Camerarius an Opsopoeus, 05.01.1527: Unterschied zwischen den Versionen
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In dem Brief antwortet Camerarius auf verschiedene Fragen, die Opsopoeus an ihn gerichtet hat. | In dem Brief antwortet Camerarius auf verschiedene Fragen, die Opsopoeus an ihn gerichtet hat. | ||
Camerarius wolle eine Antwort auf Opsopoeus' briefliche Anfrage geben. Nach der Definition des [[Erwähnte Person::Lukian]], die [[Erwähnte Person::Diomedes Grammaticus]] [[Erwähnte Person::Cicero]] zuschreibt, sei Kunst die Gesamtheit der angewandten Regeln, die auf einen einzigen Zweck, der für das Leben nützlich ist, ausgerichtet sind (''Ars est compraehensio praeceptionum excercitatarum ad unum exitum vitae utilem pertinentium''). Der (bei Lukian zu findende) Begriff der ἐγκατάληψις impliziere, dass diese Gesamtheit erworben sein müsse (''significat autem'' ἐγκατάληψις ''acquisitam compraehensionem''). Hierfür (d.h. ἐγκατάληψις) stehe in der vorliegenden Definition "Regeln" (''pro quo illic est: praeceptionem''). Regeln werden gewöhnlich in Hinblick auf gesicherte und empirische Phänomene weitergegeben. Camerarius sei sehr wohl bewusst, dass nach der Meinung einiger Cicero mit ''praecepta'' (als | Camerarius wolle eine Antwort auf Opsopoeus' briefliche Anfrage geben. Nach der Definition des [[Erwähnte Person::Lukian]], die [[Erwähnte Person::Diomedes Grammaticus]] [[Erwähnte Person::Cicero]] zuschreibt, sei Kunst die Gesamtheit der angewandten Regeln, die auf einen einzigen Zweck, der für das Leben nützlich ist, ausgerichtet sind (''Ars est compraehensio praeceptionum excercitatarum ad unum exitum vitae utilem pertinentium''). Der (bei Lukian zu findende) Begriff der ἐγκατάληψις impliziere, dass diese Gesamtheit erworben sein müsse (''significat autem'' ἐγκατάληψις ''acquisitam compraehensionem''). Hierfür (d.h. ἐγκατάληψις) stehe in der vorliegenden Definition "Regeln" (''pro quo illic est: praeceptionem''). Regeln werden gewöhnlich in Hinblick auf gesicherte und empirische Phänomene weitergegeben. Camerarius sei sehr wohl bewusst, dass nach der Meinung einiger Cicero mit ''praecepta'' (als Synomym zu ''praeceptio'') das übersetzen wolle, was die Griechen θεωρήματα nennen. Neben der semantischen Problematik gibt Camerarius auch textkritische Unsicherheiten zu bedenken: Während andere ''praecepta'' bevorzugten, könnte es in der vorausgehenden Definition nicht um die der ''praeceptiones'', sondern die der ''perceptiones'' ("Erkenntnisse") gehen. Hierüber jedoch ein anderes Mal. | ||
Als nächstes geht er auf eine Textstelle im 2. Buch der [[Erwähntes Werk::Xenophon, Ἀπομνημονεύματα (Handschrift)|''Memorabilien'' Xenophons]] ein. Camerarius äußert seine Meinung zu dem von Opsopoeus aufgeworfenen textkritischen Problem. Auch über das Metrum der darin enthaltenen Fragmente von [[Erwähnte Person::Epicharm]] äußert sich Camerarius (''septenarii sunt'') und zitiert die Sentenzen in der seiner Meinung nach richtigen Textgestalt. | Als nächstes geht er auf eine Textstelle im 2. Buch der [[Erwähntes Werk::Xenophon, Ἀπομνημονεύματα (Handschrift)|''Memorabilien'' Xenophons]] ein. Camerarius äußert seine Meinung zu dem von Opsopoeus aufgeworfenen textkritischen Problem. Auch über das Metrum der darin enthaltenen Fragmente von [[Erwähnte Person::Epicharm]] äußert sich Camerarius (''septenarii sunt'') und zitiert die Sentenzen in der seiner Meinung nach richtigen Textgestalt. | ||
(Jochen Schultheiß) | (Jochen Schultheiß) | ||
Version vom 29. Juni 2018, 08:34 Uhr
| Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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| Werksigle | OCEp 0424 |
|---|---|
| Zitation | Camerarius an Opsopoeus, 05.01.1527, bearbeitet von Jochen Schultheiß (29.06.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0424 |
| Besitzende Institution | |
| Signatur, Blatt/Seite | |
| Ausreifungsgrad | Druck |
| Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
| Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. Q2v-Q3v |
| Zweitdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
| Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 307-309 |
| Sonstige Editionen | |
| Wird erwähnt in | |
| Fremdbrief? | nein |
| Absender | Joachim Camerarius I. |
| Empfänger | Vincentius Opsopoeus |
| Datum | 1527/01/05 |
| Datum gesichert? | ja |
| Bemerkungen zum Datum | Non. Ian. |
| Unscharfes Datum Beginn | |
| Unscharfes Datum Ende | |
| Sprache | Latein |
| Entstehungsort | o.O. |
| Zielort | o.O. |
| Gedicht? | nein |
| Incipit | Quod per epistolam ex me quaesivisti |
| Link zur Handschrift | |
| Regest vorhanden? | ja |
| Paratext ? | nein |
| Paratext zu | |
| Kurzbeschreibung | |
| Anlass | |
| Register | Textkritik; Metrik |
| Handschrift | unbekannt |
| Bearbeitungsstand | korrigiert |
| Notizen | MH: Bei Lukian, De parasito sive artem esse parasiticam, 4:
Τέχνη ἐστίν, ὡς ἐγὼ διαμνημονεύω σοφοῦ τινος ἀκούσας, σύστημα ἐκ καταλήψεων συγγεγυμνα- σμένων πρός τι τέλος εὔχρηστον τῷ βίῳ. Sextus Empiricus II, 10: Πᾶσα τοίνυν τέχνη σύστημά ἐστιν ἐκ καταλήψεων συγγεγυμνασμένων καὶ ἐπὶ τέλος εὔχρηστον τῶν ἐν τῷ βίῳ λαμβανουσῶν τὴν ἀναφοράν· ἡ δὲ ῥητορικὴ οὐκ ἔστι σύστημα ἐκ καταλήψεων, ὡς παρα- (11) στήσομεν· οὐκ ἄρα <τέχνη> ἐστιν ἡ ῥητορική. DIomedes, Anfang Buch 2: Tullius hoc modo eam definit: ars est perceptionum exercitatarum constructio ad unum exitum utilem uitae pertinentium (http://kaali.linguist.jussieu.fr/CGL/text.jsp?topic=generalia%20et%20uaria&ref=1,420,8-421,13) |
| Wiedervorlage | ja |
| Bearbeiter | Benutzer:JS |
| Gegengelesen von | |
| Datumsstempel | 29.06.2018 |
| Werksigle | OCEp 0424 |
|---|---|
| Zitation | Camerarius an Opsopoeus, 05.01.1527, bearbeitet von Jochen Schultheiß (29.06.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0424 |
| Ausreifungsgrad | Druck |
| Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
| Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. Q2v-Q3v |
| Zweitdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
| Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 307-309 |
| Fremdbrief? | nein |
| Absender | Joachim Camerarius I. |
| Empfänger | Vincentius Opsopoeus |
| Datum | 1527/01/05 |
| Datum gesichert? | ja |
| Bemerkungen zum Datum | Non. Ian. |
| Sprache | Latein |
| Entstehungsort | o.O. |
| Zielort | o.O. |
| Gedicht? | nein |
| Incipit | Quod per epistolam ex me quaesivisti |
| Regest vorhanden? | ja |
| Paratext ? | nein |
| Register | Textkritik; Metrik |
| Datumsstempel | 29.06.2018 |
Regest
In dem Brief antwortet Camerarius auf verschiedene Fragen, die Opsopoeus an ihn gerichtet hat.
Camerarius wolle eine Antwort auf Opsopoeus' briefliche Anfrage geben. Nach der Definition des Lukian, die Diomedes Grammaticus Cicero zuschreibt, sei Kunst die Gesamtheit der angewandten Regeln, die auf einen einzigen Zweck, der für das Leben nützlich ist, ausgerichtet sind (Ars est compraehensio praeceptionum excercitatarum ad unum exitum vitae utilem pertinentium). Der (bei Lukian zu findende) Begriff der ἐγκατάληψις impliziere, dass diese Gesamtheit erworben sein müsse (significat autem ἐγκατάληψις acquisitam compraehensionem). Hierfür (d.h. ἐγκατάληψις) stehe in der vorliegenden Definition "Regeln" (pro quo illic est: praeceptionem). Regeln werden gewöhnlich in Hinblick auf gesicherte und empirische Phänomene weitergegeben. Camerarius sei sehr wohl bewusst, dass nach der Meinung einiger Cicero mit praecepta (als Synomym zu praeceptio) das übersetzen wolle, was die Griechen θεωρήματα nennen. Neben der semantischen Problematik gibt Camerarius auch textkritische Unsicherheiten zu bedenken: Während andere praecepta bevorzugten, könnte es in der vorausgehenden Definition nicht um die der praeceptiones, sondern die der perceptiones ("Erkenntnisse") gehen. Hierüber jedoch ein anderes Mal.
Als nächstes geht er auf eine Textstelle im 2. Buch der Memorabilien Xenophons ein. Camerarius äußert seine Meinung zu dem von Opsopoeus aufgeworfenen textkritischen Problem. Auch über das Metrum der darin enthaltenen Fragmente von Epicharm äußert sich Camerarius (septenarii sunt) und zitiert die Sentenzen in der seiner Meinung nach richtigen Textgestalt.
(Jochen Schultheiß)