Bedrott an Camerarius, 29.04.1540: Unterschied zwischen den Versionen
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|Bemerkungen zum Datum= | |Bemerkungen zum Datum=ermitteltes Jahr (im Druck: "Penult. Aprilis" (o.J.)); s. Hinweise zur Datierung | ||
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Camerarius möge bitte den beiliegenden Brief bitte baldmöglichst an den [[Erwähnter Ort::Nürnberg|Nürnberger]] [[Erwähnte Person::Veit Dietrich|Veit (Dietrich)]] schicken, der ihn dann seinerseits nach [[Erwähnter Ort::Wittenberg]] an [[Erwähnte Person::Jakob Milich|(Jakob) Milich]] weiterleiten werde. | Camerarius möge bitte den beiliegenden Brief bitte baldmöglichst an den [[Erwähnter Ort::Nürnberg|Nürnberger]] [[Erwähnte Person::Veit Dietrich|Veit (Dietrich)]] schicken, der ihn dann seinerseits nach [[Erwähnter Ort::Wittenberg]] an [[Erwähnte Person::Jakob Milich|(Jakob) Milich]] weiterleiten werde. | ||
Bedrott schreibe nicht gern über Neuigkeiten, einerseits weil die Nachrichten unzuverlässig seien, andererseits weil sie unerfreulich seien. | Bedrott schreibe nicht gern über Neuigkeiten, einerseits weil die Nachrichten unzuverlässig seien, andererseits weil sie unerfreulich seien. Kurz vor der Ankunft des Kaisers ([[Erwähnte Person::Karl V. (HRR)|Karl V.]]) seien alle guten Mutes gewesen, weil sie ihre Hoffnung auf die (bevorstehende) Versammlung (das Religionsgespräch) setzten, aber dass diese Hoffnung vergeblich sei, zeigten die Tatsachen. Man glaube nämlich, er wolle lieber Geldern in seinen Besitz bringen und Mailand behalten. Man habe "die Ihrigen" (die protestantischen Fürsten?) beschuldigt, nur nach den Besitztümern der Kirche zu gieren und die Reformation nicht voranzutreiben. Sie stünden dem Kaiser feindselig gegenüber und hätten mit seinen Feinden gemeinsame Sache gemacht, und indem sie die Versammlung ## und Beratungen um die Wiederherstellung des kirchlichen Friedens erbäten, erstrebten sie eigentlich gar keinen Frieden, sondern nur eine Verzögerung. Das seien die wesentlichen Vorwürfe, die man ihnen machte. "Die Ihrigen" hätten darauf in gemäßigtem Tonfall schriftlich## geantwortet und zwar auf Veranlassung ## eines Mannes, den Camerarius kenne und mit dem er sehr gut befreundet sei ([[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon]] ##). Falls Camerarius das Schriftstück noch nicht habe, werde Bedrott es für ihn abgeschrieben werde. Wenn die gerechten Konditionen, die "die Ihrigen" anböten, zurückgewiesen würden und man eine solche Gelegenheit, Deutschland Frieden zu bringen, einfach verstreichen lasse, dann fürchte Bedrott, werde der göttliche Zorn über sie hereinbrechen. Es heiße, dass der französische König ([[Erwähnte Person::Franz I. (Frankreich)|Franz I.]]), sich vom Kaiser entfremde, weil er glaube, dass die ganze Sache hinterlistig von den Kaiserlichen verzögert werde. | ||
Camerarius solle hören, welch ein Schauspiel in [[Erwähnter Ort::Venedig]] herausgegeben wurde: Die Christenheit bitte den Papst ([[Erwähnte Person::Paul III. (Papst)|Paul III.]]) um Hilfe. Er antworte, er habe keine Zeit, sich um diese Dinge zu kümmern, da er schon zu sehr damit zu tun habe, Kardinalshüte anzufertigen. Also verweise er die Christenheit an den Kaiser. Der aber werde mit diesem Anliegen gestört, als er bereits zur Jagd gerüstet sei und einen Jagdfalken (''Milvius'') bei sich trage. Er sage, dass er sich sorgfältig um diesen Falken kümmern müsse. Wenn er ihn nämlich einmal verloren habe, könne er ihn nur schwer wiederbekommen. Im Französischen werde ''Milvius'' mit ''Milan'' wiedergegeben, womit auf [[Erwähnter Ort::Mailand]] angespielt werde. Also wende sich die beklagenswerte Christenheit an den französischen König, der sich zwar auch rüste, aber einen großen Hofstaat mit sich führe, der ihn sehr behindere usw. Zusammengefasst wolle der französische König Mailand erobern und der Kaiser behalten. ([[Erwähnte Person::Wilhelm (Jülich-Kleve-Berg)|Wilhelm]], der Herzog von) Geldern solle bereits beim Hof des Kaisers sein und mit ihm über die Herrschaft (über Geldern) sprechen. | |||
Camerarius solle hören, welch ein Schauspiel in [[Erwähnter Ort::Venedig]] herausgegeben wurde: Die Christenheit bitte den Papst ([[Erwähnte Person::Paul III. (Papst)|Paul III.]]) um Hilfe. Er antworte, er habe keine Zeit, sich um diese Dinge zu kümmern, da er schon zu sehr damit zu tun habe, Kardinalshüte anzufertigen. Also verweise er die Christenheit an den Kaiser. Der aber werde mit diesem Anliegen gestört, als er bereits zur Jagd gerüstet sei und einen Jagdfalken (''Milvius'') bei sich trage. Er sage, dass er sich sorgfältig um diesen Falken kümmern müsse. Wenn er ihn nämlich einmal verloren habe, könne er ihn nur schwer wiederbekommen. Im Französischen werde ''Milvius'' mit ''Milan'' wiedergegeben, womit auf [[Erwähnter Ort::Mailand]] angespielt werde. Also wende sich die beklagenswerte Christenheit an den französischen König, der sich zwar auch rüste, aber einen großen Hofstaat mit sich führe, der ihn sehr behindere usw. Zusammengefasst wolle der französische König Mailand erobern und der Kaiser behalten. ( | |||
In diesen Tagen sei [[Erwähnte Person::Franz Frosch]] gestorben, ein Rechtsgelehrter (in Straßburg). Alle betrauerten den Verlust. Bedrott schreibe dies, weil Frosch zu seinen Lebzoeten oft sehr freundlich über Camerarius gesprochen hatte. | In diesen Tagen sei [[Erwähnte Person::Franz Frosch]] gestorben, ein Rechtsgelehrter (in Straßburg). Alle betrauerten den Verlust. Bedrott schreibe dies, weil Frosch zu seinen Lebzoeten oft sehr freundlich über Camerarius gesprochen hatte. | ||
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=== Hinweise zur Datierung === | |||
Der im Brief als jüngst verstorben erwähnte Franz Frosch starb 1540. Auch die im Brief erwähnten politischen Ereignisse sprechen für eine Datierung auf dieses Jahr. |
Version vom 30. Juli 2019, 12:07 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 0262 |
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Zitation | Bedrott an Camerarius, 29.04.1540, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (30.07.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0262 |
Besitzende Institution | München, BSB |
Signatur, Blatt/Seite | Clm 10368, Nr. 69 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae Eobani, 1561 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. I8r- K1r |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Jakob Bedrott |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1540-04-29 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | ermitteltes Jahr (im Druck: "Penult. Aprilis" (o.J.)); s. Hinweise zur Datierung |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Straßburg |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Rogo te mi suaviss. Ioach. tuas inclusas ad Vitum Noribergensem mittere velis |
Link zur Handschrift | http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0010/bsb00104172/images/ |
Regest vorhanden? | nein |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Politische Neuigkeiten; Hagenauer Religionsgespräch (1540) |
Handschrift | gesehen |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Notizen | Nürnberger Veit (Dietrich) schicken, der ihn dann seinerseits nach Wittenberg an (Jakob) Milich weiterleiten werde.
Bedrott schreibe nicht gern über Neuigkeiten, einerseits weil die Nachrichten unzuverlässig seien, andererseits weil sie unerfreulich seien. Kurz vor der Ankunft des Kaisers (Karl V.) seien alle guten Mutes gewesen, weil sie ihre Hoffnung auf die (bevorstehende) Versammlung (das Religionsgespräch) setzten, aber dass diese Hoffnung vergeblich sei, zeigten die Tatsachen. Man glaube nämlich, er wolle lieber Geldern in seinen Besitz bringen und Mailand behalten. Man habe "die Ihrigen" (die protestantischen Fürsten?) beschuldigt, nur nach den Besitztümern der Kirche zu gieren und die Reformation nicht voranzutreiben. Sie stünden dem Kaiser feindselig gegenüber und hätten mit seinen Feinden gemeinsame Sache gemacht, und indem sie die Versammlung ## und Beratungen um die Wiederherstellung des kirchlichen Friedens erbäten, erstrebten sie eigentlich gar keinen Frieden, sondern nur eine Verzögerung. Das seien die wesentlichen Vorwürfe, die man ihnen machte. "Die Ihrigen" hätten darauf in gemäßigtem Tonfall schriftlich## geantwortet und zwar auf Veranlassung ## eines Mannes, den Camerarius kenne und mit dem er sehr gut befreundet sei (Philipp Melanchthon ##). Falls Camerarius das Schriftstück noch nicht habe, werde Bedrott es für ihn abgeschrieben werde. Wenn die gerechten Konditionen, die "die Ihrigen" anböten, zurückgewiesen würden und man eine solche Gelegenheit, Deutschland Frieden zu bringen, einfach verstreichen lasse, dann fürchte Bedrott, werde der göttliche Zorn über sie hereinbrechen. Es heiße, dass der französische König (Franz I.), sich vom Kaiser entfremde, weil er glaube, dass die ganze Sache hinterlistig von den Kaiserlichen verzögert werde. Camerarius solle hören, welch ein Schauspiel in Venedig herausgegeben wurde: Die Christenheit bitte den Papst (Paul III.) um Hilfe. Er antworte, er habe keine Zeit, sich um diese Dinge zu kümmern, da er schon zu sehr damit zu tun habe, Kardinalshüte anzufertigen. Also verweise er die Christenheit an den Kaiser. Der aber werde mit diesem Anliegen gestört, als er bereits zur Jagd gerüstet sei und einen Jagdfalken (Milvius) bei sich trage. Er sage, dass er sich sorgfältig um diesen Falken kümmern müsse. Wenn er ihn nämlich einmal verloren habe, könne er ihn nur schwer wiederbekommen. Im Französischen werde Milvius mit Milan wiedergegeben, womit auf Mailand angespielt werde. Also wende sich die beklagenswerte Christenheit an den französischen König, der sich zwar auch rüste, aber einen großen Hofstaat mit sich führe, der ihn sehr behindere usw. Zusammengefasst wolle der französische König Mailand erobern und der Kaiser behalten. (Wilhelm, der Herzog von) Geldern solle bereits beim Hof des Kaisers sein und mit ihm über die Herrschaft (über Geldern) sprechen. In diesen Tagen sei Franz Frosch gestorben, ein Rechtsgelehrter (in Straßburg). Alle betrauerten den Verlust. Bedrott schreibe dies, weil Frosch zu seinen Lebzoeten oft sehr freundlich über Camerarius gesprochen hatte. Nochmalige Bitte um Weiterleitung des beiliegenden Briefes an Veit (Dietrich). Camerarius möge ihm mitteilen, ob er schon schon ein neues Werk verfasst habe, und im bitte antworten. Hoffentlich werde (Jakob) Micyllus zum Johannistag (24.06.) hierher (nach Straßburg) kommen. Wenn Micyll wie geplant Camerarius besuchen wolle, werden (Johannes) Sturm) und Bedrott ihn auf dieser Reise begleiten. Camerarius solle sie dann mit Tübinger Wein bewirten. Lebewohl. Grüße an (Leonhart) Fuchs. Camerarius solle ihm ausrichten, dass der (Paulos) aus Aigina in einer neu durchgesehenen und erlaäuterten Ausgabe hier (in Straßburg) gedruckt werde. Andernach sei ein paar Tage lang bei Bedrott gewesen. (Manuel Huth)]] |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:US; Benutzer:MH |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 30.07.2019 |
Werksigle | OCEp 0262 |
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Zitation | Bedrott an Camerarius, 29.04.1540, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (30.07.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0262 |
Besitzende Institution | München, BSB |
Signatur, Blatt/Seite | Clm 10368, Nr. 69 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae Eobani, 1561 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. I8r- K1r |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Jakob Bedrott |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1540-04-29 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | ermitteltes Jahr (im Druck: "Penult. Aprilis" (o.J.)); s. Hinweise zur Datierung |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Straßburg |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Rogo te mi suaviss. Ioach. tuas inclusas ad Vitum Noribergensem mittere velis |
Link zur Handschrift | http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0010/bsb00104172/images/ |
Regest vorhanden? | nein |
Paratext ? | nein |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Politische Neuigkeiten; Hagenauer Religionsgespräch (1540) |
Datumsstempel | 30.07.2019 |
Der Brief wurde für den Druck redaktionell überarbeitet.
Hinweise zur Datierung
Der im Brief als jüngst verstorben erwähnte Franz Frosch starb 1540. Auch die im Brief erwähnten politischen Ereignisse sprechen für eine Datierung auf dieses Jahr.