Camerarius, Prooemium in Historias Herodoti, 1541

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Prooemium in Historias Herodoti Ioachimi Camerarii, ad illustrem principem & dominum, dominum Georgium ad Anhalt, &c(etera)., bearbeitet von Jochen Schultheiß (14.05.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel Prooemium in Historias Herodoti Ioachimi Camerarii, ad illustrem principem & dominum, dominum Georgium ad Anhalt, &c(etera).
Kurzbeschreibung Als "Prooemium" bezeichnete Einleitung zu Herodot und seinem Geschichtswerk, die ausgiebig über den griechischen Historiker informiert. Hierbei verteidigt Camerarius Herodot gegen Vorwürfe historischer Unzuverlässigkeit mit Reflexionen über Fiktionalität in der Geschichtsschreibung und über die Zielsetzung historiographischen Schreibens. Es folgen Darstellungen zur Vita des Historikers, zum ionischen Dialekt und Anmerkungen zu bestimmten Figuren und Vokabeln.
Erstnachweis 1541
Bemerkungen zum Erstnachweis Kolophon: Mense Martio, Anno M.D.XLI
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1541/03/01
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1541/03/31
Schlagworte / Register Geschichtsschreibung; Griechische Geschichtsschreibung; Polemik; Stilkritik
Paratext zu
Paratext? ja
Paratext zu Camerarius, Ἡροδότου Ἁλικαρνασσέως Ἱστορία, 1541
Überliefert in
Druck Herodot, Λόγοι ἐννέα, 1541
Erstdruck in
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck
Volltext http://texte.camerarius.de/
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand korrigiert
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Bearbeitungsdatum 14.05.2017
Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Prooemium in Historias Herodoti Ioachimi Camerarii, ad illustrem principem & dominum, dominum Georgium ad Anhalt, &c(etera)., bearbeitet von Jochen Schultheiß (14.05.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel Prooemium in Historias Herodoti Ioachimi Camerarii, ad illustrem principem & dominum, dominum Georgium ad Anhalt, &c(etera).
Kurzbeschreibung Als "Prooemium" bezeichnete Einleitung zu Herodot und seinem Geschichtswerk, die ausgiebig über den griechischen Historiker informiert. Hierbei verteidigt Camerarius Herodot gegen Vorwürfe historischer Unzuverlässigkeit mit Reflexionen über Fiktionalität in der Geschichtsschreibung und über die Zielsetzung historiographischen Schreibens. Es folgen Darstellungen zur Vita des Historikers, zum ionischen Dialekt und Anmerkungen zu bestimmten Figuren und Vokabeln.
Erstnachweis 1541
Bemerkungen zum Erstnachweis Kolophon: Mense Martio, Anno M.D.XLI
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1541/03/01
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1541/03/31
Schlagworte / Register Geschichtsschreibung; Griechische Geschichtsschreibung; Polemik; Stilkritik
Paratext zu
Paratext? ja
Paratext zu Camerarius, Ἡροδότου Ἁλικαρνασσέως Ἱστορία, 1541
Überliefert in
Druck Herodot, Λόγοι ἐννέα, 1541
Volltext http://texte.camerarius.de/
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Bearbeitungsdatum 14.05.2017


Widmung und Entstehungskontext

Das Prooemium ist Georg III. von Anhalt gewidmet. Über seinen persönlichen Zugang zu Herodot durch den Schulbesuch berichtet Camerarius in diesem Vorwort.

Aufbau und Inhalt

Als "Prooemium" bezeichnete Einleitung zu Herodot und seinem Geschichtswerk, die ausgiebig über den griechischen Historiker informiert. Trotz der Adressierung an einen Widmungsempfänger geht diese Einleitung in ihrem Informationsgehalt deutlich über die gewöhnlichen Widmungsbriefe hinaus. Hierbei verteidigt Camerarius Herodot gegen Vorwürfe historischer Unzuverlässigkeit mit Reflexionen über Fiktionalität in der Geschichtsschreibung und über die Zielsetzung historiographischen Schreibens. Es folgen Darstellungen zur Vita des Historikers, zum ionischen Dialekt und Anmerkungen zu bestimmten Figuren und Vokabeln.
Camerarius erinnert sich, wie er als Junge von seiner Mutter Martha Camerarius dem Lehrer Georg Helt übergeben wurde. Zu dieser Zeit, in der sich nach Camerarius die Bildung mehr und mehr duchsetzte, seien in Leipzig Richard Croke und Johannes Metzler, dann auch Petrus Mosellanus angekommen. Von diesen dreien sei er mit Nachdruck zum Griechisch-Studium angehalten worden. In häuslichem Privatunterricht, an dem auch Camerarius teilnahm, habe Croke Herodots Historien behandelt, sei dabei allerdings nur bis zum zwieten Buch gelangt. Seine Begeisterung habe Camerarius zur weiteren beschäftigung mit dem Historiker angehalten.
Camerarius habe Johann Herwagen d.Ä. zu dem Druck bewegen können. Dann geht Camerarius zu einer Betrachtung des Historikers über. Zunächst verteidigt er Herodot gegen den Vorwurf, er habe Unwichtiges behandelt. Er verweist hierzu in Schlagwörtern auf den Inhalt. Zudem verteidigt Camerarius Herodots Sprachstil und Darstellungstechnik.
Ebenso begegnet er dem vorgebrachten Verdacht der inhaltlichen Unzuverlässigkeit (mendacia). Fabulöse Geschichten (fabulosae narratiunculae) seien ihm nicht als Lügen zu unterstellen, vielmeher habe er sie bestens in die Darstellung eingefügt. Herodot zeige sich in der Lenkung seiner Leser vielmehr bemüht, dass sie nicht falschen Geschichten aufsitzen. Camerarius beruft sich auf eine Aussage des Herodot, dass er alles, was er in Erfahrung ziehen konnte, erzählen, jedoch nicht notwendigerweise glauben müsse. Camerarius schließt grundsätzliche Gedanken über fiktionale Elemente in der Historiographie an, indem er einen Vergleich zu Thukydides zieht: Die fabulae seien dem Wahrheitsanspruch eines Geschichtswerkes nicht abträglich (veritati & integritati historiae minime officiant). Auch bei Thukydides seinen die Reden in den Volksversammlungen fingiert und nicht in der niedergeschriebenen Form gehalten worden. Einen Tadel geibt Camerarius Herodot allerdings für Exkurse (egressiones), die sich nicht auf das eigentliche Thema beziehen. Hierbei stellt Camerarius auch normative Postulate, wie eine gute Geschichtsschreibung auszusehen hat: Sie darf auch schmuckvoll sein, solange sie der Wahrheit verpflichtet bleibt (integram ... probam ... incorruptam decet esse historiam). Authetizität (fides) macht Camerarius an Zeitangaben, namen, vertrauenswürdiger Darstellung von Ereignissen (certa enarratio; prudens persecutio) fest. Diesen Anspruch erfülle Herodot. Gelegentliche Irrtümer tun der allgemienen Glaubwürdigkeit Herodots laut Camerarius keinen Abbruch.
Camerarius reflektiert auch die Zielsetzung von Geschichtsschreibung: Sie soll Vergnügen (voluptas) und Nutzen (utilitas) bringen. Konkretisiert wird voluptas als delectatio cognitionis, utilitas als instructio animorum. Wenngleich einzelne Geschichte fingiert sein mögen, können sie dem Ausdruck einer abstrakteren Wahrheit dienen. So kann etwa eine Erzählung die perversitas animorum aufzeigen, die unter bedrängten Umständen aufkommt.
Weitere Vorbehalte gegen Herodot, die Camerarius auszuräumen versucht, stammen von Plutarch, der Herodot Boshaftigkeit (malignitas) und andere Schwächen vorwirft. Camerarius verteidigt Herodot in polemischer Auseinandersetzung mit Plutarch (quasi contentio et rixa cum tanto viro). Hierbei wendet sich Camerarius gegen Bedenken gegenüber der historischen Zuverlässigkeit durch den Erweis inhaltlicher Plausibilität (z.B. bei den Ereignissen um die Schlacht bei den Thermopylen). Auch gegenüber Anfeidungen von Seiten des Thukydides nimmt Camerarius Herodot in Schutz. Die fabulae narrationes et historiae seien bloß um der Unterhaltung (voluptas, delectatio) des Lesers willen geschaffen, ein "dauerhafter Zweck" (diuturnus fructus) gehe ihnen aber ab. Hier liegt eine Kontrastierung mit der Geschichtsschreibung eines Thukydides zugrunde, der mit seinem Werk ein ktema eis aei zu schaffen beabsichtigt. Die entsprechende Textstelle aus Thukydides wird in den Marginalien zitiert. Camerarius vollzieht seine Entlastung des Herodot jedoch nicht durch eine Schwächung der thukydideischen Position, sondern durch den Hinweis, dass dieser Vorwurf allen früheren griechischen Hisotrikern gemacht werden könnte, wie etwa auch einem Pherekydes von Syros. Dahingegen lobt Camerarius Herodot unter Verweis auf Urteile Ciceros und Quintilians für seine sprachlich-stilistischen Qualitäten.

Überlieferung

Das Prooemium schließt auch ein weiteres Werk des Camerarius ein: Er zitiert ein Epigramm des Evenus, das er einst aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzt habe.

Forschungsliteratur