Camerarius, Expositio de apostolis, 1566: Unterschied zwischen den Versionen
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Wie die Christusvita beginnt Camerarius auch seine Darstellung zu den Aposteln mit methodischen Vorüberlegungen (88-89). Camerarius weist eingangs auf eine grundsätzliche Problematik hin, die entsteht, wenn Autoren die Geschichte von Personen aus der Vergangenheit niederschreiben, die sich durch ihre Frömmigkeit hervorgetan haben, und wenn diese Autoren dies mit dem Ziel tun, dass die beschriebenen Akteure mehr Zuneigung als andere Menschen finden mögen und dass bei ihnen eine gewisse Wirkungskraft offensichtlich würde, die das gewöhnliche menschliche Maß übersteige. Solche Schriftsteller folgten entweder dem guten Ruf, der das Gehörte zu übersteigern pflege, oder sie steigerten das Überlieferte aus Beflissenheit, um die Gemüter der Leser mit Religiosität zu füllen und bedeutungsvollerer Vorbilder darzulegen. In solchen Werken werde an vieles erinnert, bei dem der vorsichtige und erfahrene Leser merke, dass die Glaubwürdigkeit der Erzählung durch dieses Bemühen um Steigerung an nicht wenigen Stellen beträchtlich gemindert werde und dass die Darstellung häufig kühn und widersprüchlich sei. Wenngleich bei alle eine Hochachtung für Menschen und Ereignisse aus früheren Zeiten herrsche, solle es doch nicht so weit kommen, dass man meine, Erfundenes überrage die Natur des Gegenwärtigen. Dennoch halte es Camerarius nicht für nötig, die die sorgsame Umsicht zu tadeln, wenn man solche Schriften betrachtet und beurteilt, die allerorten herausgegeben worden seien und herausgegeben würden und die, als ob man sie von Hand zu Hand gereicht bekommen habe (?), entweder durch die Bücher anderer oder durch eine Reihe von Gesprächen, die auf Griechisch παράδοσις genannt würden, durchwoben würden (88-89; Anm. 1). Es sei bekannt, dass es schon immer aufgrund der Bereitwilligkeit und der Neugier der Menschen geschehen sei, dass durch Leichtgläubigkeit Irrtümer angehäuft würden. Irgendwelche Leute hätten leichtgläubig zugestimmt (89). Wenn diese dann Keimlinge von wundersamen Geschichten aufnähmen, entstünde das verderbliche Unheil der Meinungskonflikte und Sekten. Deshalb müsse das Alter(tum) (''antiquitas'') von allen hochgeschätzt werden, es müsse jedoch "heilig, unverdorben und rein" (''sancta, incorrupta, sincera'') erhalten bleiben. Wenn es jemals geboten gewesen sein, im Abhandlungen über Religiöses nach dem Alten zu fragen, dann scheine dies gerade zur gegenwärtigen Zeit der Fall zu sein. Insbesondere stelle sich jetzt die Notwendigkeit, danach zu fragen, wenn man nicht mit ansehen wolle, wie alles vom Aberglauben durcheinandergebracht oder durch gottlose Schrankenlosigkeit zugrunde gerichtet werde.<br> | Wie die Christusvita beginnt Camerarius auch seine Darstellung zu den Aposteln mit methodischen Vorüberlegungen (88-89). Camerarius weist eingangs auf eine grundsätzliche Problematik hin, die entsteht, wenn Autoren die Geschichte von Personen aus der Vergangenheit niederschreiben, die sich durch ihre Frömmigkeit hervorgetan haben, und wenn diese Autoren dies mit dem Ziel tun, dass die beschriebenen Akteure mehr Zuneigung als andere Menschen finden mögen und dass bei ihnen eine gewisse Wirkungskraft offensichtlich würde, die das gewöhnliche menschliche Maß übersteige. Solche Schriftsteller folgten entweder dem guten Ruf, der das Gehörte zu übersteigern pflege, oder sie steigerten das Überlieferte aus Beflissenheit, um die Gemüter der Leser mit Religiosität zu füllen und bedeutungsvollerer Vorbilder darzulegen. In solchen Werken werde an vieles erinnert, bei dem der vorsichtige und erfahrene Leser merke, dass die Glaubwürdigkeit der Erzählung durch dieses Bemühen um Steigerung an nicht wenigen Stellen beträchtlich gemindert werde und dass die Darstellung häufig kühn und widersprüchlich sei. Wenngleich bei alle eine Hochachtung für Menschen und Ereignisse aus früheren Zeiten herrsche, solle es doch nicht so weit kommen, dass man meine, Erfundenes überrage die Natur des Gegenwärtigen. Dennoch halte es Camerarius nicht für nötig, die die sorgsame Umsicht zu tadeln, wenn man solche Schriften betrachtet und beurteilt, die allerorten herausgegeben worden seien und herausgegeben würden und die, als ob man sie von Hand zu Hand gereicht bekommen habe (?), entweder durch die Bücher anderer oder durch eine Reihe von Gesprächen, die auf Griechisch παράδοσις genannt würden, durchwoben würden (88-89; Anm. 1). Es sei bekannt, dass es schon immer aufgrund der Bereitwilligkeit und der Neugier der Menschen geschehen sei, dass durch Leichtgläubigkeit Irrtümer angehäuft würden. Irgendwelche Leute hätten leichtgläubig zugestimmt (89). Wenn diese dann Keimlinge von wundersamen Geschichten aufnähmen, entstünde das verderbliche Unheil der Meinungskonflikte und Sekten. Deshalb müsse das Alter(tum) (''antiquitas'') von allen hochgeschätzt werden, es müsse jedoch "heilig, unverdorben und rein" (''sancta, incorrupta, sincera'') erhalten bleiben. Wenn es jemals geboten gewesen sein, im Abhandlungen über Religiöses nach dem Alten zu fragen, dann scheine dies gerade zur gegenwärtigen Zeit der Fall zu sein. Insbesondere stelle sich jetzt die Notwendigkeit, danach zu fragen, wenn man nicht mit ansehen wolle, wie alles vom Aberglauben durcheinandergebracht oder durch gottlose Schrankenlosigkeit zugrunde gerichtet werde.<br> | ||
Eine solche Vorrede zu halten, sei ihm nötig erschienen, als er beschlossen habe, nach den älteren und jüngeren Werken verschiedener Autoren auch selbst etwas über die Apostel des Herrn Jesus Christus zu schreiben. Niemand solle meinen, Camerarius würde alles, was vor ihm geschrieben worden sei, geringschätzen oder verwerfen. | Eine solche Vorrede zu halten, sei ihm nötig erschienen, als er beschlossen habe, nach den älteren und jüngeren Werken verschiedener Autoren auch selbst etwas über die Apostel des Herrn Jesus Christus zu schreiben. Niemand solle meinen, Camerarius würde alles, was vor ihm geschrieben worden sei, geringschätzen oder verwerfen. Dass dies aber mit Urteilsvermögen gelesen werden sollte und nicht alles gleich für wahr und sicher gehalten werden sollte, dieser Ermahnung dürfte wohl keine unnütze und überflüssige Ermahnung sein. <br> | ||
Im Folgenden geht Camerarius auf die Quellenlage ein (89-90). Es sei bekannt, dass bereits zur Zeit der Apostel, sowohl in Reden/Predigten (''sermones'') | |||
===Anmerkungen=== | ===Anmerkungen=== | ||
*Anm. 1: An welche Gruppe von Werken Camerarius hier denkt, ist nicht klar ersichtlich. | *Anm. 1: An welche Gruppe von Werken Camerarius hier denkt, ist nicht klar ersichtlich. | ||
=== Überlieferung === | === Überlieferung === | ||
=== Forschungsliteratur=== | === Forschungsliteratur=== |
Version vom 29. April 2019, 09:58 Uhr
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | Expositio eorum, quae de apostolis Iesu Christi singilatim recte & utiliter commemorari posse visa sunt, bearbeitet von Jochen Schultheiß (29.04.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | Expositio eorum, quae de apostolis Iesu Christi singilatim recte & utiliter commemorari posse visa sunt |
Kurzbeschreibung | Biographische Darstellung zu den Aposteln. Eingangs fordert Camerarius programmatisch das Zusammengehen von humanistischer Herangehensweise und theologischer Fragestellung. |
Erstnachweis | 1566 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Datierung nach dem Erstdruck. |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | 1565/12/21 |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | 1566/12/31 |
Schlagworte / Register | Biographie |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Werk), 1566; Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566a |
Erstdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | noch nicht am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Bearbeitungsdatum | 29.04.2019 |
Opus Camerarii | |
---|---|
Werksigle | |
Zitation | Expositio eorum, quae de apostolis Iesu Christi singilatim recte & utiliter commemorari posse visa sunt, bearbeitet von Jochen Schultheiß (29.04.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I.
|
Sprache | Latein |
Werktitel | Expositio eorum, quae de apostolis Iesu Christi singilatim recte & utiliter commemorari posse visa sunt |
Kurzbeschreibung | Biographische Darstellung zu den Aposteln. Eingangs fordert Camerarius programmatisch das Zusammengehen von humanistischer Herangehensweise und theologischer Fragestellung. |
Erstnachweis | 1566 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Datierung nach dem Erstdruck. |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | 1565/12/21 |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | 1566/12/31 |
Schlagworte / Register | Biographie |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Werk), 1566; Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566a |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Bearbeitungsdatum | 29.04.2019 |
Widmung und Entstehungskontext
Das Werk ist Joachim Friedrich, Kurfürst von Brandenburg, gewidmet.
Aufbau und Inhalt
Wie die Christusvita beginnt Camerarius auch seine Darstellung zu den Aposteln mit methodischen Vorüberlegungen (88-89). Camerarius weist eingangs auf eine grundsätzliche Problematik hin, die entsteht, wenn Autoren die Geschichte von Personen aus der Vergangenheit niederschreiben, die sich durch ihre Frömmigkeit hervorgetan haben, und wenn diese Autoren dies mit dem Ziel tun, dass die beschriebenen Akteure mehr Zuneigung als andere Menschen finden mögen und dass bei ihnen eine gewisse Wirkungskraft offensichtlich würde, die das gewöhnliche menschliche Maß übersteige. Solche Schriftsteller folgten entweder dem guten Ruf, der das Gehörte zu übersteigern pflege, oder sie steigerten das Überlieferte aus Beflissenheit, um die Gemüter der Leser mit Religiosität zu füllen und bedeutungsvollerer Vorbilder darzulegen. In solchen Werken werde an vieles erinnert, bei dem der vorsichtige und erfahrene Leser merke, dass die Glaubwürdigkeit der Erzählung durch dieses Bemühen um Steigerung an nicht wenigen Stellen beträchtlich gemindert werde und dass die Darstellung häufig kühn und widersprüchlich sei. Wenngleich bei alle eine Hochachtung für Menschen und Ereignisse aus früheren Zeiten herrsche, solle es doch nicht so weit kommen, dass man meine, Erfundenes überrage die Natur des Gegenwärtigen. Dennoch halte es Camerarius nicht für nötig, die die sorgsame Umsicht zu tadeln, wenn man solche Schriften betrachtet und beurteilt, die allerorten herausgegeben worden seien und herausgegeben würden und die, als ob man sie von Hand zu Hand gereicht bekommen habe (?), entweder durch die Bücher anderer oder durch eine Reihe von Gesprächen, die auf Griechisch παράδοσις genannt würden, durchwoben würden (88-89; Anm. 1). Es sei bekannt, dass es schon immer aufgrund der Bereitwilligkeit und der Neugier der Menschen geschehen sei, dass durch Leichtgläubigkeit Irrtümer angehäuft würden. Irgendwelche Leute hätten leichtgläubig zugestimmt (89). Wenn diese dann Keimlinge von wundersamen Geschichten aufnähmen, entstünde das verderbliche Unheil der Meinungskonflikte und Sekten. Deshalb müsse das Alter(tum) (antiquitas) von allen hochgeschätzt werden, es müsse jedoch "heilig, unverdorben und rein" (sancta, incorrupta, sincera) erhalten bleiben. Wenn es jemals geboten gewesen sein, im Abhandlungen über Religiöses nach dem Alten zu fragen, dann scheine dies gerade zur gegenwärtigen Zeit der Fall zu sein. Insbesondere stelle sich jetzt die Notwendigkeit, danach zu fragen, wenn man nicht mit ansehen wolle, wie alles vom Aberglauben durcheinandergebracht oder durch gottlose Schrankenlosigkeit zugrunde gerichtet werde.
Eine solche Vorrede zu halten, sei ihm nötig erschienen, als er beschlossen habe, nach den älteren und jüngeren Werken verschiedener Autoren auch selbst etwas über die Apostel des Herrn Jesus Christus zu schreiben. Niemand solle meinen, Camerarius würde alles, was vor ihm geschrieben worden sei, geringschätzen oder verwerfen. Dass dies aber mit Urteilsvermögen gelesen werden sollte und nicht alles gleich für wahr und sicher gehalten werden sollte, dieser Ermahnung dürfte wohl keine unnütze und überflüssige Ermahnung sein.
Im Folgenden geht Camerarius auf die Quellenlage ein (89-90). Es sei bekannt, dass bereits zur Zeit der Apostel, sowohl in Reden/Predigten (sermones)
Anmerkungen
- Anm. 1: An welche Gruppe von Werken Camerarius hier denkt, ist nicht klar ersichtlich.