Bedrott an Camerarius, 22.09.1540: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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|Absender=Jakob Bedrott
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|Empfänger=Joachim Camerarius I.
|Empfänger=Joachim Camerarius I.
|Datum=1540-09-22
|Datum=1540/09/22
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|Bemerkungen zum Datum=ermitteltes Jahr (im Druck o.J.); s. Hinweise zur Datierung
|Bemerkungen zum Datum=ermitteltes Jahr (im Druck o.J.); s. Hinweise zur Datierung
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|Gedicht_jn=nein
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|Incipit=Sebaldo nostro scripsi domum conductam
|Incipit=Sebaldo nostro scripsi domum conductam
|Link=http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0010/bsb00104172/images/
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|Register=Briefe/Parallelüberlieferung;Werkgenese;Briefe/Redaktionelle Überarbeitung;Politische Neuigkeiten
|Register=Briefe/Parallelüberlieferung;Werkgenese;Briefe/Redaktionelle Überarbeitung;Politische Neuigkeiten;Antinomistischer Streit;Briefe/Empfehlungsschreiben;Wormser Religionsgespräch (1541)
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|Paratext_jn=nein
|Regest_jn=nein
|Regest_jn=ja
|Notizen==== Regest ===
|Handschrift=gesehen
Bedrott habe [[Erwähnte Person::Sebald Hauenreuter|Sebald (Hauenreuter)]] geschrieben, dass ein Haus für ihn (in [[Erwähnter Ort::Straßburg]]) gemietet sei und dass man seine Ankunft bis spätestens zum Martinstag (11.11) erwarte. Camerarius solle ihn bitte dazu ermahnen, nicht später zu erscheinen. Im Moment nämlich ##lehre / betreibe /praktiziere## Sebalds Kollege Petrus ##fere## allein die Medizin. Es werde also umso vorteilhafter für Sebald sein, je schneller er erscheine.
|Bearbeitungsstand=validiert
|Wiedervorlage=ja
|Bearbeiter=US; MH; VG
|Gegengelesen=US; VG
}}
Zielort mutmaßlich. Der Brief wurde für den Druck redaktionell überarbeitet.


Camerarius möge bitte unermüdlich weiter [[Erwähntes Werk::Camerarius, Θέωνος σοφίστου προγυμνάσματα, 1541|an den progymnasmata]] [[Erwähnte Person::Aelius Theon|Theons]] arbeiten. Die Kostprobe habe ihm sehr gefallen.
=== Hinweise zur Datierung ===
Der Brief ist vor dem Hintergrund der Berufung [[Sebald Hauenreuter|Sebald Hauenreuters]] als Lehrer und Stadtarzt nach [[Straßburg]] verfasst. Sie fand im Jahr 1540 statt. Die angekündigte Eheschließung Wilhelms von Kleve erfolgte später, am 14.6.1541.


Butzer ## bitte Camerarius, die Drucker## zu ermutigen, den Nazanzenus (wohl ein Werk des [[Erwähnte Person::Gregor von Nazianz]]) zu edieren. Bedrott werde diesbezüglich mit den Verlegern## aus [[Erwähnter Ort::Basel]] verhandeln, sobald sie zurückgekehrt seien
=== Regest ===
Bedrott habe [[Erwähnte Person::Sebald Hauenreuter|Sebald (Hauenreuter)]] geschrieben, dass ein Haus für ihn (in [[Erwähnter Ort::Straßburg]]) gemietet sei und dass man seine Ankunft bis spätestens zum Martinstag (11.11.) erwarte. Camerarius solle ihn bitte ermahnen, nicht später zu erscheinen. Im Moment nämlich  praktiziere Sebalds Kollege [[Erwähnte Person::Peter Roth|Petrus (Roth?)]] fast als einziger (''medicinam factitat''). Es werde also umso vorteilhafter für Sebald sein, je schneller er erscheine.


Den Ocellus## hätte er gern geschickt, aber er konnte ihn nicht mit dem Boten dieses Briefes versenden.  
Camerarius möge bitte unermüdlich weiter an den [[Erwähntes Werk::Camerarius, Θέωνος σοφίστου προγυμνάσματα, 1541|''Progymnasmata'']] [[Erwähnte Person::Aelius Theon|Theons]] arbeiten. Die Kostprobe habe Bedrott sehr gefallen.


Es heiße, dass es einen toten lebendigen gebe#######, was ja auch Bude## im letzten Monat widerfahren sei, dessen Tod und Begräbnis ein Freund aus [[Erwähnter Ort::Paris]] dem Johannes Sturm### beschrieben hatte.
[[Erwähnte Person::Martin Bucer|(Martin) Bucer]] bitte Camerarius, die Drucker zu ermutigen, den ''Nazanzenus'' (wohl ein Werk des [[Erwähnte Person::Gregor von Nazianz]]) zu edieren. Bedrott werde diesbezüglich mit den Verlegern aus [[Erwähnter Ort::Basel]] verhandeln, sobald sie zurückgekehrt seien.


Die Hochzeit des Iuliacensis## mit der Tochter## der Königin## von Navarra## habe noch keine Fortschritte gemacht, werde aber vermutlich vonstatten gehen.
Den "Ocellus" (''[[Erwähntes Werk::Ocellus, Περὶ τῆς τῶν πάντων φύσει, 1539|Περὶ τῆς τῶν πάντων φύσει]]'') hätte er gern geschickt, aber er konnte ihn nicht dem Boten dieses Briefes mitgeben.  


König [[Erwähnte Person::Franz I. (Frankreich)|(Franz) von Frankreich]] errichte nicht weit von Calais##, von wo er nach England übergesetzt sei, eine stark befestigte Festung. Die Gerüchte über den englischen König## seien wahr. Dies bestätigten alle, die aus Frankreich und [[Erwähnter Ort::Antwerpen]] (nach [[Erwähnter Ort::Straßburg]]) schrieben.
Es heiße, dass [[Erwähnte Person::Juan Luis Vives|Vives]] gestorben sei, ebenso [[Erwähnte Person::Guillaume Budé|(Guillaume) Budé]] im letzten Monat, über dessen Tod und Begräbnis ein Freund aus [[Erwähnter Ort::Paris]] (fälschlich) an [[Erwähnte Person::Johannes Sturm]] geschrieben hatte.


Aber Camerarius solle erfahren, was [[Erwähnte Person::Jakob Milich|(Jakob) Milich]] an Bedrott geschrieben habe: [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Philipp (Melanchthon)]] sei zurückgekehrt, aber noch geschwächt und kraftlos von seiner Krankheit. Bedrott hoffe, dass es ihm bis zum Herbst besser gehe. Er habe wieder begonnen, die Euripides öffentlich## zu lesen, bald werde er die Medea beenden. Martin## gehe es gut, er kämpfe mit den antinomoi##. Alle heiligen Bücher würden wieder neu gedruckt, ein ungeheuer aufwändiges Unterfangen. Hoffentlich sei das nützlich für die Nachwelt. Soweit (Jakob) Milich. Bedrott mache sich große Sorgen um Philipp. Soweit Bedrott erkennen könne, gebe es in diesen Zeiten## etwas, das weise Heilmittel erfordere. Darüber wolle er sich ein andermal und mit Camerarius und nur mit diesem austauschen.
Die Verheiratung [[Erwähnte Person::Wilhelm (Jülich-Kleve-Berg)|(Wilhelms) von Jülich]] mit [[Erwähnte Person::Johanna III. (Navarra)|Johanna]], der Tochter der Königin ([[Erwähnte Person::Margarete von Navarra|Margarete]]) von Navarra, habe noch keine Fortschritte gemacht, werde aber vermutlich vonstatten gehen.


Der Kaiser## leide auch jetzt noch an Gicht und solle Unmengen an Geld (zur Heilung) ausgeben. Gestern habe der/ein concionator#### von [[Erwähnter Ort::Worms]] Butzer geschrieben, dass der Kaiser dem Magistrat/ Rat ### von Worms geschrieben habe, dass man seinem Gesandten, den der Kaiser in Begleitung von 60 Reitern in die Stadt schicken werde, ein Quartier bereiten und ihn freundlich aufnehmen solle. Außer dem Mainzer (Erzbischof ##) scheine sich bisher niemand um eine Unterkunft in der Stadt zu bemühen. Einige glaubten, der Kaiser werde nur wenige Fürsten nach Worms rufen, und über einen dauerhaften Frieden verhandeln. Von den Protestanten sei noch niemand eingeladen worden.
König [[Erwähnte Person::Franz I. (Frankreich)|(Franz) von Frankreich]] errichte nicht weit von [[Erwähnter Ort::Calais]] (''a Callis''), von wo er nach England übergesetzt sei, eine starke Festung. Die Gerüchte über den englischen König ([[Erwähnte Person::Heinrich VIII. (England)|Heinrich VIII.]]) seien wahr. Dies bestätigten alle, die aus Frankreich und [[Erwähnter Ort::Antwerpen]] (nach [[Erwähnter Ort::Straßburg]]) schrieben.


Camerarius solle zusehen, dass er Jakob Sturm schreibe ##. Camerarius könne ihm mit seinem Brief Sebald einen großen Gefallen tun, vor allem die Reisekosten vermindern. Sturm schätze Camerarius wirklich sehr. Ohne die Unterstützung des Camerarius hätte Sebald nicht einmal diese Anstellung erhalten.
Aber Camerarius solle erfahren, was [[Erwähnte Person::Jakob Milich|(Jakob) Milich]] an Bedrott geschrieben habe: [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Philipp (Melanchthon)]] sei zurückgekehrt, aber noch geschwächt und kraftlos von seiner Krankheit. Milich hoffe, dass es ihm bis zum Herbst besser gehe. (Melanchthon) habe seine [[Erwähnte Person::Euripides]]-Vorlesungen wieder aufgenommen, bald werde er die Medea beenden. [[Erwähnte Person::Martin Luther|Martin (Luther)]] gehe es gut, er kämpfe mit den Antinomisten. Die gesamte Bibel werde wieder neu gedruckt, was ein ungeheuer aufwändiges Unterfangen sei. Hoffentlich sei das nützlich für die Nachwelt. Soweit (Jakob) Milich. Bedrott mache sich große Sorgen um Philipp. (Unsicher:) Soweit Bedrott erkennen könne, hätten diese Nachrichten etwas an sich, das weise Heilmittel erfordere. Darüber wolle er sich ein andermal mit Camerarius und nur mit diesem austauschen.


Den Eid der Ratsherren, den Camerarius ihm auf einem alten Stück Papier gezeigt hatte, möge er ihm bitte schicken und ihm bitte darlegen, was in Buch 8 von Pollux## innerhalb des Militäreides die Worte ######### bedeuteten sollten.
Der Kaiser ([[Erwähnte Person::Karl V. (HRR)|Karl V.]]) leide auch jetzt noch an Gicht und solle Unmengen an Geld (zur Heilung) ausgeben. Gestern habe ein Prediger aus [[Erwähnter Ort::Worms]] Bucer berichtet: der Kaiser habe an den Stadtrat von Worms geschrieben, dass man seinem Gesandten, den der Kaiser in Begleitung von 60 Reitern in die Stadt schicken werde, ein Quartier bereiten und ihn freundlich aufnehmen solle. Außer dem Mainzer (Erzbischof [[Erwähnte Person::Albrecht (Brandenburg)|Albrecht von Brandenburg]]) scheine sich bisher niemand um eine Unterkunft in der Stadt zu bemühen. Einige glaubten, der Kaiser werde nur wenige Fürsten nach Worms rufen und über einen dauerhaften Frieden verhandeln. Von den Protestanten sei noch niemand eingeladen worden.
 
Camerarius solle zusehen, dass er [[Erwähnte Person::Jakob Sturm von Sturmeck|Jakob Sturm]] schreibe. Camerarius könne mit einem solchen Brief Sebald einen großen Gefallen tun und vor allem die Reisekosten vermindern. Sturm schätze Camerarius wirklich sehr. Ohne die Unterstützung des Camerarius hätte Sebald nicht diese Anstellung erhalten.
 
Den Eid der Ratsherren, den Camerarius ihm auf einem alten Stück Papier gezeigt hatte, möge er ihm bitte schicken und ihm darlegen, was im achten Buch des [[Erwähnte Person::Iulius Pollux|Pollux]] innerhalb des Militäreides die Worte συνήσω τῶν ἀεὶ κρινόντων (Kapitel 106) bedeuten sollten.


Lebewohl. Grüße an [[Erwähnte Person::Ludwig Gremp von Freudenstein|(Ludwig) Gremp]]. Hoffentlich finde Camerarius genug Zeit, um Sebald (Hauenreuter) (nach Straßburg) zu begleiten.
Lebewohl. Grüße an [[Erwähnte Person::Ludwig Gremp von Freudenstein|(Ludwig) Gremp]]. Hoffentlich finde Camerarius genug Zeit, um Sebald (Hauenreuter) (nach Straßburg) zu begleiten.
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=== Anmerkungen ===
=== Anmerkungen ===
* "das Werk ''De partibus corporis humani''": Gemeint sind wohl die 1551 veröffentlichten [[Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551|Commentarii utriusque linguae]] und nicht [[Selnecker, De partibus corporis humani, 1554|Selneckers ''De partibus corporis humani'']].
* "das Werk ''De partibus corporis humani''": Gemeint sind die 1551 veröffentlichten [[Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551|Commentarii utriusque linguae]] und nicht [[Selnecker, De partibus corporis humani, 1554|Selneckers ''De partibus corporis humani'']].
|Handschrift=gesehen
|Bearbeitungsstand=unkorrigiert
|Wiedervorlage=ja
|Bearbeiter=US; MH
|Überprueft=noch nicht am Original überprüft
}}
Zielort mutmaßlich. Der Brief wurde für den Druck redaktionell überarbeitet.
 
=== Hinweise zur Datierung ===
Der Brief ist vor dem Hintergrund der Berufung [[Sebald Hauenreuter|Sebald Hauenreuters]] nach [[Straßburg]] verfasst. Sie fand im Jahr 1540 statt.

Aktuelle Version vom 30. Mai 2022, 15:35 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Bedrott an Camerarius, 14.08.154014 August 1540 JL
Camerarius an die Straßburger Freunde, 23.07.154023 Juli 1540 JL
Bedrott an Camerarius, 12.07.154012 Juli 1540 JL
 Briefdatum
Bedrott an Camerarius, 22.09.154022 September 1540 JL
 Briefdatum
Bedrott an Camerarius, 29.09.154029 September 1540 JL
Bedrott an Camerarius, 01.10.15401 Oktober 1540 JL
Bedrott an Camerarius, 16.03.154116 März 1541 JL
Werksigle OCEp 0268
Zitation Bedrott an Camerarius, 22.09.1540, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch, Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (30.05.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0268
Besitzende Institution München, BSB
Signatur, Blatt/Seite Clm 10368, Nr. 70
Ausreifungsgrad Original
Erstdruck in Camerarius, Epistolae Eobani, 1561
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. K5r-K6r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Jakob Bedrott
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1540/09/22
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Jahr (im Druck o.J.); s. Hinweise zur Datierung
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Straßburg
Zielort Tübingen
Gedicht? nein
Incipit Sebaldo nostro scripsi domum conductam
Link zur Handschrift http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00104172-2
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Politische Neuigkeiten; Antinomistischer Streit; Briefe/Empfehlungsschreiben; Wormser Religionsgespräch (1541)
Handschrift gesehen
Bearbeitungsstand validiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:US; Benutzer:MH; Benutzer:VG
Gegengelesen von Benutzer:US; Benutzer:VG
Datumsstempel 30.05.2022
Werksigle OCEp 0268
Zitation Bedrott an Camerarius, 22.09.1540, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch, Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (30.05.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0268
Besitzende Institution München, BSB
Signatur, Blatt/Seite Clm 10368, Nr. 70
Ausreifungsgrad Original
Erstdruck in Camerarius, Epistolae Eobani, 1561
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. K5r-K6r
Fremdbrief? nein
Absender Jakob Bedrott
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1540/09/22
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Jahr (im Druck o.J.); s. Hinweise zur Datierung
Sprache Latein
Entstehungsort Straßburg
Zielort Tübingen
Gedicht? nein
Incipit Sebaldo nostro scripsi domum conductam
Link zur Handschrift http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00104172-2
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Politische Neuigkeiten; Antinomistischer Streit; Briefe/Empfehlungsschreiben; Wormser Religionsgespräch (1541)
Datumsstempel 30.05.2022


Zielort mutmaßlich. Der Brief wurde für den Druck redaktionell überarbeitet.

Hinweise zur Datierung

Der Brief ist vor dem Hintergrund der Berufung Sebald Hauenreuters als Lehrer und Stadtarzt nach Straßburg verfasst. Sie fand im Jahr 1540 statt. Die angekündigte Eheschließung Wilhelms von Kleve erfolgte später, am 14.6.1541.

Regest

Bedrott habe Sebald (Hauenreuter) geschrieben, dass ein Haus für ihn (in Straßburg) gemietet sei und dass man seine Ankunft bis spätestens zum Martinstag (11.11.) erwarte. Camerarius solle ihn bitte ermahnen, nicht später zu erscheinen. Im Moment nämlich praktiziere Sebalds Kollege Petrus (Roth?) fast als einziger (medicinam factitat). Es werde also umso vorteilhafter für Sebald sein, je schneller er erscheine.

Camerarius möge bitte unermüdlich weiter an den Progymnasmata Theons arbeiten. Die Kostprobe habe Bedrott sehr gefallen.

(Martin) Bucer bitte Camerarius, die Drucker zu ermutigen, den Nazanzenus (wohl ein Werk des Gregor von Nazianz) zu edieren. Bedrott werde diesbezüglich mit den Verlegern aus Basel verhandeln, sobald sie zurückgekehrt seien.

Den "Ocellus" (Περὶ τῆς τῶν πάντων φύσει) hätte er gern geschickt, aber er konnte ihn nicht dem Boten dieses Briefes mitgeben.

Es heiße, dass Vives gestorben sei, ebenso (Guillaume) Budé im letzten Monat, über dessen Tod und Begräbnis ein Freund aus Paris (fälschlich) an Johannes Sturm geschrieben hatte.

Die Verheiratung (Wilhelms) von Jülich mit Johanna, der Tochter der Königin (Margarete) von Navarra, habe noch keine Fortschritte gemacht, werde aber vermutlich vonstatten gehen.

König (Franz) von Frankreich errichte nicht weit von Calais (a Callis), von wo er nach England übergesetzt sei, eine starke Festung. Die Gerüchte über den englischen König (Heinrich VIII.) seien wahr. Dies bestätigten alle, die aus Frankreich und Antwerpen (nach Straßburg) schrieben.

Aber Camerarius solle erfahren, was (Jakob) Milich an Bedrott geschrieben habe: Philipp (Melanchthon) sei zurückgekehrt, aber noch geschwächt und kraftlos von seiner Krankheit. Milich hoffe, dass es ihm bis zum Herbst besser gehe. (Melanchthon) habe seine Euripides-Vorlesungen wieder aufgenommen, bald werde er die Medea beenden. Martin (Luther) gehe es gut, er kämpfe mit den Antinomisten. Die gesamte Bibel werde wieder neu gedruckt, was ein ungeheuer aufwändiges Unterfangen sei. Hoffentlich sei das nützlich für die Nachwelt. Soweit (Jakob) Milich. Bedrott mache sich große Sorgen um Philipp. (Unsicher:) Soweit Bedrott erkennen könne, hätten diese Nachrichten etwas an sich, das weise Heilmittel erfordere. Darüber wolle er sich ein andermal mit Camerarius und nur mit diesem austauschen.

Der Kaiser (Karl V.) leide auch jetzt noch an Gicht und solle Unmengen an Geld (zur Heilung) ausgeben. Gestern habe ein Prediger aus Worms Bucer berichtet: der Kaiser habe an den Stadtrat von Worms geschrieben, dass man seinem Gesandten, den der Kaiser in Begleitung von 60 Reitern in die Stadt schicken werde, ein Quartier bereiten und ihn freundlich aufnehmen solle. Außer dem Mainzer (Erzbischof Albrecht von Brandenburg) scheine sich bisher niemand um eine Unterkunft in der Stadt zu bemühen. Einige glaubten, der Kaiser werde nur wenige Fürsten nach Worms rufen und über einen dauerhaften Frieden verhandeln. Von den Protestanten sei noch niemand eingeladen worden.

Camerarius solle zusehen, dass er Jakob Sturm schreibe. Camerarius könne mit einem solchen Brief Sebald einen großen Gefallen tun und vor allem die Reisekosten vermindern. Sturm schätze Camerarius wirklich sehr. Ohne die Unterstützung des Camerarius hätte Sebald nicht diese Anstellung erhalten.

Den Eid der Ratsherren, den Camerarius ihm auf einem alten Stück Papier gezeigt hatte, möge er ihm bitte schicken und ihm darlegen, was im achten Buch des Pollux innerhalb des Militäreides die Worte συνήσω τῶν ἀεὶ κρινόντων (Kapitel 106) bedeuten sollten.

Lebewohl. Grüße an (Ludwig) Gremp. Hoffentlich finde Camerarius genug Zeit, um Sebald (Hauenreuter) (nach Straßburg) zu begleiten.

PS: (Neckisch:) Wenn Camerarius das Werk De partibus corporis humani (s. Anm.), das er begonnen habe, nicht vollende, werde Bedrott eine actio popularis (öffentliche Klage) gegen ihn anstreben. Er vertraue darauf, dass (Johann) Oporin ihn dabei unterstützen werde, da Camerarius ihm Hoffnung gemacht hatte, er werde das Werk veröffentlichen.

(Manuel Huth)

Anmerkungen