Camerarius, Disputatio de precibus (Werk), 1560: Unterschied zwischen den Versionen
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''Das Gebet als natürliches Bedürfnis des Menschen'': Camerarius eröffnet den Traktat mit der Allgemeinaussage, dass alle Menschen infolge eines natürlichen Verlangens in schwierigen Zeiten Gelübde vorbringen und um den Beistand eines göttlichen Wesens flehen (1). Dies gilt vor allem dann, wenn sie merken, dass ihnen keine menschliche Hilfe mehr zu Gebote steht. Hieraus kann man leicht schließen, dass es sich bei einem solchen Gebrauch nicht um ein kulturelles Phänomen handelt, das von den Menschen ausgedacht und nicht durch Belehrung eingeführt worden ist, sondern dass es sich um eine Überzeugung handle, die dem Verstand aller Menschen von Anfang an eingepflanzt ist. So scheint es, dass jeder einzelne Mensch in schwerer Bedrängnis zwangsläufig beten muss. Insbesondere Leute, die einst weniger religiös waren, treibt es dann dazu, Gott anzurufen (1-2). Camerarius führt Beispiele für ein solches Verhalten an (Bote in Aischylos' ''Perser'').<br> | ''Das Gebet als natürliches Bedürfnis des Menschen'': Camerarius eröffnet den Traktat mit der Allgemeinaussage, dass alle Menschen infolge eines natürlichen Verlangens in schwierigen Zeiten Gelübde vorbringen und um den Beistand eines göttlichen Wesens flehen (1). Dies gilt vor allem dann, wenn sie merken, dass ihnen keine menschliche Hilfe mehr zu Gebote steht. Hieraus kann man leicht schließen, dass es sich bei einem solchen Gebrauch nicht um ein kulturelles Phänomen handelt, das von den Menschen ausgedacht und nicht durch Belehrung eingeführt worden ist, sondern dass es sich um eine Überzeugung handle, die dem Verstand aller Menschen von Anfang an eingepflanzt ist. So scheint es, dass jeder einzelne Mensch in schwerer Bedrängnis zwangsläufig beten muss. Insbesondere Leute, die einst weniger religiös waren, treibt es dann dazu, Gott anzurufen (1-2). Camerarius führt Beispiele für ein solches Verhalten an (Bote in Aischylos' ''Perser'').<br> | ||
''Der Sinn des Betens'': Wenn der Wille Gottes jedoch ewig und unveränderlich ist, welchen Unterschied macht es dann, ob man ihn im Gebet anfleht oder nicht? Dieser Einwand wird erstens durch die Weisung Gottes widerlegt, ihn anzurufen. Somit entspricht es zweitens ebendiesem ewigen Willen Gottes, dass er angebetet wird. Deshalb ist ihm auch zu gehorchen. Was so scheint, als bedeute es, Gott einen Zwang aufzuerlegen, ist tatsächlich eine Berücksichtigung der göttlichen Weisung (2-3). Es folgen Beispiele aus der Bibel. Unfrommen Wagemut (''impia audacia'') und Dummheit (''stultitia'') lehnt Gott hingegen ab. Erfolglos bleibt es, wenn man um Erfüllung bittet, wenn man diese selbst in der Hand hätte, die Möglichkeiten jedoch aus Trägheit nicht nutzt. Vielmehr muss man um Gottes Beistand für eigenes beharrliches Tun anstreben (3-4). Camerarius wendet sich gegen die Vorstellung, dass Gottes Wille durch Gebete nicht zu bewegen sei. Hierbei lehnt er sowohl die Schicksalsauffassung der Stoiker ab als auch den epikureische Vorstellung vom Zufall. | ''Der Sinn des Betens'': Wenn der Wille Gottes jedoch ewig und unveränderlich ist, welchen Unterschied macht es dann, ob man ihn im Gebet anfleht oder nicht? Dieser Einwand wird erstens durch die Weisung Gottes widerlegt, ihn anzurufen. Somit entspricht es zweitens ebendiesem ewigen Willen Gottes, dass er angebetet wird. Deshalb ist ihm auch zu gehorchen. Was so scheint, als bedeute es, Gott einen Zwang aufzuerlegen, ist tatsächlich eine Berücksichtigung der göttlichen Weisung (2-3). Es folgen Beispiele aus der Bibel. Unfrommen Wagemut (''impia audacia'') und Dummheit (''stultitia'') lehnt Gott hingegen ab. Erfolglos bleibt es, wenn man um Erfüllung bittet, wenn man diese selbst in der Hand hätte, die Möglichkeiten jedoch aus Trägheit nicht nutzt. Vielmehr muss man um Gottes Beistand für eigenes beharrliches Tun anstreben (3-4). Camerarius wendet sich gegen die Vorstellung, dass Gottes Wille durch Gebete nicht zu bewegen sei. Hierbei lehnt er sowohl die Schicksalsauffassung der Stoiker ab als auch den epikureische Vorstellung vom Zufall (4). Dies steht im Widerspruch zum Bibeltext. | ||
=== Überlieferung === | === Überlieferung === | ||
=== Forschungsliteratur=== | === Forschungsliteratur=== |
Version vom 28. Oktober 2018, 14:50 Uhr
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | Disputatio de precibus, bearbeitet von Jochen Schultheiß (28.10.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | Disputatio de precibus |
Kurzbeschreibung | |
Erstnachweis | 1560 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Datierung nach dem Erstdruck |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | 1560/01/01 |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | 1560/05/06 |
Schlagworte / Register | Gebet |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Disputatio de precibus (Druck), 1560 |
Erstdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | noch nicht am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Bearbeitungsdatum | 28.10.2018 |
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | Disputatio de precibus, bearbeitet von Jochen Schultheiß (28.10.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I.
|
Sprache | Latein |
Werktitel | Disputatio de precibus |
Kurzbeschreibung | |
Erstnachweis | 1560 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Datierung nach dem Erstdruck |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | 1560/01/01 |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | 1560/05/06 |
Schlagworte / Register | Gebet |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Disputatio de precibus (Druck), 1560 |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Bearbeitungsdatum | 28.10.2018 |
Widmung und Entstehungskontext
Das Werk ist im Kontext des Gesamtdruckes Herzog Christoph von Württemberg gewidmet.
Aufbau und Inhalt
Das Gebet als natürliches Bedürfnis des Menschen: Camerarius eröffnet den Traktat mit der Allgemeinaussage, dass alle Menschen infolge eines natürlichen Verlangens in schwierigen Zeiten Gelübde vorbringen und um den Beistand eines göttlichen Wesens flehen (1). Dies gilt vor allem dann, wenn sie merken, dass ihnen keine menschliche Hilfe mehr zu Gebote steht. Hieraus kann man leicht schließen, dass es sich bei einem solchen Gebrauch nicht um ein kulturelles Phänomen handelt, das von den Menschen ausgedacht und nicht durch Belehrung eingeführt worden ist, sondern dass es sich um eine Überzeugung handle, die dem Verstand aller Menschen von Anfang an eingepflanzt ist. So scheint es, dass jeder einzelne Mensch in schwerer Bedrängnis zwangsläufig beten muss. Insbesondere Leute, die einst weniger religiös waren, treibt es dann dazu, Gott anzurufen (1-2). Camerarius führt Beispiele für ein solches Verhalten an (Bote in Aischylos' Perser).
Der Sinn des Betens: Wenn der Wille Gottes jedoch ewig und unveränderlich ist, welchen Unterschied macht es dann, ob man ihn im Gebet anfleht oder nicht? Dieser Einwand wird erstens durch die Weisung Gottes widerlegt, ihn anzurufen. Somit entspricht es zweitens ebendiesem ewigen Willen Gottes, dass er angebetet wird. Deshalb ist ihm auch zu gehorchen. Was so scheint, als bedeute es, Gott einen Zwang aufzuerlegen, ist tatsächlich eine Berücksichtigung der göttlichen Weisung (2-3). Es folgen Beispiele aus der Bibel. Unfrommen Wagemut (impia audacia) und Dummheit (stultitia) lehnt Gott hingegen ab. Erfolglos bleibt es, wenn man um Erfüllung bittet, wenn man diese selbst in der Hand hätte, die Möglichkeiten jedoch aus Trägheit nicht nutzt. Vielmehr muss man um Gottes Beistand für eigenes beharrliches Tun anstreben (3-4). Camerarius wendet sich gegen die Vorstellung, dass Gottes Wille durch Gebete nicht zu bewegen sei. Hierbei lehnt er sowohl die Schicksalsauffassung der Stoiker ab als auch den epikureische Vorstellung vom Zufall (4). Dies steht im Widerspruch zum Bibeltext.