Camerarius, Ἱπποκομικός, 1539: Unterschied zwischen den Versionen

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''Einleitung'': In seiner Einleitung nimmt Camerarius eine Klassifizierung der Pferde nach ihren Verwendungsgebieten in Kriegs- (''bellatores''), Reise- (''itinerarii'') und Zugpferde (vectarii'') vor. Camerarius weist darauf hin, dass es sich bei den letzten beiden Kategorien um Phänomene seiner Gegenwart handle'', da in der Antike für diese Aufgaben Maultiere bzw. Ochsen verwendet wurden. Aus diesem Grund habe sich Xenophon ausschließlich mit den Kriegspferden auseinandergesetzt. Im gegenwärtigen Deutschland fände sich die Verwendung von Ochsen lediglich noch in gebirgigen Gegenden. Auch Maulesel und Esel werden nur selten verwendet. Auch sie sind weitgehend von Pferden ersetzt. In der Antike sei die Verwendung des Pferdes zwar selten, dennoch finden sich Belege für die Haltung von Pferden und für ihre Benutzung als Reittiere. Camerarius stellt mit literarischen Belege aus der antiken Literatur einen historischen Abriss über für den Umgang mit Pferden im Altertum zusammen. Die Darstellung im Rahmen dieser Einleitung erfolgt weder thematisch noch chronologisch geordnet. Er beginnt seinen Bericht mit der in seiner Gegenwart nicht mehr gängigen, aber bei Homer belegten Praxis des Springens von einem Pferd auf das andere (''agilitas desultoria''). Weniger dicht an Textreferenz ist aufgrund der eingangs erläuterten Ursachen der Abschnitt zu den Zugpferden, wenngleich auch hier Camerarius versucht, antike Textbelege anzuführen.<br />
''Einleitung'': In seiner Einleitung nimmt Camerarius eine Klassifizierung der Pferde nach ihren Verwendungsgebieten in Kriegs- (''bellatores''), Reise- (''itinerarii'') und Zugpferde (vectarii'') vor. Camerarius weist darauf hin, dass es sich bei den letzten beiden Kategorien um Phänomene seiner Gegenwart handle'', da in der Antike für diese Aufgaben Maultiere bzw. Ochsen verwendet wurden. Aus diesem Grund habe sich Xenophon ausschließlich mit den Kriegspferden auseinandergesetzt. Im gegenwärtigen Deutschland fände sich die Verwendung von Ochsen lediglich noch in gebirgigen Gegenden. Auch Maulesel und Esel werden nur selten verwendet. Auch sie sind weitgehend von Pferden ersetzt. In der Antike sei die Verwendung des Pferdes zwar selten, dennoch finden sich Belege für die Haltung von Pferden und für ihre Benutzung als Reittiere. Camerarius stellt mit literarischen Belege aus der antiken Literatur einen historischen Abriss über für den Umgang mit Pferden im Altertum zusammen. Die Darstellung im Rahmen dieser Einleitung erfolgt weder thematisch noch chronologisch geordnet. Er beginnt seinen Bericht mit der in seiner Gegenwart nicht mehr gängigen, aber bei Homer belegten Praxis des Springens von einem Pferd auf das andere (''agilitas desultoria''). Weniger dicht an Textreferenz ist aufgrund der eingangs erläuterten Ursachen der Abschnitt zu den Zugpferden, wenngleich auch hier Camerarius versucht, antike Textbelege anzuführen.<br />
''Hauptteil'': Im Hauptteil (B3v) vertieft Camerarius zunächst Pflege, dann Umgang mit Pferden (''horum'' (=''equorum'') ''curam et tractationem deinceps persequamur''). Hierbei möchte er Darstellungen der Antike mit den zeitgenössischen Gepflogenheiten vergleichen (''scripta veterum cum nostra consuetudine conferentes''). Aus den antiken Schriften soll dann auch Nützliches für die Gegenwart herausgezogen und mit Cameraius Ansichten abgeglichen werden. So ist wohl die schwer verständliche, abschließende Bemerkung zu verstehen (''et colligentes de his etiam nos ipsi quaedam cogitatione nostra''). Als Hauptquelle gibt Camerarius Xenophons Schrift über die Reitkunst an (im Anschluss übersetzt: [[Erwähntes Werk::Camerarius, Xenophontis libellus de re equestri (lat.), 1539]]). Darüber hinaus führt er belegte, aber nicht erhaltene antike Schriften zur Reitkunst an. Bevor er den Aspekt der ''cura'' vertieft, behandelt Camerarius auch den emotionalen Bezug zum Pferd. (''diligere, amare''). Er fragt sich ferner, ob Tiere Verstand (''intelligentia'') besitzen. Camerarius referiert antike Quellen zu der Frage ([[Erwähnte Person::Plutarch]]; [[Erwähnte Person::Stoici]]; [[Erwähnte Person::Homer]], [[Erwähnte Person::Aristoteles]]). Er möchte die Sache nicht vertiefen, gibt aber an, dass er zu der Vorstellung neige, dass Pferde einen Verstand besäßen. Als Eigenschaften, die für eine Intelligenz der Pferde sprechen, macht Camerariius Erinnerungsvermögen (''memoria''), Streben nach Ruhm (''gloriae et laudis studium''), Ehrgeiz (''ambitio'') sowie Disziplin (''disciplina'') aus.<br />
''Hauptteil'': Im Hauptteil (B3v) vertieft Camerarius zunächst Pflege, dann Umgang mit Pferden (''horum'' (=''equorum'') ''curam et tractationem deinceps persequamur''). Hierbei möchte er Darstellungen der Antike mit den zeitgenössischen Gepflogenheiten vergleichen (''scripta veterum cum nostra consuetudine conferentes''). Aus den antiken Schriften soll dann auch Nützliches für die Gegenwart herausgezogen und mit Cameraius Ansichten abgeglichen werden. So ist wohl die schwer verständliche, abschließende Bemerkung zu verstehen (''et colligentes de his etiam nos ipsi quaedam cogitatione nostra''). Als Hauptquelle gibt Camerarius Xenophons Schrift über die Reitkunst an (im Anschluss übersetzt: [[Erwähntes Werk::Camerarius, Xenophontis libellus de re equestri (lat.), 1539]]). Darüber hinaus führt er belegte, aber nicht erhaltene antike Schriften zur Reitkunst an. Bevor er den Aspekt der ''cura'' vertieft, behandelt Camerarius auch den emotionalen Bezug zum Pferd. (''diligere, amare''). Er fragt sich ferner, ob Tiere Verstand (''intelligentia'') besitzen. Camerarius referiert antike Quellen zu der Frage ([[Erwähnte Person::Plutarch]]; [[Erwähnte Person::Stoici]]; [[Erwähnte Person::Homer]], [[Erwähnte Person::Aristoteles]]). Er möchte die Sache nicht vertiefen, gibt aber an, dass er zu der Vorstellung neige, dass Pferde einen Verstand besäßen. Als Eigenschaften, die für eine Intelligenz der Pferde sprechen, macht Camerariius Erinnerungsvermögen (''memoria''), Streben nach Ruhm (''gloriae et laudis studium''), Ehrgeiz (''ambitio'') sowie Disziplin (''disciplina'') aus.<br />
Dann kehrt Camerarius zum Thema der Pflege der Pferde zurück, die auf einer wechselseitigen Zuneigung von Pferd und Mensch beruhen solle. Für Belege zitiert Camerarius [[Erwähnte Person::Vergil]], [[Erwähnte Person::Oppianos von Apameia]] (''Cynegetica'') sowie [[Erwähnte Person::Homer]] und verweist auf [[Erwähnte Person::Gaius Iulius Caesar]] und [[Erwähnte Person::Plinius maior]], [[Erwähnte Körperschaft::Columella]], aber auch [[Erwähnte Person::Catull]].
Dann kehrt Camerarius zum Thema der Pflege der Pferde zurück, die auf einer wechselseitigen Zuneigung von Pferd und Mensch beruhen solle. Für Belege zitiert Camerarius [[Erwähnte Person::Vergil]], [[Erwähnte Person::Oppianos von Apameia]] (''Cynegetica'') sowie [[Erwähnte Person::Homer]] und verweist auf [[Erwähnte Person::Gaius Iulius Caesar]] und [[Erwähnte Person::Plinius maior]], [[Erwähnte Körperschaft::Columella]], aber auch [[Erwähnte Person::Catull]].
Behandelte Themen sind das Aufsteigen, Krankheiten, Baden. In lockerer Gedankenabfolge behandelt Camerarius sodann Themen wie: Pflege des Körpers, Pflege des Haares, Futter, Reiten, Bezeichnungen für das Pferd, Pferdeschmuck, Bedeutung der Pferde im antiken Mythos, ihre Krankheiten und deren Behandlung. Camerarius empfiehlt den Aderlass und den Einsatz von Theriak auch für Pferde. Ferner beschäftigt sich Camerarius mit der Anatomie der Pferde, mit der Konstruktion, Ausstattung und Hygiene des Stalls, mit der Dressur oder dem Aufzäumen.<br />
Behandelte Themen sind das Aufsteigen, Krankheiten, Baden. In lockerer Gedankenabfolge behandelt Camerarius sodann Themen wie: Pflege des Körpers, Pflege des Haares, Futter, Reiten, Bezeichnungen für das Pferd, Pferdeschmuck, Bedeutung der Pferde im antiken Mythos, ihre Krankheiten und deren Behandlung. Camerarius empfiehlt den Aderlass und den Einsatz von Theriak auch für Pferde. Ferner beschäftigt sich Camerarius mit der Anatomie der Pferde, mit der Konstruktion, Ausstattung und Hygiene des Stalls, mit der Dressur oder dem Aufzäumen.<br />
Der Aufbau des Werkes ist insgesamt lose und assoziativ. Die Darstellung ist unsystematisch. Häufig kommt er auf Themen wieder zurück, die er bereits behandelt hat (z.B. Besteigung des Pferdes).
Der Aufbau des Werkes ist insgesamt lose und assoziativ. Die Darstellung ist unsystematisch. Häufig kommt er auf Themen wieder zurück, die er bereits behandelt hat (z.B. Besteigung des Pferdes).



Version vom 5. September 2017, 07:41 Uhr


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Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Ἱπποκομικός, bearbeitet von Jochen Schultheiß (05.09.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel Ἱπποκομικός
Kurzbeschreibung Selbstverfasste Schrift des Camerarius, die das Pferd aus literaturgeschichtlicher Perspektive betrachtet und zahlreiche antike Belegstellen heranzieht.
Erstnachweis 1539
Bemerkungen zum Erstnachweis Druckjahr gesichert (Titelblatt), Datierung der Widmungsbriefe an Georg von Loxau und Adam Karl: XV Cal. April.
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1539/03/18
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1539/12/31
Schlagworte / Register Fachschriftstellerei; Theriak; Aderlass
Paratext zu
Paratext? nein
Paratext zu
Überliefert in
Druck Camerarius, De tractandis equis, 1539
Erstdruck in
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck
Volltext http://texte.camerarius.de/
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand unkorrigiert
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Bearbeitungsdatum 5.09.2017
Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Ἱπποκομικός, bearbeitet von Jochen Schultheiß (05.09.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel Ἱπποκομικός
Kurzbeschreibung Selbstverfasste Schrift des Camerarius, die das Pferd aus literaturgeschichtlicher Perspektive betrachtet und zahlreiche antike Belegstellen heranzieht.
Erstnachweis 1539
Bemerkungen zum Erstnachweis Druckjahr gesichert (Titelblatt), Datierung der Widmungsbriefe an Georg von Loxau und Adam Karl: XV Cal. April.
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1539/03/18
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1539/12/31
Schlagworte / Register Fachschriftstellerei; Theriak; Aderlass
Paratext zu
Paratext? nein
Überliefert in
Druck Camerarius, De tractandis equis, 1539
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Bearbeitungsdatum 5.09.2017


Widmung und Entstehungskontext

Selbstverfasste Schrift des Camerarius, die das Pferd aus literaturgeschichtlicher Perspektive betrachtet und zahlreiche antike Belegstellen heranzieht. Widmungsempfänger ist Georg von Loxau. Im Widmungsbrief erklärt Camerarius, dass diese Schrift ein Beiprodukt seiner Beschäftigung mit der Schrift über die Reitkunst des Xenophon sei und ebenso aus seinem schon lange bestehenden Interesse für Pferde hervorgehe.

Aufbau und Inhalt

Titel: Das Titelblatt gibt als Titel zwei Altrenativen an: De tractandis equis sive Ἱπποκομικός, innerhalb des Druckes ist das Werk lediglich mit Ἱπποκομικός betitelt.

Einleitung: In seiner Einleitung nimmt Camerarius eine Klassifizierung der Pferde nach ihren Verwendungsgebieten in Kriegs- (bellatores), Reise- (itinerarii) und Zugpferde (vectarii) vor. Camerarius weist darauf hin, dass es sich bei den letzten beiden Kategorien um Phänomene seiner Gegenwart handle, da in der Antike für diese Aufgaben Maultiere bzw. Ochsen verwendet wurden. Aus diesem Grund habe sich Xenophon ausschließlich mit den Kriegspferden auseinandergesetzt. Im gegenwärtigen Deutschland fände sich die Verwendung von Ochsen lediglich noch in gebirgigen Gegenden. Auch Maulesel und Esel werden nur selten verwendet. Auch sie sind weitgehend von Pferden ersetzt. In der Antike sei die Verwendung des Pferdes zwar selten, dennoch finden sich Belege für die Haltung von Pferden und für ihre Benutzung als Reittiere. Camerarius stellt mit literarischen Belege aus der antiken Literatur einen historischen Abriss über für den Umgang mit Pferden im Altertum zusammen. Die Darstellung im Rahmen dieser Einleitung erfolgt weder thematisch noch chronologisch geordnet. Er beginnt seinen Bericht mit der in seiner Gegenwart nicht mehr gängigen, aber bei Homer belegten Praxis des Springens von einem Pferd auf das andere (agilitas desultoria). Weniger dicht an Textreferenz ist aufgrund der eingangs erläuterten Ursachen der Abschnitt zu den Zugpferden, wenngleich auch hier Camerarius versucht, antike Textbelege anzuführen.

Hauptteil: Im Hauptteil (B3v) vertieft Camerarius zunächst Pflege, dann Umgang mit Pferden (horum (=equorum) curam et tractationem deinceps persequamur). Hierbei möchte er Darstellungen der Antike mit den zeitgenössischen Gepflogenheiten vergleichen (scripta veterum cum nostra consuetudine conferentes). Aus den antiken Schriften soll dann auch Nützliches für die Gegenwart herausgezogen und mit Cameraius Ansichten abgeglichen werden. So ist wohl die schwer verständliche, abschließende Bemerkung zu verstehen (et colligentes de his etiam nos ipsi quaedam cogitatione nostra). Als Hauptquelle gibt Camerarius Xenophons Schrift über die Reitkunst an (im Anschluss übersetzt: Camerarius, Xenophontis libellus de re equestri (lat.), 1539). Darüber hinaus führt er belegte, aber nicht erhaltene antike Schriften zur Reitkunst an. Bevor er den Aspekt der cura vertieft, behandelt Camerarius auch den emotionalen Bezug zum Pferd. (diligere, amare). Er fragt sich ferner, ob Tiere Verstand (intelligentia) besitzen. Camerarius referiert antike Quellen zu der Frage (Plutarch; Stoici; Homer, Aristoteles). Er möchte die Sache nicht vertiefen, gibt aber an, dass er zu der Vorstellung neige, dass Pferde einen Verstand besäßen. Als Eigenschaften, die für eine Intelligenz der Pferde sprechen, macht Camerariius Erinnerungsvermögen (memoria), Streben nach Ruhm (gloriae et laudis studium), Ehrgeiz (ambitio) sowie Disziplin (disciplina) aus.
Dann kehrt Camerarius zum Thema der Pflege der Pferde zurück, die auf einer wechselseitigen Zuneigung von Pferd und Mensch beruhen solle. Für Belege zitiert Camerarius Vergil, Oppianos von Apameia (Cynegetica) sowie Homer und verweist auf Gaius Iulius Caesar und Plinius maior, Columella, aber auch Catull. Behandelte Themen sind das Aufsteigen, Krankheiten, Baden. In lockerer Gedankenabfolge behandelt Camerarius sodann Themen wie: Pflege des Körpers, Pflege des Haares, Futter, Reiten, Bezeichnungen für das Pferd, Pferdeschmuck, Bedeutung der Pferde im antiken Mythos, ihre Krankheiten und deren Behandlung. Camerarius empfiehlt den Aderlass und den Einsatz von Theriak auch für Pferde. Ferner beschäftigt sich Camerarius mit der Anatomie der Pferde, mit der Konstruktion, Ausstattung und Hygiene des Stalls, mit der Dressur oder dem Aufzäumen.

Der Aufbau des Werkes ist insgesamt lose und assoziativ. Die Darstellung ist unsystematisch. Häufig kommt er auf Themen wieder zurück, die er bereits behandelt hat (z.B. Besteigung des Pferdes).


Überlieferung

Forschungsliteratur