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Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Benutzer:HIWI/Notes

Theologie (CamLex)

Theologische Schriften des Camerarius

Kirchengeschichtsschreibung

Camerarius' Theodoret-Übersetzung - Philologie, nicht Theologie (Hochgeladen)

Altes aktualisiert - Konziliengeschichte

(1552 und 1561)

Jesus als historische Person - Die "Historia Iesu Christi"

Erstdruck 1566; Posthum 1581

Zeitgeschichte: Camerarius' Geschichte der Böhmischen Brüder

Der Kontakt zu den Böhmischen Brüdern

Das Verhältnis Martin Luthers zu den Böhmischen Brüdern, einer aus den Hussiten des 15. Jahrhunderts hervorgegangenen Bewegung, war im Laufe seines Lebens einem starken Wandel unterworfen; nach anfänglicher Skepsis, die noch von Luthers Erziehung als Mönch geprägt war, öffnete er sich ab den 1520er Jahren zunehmend der Bewegung, gerade zu einer Zeit, als sich umgekehrt in Böhmen eine neue Generation immer mehr Wittenberg zuwandte.[1] Auch wenn Luther und die Unität[2] nie wirklich enge Freunde wurden und Luther seine eigene Lehre als die korrekte sah, waren die böhmischen Brüder für ihn doch der Wahrheit recht nahe. Philipp Melanchthon schätzte die Brüder bereits 1535 und sah in den wesentlichen Inhalten keine bedeutenden Unterschiede zur Lehre der Lutheraner.[3] Im Streben nach Anerkennung nährte sich auch die Unität ihrerseits in ihrem Bekenntnis von 1535 deutlich an Luther an; dieses Bekenntnis wurde nach weiteren Überarbeitungen im Sinne Luthers 1538 mit einem Vorwort desselben in Wittenberg gedruckt wurde. Darin distanziert sich Luther deutlich von seiner früheren Ablehnung der Unität, die seinem früheren 'Papismus' geschuldet gewesen sei; dass manche Riten und Zeremonien der Brüder von denen der Protestanten abwichen, sei nur eine natürliche Folge der geografischen und kulturellen Verschiedenheit: Nie hätten alle Kirchen in allen Riten übereingestimmt.[4]
Mit Caspar Peucer gab es in Camerarius' Umfeld zudem eine weitere Person, die den Böhmischen Brüdern gegenüber überaus aufgeschlossen war: Anders als bei Luther war der Grund für Peucer keine theologischen Argumente, sondern seine Herkunft: Gebürtig stammte Peucer aus Bautzen, seine Muttersprache war das Sorbische;[5] Peucers Dialekt war dem Tschechischen ähnlich genug, dass er eine tschechische Bibelübersetzung als eine Übersetzung in "unsere Sprache" (nostra lingua) bezeichnete.[6] Immer wieder übernahm Peucer daher Übersetzungsarbeiten aus dem Slawischen für Philipp Melanchthon; zugleich fungierte er als Anlaufstelle für Besucher Wittenbergs aus dem slawischen Raum und kümmerte sich besonders um die aus slawischen Gebieten stammenden Studenten in Wittenberg.[7] Somit war es wohl eher das Ergebnis eines gewissen Zugehörigkeitsgefühls denn theologischer Übereinstimmung, dass Peucer "während der ganzen Zeit seines Wittenberger Aufenthaltes als Beschützer der böhmischen Brüder aufgetreten und der ständige Fürsprecher ihrer verschiedenen kirchlichen, theologischen und auch persönlichen Anliegen gewesen ist, und daß ihn während der ganzen Zeit eine enge Freundschaft mit den verschiedenen Führern und geistigen Häuptern der Brüder verband".[8]

Joachim Camerarius selbst war mit den Böhmischen Brüdern spätestens 1540 in Berührung gekommen: Damals hatte die Unität ihren Bruder Matthias Erythraeus (Červenka) zu Martin Bucer nach Straßburg entsandt.[9] Am dritten Tag des Aufenthalts wurde die Gesandtschaft von Wolfgang Capito zu einem Essen eingeladen, bei dem auch mehrere andere Gelehrte zugegen waren. Unter diesen befanden sich neben Bucer und Capito selbst auch Caspar Hedio, Johannes Sturm, Johannes Calvin und eben Joachim Camerarius.[10] 1556 traf er zudem den Unitätspriester Jan Blahoslav, als dieser von Magdeburg über Leipzig nach Böhmen zurückreiste;[11] ein weiteres Treffen mit diesem auf Camerarius' Rückreise von Wien im Jahr 1568 scheiterte.[12]
Isaiah Caepolla, der ebenfalls den Böhmischen Brüdern angehörte, immatrikulierte sich am 23.06.1563 an der Universität Wittenberg,[13] wo Camerarius' Schwiegersohn Esrom Rüdinger lehrte. Vermutlich lernte er während seines Studiums auch Camerarius kennen, mit dem er in der Folge brieflichen Kontakt hielt. Es ist einer dieser Briefe, der in gedruckter Form erhalten ist, in dem Camerarius seine Sympathie mit den Böhmischen Brüdern ausdrückt und bedauert, diese in ihrer schwierigen Lage nicht unterstützen zu können.[14] Außerdem erfahren wir dort, dass Caepolla Camerarius Gesangbücher als Geschenk schickte und Camerarius selbst auch tatsächlich Lieder daraus sang.[15] Als Caepolla im August 1571 erneut nach Deutschland reiste, nutzte Blahoslav die Gelegenheit, um Briefe an Camerarius, Rüdinger und Caspar Peucer überbringen zu lassen;[16] in diesem rekurriert er ebenfalls auf Camerarius' positive Einstellung seiner Kirche gegenüber, von der er unter anderem über Johannes Crato gehört habe.[17]

Eine Reihe an Zitaten verdeutlicht Camerarius' positive Einstellung gegenüber der Unität, die für ihn offenbar eine ursprüngliche, reinere Urkirche darstellten: Esrom Rüdinger sagte dem Camerarius' Enkel Ludwig später, Camerarius habe sich immer gewünscht, vor seinem Tod einmal mit den Böhmischen Brüdern in Tschechien das Abendmahl zelebrieren und ihren Glauben in Aktion sehen zu können.[18] Im Stammbuch des Wenzel Placelius schrieb Camerarius nach dem Zeugnis des Johann Lasicius sogar, wenn es irgendwo auf der Welt die wahre Kirche Jesu gebe, dann bei den Böhmischen Brüdern.[19] Und in seiner Geschichte der Böhmischen Brüder schreibt Camerarius selbst, wer bereit sei, genau hinzuschauen und die Wahrheit zu bekennen, der werde nicht leugnen können, das bei den Böhmischen Brüdern die Kirche Christi nicht nur in Wahrheit und in der Sache selbst, sondern auch dem äußeren Anschein nach offensichtlich erhalten sei und verwaltet und geführt werde; daher werde, wer die Böhmischen Brüder kritisiert, kaum dem Verdacht des Neides und der Verleumdung entgehen können (Sane qui attendere animum voluerint faterique verum, ii negare non poterunt, quin apud eos Christi Ecclesia non solum in veritate et re ipsa, sed manifesta etiam specie, retenta administrataque et gesta sit; ut eos reprehendentes, vix effugere invidiae et obtrectationum suspicionem posse videantur). Zudem lobt er die Unität für ihre christlichen Tugenden und moralische Integrität, da all die Laster, die die Protestanten unter sich entzweiten, bei jener nicht aufträten.[20]
Dabei beruft sich Camerarius auf das positive Urteil Martin Luthers: So verweist er die Gegner der Unität auf das Bekenntnis, das kürzlich (in Rüdingers Übersetzung, s. den folgenden Abschnitt) neu aufgelegt und seinerzeit bereits von Luther abgesegnet worden sei. Wer nach Luthers Vorwort noch immer an der Orthodoxie der Brüder zweifle, hinterfrage allzu viel; wer sie aber gar anklage, der sein ein schlechter Mensch. Zwar habe Luther den Glauben der Brüder zunächst abgelehnt, weil er (als Mönch) die Wahrheit nicht gekannt habe, habe sich aber 1532 bei einem Treffen überzeugen lassen.[21] Was Luther seinerzeit gegen die Religion der Brüder gesagt oder geschrieben habe, habe er später in anderen Reden und Schriften wieder korrigiert. In der Folge habe Luther die Brüder bewundert und gelobt.[22] An anderer Stelle referiert Camerarius eine Aussage Luthers, die das Vorbild für den erwähnten Stammbucheintrag gewesen sein mag.[23]

Joachim Camerarius, Esrom Rüdinger und die lateinische confessio der Böhmischen Brüder

Das Bekenntnis der Böhmischen Brüder wurde wiederholt überarbeitet;[24] außerdem erfreute sich die lateinische Version, die 1538 durch Luthers Vermittlung gedruckt worden war, wegen des allzu unreinen Stils nur geringer Beliebtheit, wie Isaiah Caepolla selbst berichtet.[25] Zudem benötigten die Brüder eine reine lateinische Übersetzung der Konfession, um deren Übereinstimmung mit der "Confessio Augustana" aufzeigen und so an der durch diese zugestandenen Religionsfreiheit teilhaben zu können.[26] Peter Herbert, der die aktuelle deutsche Version des Bekenntnisses von 1564 besorgt hatte,[27] war aufgrund anderer Beschäftigungen nicht bereit, auch die lateinische Übersetzung zu übernehmen. Senior Blahoslav plädierte daher für eine Übersetzung durch den Bruder Johannes Aeneas, der damals unter Esrom Rüdinger in Wittenberg studierte. Dieser bat Rüdinger um eine Musterübersetzung einiger Abschnitte (wohl auf Basis des deutschen Textes[28]), deren Stil er dann imitieren konnte. Rüdinger lieferte diese; seine Version fand großen Gefallen bei Blahoslav, wie Isaiah Caepolla berichtet: Esromiana cum vidisset Blahoslaus, admodum delectatus est versione illa, ut diceret, se nunquam vidisse tam propriam, quae minus discederet a textu Bohemico, et tamen Latinissima esset.[29] Aeneas wurde bald nach Böhmen zurückberufen; Rüdinger ließ gegenüber Caepolla immer wieder verstehen, er würde gerne die vollständige Version aus dem Deutschen ins Lateinische übernehmen, wenn er nur die Zeit dazu hätte. Beide einigten sich, jeweils einige Abschnitte zu übersetzen, das Vorhaben scheiterte jedoch zunächst an Rüdingers anderen Beschäftigungen.[30]
Blahoslav ließ aber nicht locker und trug Caepolla auf, weiter mit Rüdinger zu verhandeln. Am 05.08.1571 traf Caepolla diesen und sprach erneut mit ihm über das Vorhaben. Rüdinger hatte anscheinend seinerseits bereits Camerarius auf das Thema angesprochen und diesen gebeten, die Übersetzung zu übernehmen. Camerarius habe sich jedoch angesichts seines Alters und seiner schlechten Gesundheit (→ Medizin) selbst nicht zu einer Übersetzung in der Lage gesehen und überdies angemerkt, sein lateinischer Schreibstil sei nicht mit dem des Bekenntnisses kompatibel.[31] Am 14. August besuchte Caepolla dann Camerarius in Leipzig und überbrachte Grüße von Blahoslav. Auch im persönlichen Gespräch lehnte Camerarius die Aufgabe der Übersetzung ab, versprach aber, jemanden zu finden, der sie übernehmen könne. Caepolla bat ihn daraufhin, Rüdinger zur Übersetzung zu bewegen.[32] Dieser übernahm die Aufgabe denn auch tatsächlich, als Caepolla von Leipzig nach Wittenberg zurückkehrte, und zeigte sich dabei zu dessen großer Freude äußerst engagiert.[33] Am 1. Oktober reiste Caepolla ein zweites Mal nach Leipzig und besuchte Camerarius erneut; wieder besprach man die Angelegenheiten der Unität. Über Dresden, wo gerade der "Consensus Dresdensis" beschlossen wurde,[34] kehrte er anschließend nach Böhmen zurück, wo er dem sterbenskranken Blahoslav erste Kapitel von Rüdingers Übersetzung präsentieren konnte. Außerdem überbrachte Caepolla neben Briefen von Peucer und Rüdinger ein Antwortschreiben des Camerarius auf Blahoslavs Brief, in dem Camerarius erneut seine Sympathie für die Unität sowie sein Bedauern bekundet, dieser nicht helfen zu können.[35]

Am 10.05.1572 brach Caepolla erneut nach Wittenberg auf, wo er am 23. desselben Monats ankam, um für Fertigstellung und nach Möglichkeit auch Druck von Esrom Rüdingers lateinischer Version des Bekenntnisses zu sorgen. Deren Fertigstellung gestaltete sich wegen Rüdingers anderer Beschäftigungen mühsam.[36] Zugleich bemühte sich Caepolla um die Unterstützung der Wittenberger Theologen in Form eines öffentlichen Testimoniums. Diese allerdings hatten Bedenken, da man sie am Hof bereits des Calvinismus verdächtige und ihnen klar gemacht habe, dass sie nichts ohne Zustimmung des Hofes publizieren sollten; zudem befürchtete man, dass, wenn man der Unität Unterstützung gewähren würde, andere Gruppen ebenfalls um solche ersuchen würden: Innerhalb von zwei Jahren seien schon 14 Bekenntnisse in Wittenberg vorgelegt worden; die Universität habe mit der Begründung abgelehnt, dass die "Confessio Augustana" als einziges genüge.[37]
Auch Rüdinger selbst äußerte zuweilen inhaltliche Bedenken am Bekenntnis und änderte neben seiner Übersetzertätigkeit den Text teilweise auch inhaltlich ab, etwa wenn es um den Ritus der erneuten Taufe ging, den die Unität eine Weile praktiziert hatte.[38] Am 11. August verließ Caepolla Wittenberg und reiste nach Böhmen zurück;[39] gegen Ende des Jahres machte er sich jedoch erneut auf den Weg ins Reich und kam am 01.01.1573 wieder in Leipzig und kurz darauf in Wittenberg an.[40] Dabei überbrachte er diverse Briefe an die Wittenberger Theologen, an Esrom Rüdinger und an Caspar Peucer, in denen die Brüder unter anderem offiziell um die Druckerlaubnis für das Bekenntnis sowie ein Testimonium der theologischen Fakultät zugunsten der Brüder ersuchen.[41] Vor der Weiterreise nach Wittenberg suchte er den Rat des Camerarius (s.u.); dieser sah jedoch - zurecht, wie sich zeigte - keine Möglichkeit, von den Wittenbergern eine öffentliche Äußerung zu erhalten, und war lehnte auch selbst eine solche ab, da er fachlich nicht zuständig sei: Er würde nur die Wut ihrer Gegner auf sich selbst wie auch auf die Unität lenken.[42] Schließlich wurde das Bekenntnis schließlich den Wittenberger Theologen zur Prüfung übergeben; der Theologe Georg Maior präsentierte daraufhin einen alten Brief Luthers - dessen Echtheit Caepollas Bericht explizit in Frage stellt -, in dem Luther auf Distanz zu den Böhmischen Brüdern und namentlich ihrer Abendmahlslehre ging.[43] Aus privaten Gesprächen entnahm Caepolla zudem, dass die Theologen sich allgemein zurückhaltend zeigten, nicht etwa - entgegen seiner Befürchtung - aufgrund Maiors Protest, sondern aus Angst, die Druckerlaubnis zu verlieren, wenn sie etwas zum Druck zuließen, was dem Hof nicht gefiele.[44] So antwortete der Zuständige für die Zensur Caspar Cruciger d.J.[45] denn auch am 30. Januar, er habe zwar persönlich nichts gegen den Druck, eine öffentliche Stellungnahme zugunsten der Unität sei jedoch nicht möglich, da man Wittenbergs Feinden keine Angriffsfläche bieten wolle. Die Entscheidung über die Druckerlaubnis aber stehe der Universität nicht frei, er empfehle jedoch den Druck in der Umgebung (etwa in Bautzen) auf Kosten und Risiko der Buchhändler.[46] Auf Caepollas schriftlichen Protest hin[47] entschied man sich dann aber dennoch für den Druck in Wittenberg; auf das öffentliche Testimonium verzichtete Caepolla von selbst, um die Wittenberger Theologen nicht zu gefährden,[48] diese verfassten jedoch selbst privat einen Brief an die Böhmischen Brüder, in dem sie den Druck und die Akzeptanz der Unität bis in rituelle Einzelheiten bestätigten.[49]
Dann ging alles recht schnell: Vom Beginn des Drucks zeugt ein Brief Esrom Rüdingers an Andreas Stephanus vom 06.02.1573;[50] am 1. März berichtet Rüdinger in einem Brief an Caepolla nach Abschluss des Drucks von seiner Unzufriedenheit mit dem Ergebnis: Er habe nicht durchsetzen können, dass ihm dieselbe Seite zweimal zur Korrektur vorgelegt werde, und so sei der Druck noch immer voller Fehler.[51] Zudem habe sich der Drucker geweigert, Bibelverse als Marginalien zu drucken (nur Buch und Kapitel wurden angegeben). Auf Anraten Caspar Peucers habe man zudem wieder Luthers Vorwort von 1538 abgedruckt. Außerdem enthält der Druck ein historisches Vorwort, das wohl Rüdinger und Caepolla gemeinschaftlich zuzuschreiben ist.[52] Zudem rate er, bald die deutsche Version des Bekenntnisses drucken zu lassen; diese hatte ja die Basis der lateinischen Übersetzung gebildet, war aber nun noch einmal so überarbeitet worden, dass sie dem von Rüdinger übersetzten und inhaltlich angepassten lateinischen Text wieder entsprach.[53] Diesem Rat folgten die Brüder bis Ende April.[54]

Die Genese der "Historica Narratio"

Parallel zu den Arbeiten an der lateinischen confessio verfasste Camerarius ein Geschichtswerk über die Böhmischen Brüder. Über die Entstehungsumstände ist wenig explizit bekannt: Camerarius beendete die Arbeit daran nicht vor 1568, wie eine Erwähnung von Flacius' Schrift über die Böhmischen Brüder zeigt, vermutlich begann er allerdings erst deutlich später. Andererseits begann Camerarius definitiv vor dem Spätsommer 1572.[55] Einiges lässt sich aber aus den Berichten des Isaiah Caepolla und seiner Korrespondenz mit Joachim Camerarius erschließen. Der Pole Johannes Lasicius (Jan Łasicki), der mit den Brüdern in seiner Heimat Polen, aber auch in Böhmen selbst in Kontakt gekommen war,[56] hatte bis 1568 von sich aus eine Geschichte der böhmischen Brüder "De origine et institutis fratrum Christianorum, qui sunt in Prussia, Polonia, Boemia et Moravia commentarius" verfasst.[57] Das Manuskript hatte er zunächst an Théodore de Bèze zur Begutachtung geschickt, der es mit zwei Jahren Verzögerung am 01.03.1570 mit Verbesserungsvorschlägen an Lasicius zurückschickte und diesen insbesondere anwies, eine Antwort auf Matthias Flacius' Schrift "Confessio Valdensium" einzufügen und Anfeindungen so zuvorzukommen; wenn Lasicius das täte, wolle de Bèze gerne für den Druck des Werkes sorgen. Lasicius ließ seine Schrift zusammen mit Bezas Gutachten in der Folge wenig später dem Unitätsbruder Jan Lorenc zukommen und bot an, sie drucken zu lassen.[58]
Vermutlich über diesen,[59] vielleicht auch später in einer überarbeiteten Version[60] gelangte das Manuskript in die Hände Jan Blahoslavs; dieser hatte einige Bemerkungen notiert und gab die Schrift Isaiah Caepolla mit, als dieser im August 1571 nach Wittenberg reiste, mit dem Auftrag, er möge dort mit Lasicius konferieren.[61] In einem Brief an Lasicius, den ebenfalls Caepolla überbrachte, fordert Blahoslav Lasicius auf, sein Unternehmen weiterzuführen und so die große Lücke zu schließen, die der Mangel an prounitärer Geschichtsschreibung darstelle; außerdem ließ er durch Caepolla weitere Quellen und historische Notizen überbringen[62] und wies diesen an, Lasicius bei der Arbeit zu unterstützen.[63] Zunächst traf Caepolla Lasicius in Wittenberg jedoch nicht an; erst am 28. August kehrte dieser aus Polen zurück, sprach kurz mit Caepolla und versprach ihm dann, nach seiner Rückkehr aus Frankreich nach Mähren zu kommen und dort gemeinsam an seinem Werk arbeiten zu wollen.[64] So hatte Caepolla noch vor Lasicius' Ankunft aus Polen noch ausreichend Gelegenheit, sich mit Esrom Rüdinger und Caspar Peucer über Lasicius' Werk austauschen zu können. Beide fanden jedoch keinen Gefallen an der Schrift: Für Rüdinger war der Stil für das ernste Thema nicht angemessen; man habe das Gefühl, Lasicius könne nicht schreiben (Apparere inde, non multum esse versatum hominem in scribendo).[65] Auch Peucer, der sich die Mühe machte, das Werk auf einer Schulvisitation komplett zu lesen, lobte im Anschluss Lasicius' Vorhaben, bemängelte jedoch den Stil (placere sibi dicebat studium ipsius [sc. Lasicii], sed historicum stylum se desiderare in opere contexto).[66]

Rüdinger hatte jedoch an den historischen Notizen Gefallen gefunden, die Caepolla eigentlich zur Unterstützung des Lasicius mitgebracht hatte. Wenn ein Historiograph diese in die Hände bekäme, so meinte er, könne er damit leicht ein historisches Werk verfassen (Longe praeferebat [sc. Rüdingerus] breves istas Blahoslai notas seu annales nostros; si quispiam historicus eas haberet, haud difficile chronicon scribere posset). Er selbst würde dies gerne übernehmen, wenn er die Zeit dafür hätte.[67] Dieses Gespräch zwischen Rüdinger und Caepolla im August 1571 liefert somit einen Terminus ante quem für Camerarius' eigene Bemühungen um eine Geschichte der böhmischen Brüder: Gewiss hätte Rüdinger gewusst, wenn sein Schwiegervater bereits an einem solchen Geschichtswerk arbeitete, und hätte es im Gespräch erwähnt und Caepolla aufgefordert, seine Quellensammlung Camerarius zukommen zu lassen; Caepolla hatte ebenfalls keinen Grund, eine solche Äußerung Rüdingers in seinem Bericht zu verschweigen, da er Camerarius' eigenes Werk kurz darauf selbst unterstützte und offen in seinem Bericht erwähnt.
Vielmehr nahm Camerarius' Interesse für die Geschichte der Böhmischen Brüder vermutlich tatsächlich hier im August 1571 seinen Anfang: Bei Caepollas Besuch am 14.08.1571, bei dem er Camerarius auch den erwähnten Brief des Blahoslav überbrachte (s.o.) und mit Camerarius über die Pläne zur Übersetzung des Bekenntnisses sprach (s.o.), zeigte sich dieser hochinteressiert an den Angelegenheiten der Unität, ihrer Geschichte und ihren Riten. Auf Caepollas genauere Erklärung einiger Rituale bekannte Camerarius, dass er diese nicht als Neuerungen der Brüder, sondern als Wiedereinführung von Riten sah, die schon in der frühen Kirche zelebriert worden seien (dicebat ... nihil novi a nostris fieri, sed eundem ritum fuisse in veteri ecclesia, id quod videre est ex scriptis patrum).[68] Auch bei Caepollas zweitem Besuch im Oktober tauschten sich beide wieder über die Brüder aus.[69]
In seiner (undatierten) Antwort auf Blahoslavs Schreiben, die Caepolla im Oktober 1571 mit nach Tschechien nahm, bedauert Camerarius erneut, den Brüdern nicht recht helfen zu können, da er zu alt und zu krank sei und seine Autorität in Glaubenssachen allzu wenig wiege.[70] Auch hier also noch keine Erwähnung des Vorhabens, ein Geschichtswerk zu verfassen, geschweige denn ein Versprechen, solches zu tun;[71] doch das Interesse an der Geschichte der Unität war im Sommer 1571 offensichtlich bereits geboren. Über Rüdinger und Peucer hörte Camerarius zudem vermutlich von dem Versuch des Lasicius und erhielt eine erste Einschätzung von dessen Qualität; auch mit Lasicius selbst sprach er nach dessen Zeugnis im Sommer 1571 über die Geschichte der Unität.[72] Vermutlich war dies für Camerarius letztlich der Anlass, sein Interesse für die Geschichte der Unität in schriftliche Form zu gießen.

Auch der Inhalt des Geschichtswerks selbst legt die Vermutung nahe, dass Camerarius in der zweiten Hälfte des Jahres 1571 oder Anfang 1572 von der Planung zum aktiven Schreiben übergegangen war: Die "Historica Narratio" ist zweigeteilt; nach einer oberflächlichen Darstellung der Geschichte der Böhmischen Brüder kehrt die Erzählung nach einem zweiten Proöm an den Anfang zurück und beginnt detaillierter von Neuem.[73] Jaroslav Goll erklärt dieses Phänomen dadurch, dass Camerarius von Caepolla neues Quellenmaterial erhalten und daraufhin von vorne begonnen habe;[74] diese Erklärung ist plausibel und deckt sich zudem mit dem, was wir von Caepolla hören: Demnach wäre der erste Teil des Werks irgendwann nach Caepollas Abreise im Winter 1571/72 entstanden.
Bei seinem nächstem Aufenthalt in Wittenberg zwischen dem 23.05. und dem 11.08.1572 nutzte Caepolla dann die Zeit, die Rüdinger mit der Übersetzung des Bekenntnisses verbrachte, um selbst einige historische Notizen aus dem Tschechischen ins Lateinische zu übertragen;[75] im Rahmen zweier weiterer Besuche in diesem Zeitraum überbrachte er diese Übersetzungen an Camerarius nach Leipzig.[76] Dieser begann nach Erhalt des neuen umfangreichen Quellenmaterials von vorne, was die zweigeteilte Struktur der "Historica Narratio" erklärt.[77]
Bei seiner erneuten Reise nach Sachsen zum 01.01.1573 überbrachte Caepolla ein Schreiben des Andreas Stephanus, in dem dieser Camerarius - wie auch schon die Wittenberger - um ein Testimonium zugunsten der Brüder bittet und Camerarius bittet, soweit es Gesundheit und Beschäftigungen zulassen, sein Geschichtswerk fortzusetzen.[78] Wie die Wittenberger lehnte Camerarius ein öffentliches Testimonium ab (s.o.), macht jedoch anderweitig Hoffnung: Er habe sich bereits in seiner Übersetzung der Flaminius-Briefe positiv über die Brüder geäußert[79] und er hoffe, ein noch umfangreicheres und bedeutenderes Werk zu hinterlassen: Eine klare Anspielung auf das im Entstehen begriffene Geschichtswerk.[80] An diesem arbeitete Camerarius nun im Laufe des folgenden Jahres, er wartete aber offenbar noch auf weitere Unterstützung von Seiten der Unität. Am 13.05.1574 dann jedoch musste Esrom Rüdinger Caepolla mitteilen, es sei nun zu spät, da Camerarius gerade gestorben sei; er selbst befinde sich daher in tiefer Trauer, und es komme noch hinzu, dass einige Leute ihm - im Zuge der Kryptocalvinistenverfolgungen in Wittenberg - mit dem Exil drohten.[81] In der Tat folgte Rüdinger bald darauf dem Ruf der Böhmischen Brüder nach Eibenschütz (Ivančice), um dort das Internat des Gymnasiums zu leiten, und kehrte erst 1588 nach Altdorf bei Nürnberg zurück.[82]

Die Bewertung des Geschichtswerks

So starb Camerarius, ohne der "Historica Narratio" den letzten Schliff gegeben zu haben; im Rahmen eines solchen wäre vermutlich auch die doppelte Erzählung zu einer einzigen vereint worden. Camerarius' Enkel Ludwig fand das handschriftliche Werk nach eigener Aussage im Jahr 1600 oder 1601 im Nachlass seines Vaters Joachim Camerarius d.J. und beschloss auf die Bitten von Freunden hin, es zu drucken. Diese empfahlen auch auch, die mittlerweile kaum noch verfügbare lateinische "Confessio" in den Druckverbund einzugliedern. Dies wolle er jedoch nicht ohne die Erlaubnis der Unität tun, um deren Sache es immerhin gehe.[83] Das Werk ging letztlich - ohne die "Confessio", aber in Verbund mit diversen weiteren Schriften zu den Böhmischen Brüdern - 1605 in den Druck.[84] Auch von Ausgaben aus den Jahren 1615 und 1625 ist berichtet worden.[85]
Jaroslav Goll bezeichnet insbesondere die zweite, detailliertere Hälfte als "die erste wissenschaftliche Darstellung der älteren Brüdergeschichte (...). Sie wurde im 16. und 17. Jahrhunderte von keiner späteren Arbeit übertroffen und ist auch für uns, die wir auf ihre Quellen zurückgreifen können, nicht ohne Wert".[86] Auch Alfred Eckert sieht die "Historica Narratio" als "wertvolle Quelle zur Erforschung der Geschichte der Brüdergemeinde".[87] Zugleich sei das Werk von antiken Vorbildern - in Bezug auf "unnötige" Exkurse - und der typischen Apologetik der unitären Geschichtsschreibung geprägt.[88] In der Tat äußert sich Camerarius zu Beginn des Werks geradezu programmatisch zu dem Ziel der "Historica narratio": Zu viele Lügen und Unwahrheiten seien im Laufe der Zeit über die Böhmischen Brüder verbreitet worden und beeinflussten die Urteilsbildung der Menschen. Er wolle nun die wahre Geschichte der Unität verkünden und so dem Leser ein angemessenes Urteil darüber erlauben, ob man sich bei den Brüdern von der wahren Lehre entfernt habe oder ob sie im Gegenteil diese aus gleichsam babylonischer Verwirrung wiederhergestellt hätten.[89] Die apologetische Note verstärken die Textbeigaben, die gezielt ausgefwählt wurden, um den Zusammenhang zwischen Hussiten und den Böhmischen Brüdern zu belegen und die Verbindung zu Waldensern und Albigensern zu widerlegen.[90] Indem er die Böhmischen Brüder nicht von den Taboriten unterscheide, begehe Camerarius laut Goll allerdings einen ähnlichen Fehler, wie er Flacius in dessen Vermischung von Waldensern und Unität vorgeworfen habe.[91] Die Blahoslav zugeschriebene "Summa"[92] habe Camerarius vollständig übernommen, wenn auch teilweise sprachlich überarbeitet, und anschließend inhaltlich erweitert.[93]

Johann Lasicius, den die Brüder ursprünglich hatten unterstützen wollen, überarbeitete nach Erhalt des zusätzlichen Materials 1571 seine angefangene Geschichte der böhmischen Brüder gründlich und erweiterte sie innerhalb über einer Dekade zu acht Büchern.[94] An diesen arbeitete er zunächst bis 1585 und stützte sich dabei auch - in handschriftlicher Form - auf das Werk des Camerarius[95]. Dann schickte er seine Schrift erneut zur Begutachtung an die Brüder, "deren Reaktion allerdings auch diesmal ausweichend war. 1592 beschloss die Unität, nicht länger auf die Nachfragen von Lasitius zu reagieren".[96] Lasicius unternahm daraufhin eine weitere Überarbeitung mit neuen Materialien, die der polnische Senior der Brüder Simeon Theophil Turnowski ihm zur Verfügung stellte. Mit seinem Schreiben vom 12.01.1599 widmete er es Karl von Žerotín in der Hoffnung, dass dieser das Werk zum Druck bringen würde. Dazu kam es jedoch zu Lasicius' Lebzeiten nicht mehr;[97] "Karl der Ältere von Žerotín brachte der Historia offenkundig kein größeres Interesse entgegen."[98] Auch Jaroslav Golls Urteil über Lasicius' Werk fällt hart aus: "Weitschweifigkeit, ja Schwatzhaftigkeit könnte man [Lasicius] zum Vorwurf machen. Je weiter die Arbeit fortschreitet, desto wertloser wird sie."[99] Das Manuskript verschwand in Archiven, ohne allerdings vollständig vergessen zu werden,[100] bis es an Johann Amos Comenius kam, der 1649 das achte Buch mitsamt Auszügen aus den anderen Büchern und Inhaltsverzeichnissen zu diesen drucken ließ.[101] Vermutlich dachte er es als eine Art Sittenspiegel, um den Böhmischen Brüdern seiner Zeit, ein Jahr nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs, vorzuhalten, wie weit man sich bereits von den Idealen der Frühzeit entfernt hatte, vergleicht Lasicius die Unität seiner Zeit doch noch mit den urchristlichen Gemeinden des Epheserbriefs.[102] Das ursprüngliche Manuskript verbrannte vermutlich 1656 in Lissa, wohin Comenius es mitgenommen hatte.[103] Einige Abschriften von Teilen des Werks haben sich erhalten, außerdem Exzerpte des Comenius.[104] Lasicius' erstes, kürzeres Werk blieb in Auszügen zumindest bis 1925 in verschiedenen Archiven erhalten.[105]

(Alexander Hubert)

Katechetisches (VG)

Bibelexegese (JS)

Gebete und Frömmigkeit (MG)

Polemisches

Anmerkungen

  1. Vgl. Molnár 1981, 4ff.
  2. Die Böhmischen Brüder maßten sich niemals die Bezeichnung einer Kirche an, da sie diesen Begriff für die universelle christliche Kirche reservierten; die selbst waren eine Unität (lat. unitas, tsch. jednota) von Brüdern (vgl. Molnár 1951, 102).
  3. Vgl. MBW - Regesten online, Nr. 1559.
  4. Vgl. Molnár 1981, 13 und VD16 C 4825.
  5. So Peucer selbst in einem Brief an Jan Blahoslav vom 19.06.1566 (vgl. http://www.aerztebriefe.de/id/00051842 ), unvollständig abgedruckt in Benz 1971, 132, vollständig in Gindely 1859, 289. Er gibt darin zu, dass er die Sprache nicht mehr fließend spreche, aber sich bemühe, sie zu üben, und ihre vollständige Beherrschung sogar der der üblichen Bildungssprachen (ohne konkrete Nennungen) vorziehen würde: Nam et henetam linguam, in qua natus sum, interdum per otium repetere conor et sane integram malim, quam ex illis aliquam, quae a nostris hominibus sumptibus magnis, sed ambitione quadam magis, quam fructu discuntur. Vgl. auch Roebel 2012, 16 (mit Anm. 10), 29, 95.
  6. Vgl. Benz 1971, 129ff. und Roebel 2012, 97.
  7. Vgl. Roebel 2012, 96f.
  8. Benz 1971, 133.
  9. Zu den Beziehungen zwischen Martin Bucer und den Böhmischen Brüdern vgl. Molnár 1951.
  10. Vgl. Erythraeus' eigenen Bericht in Gindely 1859, 37 (deutsche Übersetzung), 62 (tschechisches Original). Camerarius' Aufenthalt in Straßburg bezeugt ein Brief an Daniel Stiebar vom 10. Juni (vgl. OCEp 1019).
  11. Vgl. Blahoslavs Erinnerung an das Treffen in einem Brief an Camerarius vom 16.07.1571, ediert in Gindely 1859, 321f. Vgl. auch Goll 1878, 63, MBW - Regesten online, Nr. 7845 (dat. 01.06.1556), Tschižewskij 1940, 112 und Fritsch 2022, 306.
  12. So Camerarius in einem Brief an Isaiah Caepolla vom 25.07.1569 (vgl. OCEp 1426).
  13. Vgl. Förstemann 1894, 53.
  14. Vgl. OCEp 1426 (dat. 25.07.1569); Camerarius adressiert Caepolla in dem Schreiben als amicus. Sein Sohn Joachim führte diesen Kontakt später fort (vgl. Caepollas Brief an diesen vom 11.09.1576 ( http://www.aerztebriefe.de/id/00009579).)
  15. Es mag sich dabei um das 1566 gedruckte deutschsprachige Gesangbuch "Kirchengeseng" der Böhmischen Brüder gehandelt haben (VD16 XL 117). Zu den Gesangbüchern der Unität schreibt Sladká 2022, 231: "[Die] aufwendig ausgeschmückten Gesangbücher [der Böhmischen Brüder] wurden berühmt und erfuhren eine Verbreitung quer durch alle Konfessionskirchen; die Verwendung durch Katholiken, Lutheraner und Utraquisten ist in zeitgenössischen Quellen dokumentiert." Tatsächlich scheinen die Gesangbücher ein bedeutender Teil der Selbstinzenierung und "Propaganda" der Böhmischen Brüder gewesen zu sein (ebd., 233). Von Caepolla haben sich außerdem Korrekturbögen zu einem 1569 gedruckten Gesangbuch erhalten (vgl. Sladká 2022, 250).
  16. Datiert auf den 16.07.1571, Edition in Gindely 1859, 321f.
  17. Zum Kontakt zwischen Crato und Blahoslav vgl. dessen Brief an Crato vom 17.08.1568 ( http://www.aerztebriefe.de/id/00034057). Daneben hatte Blahoslav auch regelmäßigen Kontakt zu Caspar Peucer (vgl. http://www.aerztebriefe.de/).
  18. Ludwig Camerarius an Karl von Žerotín vom 01.02.1601 (ediert in Hrubý 1970, 116-118): nempe vovere [Camerarium] ac precari solitum dicebat [sc. Esromus], ut antequam immutabili Dei aeterni voluntate et providentia migrandum esset ipsi ex hac vita, interesse ipsi liceret Fratrum in regionibus illis coetibus et cum communione ipsorum Christiana frui, tum disciplinae, quae inter illos vigeret, integritatem conspicere.
  19. Similiter praeclarus ille Joachimus Camerarius in Academia Lipsensi Graecae linguae Professor, scriptura ornans sua, more Germanis recepto, album amicorum Wenceslaii Placelii, nobilis Bohemi, nunc apud Fratres iudicis, huius sententiae verba in eo exaravit; Sicubi gentium nunc est vera Christi Ecclesia, certe apud Fratres Bohemicos est. Quod vir tantus haud temere pronunciavit: sed quia cum de ipsis historiam concinnare haberet in animo, scire prius eum oportuit, quales ii effent de quibus scripturus erat (Lasicius 1649, 122).
  20. OC 0949, Camerarius, Historica narratio, 1605, 142f.
  21. ... Martinus Lutherus, tale prooemium curavit proponendum, ut qui post illud testimonium accurate et firmis rationibus explicatum, de religionis Fratrum sincera integritate, et pura disciplina honestate, dubitare et quaerere amplius velit, nimis curiosus; qui vero accusare adhuc illos audeat, improbus ac malus sit. Fuit autem initio M. Lutherus inscius veritatis, et ipse Fratribus iniquior. A quibus missi ad eum anno Christi M. D. XXII. quidam, ad considerationem diligentiorem commoverunt animum huius, et tunc conciliata est illius ipsis benevolentia atque amicitia, assensioque et approbatio tam dogmatum quam rituum, quae defenderent, et quos servarent (OC 0949, Camerarius, Historica narratio, 1605, 99).
  22. Sane quicquid [Lutherus] aliquando rumusculis dissipatis assentiens, contra Fratrum religionem, aut de eis criminose contra veritatem, dixit aut scripsit, id postea aliis sermonibus atque scriptis satis superque correxit. Constatque eum huius coetus admiratorem laudatoremque maximum fuisse (OC 0949, Camerarius, Historica narratio, 1605, 127).
  23. Solos prope in orbe terrarum Fratres, cum puritate doctrinae, vigorem etiam disciplinae Christi apud se restituisse; Quae laus ut eis detur, et hoc in illis opus Domini praedicetur, rem ipsam cogere (OC 0949, Camerarius, Historica narratio, 1605, 142).
  24. Vgl. Gindely 1859, 451ff. für eine Übersicht.
  25. Vgl. Gindely 1859, 320. Vgl. auch Goll 1878, 62: "Die Latinität der früheren Confessionen entsprach keineswegs den Ansprüchen des humanistisch gebildeten Zeitalters".
  26. Vgl. Benz 1971, 137. Vgl. dort auch zu dem Folgenden.
  27. Zu ihm vgl. Meyer, Gerhard, "Herbert, Petrus" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 582 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119706032.html#ndbcontent.
  28. Jedenfalls arbeitete Rüdinger später auf Basis der deutschen Version: Wittebergae eo tempore dum essem, familiaritate bonorum virorum et praecipuorum in academia usus sum, qui per occasionem saepe mecum loquebantur, esse ex re nostra, ut confessio Germanica Latine ederetur. Ipseque Esromus aliquoties miratus fuit, cur tam diu res differretur, atque aliquando inter conferendum mecum dixerat, se voluisse id officii nostris praestare, e Germanico in Latinum ut transferret, si per suas occupationes licuisset (Gindely 1859, 320).
  29. Gindely 1859, 320.
  30. Vgl. Gindely 1859, 320f. Vgl. auch Goll 1878, 62.
  31. Vgl. Gindely 1859, 328: [Esromus] [r]eferebat et hoc de Camerario, quod dixerit genus suae orationis periodicum esse, in nostra vero confessione esse commaticum quiddam.
  32. Vgl. Gindely 1859, 329f.
  33. Vgl. Gindely 1859, 330f. sowie Peucers eigene Aussage in seinem Brief an Blahoslav vom 01.10.1571 auf 334.
  34. Vgl. Gindely 1859, 332. Zum "Consensus" vgl. Mager 1999 und Hasse 2000, S. 111-119.
  35. Vgl. Gindely 1859, 331ff., Brieftext auf 332f.
  36. Vgl. Gindely 1859, 338.
  37. Vgl. Gindely 1859, 338 und Benz 1971, 137f.
  38. Vgl. Gindely 1859, 330, 338 und Benz 1971, 138.
  39. Vgl. Gindely 1859, 339.
  40. Vgl. Gindely 1859, 341 und 346.
  41. Vgl. Gindely 1859, 341ff.
  42. Vgl. Gindely 1859, 347. Wie an anderer Stelle Caspar Peucer (vgl. Benz 1971, 138f. nach Gindely 1859, 334 und 337) äußert sich Camerarius hier bitter über die Uneinigkeit der Protestanten. Gerade nach dem Tod Johann Pfeffingers sehe Camerarius schwarz: Dieser sei zwar nicht sehr gebildetet gewesen, habe jedoch mit sich Reden lassen und alleine durch seine Anwesenheit Hoffnung gemacht (etsi non erat excellenter doctus, tamen suo loco utiliter et bene docebat et scribebat, et patiebatur sibi subiici et moneri. Habebam, inquit [sc. Camerarius] ipsum quasi in manibus et potuissem ipso viro de successu rei melius sperare). Vgl. Gindely 1859, 346f.
  43. Vgl. Gindely 1859, 348f.
  44. Vgl. Gindely 1859, 349.
  45. Vgl. Hasse 2000, 390.
  46. Vgl. Gindely 1859, 350.
  47. Abgedruckt in Gindely 1859, 351-355.
  48. Vgl. Gindely 1859, 355f.
  49. Vgl. Gindely 1859, 356ff. Derselbe Brief hat dann in die Basler Edition des Bekenntnisses von 1575 Eingang gefunden (vgl. VD16 C 4828, 11ff.).
  50. Vgl. Gindely 1859, 359.
  51. Dies muss für die sonst überaus auf Perfektion bedachten Brüder schmerzlich gewesen sein, die sonst alles bis hin zur Kommasetzung streng regelten. Vgl. Sladká 2022, 247ff.
  52. So Goll 1878, 62. Zur lateinischen Version des Bekenntnisses vgl. VD16 C 4827.
  53. Vgl. Gindely 1859, 361f.
  54. Am 24. April befindet sich die deutsche Version im Druck (vgl. Rüdingers Brief an Stephanus Gindely 1859, 360); am 25. April schreibt Rüdinger auch Caepolla, der Druck der deutschen Version schreite voran (vgl. Gindely 1859, 362f.). Für den fertigen Druck vgl. VD16 C 4832.
  55. Vgl. Gindely 1859, 343f. Vgl. auch Goll 1878, 64.
  56. Zu diesem vgl. Wotschke 1925, Goll 1878, 74ff., Havelka 2022.
  57. Zu dieser ersten Schrift des Lasicius vgl. Goll 1878, 76ff., Havelka 2022, 482f.
  58. Vgl. Gindely 1859, 379ff., Wotschke 1925, 95f., Havelka 2022, 483. Allgemein bestanden innerhalb der Brüderunität strenge Regelungen bezüglich Druckpublikationen: Sämtliche Druckschriften von Mitgliedern der Unität mussten zunächst vom Inneren Rat genehmigt werden. Dieses Kontrollbestreben erstreckte sich jedoch auch auf Werke von Nicht-Mitgliedern. Vgl. Sladká 2022, 244f.
  59. So Havelka 2022, 483.
  60. So Goll 1878, 75.
  61. Vgl. Gindely 1859, 321.
  62. Zu den neuen Quellen schreibt Jaroslav Goll: "Als Br. Isaias Cepola im Jahre 1571 nach Deutschland kam, befand sich ein historisches Werk des Blahoslav in seinen Händen. Cepola selbst bezeichnet dasselbe als istas Blahoslai nostri notas seu annales nostros. Damit kann nur die Summa gemeint sein, da doch Peucer, dem Cepola diese Schrift lieh, das böhmische Werk, die jetzt allgemein dem Blahoslav zugeschriebene Geschichte der Brüder, nicht verstanden hätte." (Goll 1878, 56; zu Blahoslavs "Summa" vgl. ebd., 53ff. (Edition auf 114-128), zur böhmischen Geschichte vgl. ebd., 56ff.). Diese Schlussweise ist offensichtlich falsch, da Peucer, wie oben erläutert, Tschechisch (oder "Böhmisch") sehr wohl lesen konnte; das Ergebnis des Schlusses kann jedoch zumindest halb so bestehen bleiben: Denn nicht nur Peucer, sondern auch Rüdinger bekam die Blahoslai nota[e] seu annales nostr[i] zu sehen (vgl. Gindely 1859, 328f.); von Rüdinger sind nun aber definitiv keine Kenntnisse des Tschechischen - oder anderer slawischer Sprachen - bekannt (noch 1583 sagte Rüdinger selbst, er verstehe kein "Böhmisch", vgl. Ball 1898, S. 91). Die allgemein Blahoslav zugeschriebene lateinische "Summa" war also wohl in der Tat unter den Notizen, die Caepolla überbrachte; allerdings - und daher ist das Ergebnis des Schlusses nur halb korrekt - berichtet Caepolla später, er im Frühsommer 1572 habe einige der Notizen aus dem Tschechischen ins Lateinische übersetzt (vgl. Gindely 1859, 330). Es befanden sich also auch, wenn auch nicht nur, tschechische Quellen unter diesen. Dabei mag es sich ggf. auch um eine auf Tschechisch verfasste Geschichte Blahoslavs handeln (vgl. Goll 1878, 56ff., besonders aber 60f. zur Argumentation für die Existenz einer heute verlorenen Geschichte der Böhmischen Brüder von Blahoslavs Hand in unbekannter Sprache).
  63. Vgl. Gindely 1859, 325-328. Vgl. auch Goll 1878, 64.
  64. Vgl. Gindely 1859, 330.
  65. Vgl. Gindely 1859, 328.
  66. Vgl. Gindely 1859, 329.
  67. Vgl. Gindely 1859, 328f.
  68. Vgl. Gindely 1859, 329.
  69. Vgl. Gindely 1859, 331f.
  70. Vgl. Gindely 1859, 331ff., Brieftext auf 332f.
  71. Vgl. Goll 1878, 64: Zu einem solchen habe Caepolla Camerarius bewogen.
  72. Lasicius 1649, 122: Multis idem Camerarius de iisdem Fratribus mecum, praesente celebri illo Medico Gasparo Peucero, ... Lipsiae contulit, Anno 1971. cum tertio iter facerem in Galliam.
  73. Vgl. auch OC 0949.
  74. Vgl. Goll 1878, 65.
  75. Die Notizen hatte er ja bei sich behalten, nachdem Lasicius versprochen hatte, nach seiner Reise nach Frankreich nach Mähren zu kommen und Caepolla dort zu treffen (vgl. Gindely 1859, 330). Lasicius verstand als gebürtiger Pole vermutlich Tschechisch zumindest bis zu einem gewissen Grad; daher war keine Übertragung ins Lateinische vonnöten gewesen, solange Lasicius alleine der Adressat gewesen war. Mit Camerarius' Auftritt änderte sich das nun.
  76. Vgl. Gindely 1859, 339. Vgl. auch Goll 1878, 64.
  77. Vgl. auch OC 0949.
  78. Vgl. Gindely 1859, 343f.
  79. Vgl. Flaminio, Epistolae, 1571, Bl. I4r/v.
  80. Vgl. Gindely 1859, 347.
  81. Historica vestra nimis diu distulistis, cum senex noster iam sit mortuus. Ego socero amisso non tantum in luctu sum gravissimo, sed sunt etiam, qui exilia nobis minantur (Gindely 1859, 363). Es ist unklar, ob und inwieweit - den Befürchtungen der Wittenberger entsprechend - die Arbeit an und die Druckerlaubnis das Bekenntnis der Böhmischen Brüder sich auf die Verfolgungen auswirkte.
  82. Vgl. Ball 1898, S. 88-97, Fritsch 2022, 306 und Siegfried, C., "Rudinger, Esrom" in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 470 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117598690.html#adbcontent. Zur Rückkehr vgl. auch http://www.aerztebriefe.de/id/00041022.
  83. Brief an Karl von Žerotín vom 01.02.1601 (ediert in Hrubý 1970, 116-118). Zur Druckgeschichte vgl. auch Ludwig Camerarius' Widmungsbrief (Camerarius, Historica narratio, 1605, Bl. **5r/v).
  84. Vgl. Camerarius, Historica narratio, 1605 und Goll 1878, 64.
  85. Vgl. Beyreuther et al. 1980, 52, Fritsch 2022, 309.
  86. Goll 1878, 64.
  87. Vgl. Beyreuther et al. 1980, 46.
  88. Vgl. Goll 1878, 64.
  89. Vgl. OC 0949, Camerarius, Historica narratio, 1605, 6f.
  90. Vgl. Beyreuther et al. 1980, 52f.
  91. Vgl. Goll 1878, 65.
  92. Vgl. Goll 1878, 53.
  93. Vgl. Goll 1878, 65ff.
  94. Vgl. Goll 1878, 75, Havelka 2022, 483.
  95. Vgl. Goll 1878, 74 und 78, dort auch Anm. 2.
  96. Havelka 2022, 483.
  97. Vgl. Goll 1878, 75f., Wotschke 1925, 95, Kurze 1975 53f., Havelka 2022, 483f.
  98. Havelka 2022, 487.
  99. Goll 1878, 78f.
  100. Vgl. Havelka 2022, 487ff.: Zumindest Johannes Laetus (Veselský) und Andrzej Węgierski hatten Zugriff auf das Werk und verwendeten es in ihren eigenen kirchenhistorischen Darstellungen. Über Węgierski kamen vermutlich Laetus an Auszüge und Comenius schließlich in den Besitz von Comenius.
  101. Vgl. Goll 1878, 76 und VD17 12:116849B (= Lasicius 1649). Zu einer Edition von 1660 aus Amsterdam vgl. http://www.wbc.poznan.pl/dlibra/docmetadata?id=335034. Vgl. ausführlich Havelka 2022, 491.
  102. Vgl. Havelka 2022, 496.
  103. Vgl. Havelka 2022, 484.
  104. Erhalten sind die Bücher 1-4 und 6, wobei einige Paragraphen von Buch 4 als Buch 5 gezählt werden. Vgl. genauer Havelka 2022, 484f., dort auch mit Kapitelüberschriften und Inhaltsangabe. Zu Comenius' Exzerpten vgl. ebd., 491.
  105. Vgl. Goll 1878, 76f. und Wotschke 1925, 96.

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