Camerarius, Disputatio de precibus (Werk), 1560: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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=== Aufbau und Inhalt ===
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''Das Gebet als natürliches Bedürfnis des Menschen'': Camerarius eröffnet den Traktat mit der Allgemeinaussage, dass alle Menschen infolge eines natürlichen Verlangens in schwierigen Zeiten Gelübde vorbringen und um den Beistand eines göttlichen Wesens flehen (1). Dies gilt vor allem dann, wenn sie merken, dass ihnen keine menschliche Hilfe mehr zu Gebote steht. Hieraus kann man leicht schließen, dass es sich bei einem solchen Gebrauch nicht um ein kulturelles Phänomen handelt, das von den Menschen ausgedacht und nicht durch Belehrung eingeführt worden ist, sondern dass es sich um eine Überzeugung handle, die dem Verstand aller Menschen von Anfang an eingepflanzt ist. So scheint es, dass jeder einzelne Mensch in schwerer Bedrängnis zwangsläufig beten muss. Insbesondere Leute, die einst weniger religiös waren, treibt es dann dazu, Gott anzurufen (1-2). Camerarius führt Beispiele für ein solches Verhalten an (Bote in Aischylos' ''Perser'').<br>
''Das Gebet als natürliches Bedürfnis des Menschen'': Camerarius eröffnet den Traktat mit der Allgemeinaussage, dass alle Menschen infolge eines natürlichen Verlangens in schwierigen Zeiten Gelübde vorbringen und um den Beistand eines göttlichen Wesens flehen (1). Dies gilt vor allem dann, wenn sie merken, dass ihnen keine menschliche Hilfe mehr zu Gebote steht. Hieraus kann man leicht schließen, dass es sich bei einem solchen Gebrauch nicht um ein kulturelles Phänomen handelt, das von den Menschen ausgedacht und nicht durch Belehrung eingeführt worden ist, sondern dass es sich um eine Überzeugung handle, die dem Verstand aller Menschen von Anfang an eingepflanzt ist. So scheint es, dass jeder einzelne Mensch in schwerer Bedrängnis zwangsläufig beten muss. Insbesondere Leute, die einst weniger religiös waren, treibt es dann dazu, Gott anzurufen (1-2). Camerarius führt Beispiele für ein solches Verhalten an (Bote in Aischylos' ''Perser'').<br>
''Der Sinn des Betens'': Wenn der Wille Gottes jedoch ewig und unveränderlich ist, welchen Unterschied macht es dann, ob man ihn im Gebet anfleht oder nicht? Dieser Einwand wird erstens durch die Weisung Gottes widerlegt, ihn anzurufen. Somit entspricht es zweitens ebendiesem ewigen Willen Gottes, dass er angebetet wird. Deshalb ist ihm auch zu gehorchen. Was so scheint, als bedeute es, Gott einen Zwang aufzuerlegen, ist tatsächlich eine Berücksichtigung der göttlichen Weisung (2-3). Es folgen Beispiele aus der Bibel. Unfrommen Wagemut (''impia audacia'') und Dummheit (''stultitia'') lehnt Gott hingegen ab. Erfolglos bleibt es, wenn man um Erfüllung bittet, wenn man diese selbst in der Hand hätte, die Möglichkeiten jedoch aus Trägheit nicht nutzt. Vielmehr muss man um Gottes Beistand für eigenes beharrliches Tun anstreben (3-4). Camerarius wendet sich gegen die Vorstellung, dass Gottes Wille eisern und durch Gebete nicht zu bewegen sei (4). Dies bedeute nämlich eine unausweichliche Festlegung des Ausgangs der Ereignisse. Hierbei lehnt Camerarius sowohl die rigide Schicksalsauffassung der Stoiker als auch den epikureische Vorstellung vom Zufall. Dies steht im Widerspruch zum Bibeltext.<br>
''Der Sinn des Betens'': Wenn der Wille Gottes jedoch ewig und unveränderlich ist, welchen Unterschied macht es dann, ob man ihn im Gebet anfleht oder nicht? Dieser Einwand wird erstens durch die Weisung Gottes widerlegt, ihn anzurufen. Somit entspricht es zweitens ebendiesem ewigen Willen Gottes, dass er angebetet wird. Deshalb ist ihm auch zu gehorchen. Was so scheint, als bedeute es, Gott einen Zwang aufzuerlegen, ist tatsächlich eine Berücksichtigung der göttlichen Weisung (2-3). Es folgen Beispiele aus der Bibel. Unfrommen Wagemut (''impia audacia'') und Dummheit (''stultitia'') lehnt Gott hingegen ab. Erfolglos bleibt es, wenn man um Erfüllung bittet, wenn man diese selbst in der Hand hätte, die Möglichkeiten jedoch aus Trägheit nicht nutzt. Vielmehr muss man um Gottes Beistand für eigenes beharrliches Tun anstreben (3-4). Camerarius wendet sich gegen die Vorstellung, dass Gottes Wille eisern und durch Gebete nicht zu bewegen sei (4). Dies bedeute nämlich eine unausweichliche Festlegung des Ausgangs der Ereignisse. Hierbei lehnt Camerarius sowohl die rigide Schicksalsauffassung der Stoiker als auch den epikureische Vorstellung vom Zufall. Dies steht im Widerspruch zu dem sich im Bibeltext manifestierenden Willen Gottes.<br>
        
        
=== Überlieferung ===
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=== Forschungsliteratur===
=== Forschungsliteratur===

Version vom 28. Oktober 2018, 15:07 Uhr


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Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Disputatio de precibus, bearbeitet von Jochen Schultheiß (28.10.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel Disputatio de precibus
Kurzbeschreibung
Erstnachweis 1560
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung nach dem Erstdruck
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1560/01/01
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1560/05/06
Schlagworte / Register Gebet; Theologie
Paratext zu
Paratext? nein
Paratext zu
Überliefert in
Druck Camerarius, Disputatio de precibus (Druck), 1560
Erstdruck in
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck
Volltext http://texte.camerarius.de/
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft noch nicht am Original überprüft
Bearbeitungsstand unkorrigiert
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Bearbeitungsdatum 28.10.2018
Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Disputatio de precibus, bearbeitet von Jochen Schultheiß (28.10.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel Disputatio de precibus
Kurzbeschreibung
Erstnachweis 1560
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung nach dem Erstdruck
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1560/01/01
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1560/05/06
Schlagworte / Register Gebet; Theologie
Paratext zu
Paratext? nein
Überliefert in
Druck Camerarius, Disputatio de precibus (Druck), 1560
Volltext http://texte.camerarius.de/
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Bearbeitungsdatum 28.10.2018


Widmung und Entstehungskontext

Das Werk ist im Kontext des Gesamtdruckes Herzog Christoph von Württemberg gewidmet.

Aufbau und Inhalt

Das Gebet als natürliches Bedürfnis des Menschen: Camerarius eröffnet den Traktat mit der Allgemeinaussage, dass alle Menschen infolge eines natürlichen Verlangens in schwierigen Zeiten Gelübde vorbringen und um den Beistand eines göttlichen Wesens flehen (1). Dies gilt vor allem dann, wenn sie merken, dass ihnen keine menschliche Hilfe mehr zu Gebote steht. Hieraus kann man leicht schließen, dass es sich bei einem solchen Gebrauch nicht um ein kulturelles Phänomen handelt, das von den Menschen ausgedacht und nicht durch Belehrung eingeführt worden ist, sondern dass es sich um eine Überzeugung handle, die dem Verstand aller Menschen von Anfang an eingepflanzt ist. So scheint es, dass jeder einzelne Mensch in schwerer Bedrängnis zwangsläufig beten muss. Insbesondere Leute, die einst weniger religiös waren, treibt es dann dazu, Gott anzurufen (1-2). Camerarius führt Beispiele für ein solches Verhalten an (Bote in Aischylos' Perser).
Der Sinn des Betens: Wenn der Wille Gottes jedoch ewig und unveränderlich ist, welchen Unterschied macht es dann, ob man ihn im Gebet anfleht oder nicht? Dieser Einwand wird erstens durch die Weisung Gottes widerlegt, ihn anzurufen. Somit entspricht es zweitens ebendiesem ewigen Willen Gottes, dass er angebetet wird. Deshalb ist ihm auch zu gehorchen. Was so scheint, als bedeute es, Gott einen Zwang aufzuerlegen, ist tatsächlich eine Berücksichtigung der göttlichen Weisung (2-3). Es folgen Beispiele aus der Bibel. Unfrommen Wagemut (impia audacia) und Dummheit (stultitia) lehnt Gott hingegen ab. Erfolglos bleibt es, wenn man um Erfüllung bittet, wenn man diese selbst in der Hand hätte, die Möglichkeiten jedoch aus Trägheit nicht nutzt. Vielmehr muss man um Gottes Beistand für eigenes beharrliches Tun anstreben (3-4). Camerarius wendet sich gegen die Vorstellung, dass Gottes Wille eisern und durch Gebete nicht zu bewegen sei (4). Dies bedeute nämlich eine unausweichliche Festlegung des Ausgangs der Ereignisse. Hierbei lehnt Camerarius sowohl die rigide Schicksalsauffassung der Stoiker als auch den epikureische Vorstellung vom Zufall. Dies steht im Widerspruch zu dem sich im Bibeltext manifestierenden Willen Gottes.

Überlieferung

Forschungsliteratur