Camerarius an Hessus, 1523: Unterschied zwischen den Versionen
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Nach dem freundlichen Empfang bei Hessus sei Camerarius wieder nach ([[Erwähnter Ort::Wittenberg]]) gereist - er sei ja lange nicht dort gewesen. Das Buch (nicht identifiziert), das er von Hessus erhalten hatte, habe er [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Philipp (Melanchthon)]] übergeben sowie jene Venus (s. Anm.), die durch die Verse des Hessus mehr Anmut gewinne als durch das überaus ansehnliche Gemälde. | Nach dem freundlichen Empfang bei Hessus sei Camerarius wieder nach ([[Erwähnter Ort::Wittenberg]]) gereist - er sei ja lange nicht dort gewesen. Das Buch (nicht identifiziert), das er von Hessus erhalten hatte, habe er [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Philipp (Melanchthon)]] übergeben sowie jene Venus (s. Anm.), die durch die Verse des Hessus mehr Anmut gewinne als durch das überaus ansehnliche Gemälde. | ||
Aber zunächst solle Hessus hören, was Camerarius auf seiner Reise widerfahren sei. Camerarius habe Hessus' [[Erwähntes Werk::Hessus, Ecclesiae afflictae epistola ad Lutherum, 1523|''captiva'']] und die [[Erwähntes Werk::Melanchthon, Declamatio, 1523|''μελετή'']] Philipp (Melanchthons) in [[Erwähnter Ort::Leipzig]] vorgefunden. Überschwängliches Lob. Camerarius, der einst das Autograph gelesen hatte, habe kaum glauben können, dass er das selbe Werk lese. Lob der Leichtigkeit, mit der Hessus seine Verse im Nachhinein umdichten könne. Aber ein Lob von Camerarius könne kaum noch zu dem Ruhm des Hessus beitragen. Er nehme sich das auch gar nicht heraus. Allerdings könne er nicht verschweigen, dass er gerade bei den Besten in gutem Ruf stehe und sich darüber freue. Wenn er dann einmal einen eigenen Gedanken habe, führe er diesen oft unbedacht aus, wie Hessus sehe. Aber wozu sich darüber beklagen? Wolle er etwa provozieren? Es sollten alle abhauen, die kein Bisschen Anstand kennten, die Musen vertreiben wollten und der Bezeichnung "Mensch" nicht wert seien. Sie sollten ruhig diesen Mann (unbekannt) ruhig zum Anführer ihres Wahnsinns und ihrer Raserei erklären. Camerarius habe [[Erwähnte Person::Konrad Mutian|(Konrad) Mutian]] das Werklein (nicht identifiziert) aus [[Erwähnter Ort::Leipzig]] geschickt. Wenn er es erhalte, werden ihm zweifellos die Eleganz der Rede und der Sätze gefallen, die Würde, die Prägnanz sowie insbesondere die Beweisführung und der Aufbau. Camerarius habe es als seine Pflicht empfunden, eher den vom Untergang bedrohten Wissenschaften ein Epicedium herzurichten, als ihren Triumph über die besiegten Feinde zu begehen. Aber eine den Wissenschaften wohlwollende Gottheit habe Rücksicht auf sie genommen und den Ausgang zum Besseren gewendet. Wenn einige auch jetzt noch bellten, seien sie feige Hunde, weil sich ihre Raserei durch kein Kommando unterdrücken lasse, sondern sogar noch zunehme, und mit Peitsche und Stock gezügelt werden müsse. Sie (sc. Camerarius, Hessus und andere Gleichgesinnte) müssten nun allerdings achtgeben, dass jener Abschaum ihre Studien nicht aus gutem Grunde bekritteln könne und dass sie nicht zurecht Gewissenhaftigkeit und den Willen vermissten, die gute Sache zu unterstützen. Wie Hessus erkennen könne, schließe sich Camerarius ihm und den Seinen an, aber eher auf die Art und Weise, wie sich der gemeine Soldat, ja sogar der Troß von Marketendern und Knechten großspurig als Teil des Heeres bezeichnet. | Aber zunächst solle Hessus hören, was Camerarius auf seiner Reise widerfahren sei. Camerarius habe Hessus' [[Erwähntes Werk::Hessus, Ecclesiae afflictae epistola ad Lutherum, 1523|''captiva'']] und die [[Erwähntes Werk::Melanchthon, Declamatio, 1523|''μελετή'']] Philipp (Melanchthons) in [[Erwähnter Ort::Leipzig]] vorgefunden. Überschwängliches Lob. Camerarius, der einst das Autograph gelesen hatte, habe kaum glauben können, dass er das selbe Werk lese. Lob der Leichtigkeit, mit der Hessus seine Verse im Nachhinein umdichten könne. Aber ein Lob von Camerarius könne kaum noch zu dem Ruhm des Hessus beitragen. Er nehme sich das auch gar nicht heraus. Allerdings könne er nicht verschweigen, dass er gerade bei den Besten in gutem Ruf stehe und sich darüber freue. Wenn er dann einmal einen eigenen Gedanken habe, führe er diesen oft unbedacht aus, wie Hessus sehe. Aber wozu sich darüber beklagen? Wolle er etwa provozieren? Es sollten alle abhauen, die kein Bisschen Anstand kennten, die Musen vertreiben wollten und der Bezeichnung "Mensch" nicht wert seien. Sie sollten ruhig [[Erwähnte Person::Unbekannt|diesen Mann]] (unbekannt) ruhig zum Anführer ihres Wahnsinns und ihrer Raserei erklären. Camerarius habe [[Erwähnte Person::Konrad Mutian|(Konrad) Mutian]] das Werklein (nicht identifiziert) aus [[Erwähnter Ort::Leipzig]] geschickt. Wenn er es erhalte, werden ihm zweifellos die Eleganz der Rede und der Sätze gefallen, die Würde, die Prägnanz sowie insbesondere die Beweisführung und der Aufbau. Camerarius habe es als seine Pflicht empfunden, eher den vom Untergang bedrohten Wissenschaften ein Epicedium herzurichten, als ihren Triumph über die besiegten Feinde zu begehen. Aber eine den Wissenschaften wohlwollende Gottheit habe Rücksicht auf sie genommen und den Ausgang zum Besseren gewendet. Wenn einige auch jetzt noch bellten, seien sie feige Hunde, weil sich ihre Raserei durch kein Kommando unterdrücken lasse, sondern sogar noch zunehme, und mit Peitsche und Stock gezügelt werden müsse. Sie (sc. Camerarius, Hessus und andere Gleichgesinnte) müssten nun allerdings achtgeben, dass jener Abschaum ihre Studien nicht aus gutem Grunde bekritteln könne und dass sie nicht zurecht Gewissenhaftigkeit und den Willen vermissten, die gute Sache zu unterstützen. Wie Hessus erkennen könne, schließe sich Camerarius ihm und den Seinen an, aber eher auf die Art und Weise, wie sich der gemeine Soldat, ja sogar der Troß von Marketendern und Knechten großspurig als Teil des Heeres bezeichnet. | ||
Lebewohl. Grüße an [[Erwähnte Person::Johann Lange (Theologe)|(Johann) Lange]] und den jungen Mann mit dem Beinamen ''magnus angelus'' ([[Erwähnte Person::Michael Nossen]]). | Lebewohl. Grüße an [[Erwähnte Person::Johann Lange (Theologe)|(Johann) Lange]] und den jungen Mann mit dem Beinamen ''magnus angelus'' ([[Erwähnte Person::Michael Nossen]]). |
Version vom 27. Mai 2019, 12:27 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 0005 |
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Zitation | Camerarius an Hessus, 1523, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (27.05.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0005 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Hessus, Epistolae familiares, 1543 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 265 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | Tentzel/Dinckel 1701, 2. Teil, S. 53, Nr. XXXIX (Auszug) |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Helius Eobanus Hessus |
Datum | 1523 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Wittenberg |
Zielort | Erfurt |
Gedicht? | nein |
Incipit | Posteaquam a te humanissime tractatus, redii quo festinabam |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:US; Benutzer:MH |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 27.05.2019 |
Werksigle | OCEp 0005 |
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Zitation | Camerarius an Hessus, 1523, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (27.05.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0005 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Hessus, Epistolae familiares, 1543 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 265 |
Sonstige Editionen | Tentzel/Dinckel 1701, 2. Teil, S. 53, Nr. XXXIX (Auszug) |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Helius Eobanus Hessus |
Datum | 1523 |
Datum gesichert? | ja |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Wittenberg |
Zielort | Erfurt |
Gedicht? | nein |
Incipit | Posteaquam a te humanissime tractatus, redii quo festinabam |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Datumsstempel | 27.05.2019 |
Zielort mutmaßlich.
Regest
Nach dem freundlichen Empfang bei Hessus sei Camerarius wieder nach (Wittenberg) gereist - er sei ja lange nicht dort gewesen. Das Buch (nicht identifiziert), das er von Hessus erhalten hatte, habe er Philipp (Melanchthon) übergeben sowie jene Venus (s. Anm.), die durch die Verse des Hessus mehr Anmut gewinne als durch das überaus ansehnliche Gemälde.
Aber zunächst solle Hessus hören, was Camerarius auf seiner Reise widerfahren sei. Camerarius habe Hessus' captiva und die μελετή Philipp (Melanchthons) in Leipzig vorgefunden. Überschwängliches Lob. Camerarius, der einst das Autograph gelesen hatte, habe kaum glauben können, dass er das selbe Werk lese. Lob der Leichtigkeit, mit der Hessus seine Verse im Nachhinein umdichten könne. Aber ein Lob von Camerarius könne kaum noch zu dem Ruhm des Hessus beitragen. Er nehme sich das auch gar nicht heraus. Allerdings könne er nicht verschweigen, dass er gerade bei den Besten in gutem Ruf stehe und sich darüber freue. Wenn er dann einmal einen eigenen Gedanken habe, führe er diesen oft unbedacht aus, wie Hessus sehe. Aber wozu sich darüber beklagen? Wolle er etwa provozieren? Es sollten alle abhauen, die kein Bisschen Anstand kennten, die Musen vertreiben wollten und der Bezeichnung "Mensch" nicht wert seien. Sie sollten ruhig diesen Mann (unbekannt) ruhig zum Anführer ihres Wahnsinns und ihrer Raserei erklären. Camerarius habe (Konrad) Mutian das Werklein (nicht identifiziert) aus Leipzig geschickt. Wenn er es erhalte, werden ihm zweifellos die Eleganz der Rede und der Sätze gefallen, die Würde, die Prägnanz sowie insbesondere die Beweisführung und der Aufbau. Camerarius habe es als seine Pflicht empfunden, eher den vom Untergang bedrohten Wissenschaften ein Epicedium herzurichten, als ihren Triumph über die besiegten Feinde zu begehen. Aber eine den Wissenschaften wohlwollende Gottheit habe Rücksicht auf sie genommen und den Ausgang zum Besseren gewendet. Wenn einige auch jetzt noch bellten, seien sie feige Hunde, weil sich ihre Raserei durch kein Kommando unterdrücken lasse, sondern sogar noch zunehme, und mit Peitsche und Stock gezügelt werden müsse. Sie (sc. Camerarius, Hessus und andere Gleichgesinnte) müssten nun allerdings achtgeben, dass jener Abschaum ihre Studien nicht aus gutem Grunde bekritteln könne und dass sie nicht zurecht Gewissenhaftigkeit und den Willen vermissten, die gute Sache zu unterstützen. Wie Hessus erkennen könne, schließe sich Camerarius ihm und den Seinen an, aber eher auf die Art und Weise, wie sich der gemeine Soldat, ja sogar der Troß von Marketendern und Knechten großspurig als Teil des Heeres bezeichnet.
Lebewohl. Grüße an (Johann) Lange und den jungen Mann mit dem Beinamen magnus angelus (Michael Nossen).
(Manuel Huth)
Anmerkungen
- "und jene Venus": Es handelt sich wohl um das Gemälde der Venus oder einer hübschen Frau, über das Hessus wohl zuvor schon einige Verse an Camerarius geschickt hatte.