Camerarius an Melanchthon, 24.08.1524: Unterschied zwischen den Versionen
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Das aus 85 Distichen bestehende Briefgedicht trägt den Titel "Elegia ὁδοιπορικὴ | Das aus 85 Distichen bestehende Briefgedicht trägt den Titel "Elegia ὁδοιπορικὴ Metallaria ad Philippum Melanthonem". Camerarius spricht den Adressaten [[Werkadressat::Philipp Melanchthon]] an und nennt explizit den Absendeort [[Erwähnter Ort::Annaberg]]. Wie der Titel bereits zu erkennen gibt, steht das Hodoeporicon in der Tradition von [[Beeinflusser::Konrad Celtis]], "Hodoikorike Salinaria". Ebenso trägt es Züge eines Reisegedicht des [[Beeinflusser::Jakob Micyllus]] (Parallelen in Wortwahl, antimonastische Polemik, Recusatio der Reisefreude) und der Heroides des [[Beeinflusser::Publius Ovidius Naso]] (vgl. [[Wiegand 1984]], 118-119).<br /> | ||
In dem Gedicht wird auch der Tod des gemeinsamen Freundes [[Erwähnte Person::Wilhelm Nesen]] betrauert. Erwähnt werden ebenso Camerarius' Lehrer [[Lehrer::Petrus Mosellanus]] und [[Lehrer::Philipp Melanchthon]]. Auf dem Weg entlang der Elbe wird auch [[Erwähnter Ort::Meißen]] nach der Tradition des Städtelobs beschrieben. Dieses ist verbunden mit dem Lob auf einen kindlichen Fürsten Karl, der nur schwer zu bestimmen ist (vgl. [[Wiegand 1984]], 119 mit Fußnote 513). Letzter Ort vor Annaberg ist [[Erwähnter Ort::Freiberg]]. In Annaberg schließlich trifft Camerarius seinen langjährigen Freund | In dem Gedicht wird auch der Tod des gemeinsamen Freundes [[Erwähnte Person::Wilhelm Nesen]] betrauert. Erwähnt werden ebenso Camerarius' Lehrer [[Lehrer::Petrus Mosellanus]] und [[Lehrer::Philipp Melanchthon]]. Auf dem Weg entlang der Elbe wird auch [[Erwähnter Ort::Meißen]] nach der Tradition des Städtelobs beschrieben. Dieses ist verbunden mit dem Lob auf einen kindlichen Fürsten Karl, der nur schwer zu bestimmen ist (vgl. [[Wiegand 1984]], 119 mit Fußnote 513). Letzter Ort vor Annaberg ist [[Erwähnter Ort::Freiberg]]. In Annaberg schließlich trifft Camerarius seinen langjährigen Freund Sturciades, der mit großem Lob bedacht wird, und besucht ein Bergwerk. Mit Sturciades ist [[Erwähnte Person::Georg Sturtz]] gemeint, der als Sohn eines Grubenbesitzers in Annaberg geboren wurde und dort auch Arzt war (Anm. 2). Beim Eintritt in den Stollen verflucht Camerarius die Armut, die dazu führt, dass Menschen solche Arbeiten verrichten müssten. Die Betrachtung des Bergwerks, das einen erschreckenden Eindruck auf den Betrachter macht, ist verbunden mit moralischer Deutung.<br /> | ||
Die Beschreibung ist geprägt von Rückgriffen auf die Mythologie. [[Wiegand 1984]], 119-120 weist darauf hin, dass die antikisierende Darstellung des Bergwerks in den neulateinischen Hodoeporica in einem krassen Kontrast zu der realistischen Präsentation in den zeitgenössischen neulateinischen Lehrgedichten steht. | Die Beschreibung ist geprägt von Rückgriffen auf die Mythologie. [[Wiegand 1984]], 119-120 weist darauf hin, dass die antikisierende Darstellung des Bergwerks in den neulateinischen Hodoeporica in einem krassen Kontrast zu der realistischen Präsentation in den zeitgenössischen neulateinischen Lehrgedichten steht. | ||
(Jochen Schultheiß) | (Jochen Schultheiß) | ||
=== Anmerkungen === | === Anmerkungen === | ||
Absende- und Empfangsort sind nach [ | Anm. 1: Absende- und Empfangsort sind nach [https://melanchthon.hadw-bw.de/regesten.html MBW – Regesten online], Nr. 337 ermittelt.<br /> | ||
Anm. 2: Mit Sturciades muss hier gegen Wiegand 1984, 119, 124 Georg Sturtz gemeint sein, der zeitgleich zu Camerarius in Erfurt studiert und in der Zeit, in der sich Camerarius in Annaberg aufhält, dort Arzt ist (zu Georg Sturtz auch [[Woitkowitz 2003]], S. 35). Dieser Georg Sturtz ist auch mit dem Professor in Erfurt zu identifizieren und mit dem Sturciades, den Camerarius im Wittenberger Hodoeporicon ([[Camerarius an die Wittenberger Freunde, 29.11.1538]]) in Erfurt besucht (Biographie nach Jöcher, Compendiöses Gelehrten-Lexicon, Leipzig, 1733, Sp. 1380). | |||
Mit Sturciades muss hier gegen |
Aktuelle Version vom 29. Juni 2023, 19:29 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 1481 |
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Zitation | Camerarius an Melanchthon, 24.08.1524, bearbeitet von Jochen Schultheiß (29.06.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1481 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A3r-A6r |
Zweitdruck in | Barth, Annaeberga, 1557 |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 113-119 |
Sonstige Editionen | Bocerus, Fribergum in Misnia, 1577, Bl. M1r-M3v |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Philipp Melanchthon |
Datum | 1524/08/24 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Datierung des Briefes: An. XXIIII. IX Cal. Septemb. Nach Wiegand 1984, 117 datiert der Brief vom 23. August. Dies muss jedoch ein Versehen sein. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Annaberg |
Zielort | Wittenberg |
Gedicht? | ja |
Incipit | Asuesco dum te paulatim posse carere |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | Das aus 85 Distichen bestehende Briefgedicht trägt den Titel "Elegia ὁδοιπορικὴ Metallaria ad Philippum Melanthonem". Es ist der Gattung des Hodoeporicons zuzuordnen und enthält ein Städtelob auf Meißen und ein Encomium auf einen nicht eindeutig bestimmbaren Prinzen Karl. In der Beschreibung einer Begegnung mit Mönchen wird konfessionelle Polemik deutlich. Am Zielort Annaberg trifft Camerarius seinen Freund Georg Sturtz und besucht ein Bergwerk. In der Beschreibung des Bergwerksbesuches werden die visuellen Erlebnisse mit moralischen Deutungen verbunden. Camerarius lässt auch einen Blick für die schwierige soziale Situation der im Bergwerk Arbeitenden erkennen. |
Anlass | |
Register | Briefgedicht; Städtelob; Elegie; Polemik (konfessionell); Panegyrik; Briefe/Parallelüberlieferung; Hodoeporicum |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 29.06.2023 |
Werksigle | OCEp 1481 |
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Zitation | Camerarius an Melanchthon, 24.08.1524, bearbeitet von Jochen Schultheiß (29.06.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1481 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A3r-A6r |
Zweitdruck in | Barth, Annaeberga, 1557 |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 113-119 |
Sonstige Editionen | Bocerus, Fribergum in Misnia, 1577, Bl. M1r-M3v |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Philipp Melanchthon |
Datum | 1524/08/24 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Datierung des Briefes: An. XXIIII. IX Cal. Septemb. Nach Wiegand 1984, 117 datiert der Brief vom 23. August. Dies muss jedoch ein Versehen sein. |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Annaberg |
Zielort | Wittenberg |
Gedicht? | ja |
Incipit | Asuesco dum te paulatim posse carere |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Kurzbeschreibung | Das aus 85 Distichen bestehende Briefgedicht trägt den Titel "Elegia ὁδοιπορικὴ Metallaria ad Philippum Melanthonem". Es ist der Gattung des Hodoeporicons zuzuordnen und enthält ein Städtelob auf Meißen und ein Encomium auf einen nicht eindeutig bestimmbaren Prinzen Karl. In der Beschreibung einer Begegnung mit Mönchen wird konfessionelle Polemik deutlich. Am Zielort Annaberg trifft Camerarius seinen Freund Georg Sturtz und besucht ein Bergwerk. In der Beschreibung des Bergwerksbesuches werden die visuellen Erlebnisse mit moralischen Deutungen verbunden. Camerarius lässt auch einen Blick für die schwierige soziale Situation der im Bergwerk Arbeitenden erkennen. |
Register | Briefgedicht; Städtelob; Elegie; Polemik (konfessionell); Panegyrik; Briefe/Parallelüberlieferung; Hodoeporicum |
Datumsstempel | 29.06.2023 |
Regest
Das aus 85 Distichen bestehende Briefgedicht trägt den Titel "Elegia ὁδοιπορικὴ Metallaria ad Philippum Melanthonem". Camerarius spricht den Adressaten Philipp Melanchthon an und nennt explizit den Absendeort Annaberg. Wie der Titel bereits zu erkennen gibt, steht das Hodoeporicon in der Tradition von Konrad Celtis, "Hodoikorike Salinaria". Ebenso trägt es Züge eines Reisegedicht des Jakob Micyllus (Parallelen in Wortwahl, antimonastische Polemik, Recusatio der Reisefreude) und der Heroides des Publius Ovidius Naso (vgl. Wiegand 1984, 118-119).
In dem Gedicht wird auch der Tod des gemeinsamen Freundes Wilhelm Nesen betrauert. Erwähnt werden ebenso Camerarius' Lehrer Petrus Mosellanus und Philipp Melanchthon. Auf dem Weg entlang der Elbe wird auch Meißen nach der Tradition des Städtelobs beschrieben. Dieses ist verbunden mit dem Lob auf einen kindlichen Fürsten Karl, der nur schwer zu bestimmen ist (vgl. Wiegand 1984, 119 mit Fußnote 513). Letzter Ort vor Annaberg ist Freiberg. In Annaberg schließlich trifft Camerarius seinen langjährigen Freund Sturciades, der mit großem Lob bedacht wird, und besucht ein Bergwerk. Mit Sturciades ist Georg Sturtz gemeint, der als Sohn eines Grubenbesitzers in Annaberg geboren wurde und dort auch Arzt war (Anm. 2). Beim Eintritt in den Stollen verflucht Camerarius die Armut, die dazu führt, dass Menschen solche Arbeiten verrichten müssten. Die Betrachtung des Bergwerks, das einen erschreckenden Eindruck auf den Betrachter macht, ist verbunden mit moralischer Deutung.
Die Beschreibung ist geprägt von Rückgriffen auf die Mythologie. Wiegand 1984, 119-120 weist darauf hin, dass die antikisierende Darstellung des Bergwerks in den neulateinischen Hodoeporica in einem krassen Kontrast zu der realistischen Präsentation in den zeitgenössischen neulateinischen Lehrgedichten steht.
(Jochen Schultheiß)
Anmerkungen
Anm. 1: Absende- und Empfangsort sind nach MBW – Regesten online, Nr. 337 ermittelt.
Anm. 2: Mit Sturciades muss hier gegen Wiegand 1984, 119, 124 Georg Sturtz gemeint sein, der zeitgleich zu Camerarius in Erfurt studiert und in der Zeit, in der sich Camerarius in Annaberg aufhält, dort Arzt ist (zu Georg Sturtz auch Woitkowitz 2003, S. 35). Dieser Georg Sturtz ist auch mit dem Professor in Erfurt zu identifizieren und mit dem Sturciades, den Camerarius im Wittenberger Hodoeporicon (Camerarius an die Wittenberger Freunde, 29.11.1538) in Erfurt besucht (Biographie nach Jöcher, Compendiöses Gelehrten-Lexicon, Leipzig, 1733, Sp. 1380).