Camerarius an Vettori, 24.03.1562
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 1246 |
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Zitation | Camerarius an Vettori, 24.03.1562, bearbeitet von Manuel Huth, Maximilian Wolter und Vinzenz Gottlieb (31.07.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1246 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 475-478 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Pietro Vettori |
Datum | 1562/03/24 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 9. Calend. April. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Bamberg |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Cum tam diu distulissem responsionem ad literas tuas |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Biographisches (Familie); Astrologie |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | validiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:HIWI7; Benutzer:VG |
Gegengelesen von | Benutzer:US |
Datumsstempel | 31.07.2022 |
Werksigle | OCEp 1246 |
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Zitation | Camerarius an Vettori, 24.03.1562, bearbeitet von Manuel Huth, Maximilian Wolter und Vinzenz Gottlieb (31.07.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1246 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 475-478 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Pietro Vettori |
Datum | 1562/03/24 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 9. Calend. April. |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Bamberg |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Cum tam diu distulissem responsionem ad literas tuas |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Biographisches (Familie); Astrologie |
Datumsstempel | 31.07.2022 |
Regest
Entschuldigung und Bitte um Verzeihung für die lange Zeit ohne Briefwechsel. Es habe viele anderweitige Verpflichtungen gegeben, die ihn von diesem Freundschaftsdienst abgehalten haben, und je länger er wartete, desto schwieriger sei es geworden, einen Anfang zu finden. Um es mit Athenaios zu sagen: Ἄγε δή, τίς ἀρχὴ τῶν λόγων γενήσεται; (Deipnosophistae, 11,1,1). Außerdem seien Reisen und notwendige Erledigungen seinen Hausstand betreffend hinzugekommen. Er habe sich auch um gewisse spärliche Reste seines Vermögens kümmern müssen, die er seinen Angehörigen bewahren sollte. Wenn es nur auf ihn angekommen wäre, hätte er sich fast schon überlegt, es so zu machen, wie es gemäß dem Tadel des Horaz (Serm. 2,3,99ff.) schon Aristippus gemacht habe: den Sklaven zu befehlen, sein Geld fortzuwerfen. Als er dann, obgleich eigentlich genügend beschäftigt, sich untätig in der Heimat befand, habe er die Gelegenheit gesehen, Vettori einen Brief zu schreiben und somit die Erfüllung seiner Pflicht als Freund nicht länger aufzuschieben.
Er bedanke sich für Vettoris freundschaftlichen Brief (s. Anm. 1) an seinen Sohn (Joachim), obwohl er diesen noch nicht einmal gesehen hatte. Sein Sohn habe ihm sofort eine Abschrift dieses vor väterlicher Liebe und Großherzigkeit strotzenden Briefes geschickt. Beide von ihnen seien dankbar und werden sich bemühen, Vettoris Gunst zurückzuzahlen.
Den Brief, auf den ihn Vettori aufmerksam gemacht habe (wohl von Denis Lambin, siehe Vettori an Camerarius, 01.06.1561), habe er endlich bekommen und große Freude daraus gewonnen. Über das andere beliebe er nicht zu schreiben. Bildung sei natürlich zum Merkur gehörig. Wie Vettori wisse, erklärten Astrologen die Wirkungen dieses Gestirns gemäß dessen Anordnung im Raum. Er sei überzeugt, dass sie beide im Zeichen des Jupiter stünden, was Würde und Leichtigkeit im Leben und Anständigkeit und Aufrichtigkeit in allen Handlungen verspreche. Wenn andere aber zum Kampf geneigt seien, dann sollten sie sich einen willigen Gegner suchen (ὁ γοῦν θέλων μάχεσθαι, πάρεστι γάρ, μαχέσθω, Anakreon, Frg. 84,2). Er zumindest gedenke, vor allem in seinem hohen Alter, den jungen Kämpfern das Feld zu überlassen und ihnen den Sieg zuzugestehen. Dennoch werde er immer Ciceros Ausspruch im Sinn behalten, caritate enim benevolentiaque sublata omnis est e vita sublata iucunditas (Lael. 102,5). Deshalb sollten sie beide wie bisher auch immer weitermachen und die schönen Künste pflegen. Vettori solle nicht müde werden, sich literarisch zu betätigen. Die übelgemeinte Kritik sollte er im Sinne des Herakles nehmen und sie ignorieren: οὐδ’ ὅσσον μυίας στυγερῶν ἐμπάζετο μύθων (Plutarch, De capienda ex inimicis utilitate 90 d 5). Auch Demokrit habe schon gesagt, dass man in einer solchen Situation am besten schweige: Μωμεομένων φλαύρων ὁ ἀγαθὸς οὐ ποιέεται λόγον (frg. mor. 123 Mullach). Er sage dies nicht, um Vettori zu belehren, denn das das wäre eine verkehrte Welt (ἄνω γὰρ ποταμῶν οὕτω γ᾽ αἱ πηγαὶ, Aelius Aristides, Κατὰ τῶν ἐξορχουμένων 408,18 Jebb). Vielmehr sei er nur besorgt, dass ihn diese Umstände von der Herstellung seiner Werke abhielten, deren Lektüre er so begehre.
Falls sein Sohn Joachim auf seiner Rückkehr von Rom ihm einen Besuch abstatte, bitte er Vettori um eine genauso freundschaftliche Behandlung, wie er sie ihm auch schon per Brief gegeben habe.
Auf Vettoris Frage, wie die Lage in Deutschland stehe: sie sei gemischt (ὡς εὖ μὲν χαλεπῶς, ὡς χαλεπῶς δὲ μάλ’ εὖ, Theognis, Elegiae 1,520). Wenn er allerdings bedenke, dass Frömmigkeit und Treue immer mehr missachtet würden und auch eine Gefahr von außen nahe, dann verliere er zunehmend den Glauben an einen guten Ausgang.
Diesem Brief an Vettori habe er noch einen weiteren an seinen Sohn (Joachim) beigegeben, den er diesem bitte übergeben möge, falls er vorbeikomme. Sollte dieser Brief ihn aber nicht rechtzeitig dafür erreichen, bitte er ihn, den Brief nach Padua zu schicken, wo sein Sohn gedenke, etwas zu verweilen (s. Anm. 2).
(Maximilian Wolter)
Anmerkungen
1. Vermutlich der schon am 1.6.61 von Vettori angekündigte Brief an Joachim II., der am 7. Juni geschrieben wurde: https://www.aerztebriefe.de/id/00016056.
2. Der Brief des Vaters an den Sohn ist, wie nahezu die gesamte innerfamiliäre Korrespondenz der Camerarii, verloren.