Astrologie (CamLex)

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Zitation Marion Gindhart, Art. "Astrologie (CamLex)", in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/Astrologie_(CamLex) (06.11.2022).
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Zitation Marion Gindhart, Art. "Astrologie (CamLex)", in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/Astrologie_(CamLex) (06.11.2022).

Melanchthon, Camerarius und die Astrologie als christliche Wissenschaft

Melanchthon und Camerarius betrachten eine auf causae Physicae et ordinationes Dei gegründete Astrologie als "rechtmäßige christliche Wissenschaft"[1] und stellen sie an die Seite anderer empirischer und logisch-methodologisch fundierter artes wie der Medizin und deren Prognosen. Sie weisen ihr einen hohen Nutzen und einen hohe Erkenntniswert für die Menschen zu, da sie eine Zukunftsbewältigung durch Vorausschau ermöglicht und auf die Vergegenwärtigung der göttlichen Ordnung der Natur, der göttlichen Allmacht und Providenz zielt. Beide Gelehrte äußern sich wiederholt programmatisch zur Astrologie. Sie machen sich um die Kenntnis der ptolemaischen "Tetrabiblos" (und anderer, jüngerer Astrologica) verdient, dichten selbst zu ephemeren Ereignissen wie Eklipsen und leiten Studierende zu Observation, Auslegung und eigener literarischen Auseinandersetzung an. Sie sammeln und distribuieren Horoskope in ihren Netzwerken, stellen sie selbst und/oder legen sie aus; Camerarius verfasst regelmäßig auch Jahresprognostiken für den privaten Gebrauch. Zur Kometologie leistet er mit seinen beiden, wiederholt gedruckten Prosaschriften einen beachtlichen Beitrag und steht - nicht nur bezüglich der Kometenobservationen - mit astrologisch versierten Mathematikern in Kontakt.
Prägend für Melanchthons Interesse an den → Mathematischen Wissenschaften und insb. auch an der Astrologie war sein Studium bei Johannes Stöffler in Tübingen.[2] Noch weitaus häufiger als bei Camerarius finden sich bei ihm werbende und apologetische Äußerungen zu einer wissenschaftlichen und theologisch fundierten Astrologie, etwa in Reden, in Paratexten (Begleitgedichten, Widmungsbriefen, Vorreden), in Kleindichtungen ebenso wie in umfassenden Lehrwerken, etwa den "Initia doctrinae physicae" (↓ Programmatisches zur Astrologie). In den Briefen (insb. an Camerarius), in anderen Ego-Dokumenten und Zeugnissen Dritter zeichnet sich Melanchthons (durchaus emotionalisierte) Überzeugung von der maßgeblichen Wirkung siderischer Einflüsse ab (↓ Melanchthon und die praktische Astrologie (Horoskope)).
Camerarius scheint früh über das eigene familiäre Umfeld mit der Astrologie in Kontakt gekommen zu sein. Jedenfalls schreibt er in seiner Widmung der lat. Übersetzung der "Astrologica" (1532) an Andreas Perlach über seine angeborene (!) Neigung zur Astrologie und die astrologische Sozialisierung durch seine Familie, bei der auch eine weibliche Person eine Rolle spielte: Semper enim hanc scientiam feci maximi, et ingenita animi promptitudine complexus sum, domesticis quoque exemplis ad huius culturam invitatus. E quibus ne viris solum quis concessum putet doctos esse, etiam foeminam ἀστρόλογον possim proferre (2). Bei dieser Frau könnte es sich um Camerarius‘ Mutter handeln, wie Joachim Heller in der Widmung von Johannes Hispalensis‘ "Isagoge in astrologiam" (1548) an Camerarius erwähnt (und diesen zugleich wegen seiner exzellenten Astrologiekenntnisse lobt): Movit autem me & iudicii tui gravitas, & peritia huius artis (quam a matre accepisse diceris, & monumenta tua de hac scripta doctissime testantur) in te singularis, ut autorem hunc (scil. Johannem Hispalensem) & coniunctioni nostrae, & memoriae eius familiae dicarem, in qua semper disciplinam hanc cultam esse comperiebam (D4r).[3] Programmatisches zur Astrologie finden sich bei Camerarius gebündelt in seinen Widmungen zu den griechisch-lateinischen Ausgaben astrologischer Texte ("Astrologica" (1532), "Tetrabiblos" (1535)) oder in den Ausführungen zur Disziplin in dem postum veröffentlichten "Commentarius de generibus divinationum" (1576). Die Äußerungen in den gedruckten Briefen ergeben den Eindruck eines distanzierteren Umgangs mit vorausdeutenden Ereignissen als bei Melanchthon; dies könnte aber auch der redaktionellen Auswahl und/oder Überarbeitungen geschuldet sein.

(Marion Gindhart)

Programmatisches zur Astrologie

Melanchthon wie Camerarius sehen die Auslegung der von Gott geschaffenen Gestirne und ihrer Einflüsse auf die elementare Welt als gottgewollt und damit auch gottgefällig an.[4] Die Betrachtung der Natur ermöglicht es qua göttlicher Fürsorge, sich vorausschauend auf zukünftige Ereignisse einzustellen und sich gegen Unglücke zu wappnen; zugleich kann Gott durch Reue, Buße und Besserung um Abwendung derselben gebeten werden (dies gilt insbesondere bei ostenta wie Eklipsen oder Kometen, die als prominente signa mutationum angesehen wurden).[5] So wiederum ermöglicht die Naturerkenntnis Gotteserkenntnis: sie vergegenwärtigt Gottes Wirken als ordnende und providentielle Schöpfungsinstanz, seine Sorge um die Welt und sein Vorhaben mit der Welt, seine Allmacht und Barmherzigkeit, mit der er sich wiederum über die aus den Gestirnen abzulesenden Ereignisse hinwegsetzen kann.[6] Beide sprechen sich damit gegen die strikte Naturgesetzlichkeit der Stoiker wie auch das Zufallsparadigma der Epikureer aus.[7]

(weiterer Text in Vorbereitung)

Astrologie an der Universität Wittenberg

(Text in Vorbereitung)

Vorlesung zur Astrologie und die "Tetrabiblos"-Projekte von Camerarius und Melanchthon

(Text in Vorbereitung)

Ephemere Dichtungen zu astronomisch-astrologischen Themen

(Text in Vorbereitung)

Melanchthon und die praktische Astrologie (Horoskope)

(Text in Vorbereitung)

Camerarius' gedruckte Schriften zur Astrologie - Formate und Inhalte

(Text in Vorbereitung)

Editionen und Übersetzungen

(Text in Vorbereitung)

Astronomisch-astrologische Dichtungen

(Text in Vorbereitung)

Kometenschriften

(Text in Vorbereitung)

Handschriftliche Astrologica des Camerarius

(Text in Vorbereitung)

Horoskope und Horoskopauslegungen

(Text in Vorbereitung)

Jahresprognostiken

(Text in Vorbereitung)

  1. Bauer 1999, 375.
  2. Zu Stöffler und der Astrologie Betsch 2008, 153-157.
  3. In ebendiesem Schlussabsatz der Widmung apostrophiert Heller Camerarius als compater carissimus (D4r) und betont die (inszenierte?) Nähe zu ihm und dessen Familie: Bene vale cum uxore ac liberis suavissimis tuis, vir doctissime, nostri seculi lumen (ebd.). In der Widmung (A2r-D4r) nimmt Heller (wie auch in seinen Paratexten zu Johannes Schöners "Opera mathematica") eine ausführliche Verteidigung der Astrologie vor und rekurriert im Text unter anderem auf die Horoskope von Maximilian I., Albrecht Dürer, Martin Luther, Erasmus von Rotterdam, Cicero und Nero als schlagende Exempla für den Einfluss der Gestirne.
  4. In der Widmung der "Tetrabiblos"-Edition (1535) an Albrecht von Preußen führt Camerarius den status rectus der Menschen als Argument für die gottgewollte Beobachtung und Kenntnis der Natur, des Laufs und des Einflusses der Gestirne an (A3v).
  5. Zur Astrologie als ars praeclarissima mit großem Nutzen für das Gemeinwohl vgl. [[Camerarius, De generibus divinationum, 1576|"Commentarius de generibus divinationum", 34.
  6. Methuen 1998, 94. Zu Melanchthons Betrachtung der Gestirne als Ursachen und Zeichen für künftige Ereignisse vgl. Meinel 2018.
  7. Melanchthon u.a. im ersten Teil der "Initia", dazu auch Bauer 1999, 375f.