Camerarius an Canter, 26.10.1567: Unterschied zwischen den Versionen
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Camerarius wolle, dass seine [[Erwähntes Werk::Nikephoros, Chronologia, 1573|"Chronologia"]] erneut herausgegeben werde (L2r). In dieser Ausgabe solle Canter textkritische Verbesserungen nach seinen Anmerkungen zum Geschichtswerk des (Cassius) Dio vornehmen. Camerarius meine dabei die [[Erwähntes Werk::Johannes Xiphilinos, Epitome zum Geschichtswerk des Cassius Dio, 1558|Epitome]] zu [[Erwähnte Person::Cassius Dio]] aus der Feder des Xyphilinos (Anm 1.). Dieser Dio sei nämlich in Nicaea geboren und habe später gelebt als [[Dion von Prusa|derjenige aus Prusa]]. Auch andere Fehler könne er korrigieren, wenn er sie entdecke. Hierfür wäre ihm Camerarius sehr dankbar. Die Zusammenstellung habe Camerarius allein erstellt. Aber ein Mensch allein könne nicht alles sehen.<br> | Camerarius wolle, dass seine [[Erwähntes Werk::Nikephoros, Chronologia, 1573|"Chronologia"]] erneut herausgegeben werde (L2r). In dieser Ausgabe solle Canter textkritische Verbesserungen nach seinen Anmerkungen zum Geschichtswerk des (Cassius) Dio vornehmen. Camerarius meine dabei die [[Erwähntes Werk::Johannes Xiphilinos, Epitome zum Geschichtswerk des Cassius Dio, 1558|Epitome]] zu [[Erwähnte Person::Cassius Dio]] aus der Feder des Xyphilinos (Anm 1.). Dieser Dio sei nämlich in Nicaea geboren und habe später gelebt als [[Dion von Prusa|derjenige aus Prusa]]. Auch andere Fehler könne er korrigieren, wenn er sie entdecke. Hierfür wäre ihm Camerarius sehr dankbar. Die Zusammenstellung habe Camerarius allein erstellt. Aber ein Mensch allein könne nicht alles sehen.<br> | ||
Auch zum [[Erwähntes Werk::Diverse, Commentationes de comoedia, 1568|Plautus]] wolle Camerarius eine Neuauflage. So habe er zu diesem eine Druckvorlage (''exemplum'') an [[Erwähnte Person::Johann Oporinus|Oporinus]] gesandt. Er meine, dass nicht mehr viel Mühe hineingesteckt zu werden brauche, damit diese Schrift gleichsam wieder gesundet erscheinen könne. Nun wolle Camerarius aber dieses Feld verlassen, auf dem sich schon die Begabungen einiger Leute austoben.<br> | Auch zum [[Erwähntes Werk::Diverse, Commentationes de comoedia, 1568|Plautus]] wolle Camerarius eine Neuauflage. So habe er zu diesem eine Druckvorlage (''exemplum'') an [[Erwähnte Person::Johann Oporinus|Oporinus]] gesandt. Er meine, dass nicht mehr viel Mühe hineingesteckt zu werden brauche, damit diese Schrift gleichsam wieder gesundet erscheinen könne. Nun wolle Camerarius aber dieses Feld verlassen, auf dem sich schon die Begabungen einiger Leute austoben.<br> | ||
Canters Scharfsinn schätze Camerarius sehr, insbesondere bei jener Konjektur, durch die von ihm in den Sibyllinischen Gesängen der in Versen umschriebene Namen eines Gottes aufgespürt werde. Allerdings meint Camerarius ach, einen Fehler entdeckt zu haben, da Canters Vorschlag den Vers metrisch nicht ausfülle. Camerarius macht einen Vorschlag, der ihm von einem nicht namentlich erwähnten Dritten entgegengebracht worden sei: Canter solle das Wort φαοσφόρος bedenken, das sich metrisch gut einfügen würde. Mit diesem klugen Vorschlag wäre mehr gewonnen, als man in den vielen Kommentaren finden könnte, die derzeit überhand nähmen. | Canters Scharfsinn schätze Camerarius sehr, insbesondere bei jener Konjektur, durch die von ihm in den Sibyllinischen Gesängen der in Versen umschriebene Namen eines Gottes aufgespürt werde (Anm. 2). Allerdings meint Camerarius ach, einen Fehler entdeckt zu haben, da Canters Vorschlag den Vers metrisch nicht ausfülle. Camerarius macht einen Vorschlag, der ihm von einem nicht namentlich erwähnten Dritten entgegengebracht worden sei: Canter solle das Wort φαοσφόρος bedenken, das sich metrisch gut einfügen würde. Mit diesem klugen Vorschlag wäre mehr gewonnen, als man in den vielen Kommentaren finden könnte, die derzeit überhand nähmen. | ||
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*Anm. 1: Die hier angerissene Problematik teilt Camerarius in einem [[Camerarius an Oporinus, 13.06.1568|Brief vom 13.06.1568]] auch gegenüber Johannes Oporinus mit. Wie dort deutlich wird, war es Canter selbst, der Camerarius auf den Fehler aufmerksam gemacht hat. | *Anm. 1: Die hier angerissene Problematik teilt Camerarius in einem [[Camerarius an Oporinus, 13.06.1568|Brief vom 13.06.1568]] auch gegenüber Johannes Oporinus mit. Wie dort deutlich wird, war es Canter selbst, der Camerarius auf den Fehler aufmerksam gemacht hat. | ||
*Anm. 2: Camerarius nimmt hier Bezug auf Kapitel 3 ("Oraculum Sibyllae explicatum"), S. 28-31 in Canters' "Novae lectiones", gedruckt 1566 bei Johannes Oporinus. | |||
===Überlieferung=== | ===Überlieferung=== | ||
Im Krakauer Konzept nur der 2. Teil des Briefes; Text wurde für den Druck redigiert; s. Woitkowitz 2008, 96 Anm. 184. | Im Krakauer Konzept nur der 2. Teil des Briefes; Text wurde für den Druck redigiert; s. Woitkowitz 2008, 96 Anm. 184. |
Version vom 10. Mai 2019, 09:38 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||
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kein passender Brief gefunden |
Werksigle | OCEp 0882 |
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Zitation | Camerarius an Canter, 26.10.1567, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Jochen Schultheiß (10.05.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0882 |
Besitzende Institution | Krakau, BJ |
Signatur, Blatt/Seite | Berl. Autografy (K. 72), Camerarius I |
Ausreifungsgrad | Konzept |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 530-532 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Willem Canter |
Datum | 1567/10/26 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 26. D.M. Octobr. 67. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Tuae litterae mihi a nostris Francofurto |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese; Editionsphilologie; Textkritik; Metrik |
Handschrift | nicht gesehen |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:US; Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 10.05.2019 |
Werksigle | OCEp 0882 |
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Zitation | Camerarius an Canter, 26.10.1567, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Jochen Schultheiß (10.05.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0882 |
Besitzende Institution | Krakau, BJ |
Signatur, Blatt/Seite | Berl. Autografy (K. 72), Camerarius I |
Ausreifungsgrad | Konzept |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 530-532 |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Willem Canter |
Datum | 1567/10/26 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 26. D.M. Octobr. 67. |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Tuae litterae mihi a nostris Francofurto |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese; Editionsphilologie; Textkritik; Metrik |
Datumsstempel | 10.05.2019 |
Regest
Canters Brief sei Camerarius von seinen Leuten aus Frankfurt überbracht worden (L1v). Canter habe angedeutet, dass er ihn geschrieben habe, als er aus Italien zurückgekehrt sei. Camerarius zweifle nicht, dass Canter durch seine Studien einen Vorteil aus dem zurückgelegten Weg habe ziehen können (?). Das werde sich bald zeigen.
Camerarius wolle, dass seine "Chronologia" erneut herausgegeben werde (L2r). In dieser Ausgabe solle Canter textkritische Verbesserungen nach seinen Anmerkungen zum Geschichtswerk des (Cassius) Dio vornehmen. Camerarius meine dabei die Epitome zu Cassius Dio aus der Feder des Xyphilinos (Anm 1.). Dieser Dio sei nämlich in Nicaea geboren und habe später gelebt als derjenige aus Prusa. Auch andere Fehler könne er korrigieren, wenn er sie entdecke. Hierfür wäre ihm Camerarius sehr dankbar. Die Zusammenstellung habe Camerarius allein erstellt. Aber ein Mensch allein könne nicht alles sehen.
Auch zum Plautus wolle Camerarius eine Neuauflage. So habe er zu diesem eine Druckvorlage (exemplum) an Oporinus gesandt. Er meine, dass nicht mehr viel Mühe hineingesteckt zu werden brauche, damit diese Schrift gleichsam wieder gesundet erscheinen könne. Nun wolle Camerarius aber dieses Feld verlassen, auf dem sich schon die Begabungen einiger Leute austoben.
Canters Scharfsinn schätze Camerarius sehr, insbesondere bei jener Konjektur, durch die von ihm in den Sibyllinischen Gesängen der in Versen umschriebene Namen eines Gottes aufgespürt werde (Anm. 2). Allerdings meint Camerarius ach, einen Fehler entdeckt zu haben, da Canters Vorschlag den Vers metrisch nicht ausfülle. Camerarius macht einen Vorschlag, der ihm von einem nicht namentlich erwähnten Dritten entgegengebracht worden sei: Canter solle das Wort φαοσφόρος bedenken, das sich metrisch gut einfügen würde. Mit diesem klugen Vorschlag wäre mehr gewonnen, als man in den vielen Kommentaren finden könnte, die derzeit überhand nähmen.
(Jochen Schultheiß)
Anmerkungen
- Anm. 1: Die hier angerissene Problematik teilt Camerarius in einem Brief vom 13.06.1568 auch gegenüber Johannes Oporinus mit. Wie dort deutlich wird, war es Canter selbst, der Camerarius auf den Fehler aufmerksam gemacht hat.
- Anm. 2: Camerarius nimmt hier Bezug auf Kapitel 3 ("Oraculum Sibyllae explicatum"), S. 28-31 in Canters' "Novae lectiones", gedruckt 1566 bei Johannes Oporinus.
Überlieferung
Im Krakauer Konzept nur der 2. Teil des Briefes; Text wurde für den Druck redigiert; s. Woitkowitz 2008, 96 Anm. 184.