Bedrott an Camerarius, 22.09.1540: Unterschied zwischen den Versionen
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Aber Camerarius solle erfahren, was [[Erwähnte Person::Jakob Milich|(Jakob) Milich]] an Bedrott geschrieben habe: [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Philipp (Melanchthon)]] sei zurückgekehrt, aber noch geschwächt und kraftlos von seiner Krankheit. | Aber Camerarius solle erfahren, was [[Erwähnte Person::Jakob Milich|(Jakob) Milich]] an Bedrott geschrieben habe: [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Philipp (Melanchthon)]] sei zurückgekehrt, aber noch geschwächt und kraftlos von seiner Krankheit. Milich hoffe, dass es ihm bis zum Herbst besser gehe. (Melanchthon) habe seine Euripides-Vorlesungen wieder aufgenommen, bald werde er die Medea beenden. [[Erwähnte Person::Martin Luther|Martin (Luther)]] gehe es gut, er kämpfe mit den Antinomern. Alle heiligen Bücher würden wieder neu gedruckt, was ein ungeheuer aufwändiges Unterfangen sei. Hoffentlich sei das nützlich für die Nachwelt. Soweit (Jakob) Milich. Bedrott mache sich große Sorgen um Philipp. Soweit Bedrott erkennen könne, hätten diese Nachrichten etwas an sich, das weise Heilmittel erfordere. Darüber wolle er sich ein andermal mit Camerarius und nur mit diesem austauschen. | ||
Der Kaiser ([[Erwähnte Person::Karl V. (HRR)|Karl V.]]) leide auch jetzt noch an Gicht und solle Unmengen an Geld (zur Heilung) ausgeben. Gestern habe ein Prediger aus [[Erwähnter Ort::Worms]] Bucer geschrieben, dass der Kaiser dem Stadtrat von Worms geschrieben habe, dass man seinem Gesandten, den der Kaiser in Begleitung von 60 Reitern in die Stadt schicken werde, ein Quartier bereiten und ihn freundlich aufnehmen solle. Außer dem Mainzer (Erzbischof [[Erwähnte Person::Albrecht (Brandenburg)|Albrecht von Brandenburg]]) scheine sich bisher niemand um eine Unterkunft in der Stadt zu bemühen. Einige glaubten, der Kaiser werde nur wenige Fürsten nach Worms rufen, und über einen dauerhaften Frieden verhandeln. Von den Protestanten sei noch niemand eingeladen worden. | Der Kaiser ([[Erwähnte Person::Karl V. (HRR)|Karl V.]]) leide auch jetzt noch an Gicht und solle Unmengen an Geld (zur Heilung) ausgeben. Gestern habe ein Prediger aus [[Erwähnter Ort::Worms]] Bucer geschrieben, dass der Kaiser dem Stadtrat von Worms geschrieben habe, dass man seinem Gesandten, den der Kaiser in Begleitung von 60 Reitern in die Stadt schicken werde, ein Quartier bereiten und ihn freundlich aufnehmen solle. Außer dem Mainzer (Erzbischof [[Erwähnte Person::Albrecht (Brandenburg)|Albrecht von Brandenburg]]) scheine sich bisher niemand um eine Unterkunft in der Stadt zu bemühen. Einige glaubten, der Kaiser werde nur wenige Fürsten nach Worms rufen, und über einen dauerhaften Frieden verhandeln. Von den Protestanten sei noch niemand eingeladen worden. |
Version vom 29. Juli 2019, 12:20 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 0268 |
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Zitation | Bedrott an Camerarius, 22.09.1540, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (29.07.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0268 |
Besitzende Institution | München, BSB |
Signatur, Blatt/Seite | Clm 10368, Nr. 70 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae Eobani, 1561 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. K5r-K6r |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Jakob Bedrott |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1540-09-22 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | ermitteltes Jahr (im Druck o.J.); s. Hinweise zur Datierung |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Straßburg |
Zielort | Tübingen |
Gedicht? | nein |
Incipit | Sebaldo nostro scripsi domum conductam |
Link zur Handschrift | http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0010/bsb00104172/images/ |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Politische Neuigkeiten; Antinomistischer Streit |
Handschrift | gesehen |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | MH an US:
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Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:US; Benutzer:MH |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 29.07.2019 |
Werksigle | OCEp 0268 |
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Zitation | Bedrott an Camerarius, 22.09.1540, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (29.07.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0268 |
Besitzende Institution | München, BSB |
Signatur, Blatt/Seite | Clm 10368, Nr. 70 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae Eobani, 1561 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. K5r-K6r |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Jakob Bedrott |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1540-09-22 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | ermitteltes Jahr (im Druck o.J.); s. Hinweise zur Datierung |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Straßburg |
Zielort | Tübingen |
Gedicht? | nein |
Incipit | Sebaldo nostro scripsi domum conductam |
Link zur Handschrift | http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0010/bsb00104172/images/ |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Politische Neuigkeiten; Antinomistischer Streit |
Datumsstempel | 29.07.2019 |
Zielort mutmaßlich. Der Brief wurde für den Druck redaktionell überarbeitet.
Hinweise zur Datierung
Der Brief ist vor dem Hintergrund der Berufung Sebald Hauenreuters als Lehrer und Stadtarzt nach Straßburg verfasst. Sie fand im Jahr 1540 statt.
Regest
Bedrott habe Sebald (Hauenreuter) geschrieben, dass ein Haus für ihn (in Straßburg) gemietet sei und dass man seine Ankunft bis spätestens zum Martinstag (11.11) erwarte. Camerarius solle ihn bitte dazu ermahnen, nicht später zu erscheinen. Im Moment nämlich lehre / praktiziere Sebalds Kollege Petrus (unbekannt) fast als einziger die Medizin (medicinam factitat). Es werde also umso vorteilhafter für Sebald sein, je schneller er erscheine.
Camerarius möge bitte unermüdlich weiter an den Progymnasmata Theons arbeiten. Die Kostprobe habe ihm sehr gefallen.
(Martin) Bucer bitte Camerarius, die Drucker zu ermutigen, den Nazanzenus (wohl ein Werk des Gregor von Nazianz) zu edieren. Bedrott werde diesbezüglich mit den Verlegern aus Basel verhandeln, sobald sie zurückgekehrt seien.
Den "Ocellus" (Περὶ τῆς τῶν πάντων φύσει) hätte er gern geschickt, aber er konnte ihn nicht dem Boten dieses Briefes mitgeben.
Es heiße, dass es ein (gerüchteweise) Toter lebendig sei, was ja auch (Guillaume) Budé im letzten Monat widerfahren sei, über dessen Tod und Begräbnis ein Freund aus Paris (fälschlich) an Johannes Sturm geschrieben hatte.
Die Hochzeit von (Wilhelm) von Jülich mit Johanna, der Tochter der Königin (Margarete) von Navarra habe noch keine Fortschritte gemacht, werde aber vermutlich vonstatten gehen.
König (Franz) von Frankreich errichte nicht weit von Calais, von wo er nach England übergesetzt sei, eine stark befestigte Festung. Die Gerüchte über den englischen König (Heinrich VIII.) seien wahr. Dies bestätigten alle, die aus Frankreich und Antwerpen (nach Straßburg) schrieben.
Aber Camerarius solle erfahren, was (Jakob) Milich an Bedrott geschrieben habe: Philipp (Melanchthon) sei zurückgekehrt, aber noch geschwächt und kraftlos von seiner Krankheit. Milich hoffe, dass es ihm bis zum Herbst besser gehe. (Melanchthon) habe seine Euripides-Vorlesungen wieder aufgenommen, bald werde er die Medea beenden. Martin (Luther) gehe es gut, er kämpfe mit den Antinomern. Alle heiligen Bücher würden wieder neu gedruckt, was ein ungeheuer aufwändiges Unterfangen sei. Hoffentlich sei das nützlich für die Nachwelt. Soweit (Jakob) Milich. Bedrott mache sich große Sorgen um Philipp. Soweit Bedrott erkennen könne, hätten diese Nachrichten etwas an sich, das weise Heilmittel erfordere. Darüber wolle er sich ein andermal mit Camerarius und nur mit diesem austauschen.
Der Kaiser (Karl V.) leide auch jetzt noch an Gicht und solle Unmengen an Geld (zur Heilung) ausgeben. Gestern habe ein Prediger aus Worms Bucer geschrieben, dass der Kaiser dem Stadtrat von Worms geschrieben habe, dass man seinem Gesandten, den der Kaiser in Begleitung von 60 Reitern in die Stadt schicken werde, ein Quartier bereiten und ihn freundlich aufnehmen solle. Außer dem Mainzer (Erzbischof Albrecht von Brandenburg) scheine sich bisher niemand um eine Unterkunft in der Stadt zu bemühen. Einige glaubten, der Kaiser werde nur wenige Fürsten nach Worms rufen, und über einen dauerhaften Frieden verhandeln. Von den Protestanten sei noch niemand eingeladen worden.
Camerarius solle zusehen, dass er Jakob Sturm schreibe. Camerarius könne ihm mit seinem Brief Sebald einen großen Gefallen tun, vor allem die Reisekosten vermindern. Sturm schätze Camerarius wirklich sehr. Ohne die Unterstützung des Camerarius hätte Sebald nicht einmal diese Anstellung erhalten.
Den Eid der Ratsherren, den Camerarius ihm auf einem alten Stück Papier gezeigt hatte, möge er ihm bitte schicken und ihm bitte darlegen, was im achten Buch des Pollux innerhalb des Militäreides die Worte συνήσω τῶν ἀεὶ κρινόντων bedeuten sollten.
Lebewohl. Grüße an (Ludwig) Gremp. Hoffentlich finde Camerarius genug Zeit, um Sebald (Hauenreuter) (nach Straßburg) zu begleiten.
PS: (Neckisch:) Wenn Camerarius das Werk De partibus corporis humani (s. Anm.), das er begonnen habe, nicht vollende, werde Bedrott eine actio popularis (öffentliche Klage) gegen ihn anstreben. Er vertraue darauf, dass (Johann) Oporin ihn dabei unterstützen werde, da Camerarius ihm Hoffnung gemacht hatte, er werde das Werk veröffentlichen.
(Manuel Huth)
Anmerkungen
- "das Werk De partibus corporis humani": Gemeint sind wohl die 1551 veröffentlichten Commentarii utriusque linguae und nicht Selneckers De partibus corporis humani.