Camerarius, Oratio funebris (auf Moritz von Sachsen), 1553
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | Oratio funebris, bearbeitet von Jochen Schultheiß (14.06.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | Oratio funebris |
Kurzbeschreibung | In seiner laudatio funebris leistet Camerarius eine Apologie Moritz', indem er seinen Einsatz für die Einheit des Vaterlandes herausstreicht. |
Erstnachweis | 1553/08/05 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Siehe Datierung des Druckes. |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | |
Schlagworte / Register | Grabrede; Herrscherbild; Panegyrik; Türkenkriege/Türkengefahr; Kirchenordnung; Bildungsdiskurs; Bildungsreform |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Oratio habita ad funus principis Mauricii, 1553; Camerarius, Oratio habita ad funus principis Mauricii, 1556 |
Erstdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Nachruf auf | Moritz (Sachsen) |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | noch nicht am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Bearbeitungsdatum | 14.06.2018 |
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | Oratio funebris, bearbeitet von Jochen Schultheiß (14.06.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I.
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Sprache | Latein |
Werktitel | Oratio funebris |
Kurzbeschreibung | In seiner laudatio funebris leistet Camerarius eine Apologie Moritz', indem er seinen Einsatz für die Einheit des Vaterlandes herausstreicht. |
Erstnachweis | 1553/08/05 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Siehe Datierung des Druckes.
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Schlagworte / Register | Grabrede; Herrscherbild; Panegyrik; Türkenkriege/Türkengefahr; Kirchenordnung; Bildungsdiskurs; Bildungsreform |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Oratio habita ad funus principis Mauricii, 1553; Camerarius, Oratio habita ad funus principis Mauricii, 1556 |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Nachruf auf | Moritz (Sachsen) |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Bearbeitungsdatum | 14.06.2018 |
Widmung und Entstehungskontext
Aus dem Widmungsbrief geht hervor, dass Camerarius die Rede beim Begräbnis gehalten hat (Bl. A2r). Ebenso erhellt aus dem Widmungsbrief, dass Christoph von Karlowitz den Druck der Rede gewünscht hat.
Kurfürst Moritz von Sachsen erlag zwei Tage nach der Schlacht von Sievershausen (9. Juli 1553) am 11. Juli 1553 seinen Verwundungen. Camerarius hielt seine Leichenrede am 20. Juli 1553. Am 23. Juli wurde der Kurfürst im Dom von Freiberg bestattet (vgl. Woitkowitz 2003, 283f.)
Aufbau und Inhalt
Camerarius eröffnet seine oratio mir einer Anrede der Zuhörerschaft, die er in Personen ausmacht, die aufgrund ihres Adels, ihrer Leistung und ihrer Bildung herausragen. Gemäß der gewöhnlichen Bescheidenheitstopik äußert es den Wunsch, dass die Aufgabe dieser Rede einer würdigeren und fachlich besser ausgewiesenen Person hätte übertragen werden sollen. Aus diesem Grund bitte er deshalb die Zuhörerschaft um Wohlwollen. Dieses Verständnisse bedürfe er aufgrund seiner Mittelmäßigkeit, der schwierigen zeitlichen Umstände und der Schrecklichkeit des Anlasses, Über mehrere Sätze hinweg tut Camerarius seine Betroffenheit kund (A4v-B1r).
Gleich zu Beginn führt Camerarius seine zentralen Eigenschaften an: Er zeichne sich durch seine Loyalität gegenüber dem Vaterland (pietas erga patriam) und seine Tapferkeit (virtus) aus. Infolgedessen sei sein vorzeitiger Tod für alle sowohl in seinem persönlichen Umfeld als auch im Staat sehr schmerzhaft (B1r). Der Redner spricht auch schon früh die unmittelbaren Todesumstände an. Als die Feinde in der Schalcht schon besiegt und in die Flucht geschlagen waren, erlitt er eine Verletzung. Er wurde von einer Kanonenkugel in einem nicht vorherzusehenden Schlag durchstoßen. Am dritten Tag sei er einen sanften Tod gestorben. Moritz habe sich selbstlos einem in ganz Deutschland wütenden Unwetter entgegenstellen wollen und sei dadurch zu einem Vorbild an Geistesgröße (animi magnitudo) und Tapferkeit (virtus) geworden. Wiederholt betont Camerarius seine starke emotionale Betroffenheit vom Tod des Fürsten.
Moritz sei aufgrund sowohl seiner geistigen Fähigkeiten als auch aufgrund seiner Tatkraft wohl der einzige gewesen, der Deutschland vor dem Zusammenbruch hätte bewahren können (B1r-B1v). Camerarius fügt ein kurzes Gebet ein, in dem er Jesus Christus darum bittet, Deutschland zu schützen. Christus habe gewollt, dass in Deutschland die Wahrheit der himmlischen Lehre gefeiert werde (in qua voluit veritatem coelestis doctrinae celebrari, B1v) - eine Umschreibung der Reformation. ebenso habe er gewollt, dass hier die Bildung blühe zu seinem Lob, zur Förderung der Moral und der Gesellschaft (oriri lucem optimarum disciplinarum et artium, ad ipsum laudandum ac venerandum, et vitae atque morum honestatem ac decus et cultum societatis humanae). Diese Wohltaten sollten nicht missbraucht werden, und man sollte nicht den Begierden nachgeben.
Nachdem nun der tugendhafte Fürsten gestorben sei, verbleiben nun die noch Lebenden - Camerarius spricht in der 1. Person Plural - in Trauer und müssen sich ängstigen. Nachdem er von seinem Vater Heinrich die Herrschaft übernommen habe, sei er nun in seinem zwölften Jahr an der Herrschaft gewesen. Wechselnde Glücksumstände hätten seine Regierungszeit geprägt (B1v-B2r). Dies hätte er jedoch in einer Weise gemeistert, dass weder gegen die Gottesverehrung noch gegen die menschliche Gerechtigkeit je verstoßen musste (B2r). Positive Eigenschaften und ererbte Vorzüge habe er nicht nur bewahrt, sondern noch gemehrt. Zu den Widrigkeiten, gegen die er sich zu Wehr setzen musste, gehörten Hass und Anfeindungen. Durch Milde habe habe er viele feindliche Schmäher für sich gewonnen (non modo non laeserit, sed clementer etiam protexerit). Dennoch habe er die Missgunst (invidia) nicht ganz besiegen können.
Es folgen Daten zu seiner Lebensgeschichte: Geburtsjahr und Herrschaftsjahre (B2v). Seine hohe kriegerische Aktivität bedachte stets das Staatswohl. Moritz' Treue gegenüber dem Kaiser wird herausgehoben (B3r). Unter seinen Kriegen wird die Teilnahme am Feldzug gegen die Türken hervorgehoben. In allgemeiner Form geht Camerarius mit Äußerungen des Bedauerns auf die innere Zerrissenheit Deutschlands ein (B3r-B3v). Camerarius lobt den Einsatz Moritz' gegen die Zerteilung Deutschlands. Schmerz habe über Zerfleischung des gemeinsamen Vaterlandes empfunden (dolens dilaceratione patriae communis; B3v-B4r). Camerarius verteidigt Moritz auch für seinen letzten Kriegseinsatz. Dieser habe nach wiederholten, aber gescheiterten diplomatischen Versuchen schließlich ungern (invitus) gegen die Mitbürger zu den Waffen greifen müssen, um Deutschland wieder zum Frieden zu bringen (B4r). Die Liebe zum Vaterland wird immer wieder als eine herausragende Eigenschaft Moritz' hervorgehoben. Hierbei wird zum wiederholten Mal auf den Einsatz seines Lebens in den Türkenkriegen hingewiesen (C2r-C2v).
Ein weiterer Bereich aus dem Wirken des Kurfürsten, dem Camerarius eine gesonderte und eingehende Darstellung widmet, ist sein Wirken im Bereich der Kirche und der Bildung (C2v-C3r). In dem zweiten Bereich sei er sehr erfolgreich gewesen, in dem ersten, der Ordnung der Kirche, hätten sich hingegen in der Praxis viele Widerstände entgegengestellt. Camerarius verteidigt seinen verstorbenen Landesherrn: In diesem Bereich sei kaum etwas zu erreichen, ohne dass es bei einigen leuten auf Ablehnung stoßen müsse. An diesem Punkt bürgt Camerarius durch eine persönliche Aussage (Nos autem scimmus et res ipsa gratia Christo demonstrat, ab illustrissimo principe nostro numquam alias de religionis sinceritate et cultu divino deliberationes susceptas aut consultationes proposias fuisse, nisi quibus primum veritas et gloria dei, deinde tranquillitas ecclesiarum in concordia administrantium quaeri iuberetur. C3r).
Daraufhin kommt Camerarius auf Moritz' Förderung der Bildung zu sprechen. Der Kurfürst habe erkannt, dass zu Erhaltung der kirchlichen Ordnung Bildung und Künste von höchster Bedeutung seien (C3v). Nur durch sie könne das öffentliche und das private Lebens richtig gedeihen. Dabei habe der Fürst nicht nur die höheren Bildungsinstitutionen im Blick gehabt, sondern auch den Elementarunterricht (C3v-C4r).
Die Rede bedient die Vorstellung der Ars moriendi, indem die letzten Stunden des Sterbenden als Quintessenz des Lebens und Ausdruck der persönlichen Frömmigkeit präsentiert werden (C4r-D1r).
Es folgt eine Abschiedsansprache, in der der Verstorbene mit "du" angeredet wird (D1r). Camerarius spricht den Nachruf auch im Namen der Universität Leipzig aus (tua acamdemia, D2r).
Die Oratio funebris schließt mit einem Gebet an Jesus Christus (D2v).