Camerarius, Belli Smalcaldici commentarius, 1611 (1547): Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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==Widmung und Entstehungskontext==
==Widmung und Entstehungskontext==
Der von [[Erwähnte Person::Marquard Freher]] im dritten Band seiner Textsammlung zur deutschen Geschichte über die Zeit Kaiser Karls V. herausgegebene Text wurde mit einer lateinischen Übersetzung und einem Supplementum von [[Erwähnte Person::Simon Sten]] versehen. Dies erhellt aus seiner kurzen Vorrede, aus der möglicherweise auch der von Camerarius gewählte Titel Συγγραφή hervorgeht. Der Begriff könnte allerdings auch aus Camerarius' Verwendung dieses Wortes im Proömium hervorgehen oder auch schlichtweg als gängige Bezeichnung für Geschichtswerk gebraucht sein). Nach Angabe des Herausgebers im Inhaltsverzeichnis (S. )()( 2r), wurde ihm die Schrift von Camerarius' Enkel, [[Erwähnte Person::Ludwig Camerarius II.]], für diese Edition zur Verfügung gestellt.<br />
Der von [[Erwähnte Person::Marquard Freher]] im dritten Band seiner Textsammlung zur deutschen Geschichte über die Zeit Kaiser Karls V. herausgegebene Text wurde mit einer lateinischen Übersetzung und einem Supplementum von [[Erwähnte Person::Simon Sten]] versehen. Dies erhellt aus seiner kurzen Vorrede, aus der möglicherweise auch der von Camerarius gewählte Titel Συγγραφή hervorgeht. Der Begriff könnte allerdings auch aus Camerarius' Verwendung dieses Wortes im Proömium hervorgehen oder auch schlichtweg als gängige Bezeichnung für Geschichtswerk gebraucht sein). Nach Angabe des Herausgebers im Inhaltsverzeichnis (S. )()( 2r), wurde ihm die Schrift von Camerarius' Enkel, [[Erwähnte Person::Ludwig Camerarius II.]], für diese Edition zur Verfügung gestellt.<br />
Die genaue Entstehungszeit der Schrift muss unklar bleiben. [[Baron/Shaw 1978]], 240 setzen das Werk, wahrscheinlich in der Annahme einer Abfassung unmittelbar nach den geschilderten Ereignisse, auf 1546 an. Allerdings umfasst die Erzählung auch noch Geschehnisse aus dem Jahr 1547.
Die genaue Entstehungszeit der Schrift muss hypothetische erschlossen werden. [[Baron/Shaw 1978]], 240 setzen das Werk, wahrscheinlich in der Annahme einer Abfassung unmittelbar nach den geschilderten Ereignisse, auf 1546 an. Allerdings umfasst die Erzählung auch noch Geschehnisse aus dem Jahr 1547, weshalb diese Datierung zu verwerfen ist. Allerdings ist die Vermutung, dass Camerarius das Werk unmittelbar nach den Ereignissen abgefasst hat durchaus plausibel. So äußert der Erzähler im Prooemium gleich im ersten Satz, dass er den Entschluss zur Abfassung des Werkes während des heftigsten Wütens des Krieges gefasst hat. Erhärtet wird diese zeitliche Einordnung durch die im folgenden geäußerte Absicht, er habe eine objektive Darstellung der Ereignisse vorlegen wollen. Das Werk ist also in der Erwartung noch ausstehender parteischer Vereinnahmungen abgefasst. Auch die Wortwahl lässt die unmittelbare Nähe zu den Ereignissen erkennen: τὰ νυνὶ γεγονότα. Man darf also mit berechtigtem Optimismus eine Abfassung im Jahre 1547 annehmen.
Im Begleitbrief zu seiner Übersetzung schreibt Simon Sten, dass ihm nicht Weniges zu fehlen scheint und dass er dies ergänzt habe (Quia autem nonnulla deese videbantur, Visum est & et illa supplere). Es bleibt jedoch unklar, ob Sten hiermit die Unvollständigkeit der Überlieferung oder der Darstellung meint. Er gibt an, dass er bis zur sächischen Gefangeschaft (ad captivitatem Saxonis) fortgeschrieben habe. Diese bilde eine abgeschlossene Handlung wie der Tod der Hector die Ilias beschließt. Das Folgende knne dann auch der Vita des [[Erwähnte Person::Moritz von Sachsen]] entnommen werden. Der Widmungsbrief an Marquard Freher datiert auf den 18. Juli 1606, ist also zehn Jahre früher als der tatsächliche Druck.<br />
Im Begleitbrief zu seiner Übersetzung schreibt Simon Sten, dass ihm nicht Weniges zu fehlen scheint und dass er dies ergänzt habe (Quia autem nonnulla deese videbantur, Visum est & et illa supplere). Es bleibt jedoch unklar, ob Sten hiermit die Unvollständigkeit der Überlieferung oder der Darstellung meint. Er gibt an, dass er bis zur sächischen Gefangeschaft (ad captivitatem Saxonis) fortgeschrieben habe. Diese bilde eine abgeschlossene Handlung wie der Tod der Hector die Ilias beschließt. Das Folgende knne dann auch der Vita des [[Erwähnte Person::Moritz von Sachsen]] entnommen werden. Der Widmungsbrief an Marquard Freher datiert auf den 18. Juli 1606, ist also zehn Jahre früher als der tatsächliche Druck.<br />
Die Schrift wird mit der Gattungszuschreibung Commentarius vom Herausgeber Marquard Freher in die Tradition der antiken Geschichtsschreibung. In dem Werk wird der Schmalkaldische Krieg im Jahr 1546-1547  zwischen Kaiser [[Erwähnte Person::Karl V.]] und den protestantischen Fürsten beschrieben.
Die Schrift wird mit der Gattungszuschreibung Commentarius vom Herausgeber Marquard Freher in die Tradition der antiken Geschichtsschreibung. In dem Werk wird der Schmalkaldische Krieg im Jahr 1546-1547  zwischen Kaiser [[Erwähnte Person::Karl V.]] und den protestantischen Fürsten beschrieben.

Version vom 28. Mai 2017, 11:04 Uhr


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Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Belli Smalcaldici anno M.D.XLVI inter Carolum V. Caes(arem) et Protestantium duces gesti, commentarius, bearbeitet von Jochen Schultheiß (28.05.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Griechisch
Werktitel Belli Smalcaldici anno M.D.XLVI inter Carolum V. Caes(arem) et Protestantium duces gesti, commentarius
Kurzbeschreibung Das Geschichtswerk zum Schmalkaldischen Krieg 1546-1547 zwischen Kaiser Karl V. und den protestantischen Fürsten wurde von Joachim Camerarius auf Griechisch verfasst.
Erstnachweis 1611
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung des Erstdruckes
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1611/09/13
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1611/12/31
Schlagworte / Register Geschichtsschreibung; Zeitgeschichtsschreibung; Nationalbewusstsein; Pest; Astrologie; Divination
Paratext zu
Paratext? nein
Paratext zu
Überliefert in
Druck Freher, Germanicarum rerum scriptores, 1611; Freher, Rerum Germanicarum scriptores, 1717
Erstdruck in
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck
Volltext http://texte.camerarius.de/
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft noch nicht am Original überprüft
Bearbeitungsstand unkorrigiert
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Bearbeitungsdatum 28.05.2017
Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Belli Smalcaldici anno M.D.XLVI inter Carolum V. Caes(arem) et Protestantium duces gesti, commentarius, bearbeitet von Jochen Schultheiß (28.05.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Griechisch
Werktitel Belli Smalcaldici anno M.D.XLVI inter Carolum V. Caes(arem) et Protestantium duces gesti, commentarius
Kurzbeschreibung Das Geschichtswerk zum Schmalkaldischen Krieg 1546-1547 zwischen Kaiser Karl V. und den protestantischen Fürsten wurde von Joachim Camerarius auf Griechisch verfasst.
Erstnachweis 1611
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung des Erstdruckes
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1611/09/13
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1611/12/31
Schlagworte / Register Geschichtsschreibung; Zeitgeschichtsschreibung; Nationalbewusstsein; Pest; Astrologie; Divination
Paratext zu
Paratext? nein
Überliefert in
Druck Freher, Germanicarum rerum scriptores, 1611; Freher, Rerum Germanicarum scriptores, 1717
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Bearbeitungsdatum 28.05.2017


Widmung und Entstehungskontext

Der von Marquard Freher im dritten Band seiner Textsammlung zur deutschen Geschichte über die Zeit Kaiser Karls V. herausgegebene Text wurde mit einer lateinischen Übersetzung und einem Supplementum von Simon Sten versehen. Dies erhellt aus seiner kurzen Vorrede, aus der möglicherweise auch der von Camerarius gewählte Titel Συγγραφή hervorgeht. Der Begriff könnte allerdings auch aus Camerarius' Verwendung dieses Wortes im Proömium hervorgehen oder auch schlichtweg als gängige Bezeichnung für Geschichtswerk gebraucht sein). Nach Angabe des Herausgebers im Inhaltsverzeichnis (S. )()( 2r), wurde ihm die Schrift von Camerarius' Enkel, Ludwig Camerarius II., für diese Edition zur Verfügung gestellt.
Die genaue Entstehungszeit der Schrift muss hypothetische erschlossen werden. Baron/Shaw 1978, 240 setzen das Werk, wahrscheinlich in der Annahme einer Abfassung unmittelbar nach den geschilderten Ereignisse, auf 1546 an. Allerdings umfasst die Erzählung auch noch Geschehnisse aus dem Jahr 1547, weshalb diese Datierung zu verwerfen ist. Allerdings ist die Vermutung, dass Camerarius das Werk unmittelbar nach den Ereignissen abgefasst hat durchaus plausibel. So äußert der Erzähler im Prooemium gleich im ersten Satz, dass er den Entschluss zur Abfassung des Werkes während des heftigsten Wütens des Krieges gefasst hat. Erhärtet wird diese zeitliche Einordnung durch die im folgenden geäußerte Absicht, er habe eine objektive Darstellung der Ereignisse vorlegen wollen. Das Werk ist also in der Erwartung noch ausstehender parteischer Vereinnahmungen abgefasst. Auch die Wortwahl lässt die unmittelbare Nähe zu den Ereignissen erkennen: τὰ νυνὶ γεγονότα. Man darf also mit berechtigtem Optimismus eine Abfassung im Jahre 1547 annehmen. Im Begleitbrief zu seiner Übersetzung schreibt Simon Sten, dass ihm nicht Weniges zu fehlen scheint und dass er dies ergänzt habe (Quia autem nonnulla deese videbantur, Visum est & et illa supplere). Es bleibt jedoch unklar, ob Sten hiermit die Unvollständigkeit der Überlieferung oder der Darstellung meint. Er gibt an, dass er bis zur sächischen Gefangeschaft (ad captivitatem Saxonis) fortgeschrieben habe. Diese bilde eine abgeschlossene Handlung wie der Tod der Hector die Ilias beschließt. Das Folgende knne dann auch der Vita des Moritz von Sachsen entnommen werden. Der Widmungsbrief an Marquard Freher datiert auf den 18. Juli 1606, ist also zehn Jahre früher als der tatsächliche Druck.
Die Schrift wird mit der Gattungszuschreibung Commentarius vom Herausgeber Marquard Freher in die Tradition der antiken Geschichtsschreibung. In dem Werk wird der Schmalkaldische Krieg im Jahr 1546-1547 zwischen Kaiser Karl V. und den protestantischen Fürsten beschrieben.

Aufbau und Inhalt

Das Prooemium dient der Darlegung zu Entstehungskontext und Intention. Der Erzähler schreibt, er habe sich zur Abfassung dieses Werkes entschlossen, als der Krieg heftig tobte (Ἐπειδὴ καθέστηκε τηλικοῦτος τὸ μέγεθος πόλεμος, αἰφνιδίως μὲν ἐξαφθεὶς, σφοδρότατα δὲ τῇ ὁρμῇ ἀεὶ τὰ ἐχόμενα εἰς το πρόσῳ νειμάμενος, ἔδοξέ μοι ξυγγράφειν τὰ ἐγνωρίσμενα ἡμῖν). Hiermit wird eine zu den Ereignissen zeitnahe Entshung des Werkes nahegelegt. Die Darlegung der Ereignisse beruhe auf den ἐγνωρίσμενα des Erzählers. Hiermit zielt Camerarius wohl weniger darauf ab, den historischen Bericht unter den Vorbehalt des eigenen Erkenntnishorizonts zu stellen. Vielmehr betrachtet er seine Erkenntnisse durchaus als objektiv, was aus der folgenden Darstellung der beiden Motive hervorgeht, die ihn zur Abfassung des Werkes veranlasst hätten: Zum einen habe sich in dem Krieg verwirklicht, was durch Vorzeichen und Vorhersagen schon angekündigt worden war. Die Geschichtsschreibung dient somit der empirischen Bestätigung astrologischer und divinatorischer Vorausdeutungen. Zum anderen habe er in Voraussicht späterer parteiischer Schilderungen eine objektive Darstellung vorlegen wollen (incorruptam narrationem & historiam quandam sinceram). Schwierig sei es jedoch einen Schreiber zu finden, der zugleich Augenzeuge (oculatus testis), Stilist (eruditius exponere) und Sachverständiger (civili prudentia & experientia) sei. Ein solcher Schriftsteller sei jedoch kaum zu finden, habe er sich zu dem Werk entschlossen. Der Erzähler versucht seine Aufrichtigkeit zu untermauern: Er habe "ohne Verstellung" (sine omni dissimulatione) geschrieben. Die griechische Sprache habe er gwählt, "damit auch auch die Griechen irgendwie in diesen Dingen über die Wahrheit belehrt würden". Dies ist wohl eine paradoxe Ausdrucksform, um sich mit den griechischen Historikern gleichzusetzen. Daraufhin gibt der Erzähler seine Identität zu erkennen: Er stamme aus Bamberg und seine ins Griechische übersetzter Name sei Ἀνασατσιος. Ein einführender Abschnitt stellt die Gegebenheiten dar, aus denen die historischen Ereignisse hervorgingen. Hier stehen an erster Stelle die religösen Konflikte. Er greift zurück auf den Ursprung des Begriffes "Protestanten", auf die Rolle des französischen Königs Francois und von Florenz hin zum Augsburger Reichstag von 1530. mit der dort gefassten Confessio Augustana. Camerarius verfolgt in seiner Darstellung Objektivierungsstrategien in Hinblick auf den konfessionellen Standpunkt: Protestantes confessionem qunadam, (ut aiebant) suae verae fidei. Auch außenpolitische Faktoren wie der Krieg gegen die Türken wird behandelt.
Mit der Gründung des Schmalkaldischen Bundes beginnt dann die historische Ereigniskette. Von Gerüchten, Karl habe eine Vergiftung von Brunnen veranlasst, distanziert sich der Erzähler in einer persönlichen Stellungnahme in Ich-Form. Viel Platz räumt Camerarius der geistigen Ursachengeschichte der Reformation ein und erzeugt somit Verständnis für die protestantische Seite.
Einige Motive erinnern an Thukydides: Gegenstand der Darstellung ist auch ein Verfall der Sitten. Eine neue franzöisierende oder italianisierende Haltung steht den alten Sitten netgegen. Die Gegenübersetllung mit der Sittlichkeit der Germanen fügt sich in das Aufkommen eines Nationalbewusstsein im Humanismus ein. Ebenso kennt der Bericht eine Pestdarstellung.
Mit einem Rückverweis in die Vorvergangenheit mit der sich an der Rolandstatue in Halle entspinnenden Erzählung über die Besiegung der Sachsen durch Karl den Großen, bietet Camerarius eine Analogie zur historischen Situation im Schmalkaldischen Krieg. Das im Vorwort angesprochene Vorzeichenwesen spielt in der Darstellung der historischen Ereignisse keine Rolle.
Camerarius' Darstellung endet nach der Schlacht von Rochlitz (02.03.1547). Das Ende des Krieges in der Schlacht von Mühlberg (24.04.1547) iist Gegenstand des von Stenius angefügten griechhisch-lateinischen Supplementums. Stenius nimmt den in seiner Widmung angeführten Vergleich mit Homers Ilias zur Illustration des Ansprcuhs eines geschlossenen Handlungsbogens auf, indem er damit schließt, dass das Geschichtswerk ebenso wie das Epos mit der Gefangenschaft endet.
Burkhard Gotthelf Struve, der Herausgeber der Edition von 1717, lobt in seinem Vorwort den überkonfessionellen, neutralen Standpunkt Camerarius': "accurate descripsit Camerarius, ita, ut Protestantium errores minime reticeat."

Überlieferung

Forschungsliteratur