Bedrott an Camerarius, 29.04.1540: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 9: Zeile 9:
|Absender=Jakob Bedrott
|Absender=Jakob Bedrott
|Empfänger=Joachim Camerarius I.
|Empfänger=Joachim Camerarius I.
|Datum=1540-04-29
|Datum=1540/04/29
|DatumGesichert=nein
|DatumGesichert=nein
|Bemerkungen zum Datum=ermitteltes Jahr (im Druck: "Penult. Aprilis" (o.J.)); s. Hinweise zur Datierung
|Bemerkungen zum Datum=ermitteltes Jahr (im Druck: "penult. Aprilis" (o.J.)); s. Hinweise zur Datierung
|Sprache=Latein
|Sprache=Latein
|Entstehungsort=Straßburg
|Entstehungsort=Straßburg
Zeile 17: Zeile 17:
|Gedicht_jn=nein
|Gedicht_jn=nein
|Incipit=Rogo te mi suaviss. Ioach. tuas inclusas ad Vitum Noribergensem mittere velis
|Incipit=Rogo te mi suaviss. Ioach. tuas inclusas ad Vitum Noribergensem mittere velis
|Link=http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0010/bsb00104172/images/
|Link=http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00104172-2
|Register=Briefe/Parallelüberlieferung;Briefe/Redaktionelle Überarbeitung;Politische Neuigkeiten;Hagenauer Religionsgespräch (1540)
|Register=Briefe/Parallelüberlieferung;Briefe/Redaktionelle Überarbeitung;Politische Neuigkeiten;Hagenauer Religionsgespräch (1540)
|Paratext_jn=nein
|Paratext_jn=nein
|Regest_jn=ja
|Regest_jn=ja
|Handschrift=gesehen
|Handschrift=gesehen
|Bearbeitungsstand=korrigiert
|Bearbeitungsstand=validiert
|Wiedervorlage=ja
|Wiedervorlage=ja
|Bearbeiter=US; MH
|Bearbeiter=US; MH
|Gegengelesen=US
}}
}}
Zielort ermittelt. Der Brief wurde für den Druck redaktionell überarbeitet.
Zielort ermittelt. Der Brief wurde für den Druck redaktionell überarbeitet.
Zeile 34: Zeile 35:
Camerarius möge den beiliegenden Brief bitte baldmöglichst an den [[Erwähnter Ort::Nürnberg|Nürnberger]] [[Erwähnte Person::Veit Dietrich|Veit (Dietrich)]] schicken, der ihn dann seinerseits nach [[Erwähnter Ort::Wittenberg]] an [[Erwähnte Person::Jakob Milich|(Jakob) Milich]] weiterleiten werde.
Camerarius möge den beiliegenden Brief bitte baldmöglichst an den [[Erwähnter Ort::Nürnberg|Nürnberger]] [[Erwähnte Person::Veit Dietrich|Veit (Dietrich)]] schicken, der ihn dann seinerseits nach [[Erwähnter Ort::Wittenberg]] an [[Erwähnte Person::Jakob Milich|(Jakob) Milich]] weiterleiten werde.


Bedrott schreibe nicht gern über Neuigkeiten, einerseits weil die Nachrichten unzuverlässig seien, andererseits weil sie unerfreulich seien. Kurz vor der Ankunft des Kaisers ([[Erwähnte Person::Karl V. (HRR)|Karl V.]]) seien alle guten Mutes gewesen, weil sie ihre Hoffnung auf die (bevorstehende) Versammlung (das Religionsgespräch) setzten, aber dass diese Hoffnung vergeblich sei, zeigten die Tatsachen. Man glaube nämlich, er wolle lieber Geldern in seinen Besitz bringen und [[Erwähnter Ort::Mailand]] behalten. Man habe "die Ihrigen" (die Protestanten) beschuldigt, nur nach den Besitztümern der Kirche zu gieren und die Reformation nicht voranzutreiben. Sie stünden dem Kaiser feindselig gegenüber und hätten mit seinen Feinden gemeinsame Sache gemacht, und indem sie die Versammlung und Beratungen um die Wiederherstellung des kirchlichen Friedens erbäten, erstrebten sie eigentlich gar keinen Frieden, sondern nur eine Verzögerung. Das seien die wesentlichen Vorwürfe, die man ihnen machte. "Die Ihrigen" hätten darauf in gemäßigtem Tonfall geantwortet, auf Veranlassung eines Mannes, den Camerarius kenne und mit dem er sehr gut befreundet sei ([[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon]]?). Falls Camerarius das Schriftstück noch nicht habe, werde Bedrott es für ihn abgeschreiben lassen. Wenn die gerechten Konditionen, die "die Ihrigen" anböten, zurückgewiesen würden und man eine solche Gelegenheit, Deutschland Frieden zu bringen, einfach verstreichen lasse, dann fürchte Bedrott, werde der göttliche Zorn über sie hereinbrechen. Es heiße, dass der französische König ([[Erwähnte Person::Franz I. (Frankreich)|Franz I.]]), sich vom Kaiser entfremde, weil er glaube, dass die ganze Sache hinterlistig von den Kaiserlichen verzögert werde.
Bedrott schreibe nicht gern über Neuigkeiten, weil die Nachrichten einerseits unzuverlässig, andererseits unerfreulich seien. Kurz vor der Ankunft des Kaisers ([[Erwähnte Person::Karl V. (HRR)|Karl V.]]) seien alle guten Mutes gewesen, weil sie ihre Hoffnung auf die (bevorstehende) Versammlung (das Religionsgespräch) setzten, aber dass diese Hoffnung vergeblich sei, zeigten die Tatsachen. Man glaube nämlich, er wolle lieber Geldern in seinen Besitz bringen und [[Erwähnter Ort::Mailand]] behalten. Man habe die Ihrigen (die Protestanten) beschuldigt, nur nach den Besitztümern der Kirche zu gieren und die Reformation nicht voranzutreiben. Sie stünden dem Kaiser feindselig gegenüber und hätten mit seinen Feinden gemeinsame Sache gemacht, und indem sie die Versammlung und Beratungen um die Wiederherstellung des kirchlichen Friedens erbäten, erstrebten sie eigentlich gar keinen Frieden, sondern nur eine Verzögerung. Das seien die wesentlichen Vorwürfe, die man ihnen machte. Die Ihrigen hätten darauf in gemäßigtem Tonfall geantwortet, auf Veranlassung eines Mannes, den Camerarius kenne und mit dem er sehr gut befreundet sei ([[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon]]?). Falls Camerarius das Schriftstück noch nicht habe, werde Bedrott es für ihn abschreiben lassen. Wenn die gerechten Konditionen, die die Ihrigen anböten, zurückgewiesen würden und man eine solche Gelegenheit, Deutschland Frieden zu bringen, einfach verstreichen lasse, dann, fürchte Bedrott, werde der göttliche Zorn über sie hereinbrechen. Es heiße, dass der französische König ([[Erwähnte Person::Franz I. (Frankreich)|Franz I.]]), sich vom Kaiser entfremde, weil er glaube, dass die ganze Sache hinterlistig von den Kaiserlichen verzögert werde.


Camerarius solle hören, welch ein Schauspiel in [[Erwähnter Ort::Venedig]] herausgegeben wurde: Die Christenheit bitte den Papst ([[Erwähnte Person::Paul III. (Papst)|Paul III.]]) um Hilfe. Er antworte, er habe keine Zeit, sich um diese Dinge zu kümmern, da er schon zu sehr damit zu tun habe, Kardinalshüte anzufertigen. Also verweise er die Christenheit an den Kaiser. Der aber werde mit diesem Anliegen belästigt, als er bereits zur Jagd gerüstet sei und einen Jagdfalken (''Milvius'') bei sich trage. Er sage, dass er sich sorgfältig um diesen Falken kümmern müsse. Wenn er ihn nämlich einmal verloren habe, könne er ihn nur schwer wiederbekommen. Im Französischen werde "Milvius" mit "Milan" wiedergegeben, womit auf Mailand angespielt werde. Also wende sich die beklagenswerte Christenheit an den französischen König, der sich zwar auch rüste, aber einen großen Hofstaat mit sich führe, der ihn sehr behindere usw. Zusammengefasst wolle der französische König Mailand erobern und der Kaiser es behalten. ([[Erwähnte Person::Wilhelm (Jülich-Kleve-Berg)|Wilhelm]], der Herzog von) Geldern solle bereits beim Hof des Kaisers sein und mit ihm über die Herrschaft (über Geldern) sprechen.  
Camerarius solle hören, welch ein Schauspiel in [[Erwähnter Ort::Venedig]] aufgeführt werde: Die Christenheit bitte den Papst ([[Erwähnte Person::Paul III. (Papst)|Paul III.]]) um Hilfe. Er antworte, er habe keine Zeit, sich um diese Dinge zu kümmern, da er schon zu sehr damit zu tun habe, Kardinalshüte anzufertigen. Also verweise er die Christenheit an den Kaiser. Der aber werde mit diesem Anliegen belästigt, als er bereits zur Jagd gerüstet sei und einen Jagdfalken (''milvius'') bei sich trage. Er sage, dass er sich sorgfältig um diesen Falken kümmern müsse. Wenn er ihn nämlich einmal verloren habe, könne er ihn nur schwer wiederbekommen. Im Französischen heiße der ''milvius'' aber ''milan'', womit auf Mailand angespielt werde. Also wende sich die beklagenswerte Christenheit an den französischen König, der sich zwar auch rüste, aber einen großen Hofstaat mit sich führe, der ihn sehr behindere usw. Zusammengefasst: der französische König wolle Mailand erobern und der Kaiser es behalten. ([[Erwähnte Person::Wilhelm (Jülich-Kleve-Berg)|Wilhelm]], der Herzog von) Geldern, solle bereits am Hof des Kaisers sein und mit ihm über die Herrschaft (über Geldern) sprechen.  


In diesen Tagen sei [[Erwähnte Person::Franz Frosch]] gestorben, ein Rechtsgelehrter (in [[Erwähnter Ort::Straßburg]]). Alle betrauerten den Verlust. Bedrott schreibe dies, weil Frosch zu seinen Lebzeiten oft sehr freundlich über Camerarius gesprochen hatte.
In diesen Tagen sei [[Erwähnte Person::Franz Frosch]] gestorben, ein Rechtsgelehrter (in [[Erwähnter Ort::Straßburg]]). Alle betrauerten den Verlust. Bedrott schreibe dies, weil Frosch zu seinen Lebzeiten oft sehr freundlich über Camerarius gesprochen hatte.
Zeile 42: Zeile 43:
Nochmalige Bitte um Weiterleitung des beiliegenden Briefes an Veit (Dietrich). Camerarius möge Bedrott mitteilen, ob er bereits ein neues Werk verfasst habe, und einen Antwortbrief schicken.
Nochmalige Bitte um Weiterleitung des beiliegenden Briefes an Veit (Dietrich). Camerarius möge Bedrott mitteilen, ob er bereits ein neues Werk verfasst habe, und einen Antwortbrief schicken.


Hoffentlich werde [[Erwähnte Person::Jakob Micyllus|(Jakob) Micyllus]] zum Johannistag (24.06.) hierher (nach Straßburg) kommen. Wenn dieser, wie geplant, Camerarius besuchen wolle, werden [[Erwähnte Person::Johannes Sturm|(Johannes) Sturm)]] und Bedrott ihn auf dieser Reise begleiten. Camerarius solle sie dann mit [[Erwähnter Ort::Tübingen|Tübinger]] Wein bewirten.  
Hoffentlich werde [[Erwähnte Person::Jakob Micyllus|(Jakob) Micyllus]] zum Johannistag (24.6.) hierher (nach Straßburg) kommen. Wenn dieser, wie geplant, Camerarius besuchen wolle, würden [[Erwähnte Person::Johannes Sturm|(Johannes) Sturm)]] und Bedrott ihn auf dieser Reise begleiten. Camerarius solle sie dann mit [[Erwähnter Ort::Tübingen|Tübinger]] Wein bewirten.  


Lebewohl.
Lebewohl.


Grüße an [[Erwähnte Person::Leonhart Fuchs|(Leonhart) Fuchs]]. Camerarius solle ihm ausrichten, dass der [[Erwähntes Werk::Paulos von Aigina, Opera, 1542|(Paulos) aus Aigina]] in einer neu durchgesehenen und erläuterten Ausgabe hier (in Straßburg) gedruckt werde. Andernach sei ein paar Tage lang bei Bedrott gewesen.
Grüße an [[Erwähnte Person::Leonhart Fuchs|(Leonhart) Fuchs]]. Camerarius solle ihm ausrichten, dass [[Erwähntes Werk::Paulos von Aigina, Opera, 1542|(Paulos) aus Aigina]] in einer neu durchgesehenen und erläuterten Ausgabe hier (in Straßburg) gedruckt werde. Andernach sei ein paar Tage lang bei Bedrott gewesen.


(Manuel Huth)
(Manuel Huth)

Version vom 11. Dezember 2019, 21:23 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Bedrott an Camerarius, 15.06.153915 Juni 1539 JL
Bedrott an Camerarius, 13.01.153913 Januar 1539 JL
Bedrott an Camerarius, 03.07.15383 Juli 1538 JL
 Briefdatum
Bedrott an Camerarius, 29.04.154029 April 1540 JL
 Briefdatum
Bedrott an Camerarius, 06.07.15406 Juli 1540 JL
Bedrott an Camerarius, 12.07.154012 Juli 1540 JL
Camerarius an die Straßburger Freunde, 23.07.154023 Juli 1540 JL
Werksigle OCEp 0262
Zitation Bedrott an Camerarius, 29.04.1540, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (11.12.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0262
Besitzende Institution München, BSB
Signatur, Blatt/Seite Clm 10368, Nr. 69
Ausreifungsgrad Original
Erstdruck in Camerarius, Epistolae Eobani, 1561
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. I8r- K1r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Jakob Bedrott
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1540/04/29
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Jahr (im Druck: "penult. Aprilis" (o.J.)); s. Hinweise zur Datierung
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Straßburg
Zielort Tübingen
Gedicht? nein
Incipit Rogo te mi suaviss. Ioach. tuas inclusas ad Vitum Noribergensem mittere velis
Link zur Handschrift http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00104172-2
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Briefe/Parallelüberlieferung; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Politische Neuigkeiten; Hagenauer Religionsgespräch (1540)
Handschrift gesehen
Bearbeitungsstand validiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:US; Benutzer:MH
Gegengelesen von Benutzer:US
Datumsstempel 11.12.2019
Werksigle OCEp 0262
Zitation Bedrott an Camerarius, 29.04.1540, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (11.12.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0262
Besitzende Institution München, BSB
Signatur, Blatt/Seite Clm 10368, Nr. 69
Ausreifungsgrad Original
Erstdruck in Camerarius, Epistolae Eobani, 1561
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. I8r- K1r
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Jakob Bedrott
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1540/04/29
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Jahr (im Druck: "penult. Aprilis" (o.J.)); s. Hinweise zur Datierung
Sprache Latein
Entstehungsort Straßburg
Zielort Tübingen
Gedicht? nein
Incipit Rogo te mi suaviss. Ioach. tuas inclusas ad Vitum Noribergensem mittere velis
Link zur Handschrift http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00104172-2
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Briefe/Parallelüberlieferung; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Politische Neuigkeiten; Hagenauer Religionsgespräch (1540)
Datumsstempel 11.12.2019


Zielort ermittelt. Der Brief wurde für den Druck redaktionell überarbeitet.

Hinweise zur Datierung

Der im Brief als jüngst verstorben erwähnte Franz Frosch starb 1540. Auch die im Brief erwähnten politischen Ereignisse sprechen für eine Datierung auf dieses Jahr.

Regest

Camerarius möge den beiliegenden Brief bitte baldmöglichst an den Nürnberger Veit (Dietrich) schicken, der ihn dann seinerseits nach Wittenberg an (Jakob) Milich weiterleiten werde.

Bedrott schreibe nicht gern über Neuigkeiten, weil die Nachrichten einerseits unzuverlässig, andererseits unerfreulich seien. Kurz vor der Ankunft des Kaisers (Karl V.) seien alle guten Mutes gewesen, weil sie ihre Hoffnung auf die (bevorstehende) Versammlung (das Religionsgespräch) setzten, aber dass diese Hoffnung vergeblich sei, zeigten die Tatsachen. Man glaube nämlich, er wolle lieber Geldern in seinen Besitz bringen und Mailand behalten. Man habe die Ihrigen (die Protestanten) beschuldigt, nur nach den Besitztümern der Kirche zu gieren und die Reformation nicht voranzutreiben. Sie stünden dem Kaiser feindselig gegenüber und hätten mit seinen Feinden gemeinsame Sache gemacht, und indem sie die Versammlung und Beratungen um die Wiederherstellung des kirchlichen Friedens erbäten, erstrebten sie eigentlich gar keinen Frieden, sondern nur eine Verzögerung. Das seien die wesentlichen Vorwürfe, die man ihnen machte. Die Ihrigen hätten darauf in gemäßigtem Tonfall geantwortet, auf Veranlassung eines Mannes, den Camerarius kenne und mit dem er sehr gut befreundet sei (Philipp Melanchthon?). Falls Camerarius das Schriftstück noch nicht habe, werde Bedrott es für ihn abschreiben lassen. Wenn die gerechten Konditionen, die die Ihrigen anböten, zurückgewiesen würden und man eine solche Gelegenheit, Deutschland Frieden zu bringen, einfach verstreichen lasse, dann, fürchte Bedrott, werde der göttliche Zorn über sie hereinbrechen. Es heiße, dass der französische König (Franz I.), sich vom Kaiser entfremde, weil er glaube, dass die ganze Sache hinterlistig von den Kaiserlichen verzögert werde.

Camerarius solle hören, welch ein Schauspiel in Venedig aufgeführt werde: Die Christenheit bitte den Papst (Paul III.) um Hilfe. Er antworte, er habe keine Zeit, sich um diese Dinge zu kümmern, da er schon zu sehr damit zu tun habe, Kardinalshüte anzufertigen. Also verweise er die Christenheit an den Kaiser. Der aber werde mit diesem Anliegen belästigt, als er bereits zur Jagd gerüstet sei und einen Jagdfalken (milvius) bei sich trage. Er sage, dass er sich sorgfältig um diesen Falken kümmern müsse. Wenn er ihn nämlich einmal verloren habe, könne er ihn nur schwer wiederbekommen. Im Französischen heiße der milvius aber milan, womit auf Mailand angespielt werde. Also wende sich die beklagenswerte Christenheit an den französischen König, der sich zwar auch rüste, aber einen großen Hofstaat mit sich führe, der ihn sehr behindere usw. Zusammengefasst: der französische König wolle Mailand erobern und der Kaiser es behalten. (Wilhelm, der Herzog von) Geldern, solle bereits am Hof des Kaisers sein und mit ihm über die Herrschaft (über Geldern) sprechen.

In diesen Tagen sei Franz Frosch gestorben, ein Rechtsgelehrter (in Straßburg). Alle betrauerten den Verlust. Bedrott schreibe dies, weil Frosch zu seinen Lebzeiten oft sehr freundlich über Camerarius gesprochen hatte.

Nochmalige Bitte um Weiterleitung des beiliegenden Briefes an Veit (Dietrich). Camerarius möge Bedrott mitteilen, ob er bereits ein neues Werk verfasst habe, und einen Antwortbrief schicken.

Hoffentlich werde (Jakob) Micyllus zum Johannistag (24.6.) hierher (nach Straßburg) kommen. Wenn dieser, wie geplant, Camerarius besuchen wolle, würden (Johannes) Sturm) und Bedrott ihn auf dieser Reise begleiten. Camerarius solle sie dann mit Tübinger Wein bewirten.

Lebewohl.

Grüße an (Leonhart) Fuchs. Camerarius solle ihm ausrichten, dass (Paulos) aus Aigina in einer neu durchgesehenen und erläuterten Ausgabe hier (in Straßburg) gedruckt werde. Andernach sei ein paar Tage lang bei Bedrott gewesen.

(Manuel Huth)