Grynäus an Camerarius, 10./11.1536
Werksigle | OCEp 0282 |
---|---|
Zitation | Grynäus an Camerarius, 10./11.1536, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (23.10.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0282 |
Besitzende Institution | München, BSB |
Signatur, Blatt/Seite | Clm 10357, Nr. 34 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae Eobani, 1561 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. L7v-L8v |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Simon Grynäus |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | o.D. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Basel |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Placet ut in hoc argumento pergamus |
Link zur Handschrift | http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0010/bsb00103462/images/ |
Regest vorhanden? | nein |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Biographisches (Rezeption); Werkgenese |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Notizen | An US/Korrekturleser: Erster Absatz unsicher |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:US; Benutzer:MH |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 23.10.2018 |
Werksigle | OCEp 0282 |
---|---|
Zitation | Grynäus an Camerarius, 10./11.1536, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (23.10.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0282 |
Besitzende Institution | München, BSB |
Signatur, Blatt/Seite | Clm 10357, Nr. 34 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae Eobani, 1561 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. L7v-L8v |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Simon Grynäus |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | o.D. |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Basel |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Placet ut in hoc argumento pergamus |
Link zur Handschrift | http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0010/bsb00103462/images/ |
Regest vorhanden? | nein |
Paratext ? | nein |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Biographisches (Rezeption); Werkgenese |
Datumsstempel | 23.10.2018 |
ACHTUNG KEIN DATUM GEFUNDEN
Regest (basierend auf der gedruckten Ausgabe)
Grynäus wolle sich weiterhin damit (hoc argumentum, wohl Editionsarbeiten) beschäftigen. Camerarius habe das einzige exemplar des Briefes, den Grynäus an ihn über diese Sache schrieb. Er solle es an Grynäus zurückschicken, damit er den Rest wie geplant vollenden können, falls Camerarius einverstanden sei. Gleichwohl könne Camerarius alles Wesentliche über den Plan des Grynäus von Philipp (Melanchthon) erfahren, der neulich bei ihm gewesen war und in Kenntnis gesetzt wurde. Man müsse nichts weiter tun, als die sicheren, deutlichen und für beide klaren Stellen behalten. Bei unbekannten und undeutlichen Stellen
(Der folgende Absatz bezieht sich auf den noch nicht erfolgten Druck des 1538 erschienenen Almagest): Grynäus schicke ihm den Ptolemaios, soweit er bisher gedruckt sei. Er solle nichts davon an andere weitergeben, damit der Drucker (Johann Walder) sich nicht verraten fühle. Die ersten Seiten seien nicht besonders genau abgedruckt. Dies liege am unbekannten Stoff, den ungewohnten Buchstaben und den zahlreichen Anmerkungen. Den Theon werde er in Angriff nehmen, sobald der Ptolemaios abgeschlossen sei, was vor der nächsten Messe kaum der Fall sein dürfte. In der Zwischenzeit solle sich Camerarius entscheiden, was mit dem Theon passieren solle. Die Bücher könnten im Verbund gedruckt werden, wenn Camerarius nichts dagegen habe.
Was er nun schreibe, möge Camerarius gut, friedlich und freundlich aufnehmen. Wie Camerarius wisse, sei zu ihnen (nach Basel) ihr Peripatetiker (sc. Guillaume Bigot) gekommen. Er sei ein begabter und gelehrter, aber ein hitziger, ja sogar frecher Mann. Falls sich Grynäus nicht täusche, wolle er etwas gegen sie (vermutlich Camerarius, Melanchthon usw.) ins Werk setzen. Er verheimliche nämlich nicht, dass er ein Werk gegen gewisse "Sophisten" verfasse. Wen genau er angreife und wie er es bewerkstellige, wisse Grynäus nicht. Hier (in Basel) werde er kaum jemanden finden, der die Schrift drucke und verbreite. Was zwischen Camerarius und Bigot vorgefallen sei, welche Beleidigung oder Rivalität zwischen ihnen herrschte, das könne nicht einmal (Bigot) selbst deutlich erklären. (Bigot) solle einigen Leuten gegenüber die Wahrheit angedeutet haben, um die mit ungewissem Ertrag gekämpft werde, gleichsam so als kämpfe man nicht für Helena, sondern ihr euripideisches Abbild (s. Anm.). Grynäus habe ihm dies wegen ihrer engen Freundschaft mitteilen wollen. Camerarius möge nun klug und mit Mäßigung handeln. Grynäus rate ihm, einen freundlichen Brief an (Bigot) zu schreiben. Was Grynäus bei diesem Mann für und über Camerarius gesagt habe, werde er nicht ausführen, damit Camerarius nicht noch die Lobhymnen des Grynäus seinem Brief an (Bigot) hinzufüge und dadurch einen weniger aufrichtigen Brief zu schreiben scheine. Auch wenn Grynäus nicht mit diesem Mann befeindet sei, so seien sie doch nicht allzu gute Freunde. Durch einen Brief könne Camerarius in Erfahrung bringen, wie (Bigot) ihm gegenüber denke. Camerarius müsse in diesem Schreiben dann auch nicht verheimlichen, dass er von Grynäus erfahren habe, dass (Bigot) etwas plane. Vielleicht werde der Mann sich dann in seinem Zorn mäßigen, so sehr er auch jetzt wüte. Sie seien schon erbärmliche und unglückselige Menschen, dass sie andere an Weisheit und Tugend übertreffen müssten, aber durch ihr eigenes Beispiel viele verletzten und den Studienfortschritt anderer hemmten.
Während Grynäus dies schrieb, sei ihr necessarius (gemeint ist der oben erwähnte Bigot) zu ihm gekommen - und wieder gebe es Klagen, Zurechtweisungen und Tadel. Aber er habe Grynäus versprochen, an Camerarius zu schreiben und offen zu erklären, was er beabsichtige und unternehme. Am nächsten Tag sei er wieder zu Grynäus gekommen, kurz nachdem der Brief des Camerarius eingetroffen sei, in dem er (Bigot) hochoffiziel grüßen ließ. Grynäus habe den ganzen Brief vorgelesen und es sei erstaunlich gewesen, wie schnell sich seine Stimmung änderte. Er sagte, er wolle sein Werk zurückziehen. Dies könne aber vielleicht nicht mehr bewerkstelligt werden, weil es bereits vor 14 Tagen in irgendeine Offizin geschickt wurde, wie es heiße. Was das erbrochene Briefsiegel betreffe (de epistola resignata), so habe (Bigot) offen zugegeben, dass er es getan hatte. Aber Grynäus wolle nicht ausführlich darüber schreiben. Camerarius solle sich so zeigen, wie es Grynäus immer von ihm erwartet habe. Hoffentlich lasse sich dieser Streit beilegen. Offensichtlich habe sich ja schon die Stimmung (Bigots) geändert. Denn das Herz der erdebewohnenden Menschen ändere sich, wie (Gott) die Tage sende (Homer, Odyssee 18, 136 f.). Grynäus halte es für ein Zeichen keines schlechten Charakters, wenn man sich durch gewandtes Reden überzeugen lasse. In dem Brief, den Camerarius dem aus Tübingen Abreisenden (unklar: vielleicht ein Bote oder Bigot selbst) gegeben hatte, gab es eine undeutlich formulierte Stelle, die ihn etwas anderes vermuten ließen als gemeint war. Dies konnte jeder leicht erkennen, dem Grynäus den Brief zum Lesen gab. Aber genug davon. Lebewohl.
(Manuel Huth)
Anmerkungen
- "ihr euripideisches Abbild": Bezieht sich auf die Tragödie "Helena" des Euripides, in der sie keine Schuld am Krieg von Troja trägt, da sie dort selbst niemals gewesen war, sondern nur ihr Abbild.