Chyträus an Camerarius, 13.01.1571

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
Version vom 23. Oktober 2024, 13:43 Uhr von VG (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Camerarius an Chyträus, 17.09.157017 September 1570 JL
Camerarius an Chyträus, 14.02.156914 Februar 1569 JL
Chyträus an Camerarius, 21.12.156821 Dezember 1568 JL
 Briefdatum
Chyträus an Camerarius, 13.01.157113 Januar 1571 JL
 Briefdatum
Chyträus an Camerarius, 1572 (?)1572 JL
Werksigle OCEp 1533
Zitation Chyträus an Camerarius, 13.01.1571, bearbeitet von Moritz Stock (23.10.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1533
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Chyträus, Epistolae, 1614
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 0445-0448
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender David Chyträus
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 13.01.1571
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum im Druck: Datum Idibus Ianuarii Anno 1571
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein;Griechisch
Entstehungsort Rostock
Zielort Leipzig
Gedicht? nein
Incipit Epistola tua senili gravitate & sapientia
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Kirchenordnung; Theologie
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand validiert
Notizen
Wiedervorlage nein
Bearbeiter Benutzer:MS
Gegengelesen von Benutzer:US; Benutzer:VG
Datumsstempel 23.10.2024
Werksigle OCEp 1533
Zitation Chyträus an Camerarius, 13.01.1571, bearbeitet von Moritz Stock (23.10.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1533
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Chyträus, Epistolae, 1614
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 0445-0448
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender David Chyträus
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 13.01.1571
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum im Druck: Datum Idibus Ianuarii Anno 1571
Sprache Latein;Griechisch
Entstehungsort Rostock
Zielort Leipzig
Gedicht? nein
Incipit Epistola tua senili gravitate & sapientia
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Kirchenordnung; Theologie
Datumsstempel 23.10.2024


Entstehungs- und Zielort mutmaßlich

Regest

Camerarius‘ Brief vom 17.09. sei ihm am 04.12. von Camerarius‘ Mitbürger (a cive vestro, unbekannt) gebracht worden. Er rechne mit Nachsicht für die späte Antwort.

Was Camerarius über Bassewitz (unbekannt, Basbicius, s. Anm.) schrieb, hoffe auch dessen Vater (unbekannt, Bruder von Joachim von Bassewitz?) und wünsche sich Chyträus. Bassewitz' Verwandter (gentilis) Joachim von Bassewitz jedenfalls zeichne sich durch Begabung, Tugend und Fertigkeit im Lateinischen aus.

Bezüglich der Dinge in Ungarn versichert Chyträus, dass die Fürsten, mit denen er Umgang hatte, überall das Kirchenpatronat (ius patronatus in templis) hätten und man sich, sofern es die Päpstlichen zuließen, meist in den gewohnten Kirchen versammele. Da man in Wien keine öffentliche Kirche habe, versammle man sich in Privaträumen. Beschreibung des dortigen Ritus. Er habe in Spitz an der Donau (Spirae) bei (Leonhard von) Kirchberg (Anm.) gewohnt. Beschreibung der Lehre, des Ritus und des örtlichen Predigers, der aus Torgau stamme (Salomon Weiß). Obwohl es beunruhigendes Getön von aus Oberdeutschland vertriebenen Predigern gebe, erinnere Chyträus an das, was er selbst gesehen habe. Er habe jüngst einen im Oktober geschriebenen Brief aus diesen Gebieten erhalten, der mit (seiner) Erzählung übereinstimme und zeige, dass sich beide (österreichische) Stände bemühten, einen geeigneten inspector suarum ecclesiarum zu finden. Bitte um Leitung und Hilfe Jesu.

Freude über Camerarius‘ Billigung seiner Absichten und Bemühungen (hinsichtlich einer Einigkeit der Protestanten in Deutschland) im letzten Brief. Chyträus sei in seiner Ansicht immer mehr bestärkt, auch wenn sie einem Spruch Gregors von Nazianz widerspreche. Es sei nützlicher bei der einfachen Lehre und den Schriften Luthers und Melanchthons, insbesondere den "Loci communes", zu bleiben und nicht ständig Neues einzuführen. Basilius der Große schreibe, man solle in der Kirche Überflüssiges verschweigen, den tradierten Glauben halten und keine Anstrengung auf das Verschwiegene verschwenden (Homilie über die heilige Geburt Christi, 2.6; Patrologia Graeca 31, 1459f.). Chyträus wünsche sich Dogmen auf Grundlage der "Loci" Melanchthons und ein Ende des Disputierens. Daher habe er immer wieder die "Loci" aufgegriffen und fahre auch jetzt fort, zu zitieren und nicht (selbst) zu sprechen und zu schreiben (s. Anm.). Ob das derart harten öffentlichen Tadel verdiene, möge Gott entscheiden.

Gebet für den Greis Camerarius (nach Hom. Il. 3,110). Gott möge ihn schützen.

(Moritz Stock)

Anmerkungen

  • „Bassewitz“ (Basbicius): In Rostock immatrikulierten sich im SS 1564 Viktor Bassewitz (Matrikel) und im WS 1568 Ludolf Bassewitz (Matrikel). Hier wird letzterer gemeint sein, der sich im Sommers 1570 in Leipzig immatrikulierte (vgl. Erler 1909, S. 17). Ausgeschlossen werden kann Joachim von Bassewitz, der sich in Rostock im WS 1558 immatrikuliert hatte (Matrikel), da er im Brief als gentilis des fraglichen Bassewitz bezeichnet wird.
  • „Er war untergebracht in Spitz an der Donau bei (Leonhard von) Kirchberg“ (Spirae quae elegans oppidum familiae Kirchbergiae ad Danubii ripam, tredecim supra Viennam miliaribus est… hospitium in aedib(us) Kirchbergeri habui.): Vgl. Lisch 1859, S. 78: „Er wählte Spitz an der Donau, nicht weit oberhalb von Krems, wo er bei dem Edlen Leonhard von Kirchberg gastliche Aufnahme fand.“ Die Stadt liegt gut 70km Luftlinie westlich von Wien.
  • "Daher habe er immer wieder die "Loci" aufgegriffen": Deswegen behandle er nun sogar eifriger nicht nur, was er jemals, wie er sich erinnert habe, über die communicatio idiomatum öffentlich gesagt oder geschrieben habe, sondern trage auch die gebräuchliche Definition im neuen Katechismus (catechesis) vor, manches über die Unterschiede der idiomatum aus Cyril, Eusebius, Epiphanius und anderen alten Schriften und erinnere daran, was von den Alten ehrfürchtig und lauter erwogen worden ist. (Hinweis von Torsten Woitkowitz)
  • "Ob das derart harten öffentlichen Tadel verdiene ...": Die Anfang 1568 erschienene, dritte und erweiterte Auflage des von David Chyträus verfassten Katechismus (Chyträus, Catechesis, 1568), der seit 1554 in Kursachsen in den höheren Schulen Verwendung gefunden hatte (Chyträus, Catechesis, 1554b), war im Rahmen einer Visitation in Grimma (vgl. Anm. zu OCEp 1191 und zu OCEp 0877) gerade auch in Bezug auf die erweiterte Darstellung der communicatio idiomatum (vgl. Hund 2006, S. 353-358) als flacianisch eingestuft worden und wurde am 28.02.1570 in einer für die Universität und den Rat in Wittenberg bestimmten Liste verbotener Bücher aufgeführt. Nach einem knappen Jahr erschien als Ersatz Anfang Januar 1571 der unter Federführung von Christoph Pezel entstandene, sogenannte Wittenberger Katechismus, dessen Vorrede u. a. gegen den neuen Katechismus von Chyträus polemisierte. Aus der Art, wie Chyträus offensichtlich auch unter Bezugnahme auf Gedanken jener Vorrede über die Ablehnung seines Katechismus an Camerarius schreibt, könnte sich schließen lassen, dass Chyträus der Ansicht war, dass Camerarius an Verbot und Ersetzung seines Katechismus beteiligt war. Es gibt zu denken, dass gerade diese handschriftliche Briefseite nicht mehr existiert. Das Erscheinen des Wittenberger Katechismus brachte riesige Kontroversen und weitere Schriften hervor, die schließlich 1574 zum Sturz der Philippisten in Kursachsen führten. Zum Wittenberger Katechismus vgl. Hasse 2000, S. 40f., 87-90, 100, 104 sowie [1] sowie die Anm. in OCEp 0544; zur Vorrede vgl. Hund 2006, S. 211-213. (Hinweis von Torsten Woitkowitz)