja ebenfalls innige Bekanntschaft. Damit das Buch etwas umfangreicher würde und der Bemühung des Camerarius um Adam Karl unterstrichen würde, habe er noch eine Schrift über Münzen hinzugefügt. | ||
Version vom 13. September 2018, 10:51 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||
kein passender Brief gefunden |
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Werksigle | OCEp |
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Zitation | Camerarius an Griespek von Griespach, 15.07.1556, bearbeitet von Jochen Schultheiß (13.09.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Xenophon, Hippocomicus, 1556 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. AA1v-AA7v |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Florian Griespek von Griespach |
Datum | 1556/07/15 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Datierung am Ende des Briefes: Id(ibus) Quint(ilis) MDLVI (15.07.1556) |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Anni sunt ferme XVII |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | nein |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Xenophon, Hippocomicus, 1556 |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Widmungsbrief; Reichstag 1546 (Regensburg) |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 13.09.2018 |
Werksigle | OCEp |
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Zitation | Camerarius an Griespek von Griespach, 15.07.1556, bearbeitet von Jochen Schultheiß (13.09.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Xenophon, Hippocomicus, 1556 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. AA1v-AA7v |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Florian Griespek von Griespach |
Datum | 1556/07/15 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Datierung am Ende des Briefes: Id(ibus) Quint(ilis) MDLVI (15.07.1556) |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Anni sunt ferme XVII |
Regest vorhanden? | nein |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Xenophon, Hippocomicus, 1556 |
Register | Widmungsbrief; Reichstag 1546 (Regensburg) |
Datumsstempel | 13.09.2018 |
Regest
Es sei nun etwa 17 Jahre her, als Camerarius nach einer langen und beschwerlichen Reuse und einem unerfreulichen Ereignis aufgrund des (dadurch erzwungenen) Aufenthalts zu Hause begonnen habe, eine Schrift über das Reitwesen zu verfassen und die Übersetzung eines griechischen Werkes in Lateinische anzufertigen die dann herausgegeben worden und an Georg von Loxan gesandt worden seien (s. Anm. 1). Dieser sei ja ein Freund des Adressaten. Er habe sich den Kenntnisreichtum und die sprachliche Form des von Camerarius verfassten Werkes löblich geäußert (AA1v). Camerarius habe sich mit Georg von Loxan in der Gegenwart des Florian Griespek von Griespach unterhalten, als Kaiser Karls eine Versammlung an der Donau abhielt (s. Anm.2).
Danach habe sich Camerarius nicht mehr darum gekümmert, was andere über diese Schrift dachten. Auch das Gelächter einiger, die sich über die Behandlung eines solchen Themas lustig machten, habe ihn nicht berührt (AA2r). Camerarius beruft sich auf ein altes Sprichwort, wonach auch unter einem schmutzigen Mantel Weisheit verborgen liegen könne.
Die Verteidigung der von ihm gewählten Thematik verknüpft Camerarius mit grundsätzlichen Reflexion über die Intentionen seines Schreibens: Auf die eben beschriebene Weise werde gewöhnlich von den Möglichkeiten und den Kenntnissen der besten Künste und von der Bemühungen der kunstfertiger und begabter Personen bisweilen ein Beitrag zur "Nutzung von Erfahrung" (ad experientiae usum), was in allem das Beste sei, geleistet. So habe Xenophon (als Autor) Sokrates auch in Werkstätten geführt und ihn mit den Herstellern von Erzeugnissen, die er selbst zu verfertigen nie gelernt hatte, disputieren lassen. Auch wenn wir behaupteten, selbst einige Übung zu haben, könnten wir vielleicht durch die Gewohnheiten der gegenwärtigen Zeit oder durch unsere Lebensform widerlegt werden. Wen aber gäbe es, der nicht anderen sehr vieles beibringe, was ihm selbst jedoch abgehe. So viel zur Verteidigung (defensio) der eigenen Person, nun zur Sache.
Zur selben Zeit (als er den Hippocomcus abfasste) habe er auch regen Kontakt mit Adam Karl gepflegt. Florian Griespeck mit diesem ja ebenfalls innige Bekanntschaft. Damit das Buch etwas umfangreicher würde und der Bemühung des Camerarius um Adam Karl unterstrichen würde, habe er noch eine Schrift über Münzen hinzugefügt.
(Jochen Schultheiß)
Anmerkungen
- Anm. 1: Camerarius geht hier auf den Entstehungskontext der Erstausgabe des Hippocomicus von 1539 ein, von dem er in seinem Widmungsbrief an Georg von Loxan berichtet.
- Anm. 2: Hier muss der Regensburger Reichstag von 1546 gemeint sein, der auf Prorogation durch Kaiser Karls V. stattfand.